1825 / 46 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 24 Feb 1825 18:00:01 GMT) scan diff

verbindet beide Vorzüge. Wir sind daher zu der Hoff— nung berechtigt, daß viele fremde Kapitalien die Stelle franzoͤsischer in der Rente angelegter Kapitalien einneh⸗ men und diese nach den Provinzen gleichsam hindraͤn— gen werden, zum Vortheile des Ackerbaus, der Fabri— ken und des nationalen Gewerbfleißes. Wuͤrden aber auch die fremden Kapitalien nicht zufließen, so wuͤrde doch die erwartete Folge eintreten; denn es kann nicht gelaͤugnet werden, daß die Regierung in gegen waͤrtiger Zeit einen großen Einfluß auf die Höoͤhe des Zinsfußes uberhaupt ausübt. Der von der Regierung gewaͤhrte Zinsensatz wird in mancher Ruͤcksicht eine Norm fuͤr die Vertrage unter Privaten; wenn er daher zu hoch er⸗ halten wird, so wuͤrde dadurch die Entwickelung jedwe— der Industrie zum Nachtheil des allgemeinen Wohls ge— hemmt werden. Es ist eine laͤngst anerkannte Wahrheit, daß England seinen Wohlstand zum großen Theil der Wohlfeilheit der Kapitalien verdankt, warum sollte nicht auch Frankreich dieses Vortheils theilhaftig werden, wo— durch große Unternehmungen erleichtert und das Gleich⸗ gewicht zwischen Erzeugen und Verzehren hergestellt wer— den konnen! (Der Schluß des Berichts wird von den heute angekommenen franzoͤs. Zeitungen nicht gegeben, wir werden ihn Morgen liefern konnen.)

In der naͤmlichen Sitzung hat auch der Finanz— minister drei Finanzgesetze in die Kammer gebracht. Das erste betrifft die endliche Regulirung der Einnah— men und Ausgaben im J. 1823, die Einnahme belief sich auf 1,123, 156,392 Fr.

die Ausgaben auf .. . 1,118,025, 162

Ueberschuß der auf die Rechnungen von 1825 zu bringen ist. .. 5,431, 230 Fr. Durch den zweiten Gesetzentwurf soll die Ausgabe von 34 Millionen genehmigt werden, die uͤber den Etat von 1824 in Kraft Koͤniglicher Verfuͤgungen statt ge— funden hat. (Hierunter sind auch 200,000 Fr. zum Ausbau des Triumphbogens, den Napoleon zu Ehren der großen Armee an der harrisère de l'Ktoile hatte anfangen lassen). Die Einnahmen betrugen

im Jahr 1824 4. 992,333, 9g53 Fr.

die Ausgaben.. 990,119,582

. 666 721, 371 Fr.

Der dritte Gesetzentwurf betrifft den Buͤdget fuͤr 1826; in diesem sind die Einnahmen berechnet auf 924,095,704 Fr. die Ausgaben auf 915,504,499

muthmaaßlicher Ueberschuß .. 8,591,205 Fr.

Von obigen 915 Millionen sind 2413 Mill. fuͤr die Zinsen der Staatsschuld und fuͤr die Schuldentilgung, das Uebrige zur Bestreitung der Verwaltungs-Ausga— ben und zur Erhaltung der Land- und Seemacht be— stimmt. Bei Vorlegung dieser Gesetze fordert der Mi, nister die Deputirten auf, den gegenwaͤrtigen Zustand mit dem Zustande von 1821 zu vergleichen. In Zeit von drei Jahren, sagt er, und eines derselben war ein Kriegsjahr, ist der Ertrag des Verkaufs der Waldun— gen, der Einregistrirungs-Gebuͤhren, der Posten ꝛc. um 30 Millionen gestiegen. Waͤhrend dieser Zeit ist die Grundstener um 137 Millionen und die Erhebungskosten um 2,800, 000 Fr. vermindert worden. Dagegen hat der Etat der geistlichen Angelegenheiten einen Zuwachs von 57 Mill. erhalten, die Gehalte der Richter erster In⸗ stanz sind um 606,000 Fr. vermehrt, und 53 Mill. auf Bruͤcken und Wegebau mehr verwendet worden. Durch eine Mehreinnahme von 19 Mill. bei dem Kriegsmini— sterio, und durch mehrere Ersparnisse bei andern Zwei— gen desselben, hat die Regierung sich in den Stand ge— fetzt, die Armee um 50, 00 Mann und um 10,000 Pferde zu vermehren; und dadurch, daß 7 Mill. mehr in die Kassen des Seeministerii geflossen sind, konute

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man unsere Flotte in den Zustand setzen, den sie not

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reine zu dem Ende angewandten Mittel unconsti—

wendig haben muß. Waͤhrend so die Regierung an ntionell sind. Der Verein hat die katholische Geist

Verbesserungen im Innern, und Vermehrung der Krasliichkeit, den kathol. Adel, viele Angesehene und alle vor nach Außen bedacht war, hat sie sich bestrebt, die frucht

äligen Abgeordneten von 1791, die noch am Leben

losen Ausgaben so viel wie moͤglich einzuschraͤnken. De ind, an sich gezogen. Er hat in allen Distrieten des

Central-Administration des Finanz- Ministerii ist un eine Million, die des Ministerii des Innern auf 800,hhh reduzirt, und in andern Zweigen auch beinahe ein Million erspart worden. Die Staatsschuld hat zwa um 123 vermehrt werden muͤssen, die temporaͤren Ang gaben der Regierung sind aber um beinahe eben so nil geschmolzen. Die lebenswierigen Pensionen sind un 2 Mill., die Geistlichen- und Militair-Pensionen um 5 Mill., die Zinsen der Kautionen um 856,000, d der Annuitaͤten um 17 Mill., die der schwebenden Schulh um 275 Mill. Fr. vermindert worden. Die Tilgung kasse hat in jener Zeit an 12 Millionen Renten aufg kauft, und die Staatspapiere sind um 16 pCt. geste gen. Diese gluͤcklichen Ereignisse haben wir, schliejt der Minister, zum Theil Ihnen, meine Herren, z verdanken, deren Thaͤtigkeit die Einwirkung der gesch, mäßigen Ordnung, und die Bestrebungen eines weishem, uns zu unserm Gluͤcke von der Vorsehung zuruͤckgꝛyy benen Monarchen, unterstuͤtzte.

Hr. Ouvrard, der (wie gestern gemeldet wordin aus St. Pelagie herausgebracht worden war, um h der Verification der auf die Armee, Lieferungs- Ang legenheiten in Spanien bezuͤglichen Papiere zugegen z sein, ist wieder in das genannte Gefaͤngniß zuruͤch bracht worden.

Die Fastnachts-Lustbarkeiten wurden vorgestern pn der schoͤnsten Witterung beguͤnstigt; eine bedeutend Anzahl Wagen bewegte sich auf den Boulevard, j den Straßen St. Honors, Richelieu ꝛc. Man sih zwar wenig Masken, diese wenigen aber waren sest elegant. Eine ungeheuere Volksmenge trieb sich ais den Boulevards umher, indeß hat, soviel bekanmh kein die Freude stoͤrender Unfall statt gehabt.

London, 12. Febr. Am umfangreichsten und boa deutendsten waren in der gestrigen Sitzung des Unt hauses die Reden der Herren Plunkett (General- Pro kurator von Irland) und Tierney; ersterer vertheidigtt die gegen den katholischen Verein in Irland in Vor⸗ schlaz gekommene Maaßregel, letzterer aber erklaͤtᷣ solche fur unnöthig, ja fuͤr verderblich, sofern sie nicht mit der Emancipation der Katholiken verbunden werde, Ohne Herrn Plunkett im ganzen Gauge seiner Aru mentation folgen zu wollen, beschraͤnken wir uns auf die factische Darstellung, durch welche derselbe sein⸗ Meinung begruͤndete. „Erlauben Sie mir,“ sprach der Redner, „Ihnen die Beschaffenheit des katholischn Vereins ins Gedaͤchtniß zu rufen. Es ist klar, daß dieser Verein auf einem Prinzip beruht, das von de nen abweicht, welche den anderen zu verschiedenen Zi ten in jenem ungluͤcklichen Lande, der Regierung zum Trotze, gebildeten Vereinen zum Grunde lagen. In gegenwartigen Falle haben sich Manner verbunden (und ich gebe zu, daß sie Recht hatten, es zu thuen) um an der Erlangung der Abhuͤlfe der localen oder allgemeinen Beschwerden des irlaͤndischen Volks zu arbeiten. Sir haben es unternommen, die große Frage der Parla⸗ mnents-Reform, die Aufhebung der Union, der Zeht— ten, der Kirchenguͤter, endlich die Frage der Rechts⸗ pflege, nicht nur im Allgemeinen, sondern in allen do ren Zweigen, von dem hoͤchsten Gerichtshofe bis zum Gewissensgerichte, zu loͤsen, sie haben es unternommen, sich in all- Angelegenheiten zu mischen, die fuͤr die Ka⸗ tholtken von ihnen das irlaͤndische Volk genannt von Interesse sind. Ich will nicht in Abrede stellen, daß ein Verein, der es fuͤr moͤglich halte, sich einem solchen Geschaͤfte zu unterziehen, dies thuen duͤrfen,

ondern ich behaupte, daß die von dem katholischen

landes correspondirende. Ausschuͤsse errichtet. Dieser tspruͤnglich nur aus etlichen Gliedern bestehende Ver— in ist zen, 4 * Bezug habenden Angelegenheiten verhandelt werden. Hamit noch nicht zufrieden, hat er eine katholische

auf 3000 angewachsen, hält permanente Sitzun— in denen alle auf Ruhe und Frieden in Irland

zente eingefuͤhrt und in jedem der 2500 Kirchspiele lands 12 Einnehmer fuͤr diese Art von Abgabe an—

gsetzt; also eine Armee von 30,000 M., zwar ohne

affen, aber von maͤchtigem Einflusse. Neben Aushe—

ung dieser Armee von Einnehmern hat der Verein sich In Beistand von 2500 Priestern, d. h. der ganzen ka⸗

holischen Geistlichkeit, zugelegt, und in solcher Weise

sganisirt, erhebt er Beisteuern von den Landleuten. Ein

ilches Verfahren ist eine offenbare Verletzung der Grund— itzt der englischen Constitution. Ein Verein, der sich i Vertretung des Volks anmaßt und unter diesem

Litel eine Reform in der Kirche und dem Staate be— biren will, ist dem Geiste der Verfassung zuwider;

n dem Augenblick, wo der katholische Verein repraͤsen— ztiv wird, usurpirt er die Rechte des Parlaments und andelt constitutionswidrig.

In Briefen aus Birmingham wird laute Klage ber den gegenwärtigen hohen Preis des Eisens ge— ihrt, und behauptet, daß, wenn diese Preise fortdau— n, England mit dem Auslande unmöglich gleichen öchritt halten kann. Sie sagen, daß die großen Auf— aͤge aus Amerika wegen des limitirten Preises unter sesen Umstaͤnden nicht ausgefuͤhrt werden koͤnnten, und zthen an, ehe dieser wichtige Handelszweig ruinirt sidde, den enormen Einfuhrzoll auf auslaͤndisches Ei— nherabzusetzen.

Da die brittische Regierung Paketboͤte nach Co— nbien sendet, so laßt die columbische Regierung jetzt zulaͤr Paketböͤte von Carthagena nach Chagres gehen, durch eine Verbindung zwischen Carthagena und Pa— ma eröffnet worden ist. Die Paketboͤte legen diese ise in zehn Tagen zuruͤck.

Briefe aus Fernambucco vom 26. Dec. sind angekommen. Sie melden, daß die Gefangenen s Bahia in dem Transportschiffe Balfour daselb st helangt waren, und daß dieses Schiff zwischen zwei sslischen Kriegsschiffen vor Anker lag. Man stand

Begriff die Gefangenen in Folge erhaltener Befehle entwaffnen und sodann nach Rio-Janeiro zu senden. ww Cochrane hatte sich mit der brasil. Regierung voͤl— sausgesshnt, und den Gedanken nach England zu— tzukehren, aufgegeben.

Bruͤssel, 17. Febr. Ein Russischer Kabinetskourier, London kommend, ist durch unsere Stadt nach t. Petersburg geeilt.

Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz von Oranien, hat Amsterdam das Waisenhaus, die Herrenwohnung ö die Kaserne Orange Nassau, in denen eine große zahl der aus der Ueberfluthung geretteten Personen eröhollands untergebracht sind, in Begleitung einiger ütglieder der zur Unterstuͤtzung der Ueberschwemmten geordneten Kommission besucht, und mit der groͤßten mauigkeit die einzelnen Vorrichtungen zur Aufnahme sir Ungluͤcklichen in Augenschein genommen. Der Prinz ist gleich nach den Besuch der genann, Plaͤtzös uͤber Geldern nach Overryssel abgereiset. „Königl. Hoheit untersucht uͤberall die Deichbruͤche D Beschädigungen mit sorgfaͤltigster Genauigkeit.

Gotha, 18. Febr. J. J. Durchlauchten die Her— ze von Hildburghaufen und Coburg haben Fol— des erlassen:

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Wir Friedrich und Wir Ernst, von G. G. Herzoge zu Sachsen ꝛ. Als Wir der zwischen Uns und des Herrn Herzogs von Sachsen Meiningen Durch— laucht am 31. Mai 1522 getroffenen vertragsmäßigen Uebereinkunft zu Folge die an das S. Gothaische Ge⸗ sammthaus zuruͤckgefallenen Gotha Altenburgischen Lande, „unbeschadet der bestehenden und unter einander annoch auszuführenden besondern Successionsrechte“ in gemeinsamen Besitz nahmen, konnten Wir Uns nur der Erwartung uͤberlassen, daß der ruhige Gang der Ent— wickelung dieser Hausangelegenheit von keiner Seite beeintraͤchtigt und es ganz unndͤthig sein werde, noch in eine oͤffentliche Contestation daruͤber einzugehen.

Dieser Erwartung entgegen ist von S. Meiningen eine oͤffentliche Erklärung . d. Meiningen den 11. dieses Monats erschienen und in den Gotha-Altenbur— gischen Landen vertheilt worden, welche, da die Rechte und Anspruͤche eines jeden Theils schon durch die vor— liegenden Uebereinkommen ausreichend gesichert sind, nur die Absicht haben kann, die oͤffentliche Meinung irre zu leiten. Wir sehen Uns demnach sehr ungern vermuͤssigt, mit der Gegenerklaäͤrung hervorzutreten:

1) daß der gegenwartige Zustand der gemeinschaftli⸗ chen Verwaltung der Gotha⸗Altenburgischen Lande, ver— moͤge der mit S. Meiningen getroffenen, alle Theile gleich verbindenden Uebereinkunft und gemeinsam er— theilten Befehle, mithin rechtlich so lange fortdauern muͤsse, bis durch Vertrag oder rechtliche Entscheidung ein anderes bestimmt seyn wird; 2) daß die angeblich ausschließlichen Rechte Sr. Durchlaucht von S. Meinin— gen zu der eroͤffneten Staatssuccession nirgends begruͤn⸗ det und anerkannt sind, daß vielmehr durch die vor— liegenden Haus- und Familienverträge Unsern Herzog— lichen Haäusern ganz besondere Rechte und Voranspruͤche an die Botha-Altenburgischen Lande zustehen, welche erst befriedigt sein muͤssen, bevor S. Meiningen mit Uns in gleiche Erbrechte treten kann; 3) daß Wir waͤh— rend des gemeinschaftlichen Besitzstandes Unserer Seits auf keines der dem Regenten und Landesherrn zustehen⸗ den Rechte und Praͤrogative Verzicht leisten, dagegen aber den Getha-Altenburgischen Unterthanen die Wohl⸗ that einer gerechten und milden Regierung im Geiste ihrer vorigen Regenten und Unserer in Gott ruhenden Anherren werden angedeihen lassen; 4) daß Wir bei der, unter dem Schutze der deutschen Bundesgesetze, mit Ruhe und Umsicht, nach den hier allein guͤltigen Hausverträͤgen, vorzunehmenden Auseinandersetzung das Beste und die Wohlfahrt der Uns von Gott anver— trauten Unterthanen uͤberall zum Hauptaugenmerk ma— chen werden, dagegen aber 5) erwarten, daß sie sich in ihrer schuldigen Treue und ihrem wohlbegruͤndeten Vertrauen auf Uns durch Niemand, wer es auch sei, irre machen lassen. ;

Uebrigens gewaͤrtigen Wir, daß die so wuͤnschens⸗ werthe Eintracht in Unserm Herzoglichen Gesammthause und der ruhige Gang der Verhandlungen zu einer end⸗ lichen Auseinandersetzung durch einseitige stoͤrende Vor— schritte nicht weiter werde unterbrochen werden, welchen Wir außerdem mit allem Nachdrucke zu bezegnen nicht wuͤrden unterlassen koͤnnen, indem nur das Recht, kei⸗ nesweges aber Anmaßung in der Sache entscheiden kann. Hildburghausen und Koburg, d. 13. Febr. 1825.

Friüedrich, H. z. S. Ern st, H. z. S.

Inland.

Bromberg. Am 17. Januar Abends gegen 7 Uhr war gegen Suͤdwest am Horizent eine ziemlich große Feuerkugel wahrgenommen, die bei der gleichzeiti—

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gen Finsterniß eine solche Helle verbreitete, daß man

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