1825 / 29 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 04 Feb 1825 18:00:01 GMT) scan diff

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den Kreis der Entschaͤdigungen enger zu ziehen, so konne dies nicht zum Nachtheil der Rentiers gereichen, die Frage bleibe doch diefelbe; es komme auf Schließung der durch die Revolution entstandenen Wunden an. Hr. Perier trug deshalb auf Verweisung der Petition an die betreffende Kommission an. Hiergegen sprach demnaͤchst Hr. v. Berbis, und rechtfertigte den Antrag der Kommission, indem in der That die vorliegende Petition nicht den Gesetzentwurf wegen Entschaͤdigung der Ausgewanderten betreffe, mithin auch nicht an die lediglich zu dessen Pruͤfung bestimmte Kommission ver— wiesen werden koͤnne; durch eine solche Verweisung wuͤrde man gewissermaßen die Initiative zu einem neuen Gesetz neymen, und wenn einmal von Entschaͤdigung aller durch die Revolution in ihrem Eigenthum verletz— ten die Rede sein solle, so koͤnne man auch nicht blos bei den Rentnern Cnaͤchst den Ausgewanderten 2c stehen bleiben, man werde auch die Opfer des Maximum und der Assignaten entschaͤdigen muͤssen. Diese wuͤrden wiederum vielleicht den Vorzug vor den Rentnern in Anspruch nehmen. Die Kammer werde fuͤhlen, wie es unmoͤglich sey, alle Uebel der Revolution auszuloͤ— schen, alle Wunden zu heilen; man muͤsse daher noth— wendigerweise einen Unterschied machen. Was hat des— halb, fuhr er fort, die Regierung thun wollen? Sie hat einem geheiligten Princip, dem des Eigenthums, Gerechtigkeit angedeihen lassen wollen, denn auf dem Eigenthum ist die ganze Gesellschaft gegruͤndet. Das Eigenthum aber beruht im Grund und Boden. Das Grundeigenthum verletzen heißt die ganze gesellige Ord— nung in ihren Grundlagen untergraben. Die Verletzung des Grundeigenthums ist von ganz anderer Wichtigkeit als der Banqerott der Renten und Afsignaten. Ich bestehe auf der Tagesordnung. Der Deputirte Mechin äußerte große Verwunderung, daß sein Vorgänger habe behaupten konnen, das Eigenthum beruhe blos im Grund und Boden. Man be— richtigte ihn, daß Hr. v. Berbis gesagt habe: das Eigenthum beruhe hauptsächlich im Grund und Boden und nach— dem er auch diese Behauptung fuͤr unrichtig erklaͤrt, indem alle Art des Eigenthums fuͤr gleich unverletzlich erachtet werden muͤsse, trat Hr. v. Martignac auf und setzte aus einander, wie Hr. v. Berbis ganz misver— standen worden, wenn man vermeine, derselbe halte nicht alle Arten des Eigenthums fuͤr gleich unverletz— lich; die Worte desselben haͤtten offen bar keinen ande— ren Sinn, als den, daß die Verletzung des Grundei— genthums am meisten Gefahr bringend fuͤr die Gesell— schaft sei; eine Behauptung mit der man zu allen Zeiten uͤbereinstimmen werde. Der Redner setzte dann noch naher aus einander, wie die Kammer ganz aus ihren Grenzen heraustreten werde, wenn sie eine Pe⸗ tition wie die vorliegende an die Commission zur Pruͤ⸗ fung des Gesetzentwurfs fuͤr die Entschaͤdigung der Ausgewanderten verweise. Es ward sodann uͤber den Antrag: zur Tagesordnung weiter zu schreiten, abge— stimmt und derselbe fast einstimmig (nur sieben Stim— men von der aͤußersten Linken waren dagegen) ange— nommen.

Rente 103. 10.

London, 25. Jan. Man spricht von bevorstehen— den Veränderungen bei der Armee; die Infanterie⸗Re— gimenter sollen mit 2 Compagnien vermehrt werden; die Cavallerie im Verhaͤltniß. Von einem Regimente, das 10 Compagnien enthaͤlt, sollen nur 6 nach den Colonien gesandt werden koͤnnen.

Man geht damit um, eine dritte Universitaͤt zu York zu gründen, wozu der bekannte wohlthätige Graf Fitzwilliam (er unterstuͤtzt woͤchentlich 500 Arme) 50, 0690 Pfd. Sterl. aussetzen will. Im Jahre 1748 waren in Cambridge 1500; 1813: 2805 Studirende. Zehn Jahre später wuchs die Anzahl auf 4277, und im vorigen Jahre betrug sie 489.

K

Unter den Gesellschaften, deren Zahl hier mit; dem Tage wachst, sind auch vier, welche die Hauptstan

mit besserem Brodt, Fleisch, Milch und Fischen ver ; f g . haben dabei das Leben verloren.

hen wollen; eine derselben, die fuͤr gute unverfaͤlsch Milch sorgt, ist schon in Thätigkeit, und scheint vien Beyfall zu finden.

Man berechnet, daß 200 Haͤnde mit Maschim gegenwartig eben so viel verarbeiten, als vor 40 Jil ren 20 Millionen. Die Masse der durch Maschinen Großbritannien verfertigten Kunsterzeugnisse ist so grö daß ohne dieselben 400 Millionen Arbeiter dazu nöͤth

seyn wuͤrden, und dennoch koͤnnen die Fabriken mit

Auftraͤgen nicht Schritt halten. Sachkundige Maͤnner sind der Meinung, daß my

Suͤdsee verbindenden Canals in weniger als sechs Woch werde zuruͤcklegen koͤnnen. Es sind gegenwartig 16 verschiedene Gesell chan

zur Betreibung des Bergbaues in America in Wh um ssngung einiger Psalmen eine der Feier des Tages an—

tigkeit.

Am 20. sind die neuen Abgeordneten fuͤr die Sin Americanischen Staaten von Plymouth abgesegelt.

Zwischen den neuen Brittisch-Westindischen R seln und den neuen Suͤd-Americanischen Staaten s unverzuͤglich eine Paquetfahrt eingerichtet werden.

Aus Cossey in Norfolk wird vom 20. Januar! meldet: „Auf dem Camin des Zimmers, wo ich schrein steht jetzt ein Glas mit einer Rose, einer Nelke, M meln, Beilchen, Schluͤsselblumen, Goldlack und Man kraut, alles aus unserm Garten gepflaͤckt und inf ner Luft vor einem Tage oder zwei gewachsen. U 17. höoͤrten wir die Droßel zum erstenmale in diesu Fruͤhling-Winter singen.“

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welchem zugleich eine Niederlage von Schießpulver war, zurch eine Explosion zertruͤmmert, welche zu gleicher eit die benachbarten Haͤuser sehr beschädigte. Mehrere

Munchen, 28. Jan. Die getreuen Bewohner der Hauptstadt feigrten heute Vormittags mit erneuer— ten Gefuͤhlen der Andacht das glorreiche Namensfest 67

aj. der Königin, unserer Allergnaͤdigsten Frau. Die

önigl. Garden, so wie die uͤbrigen Truppen der hiesi⸗ gen Besatzung und Abtheilungen des Buͤrgermilitatrs

leben sich gegen 10 Uhr in glaͤnzender Parade nach der St. Michaels⸗-Hofkirche, wo im Beifsein JJ. kk.

Hoheiten des Kronprinzen und des Prinzen Karl ein

solennes Hochamt und Tedeum abgehalten wurde.

bald die Fahrt von Europa nach Ostindien mitte ur naͤmlichen Zeit wohnten einem gleichen Gottes— Dampfboͤten und eines das Atlantische Meer mit öienste Ihre Excellenzen die Herren Staatsminister, der

Staatskath und das Personal der verschiedenen Admi.

nistrations⸗ und Justizbehoͤrden in der Domkirche zu U. L. Frau bei.

Die evangelische Gemeinde hatte sich um U Uhr in ihrer Pfarrkirche versammelt, wo nach Ab—

passende Predigt gehalten wurde. Die israelitischen

(Einwohner verrichteten in ihrer Synagoge gleichfalls

Gebete und sammelten dabei fuͤr die Armen. Und so pereinten alle Herzen, von der innigsten Verehrung und kiebe zu der erhabenen Monarchin durchdrungen, ihre gluͤhenden Wuͤnsche und flehten zu Gott um neuen Se— zen fuͤr Sie und den geliebten Vater des Landes, mit Dessen Wohl Ihr Gluͤck unzertrennlich verbunden ist. Se. Masjestaͤt der Konig haben Allerhoͤchstihren Feldmarschall und erblichen Reichsrath, Herrn Fuͤrsten Karl von Wrede, unterm 15. Januar d. , auch bei r dritten Staͤndeversammlung, zum ersten Praͤsiden⸗ ten der Reichsräthe zu ernennen geruht. Aus der Schweiß vom 24. Jan. Das Schreiben des

Am Sonnabend lief zu Deptford das erste, ; t Obristen de Riaz, in Betreff der vorgeblichen Protestation

Fahrt zwischen hier und Calcutta bestimmte Damm schiff, Enterprize, von 500 Tonnen, ins Wasser.

des Schweizer-Regiments, das seinen Namen trägt, an General de Gaͤdy wegen der Sendung nach Madrid,

vom 28. Jan. Am Dienstag gab Graf Liverpool den 36 . in der Schweiz oͤffentlich bekannt gemacht worden,

seinem Hause in Whitehall ein großes Cabinets-Mal it

um die deshalb in Umlauf gebrachten Geruͤchte auf ih—

Vorgestern war Cabinetsrath im auswaͤrtigen Am um 9 ken wahren Gehalt zu beschraͤnken. „Madrid, 27. Dec.

von 5 bis nach 8 Uhr. Ein auf gestern angesehht Cabinetsrath wurde wieder abgesagt.

Se. Maj. duͤrften, Ihres Gicht -Uebels halber, w Parlaments Session nicht in Person eroͤffnen koͤnnen

Das Geruͤcht vergroͤßert die Zahl von Mannschas um welche unser Heer vermehrt werden solle, schon an 16,000 Mann. Die Times erklaͤren sich sehr beküm mert daruͤber; wir hatten, meinen sie, doch schon Sol— daten genug zu entbehren, um sie nach Ostindien um Irland zu schicken.

Es laͤuft das Geruͤcht, Lord Combermere weth nach Indien gehen, um Sir Edw. Paget im Arme Befehl abzuloͤsen.

ÜUnsre Entdeckungs-Schiffe waren am 3. Augb mitten im Eise bei Cape Chedley in der Hudsons-Bi von wo sie noch 1200 Miles bis zur Repulse⸗ Bai ß machen hatten, wo sie hatten uͤberwintern wollen.

ĩ Vorgestern ist ein Theil unseres Zollhauses ein) stuͤrzt, was fuͤr den Augenblick große Verwirrung gieh

Der Courier enthaäͤst das in der Republik Guah mala, zur Beguͤnstigung der Colonisation vom Auslam her ergangene Dekret.

Capitain Hall sagt in seinem Buche uͤber Column bien: „Ein Trunkenbold ist im warmen Klima nicht! retten. Von 5000 Europaͤern, die seit wenigen Jahrg nach Columbien gegangen, leben nur 300 und drei ain fuͤnfen haben ihren Tod dem Trinken zu verdanken.“

Consols 93 3 2.

Bruüffel, ꝛ8. Jan. Man versichert jetzt, die ers Kammer der Generalstaaten werde sich nicht vor di 1. Maͤrz wieder versammeln.

In Gent ist das Haus eines Eisenhaͤndlers, ü

Mein General! Ich kann mich nicht genug beeilen, Sie zu bitten, sobald als moͤglich, und in meinem Na— men, den beleidigenden Artikel zu widerlegen, der sich im Constitutionel befunden haben soll, und der die mir angedichtete Weigerung, Spanien zu betreten, betrifft. Ich kenne die erste Pflicht des Soldaten, die in seinem Gehorsam besteht, zu genau, und wenn ich bei dieser Gelegenheit mir haͤtte erlauben durfen, irgend ein Be— dauern zu aͤußern, Spanien zu betreten, so wuͤrde es allein darin bestanden haben, nur zu spaͤt dahin berufen ju werden, um den Ruhm der franzoͤsischen Armee thei— sen zu konnen, den sie sich unter dem Befehle des er— uchten Prinzen, der an ihrer Spitze stand, erworben jat. Haben Sie, mein General! die Guͤte, sobald als moglich jenen Artikel zu widerlegen, der mir den boͤsen Rillen und die Treulosigkeit des (zu Bayonne bekann— len) Korrespondenten jenes Journals kennbar macht. Meine Ehre und die meiner Nation verlangen dies ringend von mir. Ich bin ꝛc. Der Obrist des Schwei— ker⸗Regiments seines Namens Nr. 2. de Riaz.“ Dieses zweite Schweizer-Regiment ist am 20. Dec. zu Madrid angekommen. Die Regierung von Bern hat, noch als Vor— srt, durch ein Kreisschreiben vom 9. December v. J. die an der koͤniglich niederlaͤndischen Kapitulation theil— nehmenden Kantone, von der Erneuerung der seit an— herthalb Jahren unterbrochenen, die Justizverhäͤltnisse zer Schweizerregimenter betreffenden Unterhandlungen Kenntniß gesetzt. Die Regierung von Bern ladet ichstdem die betreffenden Kantone ein, die angemesse— en Instruktionen deshalb zu ertheilen. Der Winter,

der zuerst mit ziemlicher Strenge in der Schweiz be— gonnen hatte, ist seitdem viel milder geworden, und hat weder große Schneelasten noch bedeutenden Frost ge— bracht. Man befaͤhrt die großen Straßen des Simplon, des Spluͤgen, des Bernhardin, des Stelvio und des Mont-Cenis noch mit Bequemlichkeit, und selbst der große Bernhardsberg, der in dieser Jahreszeit sonst immer sehr gefaͤhrlich ist, wird noch von vielen Reisen⸗ den uͤberschritten. Der groͤßte Frost war im Monat November nach den Beobachtungen im Hospiz am 25. und 28: 6 Grad unterm Gefrierpunkt, und der mindeste am 3: 2 Grad uͤberm Gefrierpunkt. Im ganzen Mo— nat ist nur 4 Fuß 7 Zoll Schnee gefallen, wovon die Haͤlfte wieder weggeschmolzen ist. Zu Genf war die Temperatur außerordentlich mild, und zu Zuͤrich hat man, in einem offenen Garten, zu Ende Decembers noch Rosen am Stocke gesehn. Die Abweichung der Magnetnadel betrug am 31. December auf der Stern— warte zu Genf 195 195. Die Chorherren vom großen Bernhardsberg haben wiederholt bekannt gemacht, daß sie fremde beduͤrftige Reisende immer gastfrei aufnehmen, und drei Tage lang unentgeldlich verpflegen. Sie beschweren sich zugleich uͤber den Mißbrauch, den einige Betruͤger sich erlauben, indem sie unter ihrem Namen, sowohl in Deutschland als in Frankreich und in andern Ländern, milde Beisteuern einsammeln, da sie durchaus Niemand außerhalb den Graͤnzen der Schweiz senden, und es eben deshalb fuͤr noͤthig erach— ten, das Publikum darauf aufmerksam zu machen. Man ist fortwährend mit der Erbauung des großen, schoͤ— nen Hospizes auf dem Simplon beschaͤftigt, welches Napoleon begruͤndet hat, und das ebenfalls von den Chorherren des großen Bernhardsberges besorgt werden soll. In dem alten thurmaͤhnlichen Hospiz, welches der Familie Stokalper gehoͤrt, halten sich gegenwaͤrtig nur zwei Vaͤter auf. Die Wohnung auf dem großen Bern— hardsberg selbst ist um ein Stockwerk erhoͤhet worden, um mit mehr Gemaͤchlichkeit die große Zahl von Rei⸗ senden aufnehmen zu konnen, die uͤber diesen Bergpaß ziehen. Ein aͤhnliches Hospiz ist von den Vaͤtern des Bernhardsherges auf dem Berguͤbergange des Val Dob⸗ bia, zwischen den Thaͤlern der Sesiag und Lesa, in Pie— mont, begruͤndet worden. Man behauptet, daß die Kan— tone Uri und Tessin eine Uebereinkunft wegen der Wiedererbauung des Hospizes auf dem St. Gotthard treffen werden, welches sich jetzt im allerelendesten Zu— stande befindet, und dem vom uͤblen Wetter uͤberrasch⸗ ten Reisenden kaum ein schirmendes Dach und die noth— wendigste Nahrung darzubieten vermag. Das Spital oder Gasthaus auf der Grimsel ist bedeutend erweitert worden, und der Gasthalter macht seinem Stande Ehre, was in der Schweiz als eine Seltenheit erwaͤhnt wer— den muß. Das Spital St. Maria auf dem Lukmanier ist ebenfalls verbessert worden, wahrend die auf dem Septimer, dem Weissenstein, an der Scaletta und Fluela sich in einem klaͤglichen Zustande befinden. Die Wirthshäuser des Stelvio, des Bernina und des Furno dagegen sind gut. Der suͤdliche Abhang der Alpen ist noch ganz frei vom Schnee, und selbst in den Grau⸗ buͤndtner Hochthaͤlern Affers, Ober-Engadin, Lugnetz— und Davos liegt er noch nicht besonders hoch, und in keinem Vergleich mit dem vorigen Jahre. Bei Tusis im Domleschg, wird eine neue Bruͤcke über den Rhein und die Albula erbauet, da die uͤber den erstern bei Fuͤrstenau bestehende im Sommer burchaus nicht ge— braucht werden kann.

Ancona, 15. Jan. Durch ein aus Zante am 11. d. abgesegeltes Schiff sind Briefe und Zeitungen aus Missolunghi bis zum 5. Jan. hier eingegangen. Un⸗ geachtet einiger Varianten stimmen sie in der Haupt⸗ sache darin uͤberein, daß der in dorea entstandene Buͤrgerkrieg gedaͤmpft, und die Ruhe hergestellt sei.

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