1824 / 217 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Wed, 15 Sep 1824 18:00:01 GMT) scan diff

d

952

Zeit zur vollstaͤndigen Bewirkung der Beleuchtung ver⸗ stattete, und selbst der Mond, hinter das hohe Rath—⸗ haus und eine Wolke zuruͤckgezogen, ließ den Theil der Stadt, den die hohen Reisenden passirten, im Schatten, so daß Nichts die Wirkung des kuͤnstlichen Lichtes beein⸗ traͤchtigte.

Von' einem allgemeinen jauchzenden Lebehoch em— pfangen, gelangten die Hoͤchsten Reisenden zu dem frei— gehaltenen Umspanne⸗Platz am Markte. Hler befanden sich die militairische Ehren Wache, Se. Excellenz der Hr. Kommandant, das Officier-Korps der Garnison, 14 weiß gekleidete mit hellblauen Baͤndern gezierte junge Maͤd— chen, Tochter hiesiger Honoratioren und Buͤrger, die Geistlichkeit, das gesammte Personale der hiesigen Tivil⸗ Behoͤrden, der Magistrat, die Stadtverordneten ⸗Ver⸗ sammlung und die Honoratioren. Bei den militairischen Honneurs bewillkommte die hoͤchsten Reisenden zuerst der Hr. Kommandant; dann hielt der hiesige Burger— meister, Namens der Buͤrgerschaft und aller Bewohner der Stadt, eine kurze Anrede. Die von ihm an die er— habenen Herrschaften gerichtete ehrfurchts volle Bitte, in ein nahgelegenes Zimmer abzutreten, konnte bei dem schon herangenahten Weiterreise leider nicht erfuͤllt werden.

Dann nahten sich die jungen Maͤdchen, und uͤber⸗ reichten durch ihre Vorgeherin Ihro Koͤniglichen Hoheit, Ramens der Buͤrgerschaft, ein auf Atlas gedrucktes in hellblauen Sammt gebundenes Gedicht, auf einem weiß atlaßnen mit Gold gestickten und mit goldnen Frangen besetzten Kissen, mit folgender Anrede:

Nur der einge Kranz, den aus den gold'nen Aehren Seiner Treu der Unterthan Dir webt, Dauert ewig, wenn die Zeit auch strebt

And'rer Kraͤnze Daner zu zerstoͤren.

Dieser Kranz, der fene Blumen traͤgt,

Die das Herz des Burgers adeln niüssen,

Sey, o Fuͤrstin! hier zu Deinen Fuͤßen

In der tiefsten Ehrfurcht hingelegt. r Wohl uns, wenn er Dir, Durchlauchtigste/ gefaͤllt, Und wenn Du erlaubst, daß unser Herz ihn heute Im Gefuͤhl der allgemeinen Freude

Auf des Baterlands Altaͤre stellt.

Die erhabene Prinzessin geruhte nicht nur dies Gedicht,

die Gefühle der Ehrfurcht gegen die erhabene

so wie die Freude der Buͤrgerschaft uͤber Anwesenheit am hiesigen Orte, ausge— druckt waren, sondern auch aus den Haͤnden zweier an⸗— derer diefer jungen Damen ein, obzwar werthloses, doch gutgemeintes Geschenk an Handschuhen und Pfeffer ku— chen, Ergebnisse hiesiger Induͤstrie, und einige Erfrischun⸗ gen gnaͤdigst anzunehmen. .

. rinzessin Hoch tber selben

Die huldreichen Aeußerungen der Höͤchsten Neisen— ; . einen unvertilgbaren Ein⸗

den haben in Aller druck zuruͤckgelassen. ochte es uns doch vergoͤnnt ge— wesen seyn, Höchst Sie laͤnger in unseren Mauern ver— wellen zu fehen. Denn nach kurzem Verweilen setzten

spaͤten Abend und der vorhabenden

Ihre Koͤnigl. Hoheiten die Reise unter wiederholtem TLebehoch-⸗Rufe fort. Von der Striegauer Barrisére het strahlte Ihnen wiederum eine mit Laubwerk umwundem und hell erleuchtete Ehrenpforte, mit der Aufschrift. „Gott mit Dir!“ entgegen, an welcher sich ebenfalls

eine Deputation des Magistrats und der Stadtverord neten⸗Versammlung befand, um die Stadt der Gnade 37 Königl. Hoheiten nochmals ehrfurchtsvoll zu em

pfehlen. Wir koͤnnen diese Anzeige nicht schließen, ohne zu bemerken, daß die Ausfuͤhrung der einzelnen Partien

diefer Empfangs-Feierlichkeiten lediglich das Werk hies

ger Buͤrger war, und daß der gute Sinn der Bewohnn

hiesiger Stadt und ihrer Umgegend in genauer Beflg

gung der getroffenen Anordnungen auch nicht ein Mi

verhaͤltniß, nicht ein Mißgeschick, nicht ein Ungluͤck ein

treten ließ, obgleich die Menschen⸗Menge bis tief in

Nacht durch die Straßen wogte,

Wolmirstädt (bei Magdeburg), 7. Sept. Am Sept. d. J. zog zwischen 8 und 8 Uhr Morgens ein starke Gewitterwolke uͤber das im Wolmirstaͤdter Kr belegene Dorf Mammendorf. Sie brachte eine solt Verdunklung zu Wege, daß der Prediger in der so hellen Kirche das Evangelium abzulesen außer Stan war, dies und die Schwule der Luft ließ demselben Naͤhe der Gefahr ahnden; er schloß daher den Goth dienst. Schon hatten mehrere die Kirche verlassen,! unmittelbar hintereinander zwei Schlaͤge erfolgten, von einer in den noͤrdlichen Giebel des Kirchthums ; schlug, einen Theil desselben zerstoͤrte, an der Mal herunterfuhr und sich in der Erde verlohr; der anz

schlug den groͤßten Theil der Ziegel⸗Bedachung des Th

mes herab, nahm die Richtung nach dem untern T desselben. Hier wo der Eingang zur Kirche befind und in der Kirche selbst, warf er, mit Ausnahme Predigers, saͤmmtlich Zuruͤchgebliebene zu Boden, toͤdt auf der Stelle zwei, beschaͤdigte einen so stark, daß felbe den andern Tag starb, und verletzte außerdem

mehr oder mindern Grade 16. Personen.

CönTgIiche Schausptete.

Dienstag, 14. Sept. Im Opernhause: Die Di Saͤngerinnen, komisches Singspiel in 2 Abtheilung Mustk von Floravanti. Madame Gruͤnbaum, K Hoffaͤngerin aus Wien: Rosine.)

Mittwoch, 15. Sept. Im Schauspielhause: Nu plan, der kleine Tambour, Lustspiel in i Aufzuge. Ur Er mengt sich in Alles, Lustsp. in 5 Abtheilungen, m dem Englischen. (Hr. Karl Unzelmann: Plumper.)

Meteorologische Beobachtungen,

Barometer Therm. Hygr. Wind! Witterun

A. 85 Is4 135 785 S. eat, lau.

F. 280 11441132 897 S. hell, Wolken. M. 280 37 4 1530 535 S. W. hen, Wolken,

Redahteur John

12. Sept. 13. Sept.

Gedruckt hei Hayn.

.

. Dr. . en,, ,,

. 5 . .

e,, n , , , , , u 3 2. y 1. !

jestaͤt das in der

All ge

preußische St

meine

*

aats⸗Zeitung.

217.

er, e.

Berlin, den 15ten September 1824.

I. Amtliche Nachrichten. Keronik des Tages.

Berlin, den 15. September. Aus Liegnitz sind vom 11ten d. M. folgende Nach⸗ lichten hier eingegangen: Se. Majestaͤt der Koͤnig, zchstwelche die Reise nach Schlesien, Behufs der Ab⸗ nahme der Revue des 5ten und 6ten Armee⸗Korps, am

ten d. M. angetreten haben, geruhten auf der Durch⸗ reise durch Frankfurt die unfern der Chaussée hinter der

tadt aufgestellte 5te Division unter Befehl des Gene⸗ alFteutenants v. Brause und im Beiseyn des Prinzen Wilhelm K. H. in Augenschein zu nehmen; uͤbernachte⸗

8

en in Gruͤnberg und trafen am folgenden Tage Abends

m7 Uhr in Breslau ein. Am 4ten Morgens nahmen Se. Majestaͤt die Umgebungen und neuen Anlagen der Ftadt in Augenschein, und gaben Mittags große Tafel, zu welcher, außer den

saͤmmtlichen anwesenden Koͤnig⸗ lichen Prinzen und Prinzessinnen, die hoͤchsten Militair—

und Civil-Behörden, so wie die anwesenden ausg ezeich⸗

netsten Staͤnde der Provinz zugezogen wurden. Am ten Morgens um 7 Ühr verließen Se. Majestaͤt Bres⸗ lau, nachdem Hoͤchstdieselben den Armen der Stadt eine namhafte Summe bewilligt hatten, Bruder, dem Prinzen Wilhelm K. H., in Fischbach einen Besuch abzustatten. Allerhoöͤchstdleselben verweil— ten daselbst, im Kreise der Koͤniglichen Familie, bis zum Jten fruͤh, wo Sie Ihre Reise nach Liegnitz antraten, auf dem Kapellen⸗Berge fruͤhstuͤckten, darauf um 33 Uhr hler eintrafen und im Gebaͤude der Ritter⸗-A kademie ab— stiegen, wo der hier anwesende kommandirende General des 5ten Armee⸗Korps, General-Lieutenant von Roͤder, so wie die höchsten Militair⸗ und Civil⸗Behoͤrden, Hoͤchst⸗ Dieselben zu empfangen die Ehre hatten. In den Mor— gen- Stunden des Sten, gten und 10ten haben Se. Ma— hiesigen Geg mee-Korps in Hoͤchsten Augenschein genommen und von demfeiben mehrere Manoeuvres ausführen lassen, welche zur Allerhoͤchsten auch den sehr zahlreich, aus der ganzen Umgegend und

aus den entfernteren Provinzen versammelten Zuschauern,

um Hoͤchstihrem

Gegend versammelte 5te Ar⸗

besonderen Zufriedenheit aussielen und

ungeachtet des Staubes, einen hoͤchst imposanten Anblick gewährten. Mittags gaben Se. Majestaͤt große Tafel, welcher die anwesenden Glieder der. Koͤniglichen Familie beiwohnten und zu welcher saͤmmtliche anwesende Generale und Stabs-Officlere, so wie die hoͤchsten Civil-⸗Behörden und die ausgezeichnetsten der anwesenden Landstaͤnde zugezo—⸗ gen zu werden die Ehre hatten. Am Abende desselben

ages hatte die hiesige Buͤrgerschaft, auf dem dicht an, der Stadt gelegenen Schießplatze, ein Fest veranstaltet, welchem Seine Majestaͤt und saͤmmtliche Prinzen und Prinzessinnen des Koͤniglichen Hauses beizuwohnen ge— ruhten. In der Mitte des Platzes war ein großes und mehrere kleinere Zelte fuͤr die Allerhoͤchsten Herrschaften, deren Umgebungen und die ausgezeichnetsten Bewohner der Stadt und anwesenden Fremden errichtet. Zu bei⸗ den Seiten und gegenuͤber befanden sich eine Anzahl anderer Zelte, deren jedes zur Aufnahme einer Kom⸗ pagnie des Jten Infanterie Regiments und der 1sten Schuͤtzen-Abtheilung bestimmt waren, die zetzt in der Stadt Liegnitz einquartirt sind, Die Unter⸗Offieiere und Gemeinen dieser Truppen⸗Theile wurden hier auf Kosten der Stadt bewirthet. Die Zugaͤnge zu den Haupt⸗Zelten waren mit Trophäen geziert, welche aus den in den Schlachten gegen die Tataren erbeuteten Waffen und Ruͤstungen errichtet waren. An mehreren Orten waren sinnige und glaͤnzende Beleuchtungen angebracht. Se. Majestaͤt und dien höͤchsten Herrschaften verweilten bis 9 Uhr. Gestern nach der Tafel geruhten Se. Majestaͤt das Schlachtfeld an der Katzbach in Augenschein zu neh— men und Sich die gegenseitigen Stellungen, so wie den Gang des Gefechtes, durch den General der Infanterie Grafen von Gneisenau, damaligem Chef des General⸗ Stabes des Feldmarschalls Fuͤrsten Bluͤcher, so wie auch durch den anwesenden GeneralLieutenant v. Muͤffling,/ anzeigen und vortragen zu lassen. Se. Majestaͤt besuch⸗ ten hierauf das fuͤr die Dauer der Uebungen zu Kloster Wahlstatt eingerichtete Militair-Lazareth, betraten meh⸗ rere Kranken, Stuben und hinterließen einigen beim Manoeu re verungluͤckten Soldaten, beträchtliche Be⸗ welse Höchst Ihrer Mildthätigkeit. Abends geruhten Se, Majestaͤt noch, den von der hiesigen Stadt im Ressour⸗

welcher die Uebersicht erschwerte, Am Sten