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spanischen Armee hervorgegangen, und ihre Haͤupter sind s
bie Generäle dieser Armes. Wir wollen einen kurzen Blick auf die Ursachen dieser Spaltung werfen, welche fuͤr diesen großen und reichen Theil von Suͤdamerika,
se wichtigsten Folgen haben kann.“ — 3. *g sf. Zwietracht unter den Heerfuͤhrern der spa—
nischen Armee ausbrach, war der Unabhaͤngigkeits-Krieg
tits seit einiger Zeit angefacht; die kombinirte Armee , . und Chili nnter Anfuͤhrung des Ge⸗ neral San Martin, war in Peru eingedrungen, stand aber noch weit von Lima. Dleser Krieg wurde von bei— den Seiten mit erbitterter Wuth gefuͤhrt; der Haß bei den einen, bei den andern die Rache, und bei allen große auf dem Spiele stehende Interessen, gaben ihm einen ausnehmend grausamen Kartakter. Es wurden unerhörte Barbarelen an ganzen Ortschaften veruͤbt, die im Ver— dachte standen, vom Geiste der Unabhaͤngigkeit beseelt zu seyn. Dieses Benehmen schadete der royalistischen Sache ngemein. gleich 3 in den Provinzen von Ober-Peru aus, wo sich eine gewisse Anzahl von Republiduetos bildete, welche der Be—
wegung der sogenannten Befreiungs-Armee gegen Lima
großen Vorschub thaten, Unter diesen Konjunkturen wurde
za Serna zum Ober⸗Befehlshaber der spanischen Armee
nnter den Befehlen des Vice-Köoͤnigs Pezuela ernannt. La Serna, ein Mann von mildem und großmuͤthigem, aber etwas schwachen Karakter, hatte mit Grausen die obenerwaͤhnten Verheerungs⸗Sceenen gesehen, und gegen Pezuela, welcher solche befohlen oder wenigstens gestat⸗ tet hatte, eine unuͤberwindliche Abneigung gefaßt. Seine erste Sorge, als er an die Spitze der Armee gestellt
ward, war dahin gerichtet, die moͤglichst groͤßte Anzahl seiner Proselyten anzustellen, und seinen Einfluß auf
die Armee zu sichern. Er verhinderte viele Grausamkei⸗
ten, erstickte fast gaͤnzlich die Revolutionen in denjenigen
Provinzen, wo sie nicht durch die Gegenwart der Trup— pen, unter San Martin unterstuͤtzt wurden, und erlangte durch diese Mittel eine große Popularitaͤt bei der Na— tion und der royalistischen Partei.“ „Der Viee-Koͤnig gerieth daruͤber in Unruhe; er fing gegen diesen gefaͤhrlichen Nebenbuhler einen heim— lichen Krieg an; bald bot ihm das Gluͤck die Mittel dar, ihn offen anzugreifen. Ober-P revolutionairen Bewegungen daselbst durch die weisen taßregeln La Serna's erstickt worden waren, insgeheim von einigen Personen geleitet, welche unter sich eine kon⸗ stitutionelle Gesellschaft gebildet hatten. Wenn La Serna auch nicht zu dieser Gesellschaft gehörte, so duldete er dennoch deren Existenz. Die vornehmsten Mitglieder derselben waren der General Valdez und einige andere aus Spanien unlaͤngst angekommene Individuen; ihre
lieberalen Meinungen waren hinlaͤnglich bekannt, um
den Zweck ihrer Verbindung zu errathen. Pezuela zeigte diese Gesellschaft eiligst bei der Inquisition zu Lima an, welche mit nicht geringer Eile, einen Prozeß gegen La Serna einleitete; die Akten dieses Prozesses wurden nach Spanien gesendet, und als vorlaͤufige Maßregel die Ab— setzung diefes Generals begehrt, die der Vice⸗-Koͤnig nicht aus eigener Machtvollkommenheit aussprechen konnte,
weil La Serna vom Koͤnige selbst ernannt worden. Man
Partielle Revolutionen brachen zu gleicher
eru wurde, seitdem die
versichert, daß das Fahrzeug, welches diese Akten na Spanien uͤberbringen sollte, von einem Korsaren a
daß diefe Anklage keine Folgen hatte.“
„Inzwischen verfolgte der Vice-Koͤnig seine fein seligen Anschlaͤge gegen La Serna; er deckte dessen 4 gebliche Einverstaͤndnisse mit der konstitutionellen Gesel schaft in Ober-Peru auf, und stellte sie den geistlich und weltlichen Behoͤrden und den eifrigen Royalisten einem Lichte dar, das ganz geeignet war, um die 6 muͤther gegen Diejenigen, dessen Verderben er beschloss hatte, aufzureitzen. La Serna, aus Furcht uͤber die Fo gen dieser Denunciationen, und seinem unthaͤtigen un schwankenden Karakter nachgebend, legte den Ober-8s fehl uͤber die Truppen nieder, und zog sich nach Lin zuruͤck, wo man, da er keine Besorgnisse mehr einfloͤßt aufhoͤrte, ihn zu verfolgen.“
„Seine Stelle ward dem General Ramirez uͤhh tragen, welcher zur Zeit des Goyeneche seine militat sche Laufbahn in dem Kriege gegen die Independent als Sergeant begonnen hatte, und als ein sehr eifri Anhänger des Systems des Vice-Koͤnigs Pezuela, greuelvollen Scenen, welchen La Serna gesteuert hat wieder erneuerte.“
„Waͤhrend dieser Vorgange war die kombinirte! mee vom Rio de la Plata und Chili bis an die Thy von Lima vorgedrungen. Die Anhaͤnger der Unabhi gigkeit erhoben das Haupt. La Serna und die Gener— Valdez und Canterac, welche ebenfalls in der Hauptsta anwesend waren, und die Gesinnungen ihres ehemallge Ober⸗Befehlshabers theilten, beschlossen die schwi⸗nhge Umstaͤnde, worin sich der Vice-Koͤnig befand, zu (anz zen, um sich an ihm zu raͤchen, und die Armee zu n ten. Die Untuͤchtigkeit Pezuela's und die Schnelligke womit die Armee unter San Martin die Gestalt Dinge aͤnderte, konnte in der That diesem letzteren F herrn jeden Augenblick einen entscheidenden Sieg ber ten. Es kostete ihnen nicht viel Muͤhe, ihren Waff
Bruͤdern und den Einwohnern von Lima begreiflich
machen, wie unheilbringend die Folgen eines von! feindlichen Armee errungenen Sieges fuͤr die Interes Spaniens werden koͤnnten, wenn ein so unfaͤhiger Man wie Pezuela, an der Spitze der Regierung verblit diese Erwaͤgung zog die einflußreichsten Personen unh den Royalisten in ihre Partei, und im Monat Jann 1821 wurde Pezuela abgesetzt, und La Serna an desß Stelle zum Vice⸗Koͤnig ernannt.“ 8 „Bald darauf schiffte sich Pezuela nach Spanien ch wohin der neue Vice⸗Koͤnig zu gleicher Zeit einen Koh missair sandte, um die eben bewirkte Veränderung rechtfertigen; da aber La Serna und seine Partei nicht wußten, daß die Konstitution der Cortes in Spansth wieder hergestellt worden war, und besorgten, daß du Koͤnig die Absetzung Pezuela's mißbilligen wuͤrde, um es ihnen uͤberdies an Huͤlfsmitteln zur Fortsetzung det Krieges gegen die kombinirte Armee unter San Martin gebrach, so schlossen sie eine Konvention mit demselben ab, welche eigentlich keinen anderen Zweck hatte, al durch die Unterhandlungen Zeit zu gewinnen, ihre Ar
Buenos-A Ayres aufgebracht worden; so viel ist gew
mee zu organisiren und zu verstaͤrken; sobald diese bels
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n Absichten erreicht waren, und sie sich im Stande
aubten, ihre weiteren Entwuͤrfe auszufuͤhren, welche hin gingen, in den suͤdlichen Provinzen gute Stellun— n zu beziehen, und sich daselbst zu halten, bis ihnen e Ereignisse gestatten wuͤrden, wieder die Offensive ge— n die kombinirte buenos-ayrisch-⸗chilische Armee zu er— eifen, raͤumten sie die Hauptstadt und zogen sich in e Gebirge von Ober-Peru, ohne die Stipulationen des it San Martin unterzeichneten Traktates weiter zu achten.“ ö ;
. Kommissair, den La Serna nach Spanien ge— ndt hatte, kam zuruͤck, ohne eine vollstaͤndige Geneh— igung erzielt zu haben. Es scheint, daß die Kabalen
tzuela's uͤber die Vorstellungen seines Nachfolgers, in
kadrid den Sieg davon getragen hatten. Die spanische egterung billigte weder die militairische Insurrektion, iche die Leitung der Angelegenheiten in Peru in die
inde von La Serna gelegt hatte, noch verdammte sie selbe; es lag ihr im Grunde wenig daran, ob die
fuͤhrer der Armee, welche gegen die Anhaͤnger der jabhaͤngigkeit kaͤmpfte, reine Royalisten oder Konstitu— nelle waren.“ ö. „Die Lage La Serna's wurde dadurch sehr zwei—⸗ tig, wenigstens durften die Hauptstuͤtzen seines Sy⸗ ms keine Besorgniß einfloͤßen. Er nahm daher dem neral Ramirez das von demselben hisher gefuͤhrte gmmando der Armee ab, und uͤbertrug es dem Gene—
Valdez. Canterac und einige andere verdiente und jebene Offickere wurden wieder angestellt; im gleichen
inne erfolgten andere Maßregeln; man konnte es aber ht durchfetzen, Olaneta das Kommando uͤber die Avant— ede zu entziehen. Dieser, der sich von allen reinen
Jhalisten in der Armee unterstuͤtzt fuͤhlte, machte en er⸗
he Vorstellungen; versagte allen ihm zugefertigten ssungen den Gehorsam, und die Lage der spanischen ee war dergestalt, daß La Serna diesem Widerstande hzugeben gejwungen war. In der That waͤren die anier verloren gewesen, wenn ihre Anfuͤhrer sich ent— it haͤtten; die Independenten, beinahe saͤmmtlich uaner, unter den Befehlen des Generals Santa z, selbst eines Peruaners, waren an der suͤdlichen ste gelandet, und ruͤckten in Eilmaͤrschen gegen sie vor.“ „Man dachte nunmehr an nichts anderes, als dem nde die Spitze zu biet'n. Valdez und Olaneta ruͤck— ihm entgegen, der eine in der Richtung von Are⸗ pa, der andere in der von Oruro. Santa Cruz er— rtete sie nicht, sondern zog sich mit einer Hast, welche spanische Armee selbst in Erstaunen setzte, zuruͤck. aneta, dessen Korps sich in besserem Zustande, als das Valdez befehligte befand, verfolgte Santa Cruz bis ch la Paz, und eignete sich, obschon er keinen Flinten— chüuß gethan hatte, den ganzen Ruhm des Feldzuges
Er hielt sich nun fuͤr den wichtigsten Mann in der mer, und bot Alles auf, um seine Partei zu vermeh— „und La Serna zu stuͤrzen, gegen den er eine tiefe mneigung empfand, nicht blos weil ihm dieser seine elle zu nehmen versucht hatte, sondern auch weil er en politische Meinungen verabscheute. Es gelang
fuͤr den Augenblick, seiner Partei in den von ihm etzt gehaltenen Laͤndern das Uebergewicht zu verschaf—
lisch und spanisch bleibe. Der H
fen, in den anderen Provinzen Mißtrauen gegen seinen Nebenbuhler zu erwecken, und als er sich fuͤr stark genug hielt, um sich in der Stellung, die er annehmen wollte, zu behaupten, proklamirte er sich zum Vice-Koͤnig. Er hatte sich aber hinsichtlich der Stimmung der Gemuͤther getaͤuscht, und fand nur schwache Unterstuͤtzung, um diese Usurpation zu behaupten; er sah sich daher genoͤthigt, auf den angenommenen Titel Verzicht zu leisten, La Serna als den wahren Vice-Koͤnig anzuerkennen, und mußte sich noch gluͤcklich schaͤtzen, nicht das Kommando 16 Korps nach einer Revolte zu verlieren, die ihm a Serna um so weniger verzeihen konnte, als er sich auch schon vorher eines foͤrmlichen Ungehorsams gegen seine Befehle schuldig gemacht; eine Widerspenstigkeit, die ihm sicherlich das Leben gekostet haben wuͤrde, wenn nicht in den Reihen der spanischen Armee Anarchie ge⸗ herrscht, und die Naͤhe des Feindes den Vice⸗Koͤnig ver— hindert haͤtte, andere Maßregeln zu ergreifen.“
„Da La Serna's Partei in Ober-Peru ein Ueber— gewicht erlangt hatte, das nur durch den Triumph der Republikaner gestoͤrt werden zu koͤnnen schien, und selbe die Hoffnung naͤhrte, diese letztern zu vernichten, und die Unabhaͤngigkeit von Peru zu proklamiren, so sandte sie im Jahre 1823 zwei Kommissaire nach Madrid, um uͤber diesen Gegenstand Unterhandlungen mit der spani— schen Regierung zu eroͤffnen. Einer dieser Kommissaire war ein Adjutant des Vice⸗Koͤnigs. Kaum waren sie
aber zu Gibraltar ans Land gestiegen, als sie den Sturz
der Herrschaft der Cortes und die Wiedereinsetzung
Ferdinand VII. in seine ganze Machtgewalt erfuhren.
Sie kehrten nach Peru zuruͤck, wo man alsbald von al— lem, was in Spanien vorgegangen Kenntniß erhielt. Die Dekrete, welche Se. Kathol. Maj. gleich nach Ih⸗ rer Befreiung erließen, gaben der Partei der reinen
Royalisten in Peru neuen Muth, und Olaneta erklärte
ssch im Februar noch unverhohlener als jemals gegen La
Serna. Er erließ zu diesem Behufe am 21sten des ge⸗
dachten Monats folgende Proklamation aus Potosi: „„Seit der Einfuͤhrung des konstitutionellen Sy—⸗
stems in Peru, habe ich die Uebel beklagt, welche der
peruanischen Nation durch die Rebellen (La Serna, Can⸗ terac, Valdez u. s. f.) zugezogen wurden, die, unter dem Schutze eines eitlen Fantoms von Freiheit, ihre Groöͤße auf den Truͤmmern des Altars und des Thrones gruͤn⸗ den wollen; die Zuͤgellosigkeit und der Despotismus sind
aufs Hoͤchste getrieben worden. Allein die Vorsehung, welche uͤber die Religion und den Koͤnig wacht, hat die
Halbinsel gerettet, und hat gewollt, daß Amerika katho⸗ immel hat mich erko—⸗ ren, um diesen anderen Theil seines Rathschlusses zu vollziehen, und ich, so wie alle Soldaten meiner Armee sind entschlossen, fuͤr die Sache der Religion und des Koͤnigs zu fallen. Ich verordne daher Folgendes: Art. 1) Da unser Monarch wieder den Thron mit der gan⸗ zen von Seinen Vaͤtern ererbten Machtvollkommenheit bestiegen hat, und die Konstitution, welche Seine Praͤ— rogatlven abgeschafft hatte, in Spanien zerstoͤrt worden ist, so hoͤrt sie ebenfalls in Peru zu bestehen auf, wo— selbst die Angelegenheiten hinfuͤhro wieder, nach den al—
ten Gesetzen, wie vor dem Jahre 1819, regiert werden
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