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Denkwuͤr digkeiten des Herzogs von Otranto, Ministers der General Polizei.
(Meèmoires de 2 3 Fouché, duc d'Otrante, mi- nistre de la police gèénerale. Seconde Partie; 1” vol. in 8. a Faris, chez Lerouge, libraire. Prix
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„Jetzt, wo ich, von Allem enttauscht, hoch uͤber allen Erbärmlichkeiten, uͤber allem falschen Glanze ho⸗ her Wuͤrden schwebe; jetzt, wo ich blos noch fuͤr die Rechtfertigung meiner Absichten kaͤmpfe, erkenne ich zu spaͤt die Leere der entgegen gesetzten Partheien, die sich bie Leitung der Angelegenheiten der Welt streitig ma⸗ chen: ich fuͤhle, ich sehe es, ein maͤchtigerer Lenker lei— tet, ordnet sie, mit Verachtnng unserer tiefsinnigsten Kombinationen.“
Mit diesem Gestaͤndniß beginnt Fouché den zwei—⸗ ten Theil seiner Memoiren,; Der erste Band endigte mit Fouchés Ungnade, in Folge welcher das Portefeuille der hohen Staatspolizei in die Haͤnde Savary's uͤber— gieng. Das Kaiserreich war damals im Zenith seiner Macht, und seine militaͤrischen Graͤnzen kannten keine Schranken mehr. Ein kaiserliches Dekret ernannte den Herzog von Otranto zum General⸗ Gouverneur von Rom. Diese Ernennung war nur ein ehrenvoller Schleier, um die Ungnade zu verhuͤllen. Lassen wir den Verfas⸗ ser der Memoiren selbst reden.
„Meiner Lage und des Wohlstands wegen mußte ich mehrere Tage lang den Aerger in mich schlucken, Savary bei dem Antritt seines ministeriellen Noviziats als Mentor zu dienen. Man fuͤhlt wohl, daß ich die Gutherigkeit nicht so weit trieb, ihn in die hohen My— sterien der politischen Polizei einzuweihen; ich huͤtete mich sehr, ihm hierzu den Schluͤssel zu geben, der einst zu unserm gemeinschaftlichen Heile beitragen konnte.“
Statt der Abschiedsaudienz, um die Fouchs gebe⸗ ten hatte, erhielt derselbe den Befehl, sich nach dem Schlosse Ferrlères zu begeben, wo er bald Berthier, Fal und Dubois eintreffen sah, welche die geheime Korrespondenz und die vertraulichen Befehle Bon apar⸗ te's zuruͤckforderten. Im Weigerungsfall war dem Po— lizei⸗Praͤfekten Dubois auferlegt, ihn zu verhaften, und seine Papiere unter Siegel zu nehmen. Fouché erzaͤhlt das Weitere also: . 6
„Von meiner Redlichkeit wahrscheinlich geruͤhrt, be⸗ gnuͤgte sich die kaiserliche Kommission mit einigen un— bedeutenden Papieren, die ich ihr zuzustellen belieb te; endlich, nach den uͤblichen Hoͤflichkeits⸗Bezeigungen, stie⸗ gen Berthier, Réal und SZubois wieder in den Wagen,
und fuhren nach Paris zuruͤck.
„Naͤchtlicher Weise schlich ich mich durch das Pfoͤrt— chen meines Parks heraus, stieg in das Kabriolet mei— nes homme affaires, und eilte in Begleitung eines Freundes nach der Hauptstadt, wo ich incognito in mei— nem Hotel in der Straße du Bac abstieg. Dort er⸗ fuhr ich, zwei Stunden hernach (denn alle meine Netze waren ausgespannt), daß der Kaiser, auf den Bericht Fer Vorgaͤnge zu Ferrisres, in einen heftigen Zorn ge— nathen sey, daß er, nachdem er in Drohungen gegen mich ausgebrochen, ausgerufen habe: ich haͤtte seine Kommissarien zum Besten gehabt, es wären Einfalts⸗ pinsel und Berthier sey in Staatsgeschaͤften nichts als
ein altes Weib, das sich von dem verschlagendsten Ma schen des ganzen Reichs habe mystisiziren . g.
„Folgenden Tages, um 9 Uhr Morgens, eile i nachdem ich alles erwogen, nach St. Cloud; dort te ich bei dem Großmarschall des Palastes ein. „Hi bin ich, sagte ich zu Duroe, es ist mir Alles daran g legen, den Kaiser unverzuͤglich zu sehen und ihm zu
weisen, daß ich sein bitteres Mißtrauen und seinen n
gerechten Argwohn nicht im geringsten verdiene. Sag Sie ibm, ich bitte Sie: ich erwarte in Ihrem Kabine daß er mir eine Audienz von einigen Minuten zu i
Allg e
preußische St
meine
aats-Zeitung.
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willigen geruhe. — Sogleich, sagte Duroe; „es ist mi
sehr lieb, daß Sie Wasser uner Ihren Wein scha ten.“ — Dies waren seine eigenen Worte; sie reimt sich zu der Idee, die ich ihm von meinem Schritte geben wuͤnschte. Als Duroc zuruͤck war, faßte er mit bei der Hand, und fuͤhrte mich in das Kabinet M Kaisers. Aus Napoleons Aussehen und Haltung errif ich seine Gedanken. Er, ohne mir Zeit zu lassen
Wort hervorzubringen, sagt mir viel Schmeichelhaftd
und geht so weit, mir sogar eine Art von Reue uh sein heftiges Benehmen gegen mich zu zeigen; hernng mit einem Tone, der zu sagen schien, er boͤte mir n selbst ein Pfand der Versoͤhnung, verlangte, forderte zuletzt seine Korrespondenz. „Sire,“ sagte ich ihm m festem Tone, ich habe sie verbrannt.“ — Das ist nit wahr, ich will sie, antwortete er mit verhaltem Grimme. — Sie ist zu Asche. — Gehen sie fort (Wo mit einer Kopfbewegung und einem zerschmetternd Blicke gesprochen). — Aber, Sire. — Hinaus, sage Ihnen! (Worte, in der Art betont, mir vom Bleib abzurathen). Ich hielt ein kurzes, aber inhalt schwe Memoir in der Hand bereit, und beim Herausgeht legte ich es auf einen Tisch, und begleitete diese Ben gung mit einer ehrfurchtsvollen Verbeugung. Der Fa
ser, ganz gluͤhend vor Zorn, nimmt das Papier, i
zerreißt es. (Fortsetzung folgt).
Königliche Sch auspiele.
Donnerstag 13. Jan. Im Schauspielhause. Begehren Maria Stuart, Trauerspiel in 5 Abthei
von Schiller.
Freitag 14. Jan. Im Schauspielhause: Je toll je besser, komisch. Singsp. in 2 Abtheil.ͥ,‚, Musik kom. Ballett
Mehul. Und Herr des Chalumeaux, 1 Aufzug, von Herrn Titur.
Meteorologische Beobachtungen. Barometer Therm. Hygr. Wind! Witterung
A. 289 33 S. W. F. 289 3. S. W. M. 280 33 S. W.
trüb, Regengestl trüb, Regeng stkl
93* 919 89
4, 4 47,
11. Jan. 12. Jan. trüb, Regengest
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Gedruckt bei Feister.
Redaeteur Jo hn
11.
Berlin, Freitag,
J. Amtliche Nachrichten.
Kür o nt Tages.
Bei der am 12. und 13. Januar d. J. fortgese * n VIII. Ziehung der n 9 ztaats⸗-Schuldscheinen fiel die Zte Haupt-Praͤmie von h, oo0 Rthirn. auf Nr. 148,878; 2 Praͤmien von 2000 thlr. auf Nr. 223017 und 22,529; 2 Praͤmien von h00 Rthir., auf Nr. 139,088 und 257,319; 10 Prä⸗ len von 500 Rthlr. auf Nr. 951. 17,414. 33,905. „949. 116,985. 122,394. 178,866. 182,648. 292,625. id 296,078, 17 Prämien von 200 Rthl. auf Nr. 15, 969. D395. 122,501. 125,652. 125,938. 128, 604. 131,794. 8,582. 173,695. 177,830. 203,030. 205,074. 213,309. 13,631. 233,220. 266,602. und 281,B748. Die Ziehung bird fortgesetzt.
Il. Zeitungs⸗Nachrichten. Ausland.
Paris, J. Jan. Die Deputirten⸗Kammer schritt ihrer vorgestrigen Sitzung zur Ernennung verschiede— er Commisstonen, als namentlich: 1) fuͤr die Pruͤfung des Hesetzentwurfs wegen Festsetzung der Civilliste, desglei⸗ en 2) fur die Pruͤfung des Gesetzentwurfs wegen hehrerer Austausche zwischen Privatpersonen und der krondomaine ꝛc. Die erstere besteht aus dem Marquis Vailly, Graf Casteja, Graf Juigné, Hr. Chilhaud de Rigaudie, Grafen Blangy, Graf v. Vaublane, dem bicomte v. Harcourt, Hr. Hocquart und Grafen Rougs.
Der Oberbefehlshaber der Oeccupations-Armee in Spanien General-Lieutenant Vicomte Digeon ist am 9. Dee. in Bayonne angelangt, von wo derselbe sich ach Bordeaux begeben hat. Am 2ten ist er von da nach daris zuruͤckgegangen.
Der gegen den Buchhaͤndler Lerouge und Drucker efebure wegen Drucks und Herausgabe der, hier ein roßes Interesse erregenden: Denkwuͤrdigkeiten des Her— ogs von Otrante, (Fouché) von den Erben des letztern, ie solche fuͤr unächt erklaͤren, erhobene Proceß ist in ster Instanz gegen die Beklagten entschieden und diese H Auslieferung saͤmmtlicher Exemplare des Werks, it der Bestimmung, daß sie fuͤr jedes nicht wieder erbeigeschaffte Exemplar 5 Fr. an die genannten Erben ahlen follen, verurtheilt worden. Man ist sehr ge— . 9 es bei diesem Urtheil sein Bewenden behal—
wird.
Rente 102. 85. 90.
London, 3. Jan. (uͤber Paris) Hr. Canning ist
on dem Gichtanfall gaͤnzlich hergestellt und gestern nach
den 14ten Januar 15235.
Bath abgereist, woselbst auch der Graf von Liverpool sich befindet.
Es ist nur zu wahrscheinlich, daß unsere Regierung
unerfreuliche Nachrichten aus Indien erhaletn hat; waͤh—⸗
rend die Auswahl der englischen Truppen gegen die Bir—
manen im Osten beschaͤftigt ist, regen sich die Pin da—
ris und die Mahratten im Norden und Westen auf eine beunruhigende Weise. — Ein sehr bekannter Kauf⸗ mann ist so eben aus Peru angekommen; am 5. Sept. hatte er Callao verlassen. Damals ging dort das Ge—
sruͤcht, daß Conterae des Bolivars Truppen am 29. Aug.
vollständig geschlagen und am 30. vollends vernichtet habe. Gewiß ist, daß Lima zu der Zeit noch ins den Haͤnden der Rohalisten war und man daselbst vollkom— mener Ruhe genoß. 31
— Unsere Blaͤtter beschaͤftigen sich fortwaͤhrend sehr angelegentlich mit der Sache des Hrn. O'Connell und mit dem katholischen Verein. —
Con sols. 95. 3. ;
Bruͤssel, 5. Jan. Am Neujahrs-Abend war
bei Hofe Ball und Souper, wozu mehr als 600 Per— sonen eingeladen waren, und dem die ganze jetzt anwe—
sende Königl. Familie mit Ausnahme Sr. Maj. bei⸗ wohnten, obschon es mit Ihrem Befinden eine bei wei⸗ tem bessere Wendung nimmt.
In der neuen Abfassung des Zoll gesetz-Entwurfes ist die Besteurnng des Spelzes ein Zusatz, der sich in den vorigen nicht befand.
Die Kirchendiebstaͤhle, deren Zahl in unseren suͤd—⸗
lichen Provinzen seit langem her unuͤbersehlich ist, fin—
den sich nun auch in den noͤrdlichen ein und namentlich sind in der Weihnachts-Nacht aus der kathoͤlischen Kir⸗ che zu Rotterdam fuͤr 10,000 Fl. Werth geraubt werden. Die Staaten von Ost-Flandern haben beschlossen, den Canal von Ghent nach Sas-van-Ghent in glei⸗ cher Tiefe von 16 Fuß mit dem von Sas van⸗Ghent nach Terneus auszufuͤhrenden graben zu lassen, was den Kostenaufwand um 375,600 Fl. vermehren wird, wovon drei Fünftheile der Provinz und zwei der Stadt Ghent zu Last fallen werden. Beide Canaͤle muͤssen bis 1827 vollendet seyn. . — 6. Jan. In der Sitzung der zweiten Kammer der Generalstaaten am 4. Januar wurde uͤber einen Gesetzent⸗ wurf, welcher Veraͤnderungen des Zolltarifs bestimmen soll, verhandelt. ; , Die Herren von Hemstra, de Volsberg, Meulenaer und andere, hoben ganz vorzuͤglich die Nothwendigkeit hervor, den Ackerbau zu heben; sie fanden den vorgelegten Gesetzentwurf ihren Absichten zwar nicht voͤllig genuͤ⸗ gend, stimmten aber dafuͤr, in Betracht, daß der selbe den Weg zu kuͤnftigen umgreifenderen Maßregeln bahne. Herr de Gerlache sprach in einer langen Rede vom