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Dienstag, Mittwoch und Donnerstag dieser Woche haben Kabinets⸗Versammlungen statt gefunden. Vorgestern Abend haben, nach jaͤhrlichem Gebrauche, Schuͤler de Westminster-Eollegiums vor einer zahlrei—
die ein lateinisches Schauspiel (Phormio von
chen Gesellschaft
Terenz) aufgefuͤhrt und sich dieser Uebung zur allgemeinen
Zufriedenheit entledigt. Der Befehlshaber der Kriegs-Macht in Westindien und
Gouverneur von Barbadoes, General- Lieutenant Sir H. Warde, hat Urlaub zu einer Neise nach England erhalten und wird unverzuͤglich hier erwartet.
In der Gegend von Windsor standen am 7. d. M. mehrere Doͤrfer so tief unter Wasser, daß die Einwohner in die hoͤchsten Stockwerke sich hatten fluͤchten muͤssen. Glei⸗ ches Ungluͤck hat die Stadt Eton, wo die beruͤhmte Schule sich befindet, betroffen.
Das große Staatsbett im Mansion House, wel— ches fuͤr die Lord-Mayore bestimmt ist und der Stadt die ungeheure Summe von 3000 Pf. St. gekostet hat,
wird, da es seit lauger Zeit nur dem Ungeziefer zum
Wohnort diente, niedergerissen, und ein neues, das in— dessen nicht mehr als 5o0 Pf. St. kostet, an seiner Stelle aufgestellt werden. Die Discussion hieruͤber im Stadtrathé war hoͤchst belustigend, indem sich (sagen hiesige Blatter) einige alte Peruͤcken gegen das Anta⸗ sten des Heiligthums wuͤthend auflehnten.
Nach der Aussage eines am 7ten Sept. abgegangenen, zu Boston angekommenen Reisenden,
von Truxillo bestaͤti⸗
get es sich, daß in Guatimala der Buͤrgerkrieg wuͤthet. Zu
Zahl, ermordet worden, war alle Commu⸗
nicatlon unterbrochen. Man glaubte, daß diese beklagens⸗ werthen Unruhen durch ehrsuͤchtige Creolen angestiftet waren, welche nach dem Umsturze der Regierung und gleicher Ver⸗ theilung des Eigenthums streben. Alle Weiße, ohne Unter⸗ schied, waren voͤllig ausgepluͤndert worden.
Die British - Préss enthalt folgenden Privatbrief, jedoch ohne Angabe des Orts und des Datums: „Die Krönung des jungen Königs von Tahiti, Pomare III., fand im Monat April statt, und gab zu feierlichen und religidsen Festen Veranlassung. Der König ist nur vier Jahr alt. Seine jährigkeit an der Spitze der Regierung.— ein sonder⸗ barer Umstand, indem die Mutter des jungen Koͤnigs noch am Leben ist, ihre Schwester aber, dem bestehen« den Gebrauche der Insel gemaͤß, zur Koͤnigin oder viel⸗ mehr zur Regentin erhoben wird. Die Gesetze der In⸗ sel wurden vor vier Jahren, als die Bewohner zur christlichen Religion uͤbergiengen, entworfen und bekannt gemacht; da sich indessen in der 3Zwischenzeit manches ereignete, das, wie die Erfahrung lehrte, der Verbesse⸗ rung bedurfte, so wurde ein Parlament — die erste in der Suͤdsee gehaltene repräsentative Versammlung — zusammenberufen. Dies geschah im Monat Februar.
Selbige Königen von Tahiti und Eimeo verwandt
Leon sind alle Weiße, 110 an der
und zwischen diesem Orte und Truxillo
sind, aus den
Gvuverneurs der Distrikte und Provinzen, und aus 2
Personen, welche das Volk eines je den Distrikts zu sei⸗
nen Repräsentaunten gewählt hatte. Dieses Parlament vereinigt in einem Korper die drei Staͤnde, des Koöͤtrigs,
Tante steht während seiner Min der⸗
bestand aus allen Familien, welche mit den
des Adels und der Gemeinen, und seine Verhandlm gen waren hoͤchst musterhaft. Die Session dauerte Tage. Ueber jeden, der Betrachtung des Parlame vorgelegten Gegenstand wurde lange discutirt und h Beschluß dann einstimmig genehmigt. Unser Fren sagt: „Ich wuͤnschte, Sie haͤtten den Ernst, die Ru und das gute Betragen, welches in dieser Ver sam lung obwaltete, sehen koͤnnen. Zwar wichen einigen von den Meinüngen der andern ab, und druͤckten ih Ueberzeugungen ahne Hehl aus, aber keiner unterbre den andern, und wenn die anders Denkenden sah daß die allgemeine Stimmung gegen ihre Meinung w sn gaben sie der Mehrheit nach. Nie husteten sie⸗ sichtlich, oder gaͤhnten, oder machten Laäͤrm mit ihn Stoͤcken, oder fluͤsterten sich einander etwas ziemlich la in die Ohren, oder laͤchelten höhnisch, oder schrien m Leibeskräften aus: Hoͤrt, hoͤrt! oder machten sonst i Geraͤusch, das entweder Vergnuͤgen oder Mißvergnuͤög— haͤtte andeuten koͤnnen — sie betrugen sich ruhig u still wie gesittete Menschen.“ — Vom 11. Gestern war abermals von ? bis 5 n ein halb Uhr Kabinetsrath im auswaͤrtigen Amte.
Der Courier hat folgenden Privathrief aus Paris v Sten d. M. „Ich vernehme aus guter Quelle, daß es mm die Absicht der Minister ist, eine Rentenherabsetzum dieser Session vorzuschlagen. Die Entschäaͤdigung der granten wird durch eine zu erhebende, in fuͤnf Jahren n zahlbare Anleihe geschehen.“
Man hat auch jetzt wie fruͤher bei schweren Stuͤrn bemerkt, daß die Aale in inlaͤndischen Gewaͤssern sehr u hig geworden und sich schaarenweise in die Aalwehren stuͤrzt haben.
In Folge des gefallnen Schnees war in Edinburg sp ker Frost, der noch Montag zu 26 Grad Fahrenh. anhit In Liverpool trat am selbigen Tage Vormittags ploͤßzlich Thauwetter mit schwerem Platzregen ein.
Consols 953.3.
Hannover, 14. Dec. Se. Königl. Hoheit, Herzog von Cumberland, sind gestern Nachmittag Berlin hieselbst eingetroffen.
St. Peter sb urg, 7. Dec. Der Oberbefehlsh a der gesammten Garde Corps, General der Kavallet Uwarow, ist am 2. d. mit Tode abgegangen.
Der General-Gouverneur von Archangel und logda, General- Major Minitski, hat das Gꝛoßkr⸗ des Wladimir Ordens 2ter Klasse, und die Civil Et verneurs von Astrakan und Kursk, Staatsraͤthe Pop und Koschuhow, den St. Annen,Orden erster Kl erhalten.
Der Cons ervateur impartial enthaͤlt Folgende
„Das Finanz-Ministerium macht es sich zur Pflih
das Publikum wegen der Verluste, welche der Reich schatz und der Handel in Folge der Ueberschwemmun am 19ten d. erlitten, zu beruhigen. Der Verlust vernichteten und beschaͤdigten Waaren, sowohl in n Böoͤrse als beren Umgegend, als auch in Peivat⸗Maßt zinen und Niederlagen, ist gewiß bedeutend; nichts de weniger ist der Gesammtschade bei weitem nicht so gro daß es unsrer Handelswohlsahrt einen so n ,
Stoß versetzt haben sollte, als man natuͤrlich an faͤn gin
n hoͤlzernen Bruͤcken ist dies jedoch anders.
muthete. Die vorzuͤglichsten Verluste treffen Zucker,
Alz, Hanf und Pottasche; doch laßt sich der Gesammt—⸗
rag noch nicht genau schätzen. Was den Zucker an— gt, so kann man den Verlust nach einem ungefaͤhren nlich glaubwuͤrdigen Anschlage auf Zooooo Pud rech⸗ allein auch hier ist hinzuzufügen, daß die noch vor— denen Niederlagen von Zuckern, so wie die Solidi— der Handelshaͤuser, welche Schaden gelitten, weder rchten lassen, daß die Konsumenten Mangel an die— Waare haben, noch daß andere ernsthafte Unannehm— feiten daraus entstehen werden. Die Quantität des soren aegangnen Salzes ist ungefahr dieselbe. Auch deswillen braucht man nicht besorgt zu seyn, da der eis dieser Waare sehr mittelmaͤßig ist, wenn man die gangsgebuͤhren abzieht, und die allgemeine Kon sum⸗ durch die Reserve-⸗Magazine der Krone vollkom— gesichert ist. Von Co0οοο« Yud Hanf in den Ma⸗ inen ist ein großer Theil beschaͤdigt; doch werden die luste der Eigenthuͤmer durch die bereits getroffenen ßregeln bedeutend vermindert werden. Die Quanti— der beschaͤdigten Pottasche ist bei weitem nicht so eutend. Zu Kronstadt hat die Ueberschwemmung den uffabrteischiffön nur wenig Schaden gethan; einige en Schiffbruch, andre Havarie auf offener Sen er— in; es fehlen aber noch bestimmtere Angaben in die Hinsicht. Die an den Gebäuden der Hauptstadt rsachten Beschädigungen beschraͤnken sich, (wenn man Anzahl kleiner hoͤlzerner Wohnhaͤuser, welche die then ganz uͤberschwemmt haben, und den Verlust an öeln und Lebensmitteln ausnimmt,), auf die Zerstoöͤ— g fast aller Oefen in den untern Etagen und Kellern.
hohl mit diesen Beschaͤdigungen mehrere Unannehm—
keiten, zumal in der gegenwartigen Jahreszsit, ver— den sind, so duͤrften sie auf keinen Fall sehr beunru— ende Folgen haben. An den Kay's, Kanaͤlen und oͤf— lichen Straßen ist nur wenig verdorben; mit meh— Unge⸗ et der Beschaͤdigungen, welche einige Fabriken, Braue⸗— wund Zucker-Raffinerien erlitten, haben dieselben its wieder ihre gewohnliche Arbeit begonnen. Dies eine kurze Darstellung der individuellen Verluste. des Reichsschatzes sind noch unerheblicher. Den ßten Verlust hat derselbe an Brantewein erlitten, den auf eine halbe Million schaͤtzt (dies ist jedoch un— utend im Vergleich mit der Quantitat, welche noch den Magazinen der Krone liegt, und fuͤr die Kon⸗ tion mehr als hinreichend ist, an Brennholz, das Theil durch das Wasser zerstreut worden ist, und andern Artikeln von geringerer Wichtigkeit, ohne Beschädigungen an oͤffentlichen Gebäuden zu geden— Ueberdies wird der Verlust bei dem hiesigen Zolle hrere Millionen betragen, da die Abgabe von großen rtien Zuckern und Sälz noch nicht erlegt waren. Es arf keiner Erwähnung, daß die Regierung nicht ver— n wird, (was den Zoll anlangt,) dem Handel alle erstuͤtzung zu Theil werden zu lassen, welche die Bil— eit zu dessen Gunsten in Anspruch nehmen kann. dieser Darstellung wird sich ergeben, daß die Ueber— demmung vom 19ten Nov., obwohl sie sehr bekla⸗ äwerth ist, da ungefaͤhr 500 Menschen dabei umge⸗
kommen sind, auf keinen Fall einen sehr schädlichen Einfluß auf den Gang unsers Handels, noch auf die
allgemeine Wohlfahrt der hiesigen Einwohner haben
wird. Zur vollkommnen Beruhigung erwähnen wir hier noch, daß die Regierung die Luͤrftigen Volksklassen, die besonders ein Opfer dieses Ereignisses geworden sind, eben so thaͤtig als freigebig unterstuͤtzt.“
In der Nacht vom 3osten November auf den 1sten d. wurden die Einwohner der Hauptstadt abermals von der Furcht einer abermaligen Ueberschwemmung geaͤnsti⸗ get. In Folge eines heftigen Südwest-Windes stieg bie Newa uber eine Arschiene. Gluͤcklicher Weise legte sich aber der Wind und das Wasser fiel wieder auf sei⸗ nen gewohnlichen Stand. *
Stockholm, 7. Dee. Wie es heißt, wird die große, unter dem Praͤsidio S. K. H. des Kronprinzen stehende Commité zur Revision der gesammten Erzie— hungs-Anstalten des Reiches mit Anfang kommenden Jahres zusammentreten. 36
In den um Oerebro belegenen Waldungen sind durch den letzten Orkan ungrfaͤhr 40000 Baͤume mit der Wurzel ausgerissen worden. .
Inland.
Du sseldor f, 15. Dec. Das Wasser stand die sen Morgen 16 Zuß 1 Zoll, also doch wieder Fuß w”JZoll niedriger als gestern fruͤh.
(Schluß des in der Nr. 298 der St Z. abgebr. Arti⸗ kels uͤber die Ueberschwemmung des Regierungs⸗Be⸗ zirks Duͤsseldorf.)
Die Koͤnigliche Regierung zu Duͤsseldorf, ehrend diese aus eigener freier Bewegung hervorgegangene und folglich um o schaͤtzbarcre Huͤlfsleistung, wie nicht min⸗ der wurdigend die verdienstliche Wirksamkeit der gleich schnell als die Noth selbst entstandenen einzelnen Vereine, erachtete es nothwendig und zweckmäßig, die vielfaͤltigen, stets sich verbreitenden Sammlungen und deren Ver⸗ theilung unter die Beduͤrftigen, durch eine Centralbe— hörde zu leiten. In dieser Absicht ward von der Regie⸗ rung unterm 20. November ein „Central ⸗Huͤlfs⸗Ver⸗ ein fuͤr den Regierungs-Bezirk Duͤsseldorf“ gebildet, von welchem bereits am 24. nämlichen Monats eine an wohlthaͤtiggesinnte Menschen in der Naͤhe und in der Ferne gerichtete Einladung zur Unterstuͤtzung ausging.
1) Die Aufnahme saͤmmtlicher Wasserschaͤden an den Wintervorraͤthen, Feldern, Gebaͤnden ze. verordnet und die Leitung der in dieser Beziehung erforderlichen An⸗ ordnungen den landraͤthlichen Behörden uͤbertragen. Erst nachdem diese Nachweisungen vorliegen, wird sich der Umfang und die Bedeutenheit des Schadens vollstaͤn⸗ dig beurteilen lassen, fuͤr dessen, auch nur oberflaͤchliche Angabe in Zahlen man gegenwartig einen Maßstab noch nicht haben kann. 3
2h Sind von Seiten der Koͤnigl. Regierung Vor⸗ kehrungen getroffen, um die wahrend der Fluthen statt⸗ gefundenen Notharbeiten an den Bann und Binnendei⸗ chen dauerhafter zu machen, so wie um die Oeffnungen in den Dämmen, gleich bei sehnlichst erwuͤnschtem schick⸗ lichen Wasserstande, zu schließen; Faschinen, Rohr, Erde