1824 / 214 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 11 Sep 1824 18:00:01 GMT) scan diff

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wurde man zwar bald genug auf die Gefahr aufmerk, pen verwickelt werden; denn wie man versichert sind die

sam um groͤßerem Ungluͤck vorzubeugen und die Ordnung herstellen zu koͤnnen; es waren bereits drei Individuen von Kugeln getroffen, und zwei derselben sind an den erhaltenen Wunden gestorben. .

Nichts, sagt der Moniteur, gleicht der wunderbaren Leichtigkeit, mit welcher man in Frankreich alles vergißt. Zwanzigmal haben seit 19 Jahren die Schreiber und Redner der Opposition sich beeifert, glauben zu ma— chen, daß der Staatsrath nichts thue, zu nichts nutze und demnach unterdruͤckt werden muͤsse. Zwanzig mal haben dagegen die Redner der Regierung bewiesen, daß dieses Conseil fuͤr die Administration uothig ist, indem es deren Gang in einer großen Anzahl schwieriger An— gelegenheiten leitet; daß es auch fuͤr die Buͤrger noͤthig ist, die nur an dieses Conseil ihren Rekurs gegen die Entscheidungen der Verwaltungs⸗-Behoͤrden, uͤber welche sie sich beklagen zu koͤnnen glauben, zu nehmen haben. Alles dieses ist klar und unbestreitbar; aber was ver— schlagts? Das Journal du Commerce erneuert nichts desto weniger die alten Angriffe und will uns in einem langen Artikel uͤberreden, daß man die Existenz des Staats⸗ raths nicht rechtfertigen und denselben nicht fuͤr ein nützliches Institut gelten lassen koͤnne ohne ihm die Ge— schaͤfte, fuͤr welche die (in Nr. 200 der St. 3. erwahnte) Revisionskommission gebildet worden, zu uͤbertragen. Wir zweifeln gar nicht daran, daß der Staatsrath sich dieses Geschaͤfts mit vielem Erfolg und Eifer entledigt haben wurde, wir versichern jedoch, daß, ohne ihn in Muͤssiggang zu versetzen, man Anderen jene ehrenvolte und schwierige Angelegenheit uͤbertragen konnte; denn

nach der uns vorliegenden Uebersicht der von ihm im

1823 beendigten Geschaͤfte aller Art belaͤuft sich Zahl auf nicht weniger als 20,584. Man darf daher wohl glauben, daß eine, ausschließlich mit der Reviston der Gesetze und Reglements beauftragte Spe— cial-⸗Kommission schneller als ein Conseil dessen gewoͤhn⸗ liche Geschäfte so zahlreich und mannigfach sind, mit jenem schwierigen Werk zu Stande kommen werde.

Rente 101. 75.

London, 1. Sept. Se. Koͤnigl. Hoh. der Herzog von York, ist gestern nach Windsor abgegangen, um Sr. Maj. einen Besuch abzustatten.

Eine, wie der Courier sich ausdruͤckt, sehr seltsame unverschaͤmte und laͤcherliche Mischung von Wahrheit und Erdichtung ward vorgestern auf dem Koburg-Thea— ter aufgeführt unter dem Titel: Leben und Regierung Georgs III. des Vaters seines Volks. Nicht allein Georg III. und dessen Gemahlin sondern was man kaum glauben wird, auch des jetzt regierenden Koͤnigs Majestaͤt und dessen erlauchte Bruͤder, die Herzoͤge von rb ed, don Clarence treten in diesem Stuͤcke auf. j England durfte im Stande seyn, eine solche thea— tralische Darstellung zuzulassen. Personen die mit Indien und unseren dasigen Ver—

Jahre deren

en genau betanng sind, halten nach den Versi cherungen eines unserer Blatter, den darmaligen Krieg 6. en Birmanen g. ganz unnütz. Wie dem auch sey, . J, niht Her einsige seyn, in ioelchen unsete indischen Trun⸗

. J

Goorka's schon in Bewegung, und man hegt ernstlich— Besorgnisse, daß, wahrend unsere Truppen auf dem bir, manischen Gebiete zu schaffen haben werden, die Kriegs Flamme sich uͤber ganz Indien verbreite.

Briefe ans Gibraltar vom 6. Aug. melden, das

alle Königl. Kriegs- und Transportschiffe so wie die Bomben-Fahrzeuge, welche bei der Blokade vou Algier gebraucht worden, auf ihrer Ruͤckkehr nach England dort angelangt sind.

Aus Malta wird gemeldet, daß den aus Alexam, drien erhaltenen Nachrichten zufolge, der Pascha von Aegypten beschlossen habe, dem Großherrn keine Huͤlf wider den Peloponnes zu leisten und daß er demzw folge Befehl gegeben, seine Truppen nicht einzuschiffen und die mlt Transportschiffen eingegangenen Kontraktz aufzuheben.

Dresden, 5. Sept. Se. Koͤnigl. Maj. geruhten am 30. v. M., in Begleitung der Koͤnigl. Prinzen, uͤbe das Artillerie Korps Revue zu halten, und haben uͤba den guten Zustand desselben, das vorzuͤglich gute Werf— und Schießen, so wie die Manoeuvrir-Faäͤhigkeit der Fu

heit zu erkennen gegeben.

St. Petersburg, 25. Aug. Zwischen Mos kan und hier wird vom 30sten d. außer der gewohnlichen noc eine besondere leichte (Schnell⸗) Post errichtet.

Am 12ten d. hielt der Ober⸗Befehlshaber der ersten Armee, Graf von der Osten-Sacken, bei Riga Heer schau uͤber ein 16,0900 Mann starkes Korps. Der Gra wird auch die uͤbrigen in andern Gouvernements stehen den Korps der ersten Armee inspiciren und sich dann;

Pensa, bei Sr. Maj. Ankunft daselbst, Allerhoͤchstihren

Gefolge anschließen.

Spanien. Der Moniteur meldet aus Barcelonn vom 21. Aug.: Die Liberalen gefallen sich darin, di absurdesten Geruͤchte zu verbreiten. Wollte man ihnen

Glauben schenken, so hätten die Städte Merrilla un

Stepona, auf der Kuͤste von Andalusien, die Fahne der

Unabhängigkeit oder richtiger gesagt die Fahne des Aus Beguͤnstiger von Revolutionen sey, welche eben die Auf—

ruhrs aufgepflanzt.

Nach den letzten Nachrichten aus Madrid soll ei gewiß seyn, daß der Koͤnig, nach einigem Aufenthalte z Granga, sich nach Burgos begeben werde, wohin auc das Hauptquartier der franzoͤsischen Armee verlegt wen den soll; es wurde jedoch eine Besetzungs-Division in Madrid verbleiben.

Von den franzoͤsischen Ober-Behoͤrden sind die sundheits-Maßregeln und die noͤthigen Vorkehrungen ge gen das gelbe Fieber ergriffen worden, und werden mit solcher Strenge und Vorsicht beobachtet, daß die Epide— mie schwerlich hierher gelangen kann. Im Allgemei nen wirkt alles zur Aufrechthaltung der Ordnung zusam men, und man kann nicht genug den Eifer und die Ein—

sicht loben, womit ein Jeder seine Schuldigkeit thut, ja

ihr zuvorkommt.

Die Königl. Audienza setzt mit unermuͤdlicher Tha

tigkeit die Verfolgung und Bestrafung mehrerer Verbre— cher fort, welche die revolutiongire Zuͤgellosigkeit straflos gelassen hatte. Schon sind 2 Meuchelmoͤrder welche fru

bhunkte des Rechts und der Politik in Erwaͤgung. Tösung dieses Problems werden einige geschichtliche Be—

. ah . achtungen vorangeschickt. und reitenden Batterien, Hoͤchstihre gnaͤdigste Zufrieden .

efunden.

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her der gesetzlichen Rache entgangen waren, zum Tode, sten Zeiten erhaltenen Reichen in Amerika ist Spanlen

und 2 Anfuͤhrer von Räͤuberbanden, welche lange Zeit die vermoͤgenden Bewohner dieser Provinz beunruhigt hatten, zu lebenswieriger Galeerenstrafe und zu 200 Ruthenstreichen verurtheilt worden.

Spanten und seine uͤberseeischen Besiz— zung en. Unter dieser Ueberschrift enthaͤlt das erste Heft der neuen politischen Annalen eine sehr

interessante Abhandlung, die, wie man wohl annehmen

darf, zugleich den Geist ausspricht, in welchem diese zeitschrift kuͤnftig redigirt werden soll.

Nachdem der Verfasser das eigentliche Verhaͤltniß Spaniens zu den genannten Besitzungen entwickelt und dargethan hat, daß die Benennung „Kolonien“ eigent— lich nur auf einige Inseln passe, das Spanien zugehoͤ— rige Festland von Amerika aber in Reichen bestehe, die es durch die Gewalt der Waffen erobert, zieht er die große Frage ihrer Emanzipation aus dem ö.

er

Sie bezwecken vornemlich die Widerlegung des von Hrn. de Pradt gegen die spa— iische Regierung erhobenen Vorwurfs einer harten und jweckwidrlgen Verwaltung ihrer uͤberseeischen Provin— sen, so wie die gegentheilige Beweisfuͤhrung, daß eben diefe Verwaltung ihnen niemals gegruͤndete Ursache zu

bllgemeinen Klagen gegeben habe. Es erhelle schon aus

zer Leichtigkeit, mit welcher einige seit der Haͤlfte des origen Jahrhunderts gewagte Versuche, im spanischen merika Unruhen und Empörung zu erregen, vereitelt urden, daß sich dessen Bewohner unter Spaniens errschaft, selbst in den neuern Zeiten, noch gluͤcklich Auch habe ihre Anhaͤnglichkeit an das Mut— erland sich besonders in der verhaͤngnißvollen Epoche ewaͤhrt, wo der diesem aufgedrungene Koͤnig Joseph en Thron bestiegen. Aus diesen faktischen Praͤmissen jeht der Verfasser nun den Schluß, daß die andere

endung, welche seitdem die Angelegenheiten im spa—

ischen Amerika genommen, das Werk der Freunde und

egung, die ihren Grund in der Anhaͤnglichkeit der Voͤl— er an die rechtmaͤßige Regierung hatte, geschickt zu rauchen verstanden, um dieser große, von ihr aus Wild⸗ issen und Urwaͤldern in bluͤhende Provinzen umgestal— te Länder zu entziehen, und Voͤlker gegen sie aufzu— iegeln, die ihr die Wohlthaten des Christenthums und er Civilisation zu verdanken haben, und durch Jahr— underte wirklich verdankten. Der Verfasser geht dem— öchst zu einer Skizze des gegenwaͤrtigen Zustandes je— er Provinzen uͤber, durch dieselbe darthuend, wie das Fluͤck derselben durch die herbeigefuͤhrten Veraͤnderun⸗ en nicht nur keinesweges erhoht, sondern gegentheils besentlich gefaͤhrdet worden. Nachdem in einer kur— en Uebersicht gezeigt worden, daß Spaniens Einfluß

seinen uͤberseeischen Provinzen noch nicht vernichtet, ie Partei des Mutterlandes in demselben noch nicht ertilgt sey, werden dessen Rechtstitel auf den Besitz ntersucht. Der Verf. sagt: „Von allen durch Gut nd Blut der Spanier eroberten, und bis in die neue⸗

Herr und Eigenthuͤmer. England hat keinen bessern Besitztitel des von ihm eroberten Irrlands. Noch nie hat man bestritten, daß die Eroberung ein guͤltiger Be— sitztitel sey, wenn solche durch Sie ne chli. oder in anderer Art von demjenigen, auf dessen Kosten sie ge— macht wurde, anerkannt worden ist. Das eine und das andere ist der Fall bei den Eroberungen Spaniens in Amerika; denn ein, durch mehrere Jahrhunderte, ohne irgend eine, am wenigsten eine guͤltige, Einwendung fortgesetzter Besitz hebt jeden Zweifel uber die Recht— maͤßigkeit jener Eroberung.“ Waͤren demnach auch, argumentirt der Verfasser weiter, jene Provinzen fak— tisch frei, so waͤren sie es doch nicht eher rechtlich, als bis Spanien ihre Unabhaͤngigkeit feierlich anerkannt; so lange dies nicht geschehen, befanden sie sich in einem fortwährenden Insurrektiöns-Kriege. „Die Regierun⸗ gen, heißt es ferner, welche das Reich der Gesetzlichkeit wieder hergestellt, und mit so großer Anstrengung in Europa das verheerende System vernichtet haben, wel⸗ ches die Empoͤrungen in Amerika erzeugte, werden des⸗— sen Keim in jener Hemisphaͤre nicht gedeihen lassen, damit er dort zur Frucht hervorreife, die sich wieder nach unsern Erbtheil verpflanze. Schon die bloße Aner⸗ kennung einer durch Empoͤrung errungenen Unabhängig⸗ keit sey eine Unterstuͤtzung der revolutionairen Grund saͤtze, daher denn England durch seine Geneigtheit hier⸗— zu, ohne vorgaͤngigen Verzicht von Seite Spaniens, sich schwerlich gegen den Vorwurf werde rechtfertigen koͤnnen, daß es sich, im Widerspruch mit dem fruͤher von ihm aufgestellten Grnndsatze, in die Angelegenheiten Spaniens mische. Noch schwerer aber wuͤrde es Eng⸗ land fallen, den weiteren Widersfpruch zwischen seinen jetzigen Erklaͤrungen und den im Jahr 18190 ertheilten Zusicherungen zu heben. Der Verfasser beruͤhrt die

wichtigen Folgen, die fuͤr das europaäͤische Staaten Sy⸗ stem daraus entstehen wurden, wenn Spanien seine

überseeischen Provinzen und somit einen integrirenden Theil seiner Monarchie verlieren sollte. Aus der Ana⸗—

logie des gegen Frankreich, nach den großen Ereignissen der Jahre 1814 und 1815, von den europaäͤischen Groß⸗

maͤchten eingehaltenen Verfahrens und ihrer damaligen

Erklarung, sie wollten, Frankreich solle maͤchtig und bluͤ⸗

hend bleiben, leitet derselbe ein gleiches politisches In⸗ teresse ihrerseits an der Erhaltung von Spaniens Macht

und Wohlfahrt ab, welche durch den Besitz der uͤberseei⸗ schen Provinzen bedingt seyen. Sie wurden gew dieser Beziehung keine entgegengesetzten Grundsaͤtze stellen, und dadurch ein Reich politisch zernichten wol⸗ len, welches so viel und mit so unsaͤglichen Opfern da⸗ zu beigetragen habe, die Herrschaft der Usurpation zu stuͤrzen. „Daher, folgert der Verfasser, würde es ein jener Machte wuͤrdiges Unternehmen seyn, zu erwägen, ob es nicht moͤglich waͤre, die Interessen Spaniens, sei⸗ ner uͤberseeischen Besitzungen und der euxopaäischen Na⸗ tionen zu vereinigen.“ Endlich wird die Politik des englischen Ministeriums getadelt und geäußert, daß sel⸗ bige ein System befolge, welches böchstens Englands

Handels⸗Interesse einigermaßen vortheilhaft, nicht aber

nothwendig seyn koͤnne, und daß es sich dadurch von