1824 / 291 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 10 Dec 1824 18:00:01 GMT) scan diff

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stieg der Rhein zu einer Hoͤhe, die er in dieser Jah⸗ reszeit fruͤher niemals erreicht hat. . .

Die Noth, welche hierdurch in der hiesigen Rhein⸗ gegend sich verbreitete, ließ schon ahnen, von welchem Umfange die Bedraͤngniß und Gefahr in den niedern eingedaͤmmten Becken des Moͤrsischen und Clevischen Gebietes seyn werde. Leider geben die jetzt eingehenden Nachrichten zu erkennen, daß die Wirklichkeit die fruͤ⸗ heren Besorgnisse uͤbersteigt. Eine uͤberschwemmte Fläaͤ⸗ che von beinahe 5 C Meilen, von mehr als 40, 000 Menschen bewohnt, bietet seit laͤnger als drei Wochen ein betrbendes Bild des Elendes und des Jammers dar. Mehrere Staͤdte und Dorfer standen ganz, und stehen zum Theil noch jetzt unter Wasser.

Noch laßt sich zwar die Masse der Beschaͤdigungen an zerstoͤrten Gebäuden, zu Grunde gegangenen Vieh, fortgeschwemmter und verdorbener Frucht, verlorenen

Wintervorraͤthen, verheerten Garten und Saaten nicht

uͤbersehen; erst nach dem Zuruͤcktreten des Wassers wer⸗

den die Behörden daruͤber zuverlässige Nachrichten mit⸗

theilen konnen. Doch läßt sich jetzt schon nicht verken— nen, daß, wenn die Flut am Oberrhein das Verderben ploͤtzlich und reißend herbeifuͤhrte, das Ungluͤck uicht minder groß ist, welches der so lang anhaltende hohe Widerstand fur die niedern Gegenden herbeigefuͤhrt hat. Und auch hier blieb die angeschwellte Flut nicht ruhig, denn wiederholte Stuͤrme erhoͤheten die Schreck⸗ nisse. So ließ die Nacht vom it. auf den 19. dieses Monats in dem Dorfe Warbeyen kein einziges Haus unbeschaͤdigt. *

Die Bewohner der Anblick des Elendes geruͤhrt, ihr Aeußerstes zur Linde— rung der Noth gethan. Aber die Groͤße des Beduͤrf— nisses uͤbersteigt bei weitem die beschraͤnkten Kraͤfte die— ser treuen Nachbarn, und die rer Menschenfreunde muß angesprochen werden, wenn so vielem Ungluͤcke fuͤr jetzt und in seinen Folgen eini— germaaßen begegnet werden soll.

Es hat sich daher hier, unter dem Vorsitze des hie⸗ sigen Regierungs-Chef, ein Central— Hüulfs⸗Ver⸗ ein zu dem Zwecke gebildet, die Gaben der Entfernten fuͤr die Huͤlfsbedürftigen zu sammeln. Moͤgen sie dem—⸗ selben in reicher Masse zugehen!

Pofen, 5. Decbr. Unser Ober⸗Praͤsident Herr v. Terboni di Sposetti hat der Provinz folgende er⸗ freuliche Mittheilung gemacht:

Der Mangel an Heilanstalten fuͤr unvermöͤgende huͤlflose Kranke, wird in der hiesigen Provinz lebhaft gefühlt. In meiner Bekanntmachung vom 6. Juli 1822 erwähnte ich der nahen Eroͤffnung eines Hospitals un⸗ ter der Pfiege der barmherzigen Schwestern, welches die Gnade Sr. Majestaͤt der Provinz bewilliget hat.

Dies Hospital ist bereits mit dem 1. Januar 1823

in der Stadt Posen in's Leben getreten, und hat seit

dieser Zeit schon einer Menge Kranken die Gesundheit

ö

Gedruckt bei Feister.

Umgegend haben, durch den

Mildthaͤtigkeit entfernte⸗

Mustk von Rossini (Mad. Grünbaum,

wieder gegeben. nun beendet. Die bisherigen Fonds desselben gestatte fortlaufend die Unterhaltung von 30 Krankenbetten der Raum und die uͤbrigen Verhaͤltnisse eine Erweitz rung der Letztern bis auf ungefähr achtzig. Durch i zutretende Wohlthaͤtigkeit des Publikums wird diese weiterung nach und nach erreichbar seyn.

Die frommen Schwestern, welche die Pflege Hospitals besorgen, gehoͤren zu der Congregation d sogenannten grauen Schwestern (soeurs grises) i befolgen die Regeln ihres Stifters des heiligen Vince tius a Paolo und ihrer ersten Oberin, der Wittwz A rillac le gras. Die Congregation sammelt nicht Alm sen; aber sie empfaͤngt dankbar und verwendet gewispsu haft was thaͤtige Theilnahme an den Leiden des Na sten ihr darbeut. Sie beschaͤftigt sich mit der Krankn pflege beider Geschlechter. Weder Stand, Alter, nt Glaubensbekenntniß bestimmen ihre Theiluahme. Mu

braucht nur ein Mensch, arm sund elend zu seyn,

I. Amtliche Nachrichten.

ihrer Huͤlfe nicht zu verfehlen.

Auch in den besseren gewohnlichen weltlichen Kin ken-Anstalten wird es ewig an einer sorgfaͤltigen hej lichen Behandlung der Kranken fehlen. Die steten Ch drücke des Leidens stumpfen das Gefuͤhl gar bald g Diese Herzlichkeit kann nicht befohlen, nicht gelohn

nicht kontrollirt werden, sie kann nur aus einem fein

innern frommen Triebe hervorgehen. Ein Palast, welchem der Sieche auf seidenem Lager von ge du— gener Hand seine Arznei empfängt, duͤrfte ein ger ges Institut gegen eine Strohhuͤtte bleiden, in wel Religion und Liebe eines kranken Mitbruders pflege Des Koöͤnigs Majestät haben mir huldreichst gestm

tet, mit der Koͤnigl. Regierung zu Bromberg uͤber dic

Errichtung eines Hospitals der grauen Schwestern i jener Stadt, in Berathungen zu treten, welche lehten bereits Fortschritte gemacht haben, und ein guͤnstigt Resultat versprechen.

Königliche Schauspiele.

Donnerstag, 9. Dec. Im Schauspielhause. Hen mann und Dortehea, idyllisches Familieugemaäͤlde in Abthel. von Dr. C. Toͤpfer. Hierauf zum Erstenmqa wiederholt: Der Raͤuberhauptmann, oder: Wie ma sich irren kann, Lustspiel in Aufz.

Freitag, 10 Dec. Im Opernhause: Othello, de Mohr yon Vene gig, Oper in 3. Abtheil., mit Tan K. K. Hof saͤngerin zu Wien: Desdemona).

Zu dieser Vorstellnng bleiben die bereits gekauften mit Dien stag bezeichneten Opernhaus⸗Billets guͤltig und werden die noch zu verkaufenden Billets ebenfal⸗ mit Dien stag bezeichnet seyn.

Redakteur John.

Die Organisation des Institutes

Allge

spreußische Staats-Zeitung—

meine.

M*

291.

Berlin, den 19ten December 1874.

Kronik des Tages.

Angekommen. Der Regierungs-Chef⸗-Praͤsident, v. olomb, von Posen. Abgereist. Der Genera!-Major und Kommandeur

er Zten Division, v. Luck, nach Muͤnster.

II. Zeitungs-Nachrichten. . Ausland.

paris, 3. Dechr. Der Koͤnig hat, wie verlautet, die Uhsicht geaͤußert, in der morgenden Sitzung des Staats⸗ hs in Person den Vorsitz zu fuͤhren; zugleich sollen zum fsenmale die saͤmmtlichen Ausschuͤsse sich in einer Plenar— izung versammeln. Der Groß-Siegelbewahrer wird am naͤchsten Sonnabend hn vereinigten Sectionen des Cassationshofes praͤsidiren, her wichtige Gegenstand dieser Sitzung ist die endliche Fest⸗ ellung der Criminal-Jurisprudenz in Betreff des Zwey⸗ ampfs, welche durch die Unterbrechung mehrerer Procedu— en in verschiedenen jener traurigen Faͤlle, die in den Jah⸗ n 1519 und 1820 so haͤufig vorkommen, unentschieden seblieben ist. Die zunaͤchst vorzunehmende Sache ist die zes Hrn. Harty de Pierrebourg, welcher das Ungluͤck hatte, hrn. v. Beaupoit de, St. Aulgire im Zweykampse zu öͤten. Eine Entscheidung der Anklagekammer des koͤnigl. Berichtshofs hieselbst wurde unterm 21. May 1819 cassirt nd die Sache an den koͤnigl. Gerichtshof zu Amiens ver⸗ iesen, der hierauf eben so wie der hiesige entschieden hat. Die Sitzung der Kammern, (heißt es in einem Privat—⸗ Hreiben aus Paris, in suͤddent schen Blattern), deren roͤffnung am 22. Decbr. d. J. bevorsteht, wird eine zer lebhaftesten werden, welche wir seit der Restaura— ion erblickt haben. In der Deputirtenkammer wird sich ine hundertkoͤpfige Opposition, aus den verschiedensten seibern zusammengesetzt, hervorthun. Die zwanzig, der lußersten Linken, die sechszig ungefaͤhr, welche mit Hrn. . Labourdonnaye votiren, die Freunde, welche etwa

minder gegeben ist, und die sich

Hrn. Bertin de Vaux zu Gunsten des Hrn. v. Chateau⸗ briand mit sich hinreißen kann, die Mißgestimmten aus dem rechten Centrum, alte Anhaͤnger des Hrn. Lain, und in manchen Stuͤcken wie die H. H. Bourdegu und Duvergier de Hauranne gesinnt, kurz aufs Hoͤchste hun⸗ dert und zwanzig Deputirte, werden eine so ziemlich permanente Masse der Opposition, wo nicht in allen, doch in den eigentlichen Lebensfragen, wider das Mini⸗ sterium bilden. Was aber diese, an Zahl einer großen Majoritaͤt unterliegende Oppositisn bedeutend macht, ist der Zuwachs, welchen sie, durch eine gewisse Zahl, viel⸗ leicht von sechzig Schwebenden aus der Majoritaͤt erhal⸗ ten mochte, deren Richtung durch den Hof mehr oder durch die dort herr⸗ schenden Bewegungen gegen Hrn. v. Villele bestimmen lassen könnten. Die Masse jedoch der untern Kammer scheint fuͤr den Praͤsidenten des Conseils zu seyn; sie besteht aus dem alten, mit ihm in fruͤheren Sitzungen erprobten Kerne. In der obern Kammer regen sich zufoͤrderst alle fruͤheren minißeriellen Minoritäaͤten gegen das Minisierium: die Verabschiedeten des Ministeriums Decajes, die Freunde des Hrn. Lainé, die, auf welche Hr. Pasquier Einfluß uͤbt; außerdem noch die entschie⸗ dene Linie, mit einigen Exsenatoren, und die doktrinelle Linke, unter dem Prinzen von Broglie. Andererseits dann Hr. von Chateaubriand und seine Freunde, und diejenigen aus der religiosen Parthei, welche entschieden uͤbel gegen das Ministerium gestimmt sind. Auf die Letztern koͤmmt in der Pairskammer viel an, weil sie sich keineswegs mit allen obenerwähnten Opponenten im Einklange befinden. Wie dem auch sei, das Ministe⸗ rium scheint noch nicht auf eine Majoritaͤt in der ersten Kammer Verzicht zu thun, und Alles ruͤstet sich zum

Kampfe. . Ober- Kammerherr Sr. Maj. des Kaisers von

Der Rußland, Fuͤrst Alexander Narischkin ist vor einigen Tagen

mit seiner Familie in Marseille angekommen.

Rente 101. 50. 10J. London, 30. Nov. Es geht die Rede, man wol—

le die beiden hoͤchsten Stellen in Indien einem Manne

anvertrauen, und nennt als Candidaten fuͤr den ver⸗