1824 / 285 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 03 Dec 1824 18:00:01 GMT) scan diff

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der die Maßregeln der Minister, sondern aus Privat⸗ Interesse entstanden, denn sie seyen groͤßtentheils Rente⸗ Besitzer und hatten gefuͤrchtet, ihre Einkuͤnfte vermin— dert zu sehen. Inzwischen sey auch eine Pairs . Crea⸗ tion als gebraͤuchlich bei jeder neuen Thronbesteigung zu erwarten. Zu allen diesen, mit anderen Nachrich—

ten aus Paris eben nicht durchgehends stimmenden Be⸗

merkungen fuͤgt der Courier selbst die seinigen, welche dem Koörrespondenten in allem beipflichten. Daß die Minister sich bis zur Eroͤffnung der Kammern halten werden, folgert er aus dem Umstande, daß sie sich die Bereitung neuer Gesetz⸗Entwuͤrfe nicht so eifrig wuͤrden haben angelegen seyn lassen, als, wie man wisse, sie gethan, wenn sie nicht vorausgesehen hatten, daß sie dieselben auch vorlegen wuͤrden. Auch sey der Koͤnig, fagt der Conrier, von der Bedenklichkeit aller Ministe⸗ rlal, Revolutionen zu sehr uͤberzeugt.

Wir haben Nachrichten aus Cape-Coast bis zum 7. Sept. Die Ashantis hatten sich nicht wieder sehen las⸗ In. Große Sterblichkeit war in der Besatzung. Zu ele wollte man wissen, der neue Koͤnig der Ashantis Addo Assia, habe in Folge des verungluͤckten Krieges Thron und Leben verloren, indem der Stamm der Dun— quiras die Gelegenheit wahrgenommen, seine Hauptstadt und sein Land zu uͤberfallen und auszuplündern,

Gestern war die Stocks⸗Boͤrse ein Schauplatz vom Hinauftreiben der Fonds, wie man seit der beruͤchtigten

uͤdsee⸗Blase kein Beispiel davon kennt. Gluͤcklicher— weise betraf es nur eine und dabei nicht sehr verbrei⸗ tete Papiersorte, die von den mexikanischen Bergwer⸗ ken, und zwar unter den Effekten der drei Kompagnien dieser Art hauptsaͤchlich die von Real del monte, die in dieser unbegruͤndeten Steigerung plotzlich von 70 auf „00 Pfd. Sterl. gingen. Die Ursache scheint gewesen zu seyn, daß ein Geruͤcht ging, es seyen neue Gruben ontdeckt, in welchen das gediegene Gold zu Tage liege, so daß man nur die Muͤhe habe, es aufzunehmen.

Consols 953. 5

Brüssel, 25. Nov. Se. Maj. leiden an einem Beingeschwulste, welhalb Sie dieser Tage die oͤffentli— chen Audienzen ausgesetzt haben; doch vernehmen wir mit Freuden, daß es sich mit dem Uebel bessere ; Die Gefahr der Wassersnoth scheint gluͤcklich vorü⸗

Die Gewaͤsser sinken nun uͤberall und der ange—

Schade ist verhaͤltnißmaßig nicht groß.

Petersburg, 17. Nov. Waͤhrend Ihrer Reise haben Se. Maj. vom 28. bis 30. Okt. in der Gouver— nements-Stadt Wologda verweilt und dem Feste beige⸗ wohnt, das dort alllsährlich zur Feier der wunderbaren Befreiung von der Pest, welche die Stadt 1656 heim⸗ suchte, gefeiert wird,

Zufolge eines en Sept Andenken der Großthaten des geschichtlich so beruuͤhmten russischen Großfuͤrsten Dimitry Donskoy, auf der im Goöubernement Woronesch belegenen Ebene Kulikom, ein vaterländisches Denkmal errichtet und dabei ein beson— deres Militair-Institut zur Verpflegung verwundeter vaterlaͤndischer Krieger gestiftet werden. Es sollen zu dem Ende freiwillige Beiträge gesammelt werden und Se. Maj. haben bereits 20, 000 Rubel dazu ausgesetzt.

d Reskripts vom Sten Sept., soll zum

Die Ausfuͤhrung des Reskriptes ist einem besonder en Pflichten beobachtet e

Komits uͤbertragen. Warschau, 10. Nov.

G d Se. K. Ho der Großfuͤr ,

st Nikolaus von Rußland von hier na

St. Petersburg abgereist.

Das Birmanen⸗Reich.

Ueber dieses Reich und dessen Bewohner, wel durch den dermaligen Krieg mit den Englaͤndern Ost⸗Indien eine vorzuͤgliche Aufmerkkamkeit auf sich g zogen geben oͤffentliche Blaͤtter folgende Notizen:

Das Reich Birma oder Birman ist das groͤßte un maͤchtigste in Hinter⸗-Indien. Es erstreckt sich in eine Ausdehnung von 1050 englischen Meilen in der Laͤng und 600 in der Breite, und enthaͤlt 10,5609 Quadrm Meilen. Die Volks⸗Masse belaͤuft sich auf 17 Ml Gegen Norden graͤnzt es an Tibet, Aschem und Chim gegen Westen an das brittische Ost-Indien, wo ein hr

hes Gebirge und der Fluß Naaf die Graͤnze bilden, un

gegen Suͤden an den unabhaͤngigen Theil von Slam oͤstwaͤrts ist die Graͤnze noch nicht 41 Im No den ist das Reich gebirgig und unfruchtbar, aber dest ergiebiger an edlen Metallen und Steinen aller Art im Suͤden ist das Klima hoͤchst angenehm, aber weg der periodisch eintretenden Ueberschwemmung der Fluͤs welche hierdurch diesen Theil des Landes zu der Korn Kammer Hinterindiens machen, ungesund. Das birm nische Reich besteht aus vier Provinzen, welche ehemal unabhaͤngige Staaten bildeten, naͤmlich Ava (oder den eigentlichen Birma), Pegu, Araccan und einem Theil von Siam. Im Jahre 1755 wurde das Reich Pegu von dem Koͤnige von Ava, Alombra, nach langjaͤhrige blutigen Kriegen gaͤnzlich besiegt und von ihm mit sel nem Reiche vereinigt. Sein Sohn Minderagi Pra, brachte noch Arraccan hinzu, und eroberte im Jahr 295 den ganzen westlichen Theil von Siam. Di Hauptstadt des ganzen vereinigten Reiches und Residen des Koͤnigs ist Ammerapura an dem Avastrom; nu eine Meile davon entfernt liegt die sonstige Residem

der Koͤnige, die ehemals so prächtige, jetzt aber in Run

nen zerfallene Stadt Ava. Die Verfassung ist rein der potisch, doch ist der Koͤnig verbunden, bei allen wicht

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namlich: allgemeine Wohl⸗

Barmherzigkeit, Erhebung

taͤgliche Gebete, Bestrafung ohne Zorn,

keit i Gerechtigkeit,

bloßen Zehnten,

uldsamkeit gleich der Erde, die alle Geschoͤpfe traͤgt,

gen Regierungs-Akten den Adel, welcher sich durch aus

gewaͤhltere Kleidung und bessere Wohnungen auszeichnet um Nath zu fragen, ohne indeß noͤthig zu haben, die sem Rathe Folge zu leisten. Der Koͤnig fuͤhrt eine außerordentlichen langen Titel; er nennt sich unter am dern Herr der Erde und der Luft, Herr aller Arten von Edelsteinen, von Rubinen, Sapphiren, Achaten, Opalen, von allen Gold⸗, Silber⸗, Ambra⸗, Zinn⸗, Ei sen- und Erzgruben, Besitzer von Elephanten, Pferden, Wagen, Feuergewehren, Bogen, Speeren und Schilden, Souverain tapferer Generale und siegreicher Heere, un verwundbar wie der Fels Maconda Ponda, Herr der großen und bluͤhenden goldenen Stadt, die glaͤnzt wir die Wohnung der Engel und geziert ist mit Gold, Sil ber und Juwelen, Perlen, Sapphiren und Achaten, der goldenen Thrones, des Sitzes des Glanzes und der Macht, von wo aus die Befehle des Menschen ergehen

uͤber das Menschengeschlecht, Herr, der alle zehn Konig el ist allgemein verbreitet, .

den schnell Kriegsflotten au

stellung kluger Befehlshaber, Anhörung guter Rath⸗ aͤge, Vermeidung alles Stolzes, c) Koͤnig der wei— Elephanten und der 24 weißen Sonnenschirme, (da Unterthan einen Schirm von dieser Farbe tragen f ꝛc. Der Thron ist fuͤr den aͤltesten Prinzen iich; den Prinzen von Gebluͤt werden Distrikte, zdte und Döoͤrfer zum Unterhalte angewiesen. Die aats-Einkuͤnste bestehen in dem Zehnten von allen des-Produkten und den Zollgebuͤuͤhren, welche bei dem ggebreiteten Handel sehr bedeutend sind. 5 Die Staats⸗ sigion ist die buddhaistische; die Einwohner glauben zie Seelenwanderung, daher toͤdten sie auch keine re und leben meistens von Vegetabillen. Vorzuͤg— verrufen sie das Toͤdten der Huͤhner; die schimpf— ste Benennung, welche sie Europäern ertheilen, ist hnermoͤrder. Im uͤbrigen ist ihre Religion außeror— itlich tolerant; in allen Staͤdten befinden ch den Handel dahin gezogene Fremde, welche ganz gestoͤrt ihren Religions“ Gebraͤuchen folgen koͤnnen. Awweiberei ist verboten, doch haben die vornehmen Bir— nen meistens eine Menge Beischlaͤferinnen, welche leich Dienerinnen der rechtmaͤßigen Gattin sind. Die eiber, mit schwarzem dichten Haar, sind im Vergleich den Hindostanerinnen von blenden der Schoͤnheit, Die istlichen durfen nicht heirathen und jede fleischliche sschweifung hat die Ausstoßung ans ihrem Stande Folge; sie widmen sich aufs eifrigste den Wissenschaf— und sind Lehrer des Volks; jeder Birmane kann mn, rechnen und schrelben (5). Ihre Buͤcher bestehen aus hen Elfenbeinblaäͤttern und die Reichen besitzen selbst sehnliche Bibliotheken. Die Gelehrten und Geistli— nbeschäftigen sich mit Uebertragung wichtiger Werke s fremden Sprachen, vorzuͤglich der englischen. Die nimpfung der Blattern ist bei ihnen schon lange be⸗ nt und findet bei ihrer Ausuͤbung nicht den gering Widerstand. Sie besitzen weise Gesetzbuͤcher und die is—tiz wird streng nach den Vorschriften derselben aus— got Dle Birmanen sind ein äußerst kraͤftiger Men⸗ enschlag. Sie haben ein bei weitem maͤnnlicheres sehen als die Hindus, sind von mittler Statur aber rk, reißen sich den Bart aus, und tatowiren Arme Schenkel. Sie sind ruͤstiger, thäͤtiger, fleißiger als e, aber nicht so reinlich und baden sich auch nicht lich. Jeder Birmane ist geborner Soldat, geht nie je Waffen uͤber das Feld und ist grausam gegen den nd. In der Flußschiffahrt sind sie Meister und f ihren Stroͤmen zu 500 geln, jede Schaluppe mit 50 Rudern und 309 Soldaten nannt. Der Handel ist, we rlicher Produkte und ihrer feinen eraus lebhaft und wird vorzuͤglich awaddy, der das ganze Reich von Norden nach Suͤ⸗— durchstroͤmt, nach Ehina betrieben, Die Birmanen d sehr musikalisch; auch die Poesie ist allgemein beliebt d sie besitzen ihre eigenen Nationaldichter, Das Schach⸗ noch komplieirter als bei

Manufakturwaaren, mittels des Flusses

sich viele,

wegen der großen Menge

uns. Der gesellschaftliche Umgang, die Hofetiquette und die Staats- Politik sind im hoͤchsten Grade verfeinert. Ein Haupt-Augenmerk richtet die Politik der Regierung auf die Vermehrung der ohnedies schon so bedeutenden Volksmenge; sie beguünstigt Einwanderungen und befoͤrdert die Ehen zwischen Fremden und den Landestoͤchtern. Da sie der Meinung ist, daß die Starke einer Nation nur in der Volkszahl beruhe, so glaubt sie blos durch dieses Mittel ihre Unabhaͤngigkeit zwischen dem großen britti⸗ schen Reiche und China behaupten zu koͤnnen. Die Re— gierung von Calcutta wurde von ihr bereits seit Jah⸗ ren mit mißtrauischen Augen betrachtet, doch wußte letztere stets durch Nachgiebigkeit ihren gefährlichen Nach—⸗ bar zu entwaffnen, und bald gelang es ihr sogar, durch Kapltain Symes einen Freundschafts- und Handels— Traktat abschließen zu lassen, der fuͤr die ostindische Kompagnie sehr vortheilhaft war und erst durch den

jetzigen Krieg gebrochen worden ist.

n 8 6 h.

Nachtraͤglich. Berlin, den 22sten November.

Freitags den 19ten d. M. fand die feierliche Ein⸗ seegnung Sr. Durchlaucht des Prinzen Alexander zu Solms -Braunfels, Sohnes Ihrer Königl. Hoheit der Frau Herzogin von Cumberland, in dem Hotel Sr. Koͤ⸗— nigl Hoheit des Herzogs von Cumberland, statt. Se. Durchlaucht legten das Glaubens-Bekenntniß ab in Ge⸗ genwart Sr. Majestaͤt des Koͤnigs, der Durchlauchtig— sten Eltern, der ganzen Koͤniglichen Familie, saͤmmtlicher hier anwesenden Prinzen und Prinzessinnen, des gan— zen Hofstaates, der Staats⸗-Minister der geistlichen An— gelegenheiten, des Innern und des Krieges, so wie auch einiger Mitglieder des geistlichen Ministeriums.

Gestern empfingen hierauf Se, Durchlaucht mit den Durchlauchtigsten Eltern und Geschwistern das heilige Abendmahl. J

Aachen. Die letzte Leipziger Michaelis-Messe ist fuͤr die Lederfabrikanten von Malmedy und St. Vith ziemlich gut ausgefallen, indem viel Nachfrage nach Le⸗ der gewesen ist, wenn schon die Preise eben nicht sehr hoch waren. Bei dem hohen Stande der Preise der rohen Haͤute, welchen man den inneren Unruhen im suͤdlichen Amerika zuschreibt, gewaͤhrt dieser Han⸗ delszweig den Lederfabrlkanten bei weitem nicht mehr die Vortheile, die sie fruͤher genossen. Der Verkehr in den Tuch- und Kasimir⸗Fabriken zeigt fortwaͤhrend einen lebhaften und glaͤnzenden Fortgang und laßt mit Grund auf das voͤllige Wiederaufbluͤhen dieses durch politische Konjunkturen fruͤherhin gelaͤhmt gewesenen Erwerbs— zweiges hoffen. .

Eine nicht unbedeutende Deckenfabrik zu Schleiden im Gemuͤndschen Kreis wird sehr lebhaft betrieben. Der Eigenthuͤmer beschaftigt sich gegenwartig mit der Erfin⸗ dung einer neuen Maschine fuͤr diese Fabrikation, wo— von er sich großen Nutzen verspricht.

Eine Eisengußwaaren⸗Fabrik in Duͤren macht gleich— falls sehr bedeütende Geschaͤfte; die Eigenthuͤmer sind

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