1824 / 222 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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kommen und gab ihnen den Se— Lebt wohl, Meine Kinder, Gott

Seiner Familie zu sich gen mit den Worten: sey mit Euch.

Die Schauspielhaͤuser und anderen dergleichen oͤf⸗ fentlichen Belustigungs Orte, nicht minder auch das Museum und die Boͤrse, sind bis auf Weiteres geschlos⸗ fen, und durch ein Cirkular-Schreiben von Seiten des Ministers der geistlichen und Unterrichts-⸗Angelegenheiten sind die Erzbischoͤfe und Bischoͤfe, Behufs Anstellung von Gebeten fuͤr das Wohl Sr. Majestaͤt, von dessen betruͤ— bendem Gesundheits-Zustande in Kenntniß gesetzt wor— den. Alle Zugaͤnge und Umgebungen der Tuilerien sind mit Personen angefuͤllt, welche sich nach dem Be— finden Sr. Majestaͤt erkundigen die tiefste Bekuͤmmer⸗ niß liegt in Aller Mienen, und trauervolle Stille hat

sich uber diese Stadt ausgebreitet.

Das (in Nr. 219 der St. Zeitung erwahnte) Re— glement welchem die Konvention wegen des Aufenthalts der franz. Truppen in Spanien beigefuͤgt ist, zerfallt in J Kapitel, naͤmlich: Kasernirung, Lazarethe, Magazine, Transporte, Etappen, Verproviantirung fuͤr Belage— rungsfaͤlle, Ausruͤstung der Plaͤtze und die Posten. In allen von den franz. Truppen besetzten Plaͤtzen hat die spanische Regierung fuͤr Lokale zur Kasernirung, desglei⸗ chen fuͤr die dazu gehörige Meublen und Effekten und deren Unterhaltung zu sorgen, eben so auch fuͤr die Lazareth-Lokale und Utensilien; doch sind die kasernir— ten Korps fuͤr die durch sie verursachten Beschadigungen verantwortlich und muͤssen solche ersetzen. Was die in den Lazarethen bereits befindlichen Effekten anlangt, welche franz. Eigenthum sind, so soll daruͤber ein besonderes Ver— zeichniß aufgenommen werden und ist im Uebrigen deren In⸗ standhaltung ebenfalls Sache der spanischen Regierung, auch hat dieselbe sich wegen deren Werths mit der franz. Administration demnaͤchst zu berechnen. Die erferder— ichen Magazingebaͤude sind ebenfalls von der spani— schen Reglerung zu beschaffen und zu unterhalten, auch wird diefelbe fuͤr die Transportmittel sorgen, sowohl was den Transport der Bagage, als der Magazine, in⸗ gleichen der Kranken betrifft. Die auf dem Marsch befindlichen Truppen-Korps und Abtheilungen, se wie Einzelne sind zur Einquartirung bei den Einwohnern berechtigt. .

Die Verproviantirung der Festungen ist spanischer Seits nach der Bestimmung des Ober-Befehlshabers der franzoͤsischen Truppen zu beschaffen. In den von franzoͤsischen Truppen besetzten Festungen sorgt die spa⸗ nische Regierung fuͤr gehoͤrige Ausstattung der Arse— nale ꝛc., nach den franzoͤsischer Seits zu ertheilenden Bestimmungen, desgleichen auch fuͤr die erforderlichen Festungs⸗Arbeiten und Bauten.

Die Annahme und Expedition der franzoͤsischen Kor—

respondenz geschieht durch die Postbeamten der franzoͤsi⸗

schen Armes. In kleinen Gaxnisonorten und Kanton nirungen, wo keine franzoͤsische Postbeamten sind, kommt die franzoͤsische Dienst-Korrespondenz kontrasignirt an, und wird von dem Direktor der Civilpost portofrei aus. geliefert.

London, 10. Sept. Briefen aus Para vom 6ten

ö.

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Jul. zufolge, herrschte daselbst vollkommene Ruhe un man war mit den neuen Behoͤrden zufrieden.

Aus Rio de Janeiro wird unterm 1. Jul. gem det: Lord Cochrane hat hier viel von seinem Einflu verloren. Ungefaͤhr vor 10 Tagen kam eine brasilian sche Fregatte, unter Kommando eines jungen Englaͤ— ders, Namens Grenfelt, von Para hier an, die, wier hieß, 200,000 Dollars am Bord hatte, welche von de bald nach dem Gefechte bei Maranham stattgehabt— Konfiskationen zu Para herruͤhren sollen, wobei Cochran ungefaͤhr 400,060 erhielt, welche er unter dem Vorwan behielt, daß er sie nicht eher herausgeben wuͤrde, bis“ Rechenschaft von den portugiesischen Prisen erhalte hatte. Bald nachdem Grenfelt vor Anker gegangt war und Tochrane einen Besuch abstattete, verfuͤgte s der Kaiser selbst an Bord des Schiffes von Grens und ließ das vorhandene Geld nebst dessen Papien ans Land bringen. Damit war Lord Cochrane sehr n zufrieden und Grenfelt, dem man nachsagt, er sey schu daß im Oktober vorigen Jahres 252 Brasilianer Bord eines Schiffes umkamen, ist verschwunden man weiß nicht, ob ihn Cochrane versteckt haͤlt, oder 1 ö. am Bord eines der brittischen Kriegsschiffe indet.

Laut Briefen aus Port-au-Prince vom 29. I hatte die Furcht vor einer Invasion in St. Dominf daselbst bedeutend nachgelassen.

Kapit. Wright, vom Kriegsschiffe Medway, heh am 5. Marz in der Suͤdsee eine 20 englische Meih

lange Insel entdeckt, die er Roxburgh-Insel nan

Sie liegt unter 21“ 36“ der Br. und 159 140“ n.. von Greenwich, und kann schon auf eine Entfernuh; von 6 Stunden im Meere wahrgenommen werden. Hannover, 14. Sept. Se. Koͤnigl. Hoheit General⸗Gouverneur, Herzog von Cambrigde, sind n der nach dem Harz unternommenen Reise vorgeste Abends uͤber Rotenkirchen hieher zuruͤckgekommen, u gestern Vormittags nach dem Mecklenburgischen zu ein Jagdparthie wieder abgereist. ö. Wurzburg, 11. Sept. JJ. KK. HH. der Kro prinz und die Kronprinzessin sind seit voriger Woche a

dem Bade von Bruͤckenau zuruͤck und wieder hier 4

wesend. . Kopenhagen, 10. Sept. Um den Land⸗Eige thuͤmern die Bezahlung der der Regierung gebuͤhrend Abgaben zu erleichtern, haben Se. Majestaͤt mittels! Verordnung vom 25. August befohlen, daß von jen Tonne privilegirten Acker- und Feld-Hartkorns in N nemark eine Tonne Korn und von jeder Tonne unpt— vilegirten Acker- und Feld-Hartkorns eine Tonne und Scheffel Korn geliefert werden soll. Auf Bornholm sin

aber nur 4 Scheffel Korn von jeder Tonne Hartkon

zu entrichten. .

Turkei. Der Smyrnsen meldet aus Alexandtiü vom 4. Jul. Die Pest hat zu Kairo aufgehoͤrt. Einig Sterbefaͤlle setzen noch bisweilen unsere Stadt in Trauer; allein wir hoffen, bald von dieser schrecklichen Plage be freit zu seyn. Alexandria gewährt den Anblick eine Kriegsplatzes; wir sind mit Matrosen und Soldaten

iögyptischen

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Die strengste Mannszucht herrscht unter den Truppen. Der Sieger der Wechabiten, Ibrahim Pascha, ein Sohn unsers Vice, Koͤnigs, ist Zeneralisstmus dieser schoͤnen Expedition. Er verbindet mit vieler Weisheit und Karakterfestigkeit ein Miß— trauen in sich selbst, zufolge dessen er mit Vergnuͤgen den ihm ertheilten Rath annimmt. Gleich seinem Va—⸗ ter liebt er die Europaͤer sehr. 16, 090 Mann Fußvolk, Hod M. Reuterei und 5060 Albaneser werden Ibra— him Pascha begleiten; 200 Transportschiffe sind bestimmt, bie der Armee noͤthigen Vorraͤthe, einen Geschuͤtzpark und die Pferde uͤberzufuͤhren. zacoi in Karamanien seyn. Eine Menge europaͤischer Ifficiere, besonders viele Philhellenen, die des Dienstes zel den Griechen uͤberdruͤßig sich nach Egypten begeben atten, werden den Generalissimus begleiten. Allen iesen Anstalten fuͤgt der Vice-Koͤnig eine Militatr⸗ TLasse bei, damit sich Ibrahim alles Erforderliche an⸗ chaffen kann. Mehemet Ali Pascha ist bereit, beim indesten Mißgeschick 50, o0 Mann ausheben zu lassen, m solche nach Morea nachzusenden. Es geht das Ge— scht, diese Expedition werde sich zuerst nach Hydra enden.“ .

nen.

Privat⸗-Nachrichten aus Galatea vom 26. Jult zu⸗

welche die Pariser Etoile mittheilt, ist das Geld englischen Anleihe noch nicht an die Griechen ausgezahlt worden, weil man englischer Seits och nicht die Ueberzeugung erlangt habe, daß alle grie⸗ hischen Anfuͤhrer sich an die provisorische Negierung Griechenlands angeschlossen. Letzteres soll auch in der That nicht der Fall seyn, namentlich soll die Spaltung

olge, e d uus der griechisch⸗

wvischen den Kolokotronis, Vater und Sohn, und der ærovssorischen Regierung noch bestehen, so wie auch die

inzelnen Anfuͤhrer der Griechen unter sich keineswegs inig seyn sollen. —das Journal des Débats theilt dagegen, 1s officiell, aus nit, das obgedachte Geld von Zante nach Napoli di woömania gefandt worden, auch dort angelangt sey.

J .

Arnsberg. Bei dem in der Nacht vom Zösten luf den 26. Jul. entstandenen Brande des Wohnhauses ßes Webers Pinninghoff zu Pelkum im Kreise Hamm gaben sich der Tageloͤhner Huͤckemann, der Colon Schulze u Pelkum, der Tageloͤhner Heinr. Kemper und der sraelit David Anschel ruͤhmlichst ausgezeichnet, und urch eilige und muthvolle m Schlafe begriffenen Hausbewohner und zur Ver huͤ⸗ ung der weiteren Verbreitung des Feuers vorzuͤglich eigetragen. .

Erfurt. Am 13. Aug. ist die 6jaͤhrige Tochter des Stadtmusikus Neumeister in Schleusingen, welche in ei— en bedeckten Wasserkanal gefallen war, von dem Kupfer— hammerbesitzer Andreas Thiel, und am 21. Aug. der bei zer Bleiwelß-Fabrik unweit Schleusingen ins Wasser gefallene Maler Ludwig Hoffmann durch den Kupfer— chmiedslehrling Ferdinand Thiel zu Schleusingen vom Er— trinken gerettet worden. .

Die Schaͤden, welche das Hagelwetter am 18. Jul.

uͤberfuͤllt, die nichts als Blutvergießen und Ruhm ath in der Stadt Erfurt und deren Feldmark angerichtet hat,

Der Sammelplatz soll

Korfu vom 1. Aug. die Nachricht mit,

Huͤlfleistung zur Rettung der

sind zu 51,431 Rthlr. 26 Sgr. 11 Pf. ermittelt, und

in dem Erfurter Land-Kreise sind 56765 Morgen, theils ganz, theils zu 3 oder zur Haͤlfte verhagelt, und der Gesammtverlust duͤrfte vielleicht auf 100,000 Rthlr. berech— net werden koͤnnen.

Koͤslin, 4. Sept. In der Nacht vom 11. zum 12. v. M, ist ein, einem Kaufmann in Stettin gehoͤ— riges, nach Danzig bestimmtes, Schiff, 27 Meile in offener See, oberhalb Wittenberg, 4 Meilen oͤstlich von Leba, gesunken. Die Mannschaft hat sich jedoch in einem kleinen Bote gerettet.

Liegnitz, 4. Sept. Das Leinen-Verkehr, auch nach dem Auslande, scheint noch immer im Zunehmen zu seyn. Aus den Staͤdten Landeshut und Schmiede— berg allein sind zusammen fuͤr 205,532 Rthlr. diverse Leinwand ins Ausland abgesetzt. Auch befinden sich die Bleichen des Hirschbergers Thals wiederum stark be— legt und einige derselben in diesem Jahre schon zum fuͤnftenmale. Die Schiffahrt auf der Oder geht wegen 8e. niedrigen Wasserstandes nicht mit gewuͤnschtem Er— olge. .

Magdeburg, 9. Sept. Zu Aschersleben ereignete sich folgender ungluͤckliche Vorfall: Der Tuchmachermei— ster Breitschu, ein Mann von 28 Jahren und im Be— griff sich zu verheirathen, wollte sein erst kuͤrzlich gekauf— tes Haus seinem Beduͤrfnisse gemaͤß einrichten und hier⸗

bei die in dem Ziehbrunnen auf dem Hofe befindlichen

Steine mit benutzen, demnaͤchst aber den Brunnen zu— werfen. Am 11ten v. M. steigt er in den Brunnen, um den zum Brechen der Steine gedungenen oben ste— henden Maurer-Gesellen Jungblut, Baumgarten und Kleine zu zeigen, wie weit die Steine gehen. Schon im Wiederheraufsteigen begriffen, stuͤrzt derselbe von der Leiter herab, ohne Zeichen des Lebens von sich zu geben. Der ꝛ(. Jungblut, in der Meinung, daß der Breit— schu von einer Ohnmacht befallen sey, steigt zu seiner Rettung in den Brunnen, ergreift den Breitschu, um ihn herauf zu bringen, faͤllt aber mlt demselben wie— der in die Tiefe hinab. Hierauf folgt in gleicher Ret— tungs⸗-Absicht der ꝛc. Baumgarten, findet aber wie die beiden ersten im Brunnen seinen Tod. Nun wird der Klein zur Huͤlfe der Verungluͤckten an einem Seile heruntergelassen, allein vergeblich, indem auch dieser fast entseelt wieder heraufgezogen wurde, und eben so zwei andere Arbeiter, die den naͤmlichen Versuch machten, so daß die drei Verungluͤckten, Jungblut, Breitschu und Baumgarten, mittels Feuerhaken aus dem Brunnen ge⸗ zogen werden mußten, aller angewandten Mittel un— geachtet aber nicht ins Leben zuruͤckgebracht werden konn— ten, indem sie durch die faulen nnd verpesteten Duͤnste, womit der Brunnen, ohne daß man solches vorher wußte, oder nur vermuthete, angefuͤllt gewesen, erstickt waren. Der Brunnen ist hienaͤchst auf polizeiliche Anordnung

verschuͤttet worden.

In den Tuchfabriken zu Burg wird mit Eifer gear— beitet, obgleich die letzte Braunschweiger Messe, wohin die zu Burg verfertigten Tuͤcher vorzuͤglich abgesetzt wer⸗ den, dem Geschaͤfte im Allgemeinen nicht guͤnstig gewe— sen ist. Nur Tuche zu geringen Preisen wurden vor— zugsweise gesucht und verkauft. In Mittel⸗Tuchen hat