1824 / 252 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 26 Oct 1824 18:00:01 GMT) scan diff

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ten oder Assisen an dem Platze wo das Schiff, wenn es den Bezuͤchtigten heim bringt, landet, entschieden wer— den koͤnnen? Dle große Verzögerung der Untersuchung und ein unnoͤthiger Kosten-Aufwand wuͤrden dadurch vermieden werden. .

Der Doktor Stockoe, welcher eine Zeitlang Napo—

leon Buonaparte auf St. Helena aͤrztlich behandelte, und von dem Gouverneur fortgeschickt wurde, ist kuͤrz— lich aus Nord-Amerika zuruͤckgekommen, wohin er die Tochter Joseph Buonaparte's gebracht hat. Er erzaͤhlt, daß Joseph zwar große Besitzungen in Nord⸗Amerika hat, doch aber dort keine große Figur macht. Vorigen Freitag wurden in der Kapelle von Black⸗ friars-Road drei Juͤnglinge von Madagascar getguft, welche der Koͤnig dieser Insel vor 3 Jahren nach Eng— land geschickt hat, um sie unterrichten und in der christ⸗ lichen Religion erziehen zu lassen. Sie sind im Begriff nach ihrem Vaterlande zuruͤckzukehren.

Dieser Tage endigte wieder eine der Lieblings⸗Be— lustigungen der Englaͤnder mit einem Ungluͤcksfalle: Ein KRutscher und ein Maurer boxten sich um ein Alschillings⸗ stuͤck so lange, bis Ersterer bekam, der ihn todt zur Erde streckte.

Rachrichten aus Alexandria in Aegypten vom 3. Aug. zufolge, hatte die Pest dort und iu Cairo aufge⸗ hoͤrt. Man rechnete uͤbrigens, daß vom Februar bis Ende Jul. in diesen beiden Orten uͤber 15,000 Men⸗ schen an der Pest gestorben sind. 54 .

Hannover, 22. Okt. Ihre Koͤniglichen Hoheiten der Herzog und die Herzogin von Cambridge sind, mit Ihren Dürchlauchtigen Kindern, bereits gestern Abend in erwuͤnschtestem Rumpenheim in hiesiger Residenz wieder eingetroffen y an, ., aus Emden vom 19. Okt. zufolge ist am 5. Okt. das erste Schiff von der Davids⸗-Straße in Whitby angekommen. Die bis zum ). Sept. reichen⸗ den Nachrichten vom Fange lauten nicht befriedigend. Die Schiffe hatten im Durchschnitte nur 55 Tonnen, voriges Jahr 200. Der ganze Fang von 81 englischen Schlffen war nur 400 kleine Fische.

Wien, 16. Okt. Se. K. K. Maj. haben die Stern— kreuz Ordens und Pallast⸗Dame Ihrer Majestaͤt der Kaiserin, Fuͤrstin v. Kinsky, geborne Freyinn v. Kerpen, zur K. K. Obersthofmeisterin, und die beiden Sternkreuz-Ordens und Hofdamen, Elisaberh Gräfin v Eavriani und Wilhelmine Graͤfin von Wurmbrand, zu K. K. Hofdamen bei der durchlauchtigsten Koͤnigl. Prinzessin Sophie von Baiern, kuͤnftigen Gemahlin Sr. Kaiserl. Hoh. zu ernennen geruhet.

Bei der K. K. Armee haben sich unter andern fol— gende Veränderungen ergeben: Der kommandirende Ge⸗ neral in Galizien, Feldzeugmeister, Fuͤrst zu Reuß— Plauen, Heinrich XV., wurde auf Ansuchen in den wohlverdienten Ruhestand versetzt, und erhielt die Wuͤrde eines Feldmarschalls. Befoͤrdert wurden: zum General— Major, der Oberst Karl August v. Georgii, von Lilien⸗ berg Infanterie-Regiment; zu Obersten: die Oberst⸗ Lientenants Johann Edler v. Sivkovich, vom Oguliner Graͤnz⸗Infanterie⸗Regimente Nr. 3, beim zweiten Ba—

einen Schlag in die Schlaͤfe

des Erzherzogs Franz Karl, gnaͤdigst

nal⸗Graͤnz⸗Regimente Nr. 11; Heinrich Sunstenau Schuͤtzenthal, von Erzherzog Johann Dragoner-Re— ment Nr. 1, und Anton Freiherr v. Puchner, von Ka

ser Chevauxlegers-Regiment Nr. 1, beide im Regimenn Am heutigen Tage wurde

Prag, 18. Okt. r von Sr. F. K. Majestaͤt fr das Königreich Bohm

ausgeschriebene diesjährige Postulaten-Landtag untet d

Leitung Sr. Excellenz des Oberst-Burggrafen, Grafe Franz Anton von Kolowrat-Liebsteinsky, nach der he koͤmmlichen Weise feierlich abgehalten.

St. Petersburg, 15. Okt. Ihre Kaiserl. H heit die Großfuͤrstin Anna Pawlowna und deren All durchlauchtigster Gemahl, der Kronprinz der Niederlann sind Sonnabend, den 27. September, in erwuͤnschtn Wohlseyn in der Stadt Gattsching angekommen.

Der wirkliche geheime Rath Nowoßilzow ist All gnaͤdigst zum Kurator des Wilnaschen Lehr-Bezirks:

Y nannt, und befohlen, daß der geheime Rath Graf Law

. ikker, Mitglied der Ober-Schuldirektlon verhh en soll. ö SFast in allen Staͤdten unseres Kaiser-Staates we den jetzt auf Allerhöͤchsten Befehl bequeme und gerät mige Gefaͤngniß⸗Thuͤrme erbaut.

Wahrend des ganzen diesjaͤhrigen Sommers ist der Krimm die Duͤrre uͤber alle Maßen groß gewesg das Wasser versiegte fast in allen Brunnen und M Korn wurde von der brennenden Sonnen-Hitze n sengt. Hier erfreuen wir uns dagegen fortwaͤhrend ein schoͤnen und milden Witterung.

Turkei. Beschluß der im gestrigen Blatte ah brochenen Mittheilungen des oͤsterreichschen Beob— ters aus Konstantinopel vom 25. Sept.

Ueber die Vorfaͤlle zur See haben wir Nachrig welche die zuletzt (vergl. St. Z. Nr. 2393) geliefn die wir selbst noch als sehr unvollkommen betrachten theils ergaͤnzen, theils berichtigen. Die ägyptische Fh war seit dem Anfange des September mit der von g stautinopel in dem Meerbusen von Budrun ver ein Am 5. und 9. Sept. hatten zwischen diesen Flotten n der griechischen Eskadre Gefechte statt, die zu ken

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Resultate fuuͤhrten. Am 10. kam es zu elner ernsthas

den ganzen Tag uͤber mit Hartnaͤckigkeit fortgesetztens faire, vielleicht der ersten, die, nach europaͤischen Ben fen, den Namen einer Seeschlacht verdiente. Die Gt chen schienen die Absicht gehabt zu haben, die verein Flotte in der Bucht, worin sie lag, zu zerstoͤren. N Kapudan Pascha vereitelte diesen Plan, indem er um Segel ging, und sie am Vorgebirge von Budrunre wa tete! 45 tuͤrkische Kriegsschiffe waren hier in zwei Län aufgestellt, und versuchten die griechische Eskadre zu üͤbch fluͤgeln. Eine Menge von den Griechen gegen sie h richteter Brander blieben ohne Wirkung. Nur zwei des selben gelang es, eine Fregatte von der aͤgyptischen Flo ten⸗Abtheilung, PAfricame genannt, und eine aͤgyptisch Brigg anzuzuͤnden. Die Griechen verloren dagegen f oder 13 ihrer Schiffe, und ihr Verlust an Mannscha muß bedeutend gewesen seyn, da sie auf der Insel Tin

allein an 200 Todte begraben ließen. Vermuthlich oeh den beide Theile sich den Sieg zuschreiben. Die Bt

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te der Insurgenten kennen wir noch nicht,‘) daß aber bei der Flotten⸗Abtheilung des Kapudan Pascha er⸗ igen Vortheile durch die Zerstoͤrung der beiden aͤgyp⸗ en Schiffe aufgewogen werden, laͤßt sich schwerlich welfeln.

2 e fen sind vor zwei Tagen durch mehrere vom zpudan Pascha abgesendete Tartaren Nachrichten von nen, in der Naͤhe der Insel Stanchio am 16. und 17. ept. vorgefallenen Seegefechten eingegangen, bei wel— mn die griechische Eskadre 23 Schiffe und 5 Brander soren haben soll. Man schmeichelt sich hier, der Si⸗

dar des Kapudan Pascha werde naͤchstens einen aus-⸗

hrlichen Bericht von dieser Begebenheit uͤberbringen; s dahin muͤssen wir, da unsere neuesten bis zum 19. chenden Berichte aus Smyrng noch nichts davon er— ihnen, unser Urtheil aufschieben. Die Pforte legt rigens so viel Gewicht auf die Sache, daß in den letz—⸗ Tagen haufig versichert ward, der Kapudan Pascha tde eine neue Expedition gegen Samos unternehmen. jedem Falle wird die aͤgyptische Flotte, um so mehr H sie bei der Ueberfahrt, und dem langen Aufenthalt der asiatischen Kuͤste, eiue betraͤchtliche Anzahl Men⸗ jen durch Krankheit, besonders auch viele Pferde ein⸗ üßt hat, sich fuͤr jetzt wohl in keine Separat-Hpera— neinlassen, sondern mit der des Kapudan-⸗Pascha so ige als möglich vereiniget bleiben. Die Fregatte Medinä, auf welcher Lord Strangford den ersten Tagen des Oktobers sich einzuschiffen ge⸗ te, ist bei Kap Kolonna in Livadien auf den Strand athen, und soll so beschaͤdigt seyn, daß sie nicht so R wieder wird auslaufen können. Man weiß noch ht, welchen Entschluß Lord Strangford nunmehr fas⸗— ie,, Spanien. icht von der spanischen Kavallerie, die am Eingange s Prado zu Aufrechthaltung der Ordnung bei der esse, welche in der Straße Alcala gehalten wird, auf⸗ ellt gewesen, und zwischen einem halb betrunkenen unzoͤsischen Soldaten zur Thäͤtlichkeit gekommen sey. tzterer wollte dem Pferde in die Zuͤgel greifen, worauf Schildwacht mit dem Saͤbel nach ihm hieb und ihm ze leichte Verwundung verursachte. Man verhaftete erauf den Franzosen uünd waͤhrend er durch die Straße lcala gefuͤhrt wurde wollte ein Gendarm ihn, als ein ir franzoͤsischen Armee gehoͤriges Individuum, den Spa— lern entrissen. Diese wollten ihren Gefangenen icht fahren lassen, der Gendarm und andere, sich zu mm findende Franzosen beharrten bei ihrem Vorhaben. Ran war nahe daran, handgemein zu werden, schon haaren die Degen gezogen, Bestuͤrzung verbreitete sich der Straße, man floh nach allen Seiten, und Uebel— höllende verbreiteten das Geruͤcht, daß die Franzosen

) In Korfu war bereits am 17. Sept die Nachricht ver

reitet, die Griechen hatten am 3ten drei große Schiffe und iele Transport⸗Schiffe von der aͤgyptischen Flotze genommen, ind nach Napoli di Romania aufgebracht. . Zu Konstanti⸗ opel scheint man, wenigstens bis zum 25sten, von diesem Boötfall nichts gewußt zu hahen. Anmerk. d. oͤsterr. Beob.

Dle Etoile meldet aus Madrid vom Okt, daß es am selbigen Tage zwischen einer Schild—

und Spanier sich mit einander schluͤgen. Gluͤcklicherweise fanden sich noch zeitig genug franzoͤsische Staabs-Offi— ciere und spanische Platz-Adjutanten ein, und man kam dahin uͤberein, den franzoͤsischen Soldaten den Gen—

darmen zu uͤberlassen.

838 n e Berlin. Se. Maj. der Koͤnig haben unterm 1. Okt. Se. K. H. den Erbgroßherzog zu Mecklenburg , e zum Chef des 24sten Infanterie⸗Regiments ernannt.

Bonn, 16. Okt. Gestern fand hier die jaͤhrliche oͤffentliche Pruͤfung der Kinder der Armen⸗ 6 und die feierliche Austheilung der Belohnungspreise, im großeren Hoͤrsaale des Koͤnigl. Gymnastums, statt. Es ist diese, den Fleiß der Kinder befoͤrdernde, Feierlich— keit gewissermaßen zu einem kleinen staͤdtischen Feste ge⸗

worden, dem die Behoͤrden, so wie ein zahlreiches Pu—

blikum, gebildeter Staͤnde, beiwohnen, und den Antheil , . den eine so nuͤtzliche Anstalt wahrhaft ver⸗— lent. ö

Ueber 300 Kinder beiderlei Geschlechts erhalten in dleser staͤdtischen Freischule vollstaͤndigen Unterricht. Dieser erstreckt sich nicht nur auf die gewoͤhnlichen Faͤcher der Elementar-Bildung, sondern auch auf die Erlernung von Handarbeiten und Fertigkeiten, weshalb eine Spinn⸗ Naͤh- und Strickschule mit der Anstalt in enger Ver—

bindung steht. Eine besondere Sonntagsschule wird

von denjenigen besucht, welche, wegen ihrer vorgeruͤckten Jahre, oder anderer Beschaͤftigungen, die gewoͤhnliche Schule nicht mehr besuchen konnen.

Ein Hauptlehrer, ein Huͤlfslehrer, und drei Lehre⸗

rinnen sind fortwaͤhrend in der Anstalt beschäftigt, und

werden aus dem Armen-Fond besoldet. Ein Theil des Gewinstes an der Naͤh- und Strickarbeit hilft dem un⸗—

zureichenden Gehalte der dabei angestellten Lehrerin⸗

nen nach,

Der Religions-Unterricht, der Unterricht im Zeich— nen und im Gesange werden, noch zur Zeit, theils unentgeltlich, theils gegen geringe Remuneration, von Freunden der Anstalt ertheilt, die sich mit Waͤrme fuͤr ihr Gedeihen interessiren. Schulbuͤcher und Lehrmittel erhalten alle Kinder voͤllig umsonst; fuͤr Bekleidung und andere Unterstuͤtzung sorgen, noch zur Zeit, die zahlrei⸗ chen Wohlthaͤter und Freunde der Schule, mittels frei— williger Beitraͤge, indem die gestifteten Armen- Fonds nicht hinreichen, um allen diesen Beduͤrfnissen nach Wunsch genuͤgen zu koͤnnen.

Die oͤffentliche Pruͤfung erstreckte sich uͤber Reli⸗ gionslehre, Lesen, Rechtschreibung, Rechnen, deutsche Sprache, etwas aus der Geschichte und Geographie. Proben von Schoͤnschrift, Zeichnungen, und weibliche Handarbeiten wurden vorgezeigt. Das Resultat war durchaus befriedigend, und bewies auf's neue, daß die Kinder der Armen-Freischule den Zoͤglingen der besten Elementarschule an die Seite gestellt werden konnen.

An die Pruͤfung schloß sich die feierliche Austhei— lung der Belohnungspreise, die in Kleidungsstuͤcken, Buͤchern, Kupferstichen und andern nuͤtzlichen Gegenstaͤn—

den bestanden.