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unterdruͤckt worden war, und die Chess der vereinigten Irlaͤnder entweder auf dem Schaffot ihr Leben verblu— teten, oder aus dem Lande verbannt wurden, war an die Stelle des revolutionnairen Geistes der gemaͤßigte Wunsch ruhiger und friedlicher Reformen getreten. Die Regierung, oder wenigstens die Freunde des Hrn. Can⸗ ning und des Lords Liverpool suchten diesen Wunsch bei jeder Gelegenheit zu unterstuͤzen; die Sendung des Mar⸗ quis von Wellesley nach Irland, als Vizeksnig des Lan— des, war eine Buͤrgschaft dieser wohlwollenden Gesin⸗ nungen. Der Koͤnig selbst hatte bei seiner Reise nach Irland, (vor zwei Jahren,) die Hoffnungen des gemaͤ⸗ ßigten Theils der Katholiken mit neuem Muthe belebt. Dlese Hoffnungen beschraͤnkten sich darauf, die an— gefehensten Personen des Irlaͤndischen katholischen Adels als Pairs im Oberhause, und einige katholische Depu— tirten, die unter dem Einflusse der Pairs oder der Kor— porationen wuͤrden gewaͤhlt werden, ins Unterhaus zu— zulassen. Mittelst dieser Konzession wuͤrde das politische Recht der katholischen Bevslkerung Irlands anerkannt worden feyn, die Ausuͤbung dieses Rechts aber waͤre in die Graͤnzen beschraͤnkt gewesen, die das Interesse der Katholiken selbst sogar erfordert; denn es ist einleuch⸗ tend, daß wenn in Folge alter Buͤrgerkrieg irgend ein lange unterdruͤchtes Volk sich wo befindet, das der Zivil⸗ sation gewissermaaßen fremd geblieben, es gefaͤhrlich sein wuͤrde, dasselbe auf einmal (ploöͤzlich) zur Theilnahme an der politischen Gewalt desjenigen Gesell schaftsvereins, der es unterdruͤckt hat, zuzulassen. Diese Gefahr ist in Irland wegen der ehemaligen Guͤter⸗Konfiskationen dop⸗ pelt groß: 9 Zehntheite der Ländereien sind dadurch den Katholiken entrissen worden, und der wahre Streit ist, wie Lord Liverpool es sehr gut bemerkt hat, ein Streit zwischen denen, die alles — und denen, die nichts haben. ö Die katholische Aristokratie in Irland war mit ei— nem solchen Plane friedlicher Reform zufrieden, und die aufgeklarkesten Mitglider der katholischen Geistlich⸗ keit theilten diese Ansicht, wobei sie uͤbrigens nur den Vorschriften der Religion sich gehorsam bezeigten. s Die Ungeduld aber und der angeborne Leichtsinn der Irlaͤnder haben diesen friedlichen Gang der Reform ge— stoͤrt. Die jacobinische nud ultramontane Faktion haben sich des oͤffentlichen Geistes bemaͤchtigt, und arbeiten in J einer — an sich schon sehr befremdlichen Gemeinschaft dahin, der Regierung durch Schrecken und Drohungen das zu entreißen, was eine feste und weise Landesverwal— tung nur lojalen und ehrerbietigen Bitten gewaͤhren darf. Der katholische Verein zu Dublin, urspruͤnglich in sehr reiner Absicht gestiftet, hat sich zu diesen aufruͤh⸗ rischen Anschlaͤgen und Umtrieben hinreißen lassen; er hat ein Manifest bekannt gemacht, in dem er zwar den Katholiken anempfiehlt, sich jedes Insurrektionsakts zu enthalten, jedoch in einem Tone dies empfiehlt, der, so zu sagen, zu verstehen giebt, daß er, wenn er's angemes— fen finden werde, auch das Signal zum Gegentheil würde geben koͤnnen. Hr. O'Connel, erster Advokat zu Dublin und Verfasser dieses Manifests, hatte seine ge— heimen Gedanken schon verrathen, als er in jenem Ver— ein gehaltenen Rede den Wunsch ausdruͤckte, einen Ir⸗ laͤndischen Bolivar an der Spitze des Landes erscheinen zu sehen; ganz entschieden aber hat er die Maske abge— worfen, indem er sich oͤffentlich mit dem schaͤndlichen William Kobbet, dem englischen Marat — verband. Schon in mehreren. Blättern seines Journals hat Kobbet die Nothwendigkeit einer Radikal-Reform des Grundbesitzes in Irland proklamirt; nach dem Dafuͤr—
halten dieses alten Jakobiners muß man nicht bei halben daßregeln stehen bleiben, das heißt, sich nicht blos mit der Restitution der politischen Rechte begnügen, sondern
die Abkömmlinge der Spoiiatoren müßten ihm zufolge auch die Laͤndereien, die empfangenen Zehnten und alle andere, von ihren Vorfahren usurpirte Besitzungen und Einkuͤnfte wieder zuruͤckgeben. Dirs ist die buchstäbliche
Sprache dieses politischen Marats, und eben dieser Ma ist's, den Hr. O Connell in einer der letzten Sitzun
des katholischen Vereins, mit den promphaftesten
spruͤchen, als den Advokaten des katholischen Irle vorstellte.
Dies ist der wahre Gesichtspunkt, aus dem man jetzige Gaͤhrung in Irland betrachten muß. Auf! festen Lande denkt man viellelcht, die Engl. Regierung we bei dieser Gelegenheit zu den strengsten Maßregein, Militair-Operationen, zur Suspension der konstitut nellen Gesetze u. s. w. ihre Zullucht nehmen. Wir ho
dagegen, es werde alles mit heftigen Diskussionen in g s
offentlichen Blaͤttern und in gesellschaftlichen Zusamm kuͤnften, Diskussionen, welche den katholischen Irlaͤnn zugleich die Einsicht von ihrem wahren Besten verscha werden, abgethan seyn.
Wien, 11. Jan. Der oesterreichische Beobac giebt heute folgende Auszuͤge aus Verichten von Cu und Zante bis zum 20. Dee. Der Feldzug in Aeg nien, in so fern das, was sich dort im Laufe des J res zugetragen hat, den Namen eines Feldzuges! dient, ist nun zu Ende. Omer Pasch a, durch sa peisdulichen Fehden mit andern Albanischen und Em tischen Häuptern, so wie durch seine hoͤchst zweiden Stellnng gegen die Pforte, zu allen ernsthaften! strengungen unfähig gemacht, hatte nie uͤber 50900, letzt kaum 3000 Mann zu seinem Gebot. Es ließ daher voraussehen, daß er weder selbst in Acarnan oder Aetolien etwas Bedeutendes unternehmen, noch ebenfalls schwache Armee des Derwisch Pascha in Lü dien und Thessalien verstaͤrken, und so das Pasch— 2. Janiug den griechischen Streifpartien Preis go wuͤrde.
Nichts desto weniger hielt Maurocordato, welch die Seinigen Generalgouverneur des westlichen Gi chenlandes nennen, ob dieser Titel ihm gleich nicht mal aaf der andern Seite der Halbinsel je foͤrmlich gestanden worden ist, fuͤr nothwendig, gegen Omer scha's Bewegungen, und mogliche Versuche auf der zu seyn. Er hatte zu dem Ende im Monat Juli mit: gefahr 2500 Mann ein Lagerlbei Lig ovitzi (einem 8 ster auf einer Anhoͤhe, nahe bei Machala und dem 6 Ozeron, 2 Stunden vom rechten Ufer des Asproptt mos) bezogen. Diese Maaßregel ward in den Zeitum von Mesalongi mit vielem Pomp angekuͤndigt: entsch dende Operationen sollten von jenem Lager aus gest Arta, Prevesa, Janina sollten, Schlag g Schlag, in kurzer Zeit fallen. Von dem Allen erfth Richts. Arta wurde zwar einige Mal aus! Ferne zur Uebergabe aufgefordert; es blieb aber leeren Demonstratlouen und drohenden Briefen. R! go, einer der Unterfeldherrn Maurocordato's, pluͤnd und verheerte, den ungluͤcklichen, meist von Chris bewohnten District vou Dadovichi, am Fuße des P dus; Zonge, Nota, Bozzar! u. s. f. uͤberfielen and wehrlofe Puncte, mehr auf Beute als auf Sieg n. es kam nicht einmal zu einem eansthaften echt. —
O mer Pascha hatte seine Position bei Carv⸗ sexai (einer Zollstaͤtte am suͤdoͤstlichen Ufer des S von Arta) genommen. Das eigentliche Geschaͤft Feindes war also, ihn von dieß konnte aber durch stolze Artikel in der hellenisch Chronik nicht bewirkt werden; und andere Operatisn blieben aus. Omer Pascha behauptete seine Stell ungestoͤrt. Im Monat September ließ er sogar, das nahe Lager bei Ligovitzi unbekuͤmmert, einen
ken Streifzug auf Vrachori, in Atolien, ausfuͤhren, allgemeinen Schrecken verbreitete, und wobei viele wohner der Gegend in Gefangenschaft geriethen, C großen Verlust an Vieh und Guͤtern erlitten.
Diefer Stand der Dinge dauerte bis zum Eintih der schlechten Jahreszeit. Im Oktober wurde M aun
diesem Posten zu verdräͤngn
dabei gewinnen.
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cordato, von Unzufriedenheit und Sorgen aller Art verzehrt, so ernsthaft krank, daß er nach Anatolico urickgebracht werden mußte. Ehe er jedoch das Lager verließ, verlangte er von den faͤmmtlichen unter ihm kommandirenden, zum Theil mit Generals-Titeln aus— estatteten Offizieren, einen schriftlichen Revers, wodurch sie sich mit ihrem Ehrenworte solidarisch verpflichteten „ihren Posten nicht zu verlassen; bei jeder Gelegenheit ihre Schuldigkeit zu thun, und die Subordination nicht zu verletzen, widrigenfalls als An⸗ ti⸗Patrioten betrachtet, und von Jedermann als diche behandelt zu werden.“ Aus einem solchen Doku⸗ mente läßt sich einigermaaßen auf den Geist schließen, der unter dieser Truppe einheimisch seyn mußte.
„In den ersten Tagen des Novembers verließ dann auch Omer Pascha freiwillig sein Lager bei Carvan— ferat, und zog sich fuͤrs erste nach Arta zuruͤck. Er war in seinem Ruͤcken von Gegnern bedroht, die ihm weit mehr schadeten, als die ohnmaͤchtigen Ruͤstungen zu Li— govitzi und es war sicher nicht die Furcht vor ein Paar Tausend sehr schlecht bewaffneten Griechen, was ihm sechs Monate lang in Uuthaͤtigkeit erhielt ).
Seltsam genug ist, daß gerade um diese Zeit der Enkel des Ali-Pascha, ein Sehn Veli ⸗Paschas, nebst seiner Stief⸗Großmutter, der durch mancherlei ruͤhrende Schicksale bekannt gewordenen Vassilika, und verschiede— nen Vertrauten des einst so maͤchtigen Hauses, in La— rissa erschienen ist, und zwar mit dem Vorsatz, sich nach Epirus zu begeben. Man glaubte ziemlich allgemein, der Zweck diefer von der Pforte, wo nicht beguͤnstigten, doch zugelaßnen Reise sei die Entdeckung eines Theils ker verborgnen Schätze des Ali-Pascha; es ist aber viel wahrscheinlicher, daß man durch die Gegenwart dieser Personen seine alten Anhaͤnger zu gewinnen, und an— dern Faktionen einen Zaum anzulegeu gehofft hat.
(Schluß folgt.)
Rom, 7. Jan. So eben erhalten wir aus Neapel bie Nachricht von dem am 4. d. plötzlich erfolgten Ab— leben Sr. Maj. des Koͤnigs beyder Sieilien.
Koppenhagen, 11. Jan. Aus mehreren Ge⸗
genden Fuͤhnens, Jütlands u. s. w. wird nun einbe—
richtet, daß sich Kinderblattern von sehr boͤsartigem Charakter eingestellt haben.
Man schreibt aus Aarhuus vom Aten d.: „Gestern Abend wurden diejenigen Stadtbewohner, deren Haͤuser an der Aue liegen, die durch den Ort laͤuft, in Schrek⸗ ken gesetzt, da das Wasser bis 5. Fuß uͤber seine ge— woͤhnliche Gränze stieg und die ganze Straße uͤber⸗ schwemmte, so daß es, wenn es noch einen Fuß gestie⸗ gen, in viele Haͤufer, vornaͤmlich in die, dicht am Boll⸗ erke liegenden Packhaͤuser gedrungen seyn wuͤrde; zum Gluͤcke aber fiel es um 8 Uhr bei einem besonders mil⸗ en stillen Wetter wieder. Und aus Viborg vom 5ten ird gemeldet: „Sonntag Abend um 4 Uhr erhob sch ein Sturm aus SW. der bis 10 Uhr anhielt und in Heftigkeit dem vom 18. Nov. ungefahr gleich war, ber keinen Schaden anrichtete.
Spanisches Amerika. Aus Neu York schreibt an unterm 13. Dec. Die mexicanische Bundesversas— ung ist beynahe ganz nach der Nordamericanischen einge— ichtet. Die Republik fuͤhrt den Namen: „Vereinigte Mexicanische Staaten.“ Es giebt drey Bundesgewal⸗ en, die vollziehende, gesetzgebende und richterliche Ge— alt. Jedem Staate wird es uͤberlassen, sich selbst eine Verfassung zu geben und seine innern Gewalten zu con⸗ ituiren. Der gesetzgebende Korper besteht aus dem ause des Senats und der Deputirten; ein District,
Omer Vrione ward, wie in nuserm Blatte vom 8. d. M. gemeldet worden, vor kurzem in das Paschalik ven Saldnichi versetzt. Wenn es der Pforte gelin)t, diesen Manu aus Albanten zu entfernen, so wird sie nicht wenig
(Anmerk. des oͤsterreichisch. Beobachters.)
der zwischen A0, 000 und So, 000 Seelen zählt, sendet einen Deputirten. Zu diesem Behufe wird alle zehn Jahre ein Census veranstaltet. Die Wahl eines Depu⸗ fitten ist fuͤr zwey Jahre guͤltig. Jeder Staat ernennt ubrigens zwey Senatoren. Der Eongreß eroͤffnet seine Sitzung jährlich am 1sten Januar und schließt dieselbe gesetzlich am 15ten April. Die vollziehende Gewalt ru— het in den Haͤnden des Praͤsidenten der V. Mex. Staa⸗ ten. Jeder Staat ernennt zu dieser Stelle zwe) Can— didaten, wovon einer wenigstens nicht zu demselben Staate gehören darf, von welchem er gewaͤhlt wird. Fer, welcher die meisten Stimmen fuͤr sich hat, wird vom Congreß zum Praͤsidenten erklärt. Seine Amts⸗ dauer ist auf 4 Jahre festgesetzt, eben so die des Vice⸗ praͤsidenten. Die Praͤrogative des Praͤsidenten sind die⸗ selben, wie die des Praͤsidenten der Nord⸗Amerikani⸗ schen Freystaaten: er ernennt und entlaͤßt die Staats— secretaire, vergiebt alle Stellen in der Land- und See— macht, verfuͤgt auf den Rath des Congresses uͤber die oͤffentliche Macht, ruft den außerordentlichen Congreß zusammen und traͤgt Serge, daß Recht und Gesetze gehandhabt werden. Waͤhrend der Congreßsitzungen ste⸗ het ihm ein Rath, aus der Halfte des Senats zusam⸗ mengesetzt, zur Seite. Die richterliche Bundesgewalt bestehet aus einem hoͤchsten Gerichtshofe von eilf Mit⸗ gliedern, in drey Kammern getheilt. Die Richter wer— den, wie die Praͤsidenten der V. St. durch die Mehr— heit der Stimmen der verschiedenen Staaten gewaͤhlt. Die Atribute dieses hohen Gerichtshofes sind: die Strei⸗ tigkeiten der verschiedenen Staaten unter einander zu vernehmen, so wie solche, welche zwischen den Buͤrgern und Behoͤrden der einzelnen St. vorkallen; die Ausle— gung der Gesetze des Congresses bey etwaniger Mey⸗ nungsverschledenheit zu bestimmen; uͤber die Gerichts barkeit der verschiedenen Tribunaͤle in der Union zu ent“ scheiden und alle Criminal-Verbrechen der Senatoren, Deputirten, Gesandten, Consuln, so wie der hoͤhern Regierungsbeamten zu richten, ohne daß von ihm ap— pellirt werden kann. . .
Der Beschluß, welchen die Regierung in Mexico unterm 13ten July wegen Aufhebung des Selavenhan⸗ dels gefaßt, soll, nach den neuesten Nachrichten, unver⸗ zuͤglich in Vollziehung gebracht werden.
Aus Buenos, Ayres wird von der Mitte Octobers gemeldet: „Die Sitzung des Congresses werde wahr⸗ scheinlich im November beginnen.“
Die Verhälrnisse in Ehili machen gleichfalls rasche Fortschritte. Man hat sich in der letzten Zeit haupt saͤchlich mit Reformen in den Verhältnissen der Kirche beschaͤftigt, Festtage abgeschaft, Moͤnche secularisirt ꝛc.
Der Krieg in Ober-Peru dauert fort. In Folge eines Gefechts soll, nach den letzten Berichten von dort, General Valdez oder Barbucho mit 300 Mann in die Gewalt der Constitutionellen gerathen seyn. .
St. Domingo (Haity) Die haitysche Regie⸗ rung (hat wie die Etoile berichtet vor Kurzem alle auf die letzten Unterhandlungen mit Frankreich bezuͤg⸗ liche Actenstuͤcke bekannt gemacht. Diesen Piecen geht eine Proklamation des Praͤsidenten Boyer an die Hai⸗ tyer voraus, worin er dem Volke vou Haity sein Ver⸗ fahren darlegt. Nach einer Einleitung uͤbrr Revolutio⸗ nen spricht der Praͤsident von seinen Verhaͤltnissen zu Frankreich. Zuerst gedenkt er der gegen Ende Octobers i814 im Hafen von Port- au-⸗Prinee erfolgten An— kunft des, mit Instructionen des damaligen franzoͤsi⸗ schen Marine-Ministers versehenen Generals Dauxion Lavaysse. Seine Vorschlaͤge heißt es) waren eben so lächerlich als der Endzweck seiner Schritte arglistig. Sie wurden verworfen und die Nation blieb auf ihrer Huth. Se. Allerchristl. Maj. hat allerdings die Sen⸗ dung dieses Agenten als nicht von ihm ausgegangen er⸗ klaͤrt, (d 6savoué) indessen durften wir damals Voll⸗
machten fuͤr authentisch ausehen, die mit der Unter