1825 / 51 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Wed, 02 Mar 1825 18:00:01 GMT) scan diff

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chen Krieges vermuthlich in einer noch ganz andern Ge— stalt erscheinen. ;

Spanien. Nach Privat⸗-Nachrichten aus Madrid vom JI0. Febr. (Im Journal des Debats) war der Ge— neral Quesado daselbst angekommen, um uͤber das Be. nehmen des seinen Namen fuͤhrenden und von ihm be— feyligten Regiments zu Grenada, welches bei den dort zu Gunsten der Errichtung zweier Kammern in Spa— nien Statt gehabten unruhigen Auftritten, in Gemein, schaft mit dem Volk seine Stimme erhoben hatte, Rechenschaft abzulegen. In Folge der von der Polizei geschehenen Entdeckung einer maurerischen Verbindung junger Leute hat die Regierung die Unterrichts-Anstalt zu Madrid in der die darin verwickelten Individuen ihre literarische Bildung erhielten, schließen lassen. Man gad die Anzahl der uͤberhaupt sowohl in Madrid als in den Provinzen deshalb Verhafteten auf 50 an; der Aelteste von ihnen hatte das 17te Jahr noch nicht vollendet. Der Professor der Mathematik an der vor— gedachten Unterrichtsanstalt Hr. Lista, stand in Besorg niß, ebenfalls verhaftet zu werden. .

Wie der Courier Francais aus Madrid meldet, hatte, Nachrichten aus Murcia zufolge, zu Carthagena das Reinigungsverfahren in Ansehung der zu den Ma— rine-Corps gehoͤrigen Individuen begonnen, alle aber, die sich bis dahin vorgestellt, hatten sich nicht gehörig zu reinigen vermocht.

Nach Briefen aus Cadix wurde an den Festungs— werken daselbst mit vieler Thaͤtigkeit gearbeitet.

Inland.

Breslau. Durch die heftigen Stuͤrme sind im vorigen Monat abermals in den Forsten betrachtliche Windbruͤche verursacht worden. Zu Austen, Guhrauer Freises, standen A Kirschbaͤume in beinahe volltomme— ner Bluͤthe. Dieß war auch der Fall bei einigen Aepfel— baͤumen zu Kallen, Ohlauer Kreises.

Die in dem Monat Januar sonst gewohnliche Be⸗— schaͤftigung des Landmanns, Holz und andere Wirth— schaftsbeduͤrfnisse anzufahren, konnte wegen der Unbe— fahrbarkeit oer Wege nicht statt haben.

Neben den im Monat Novbr. v. J. erwaͤhnten Chausseebauten, woran 5. 334 laufende Ruthen ganz fertig, und noch 4780 Ruthen angefangen waren, sind im Laufe des Jahres 1824 auch sehr bedeutende Land— straßenbaue im hiesigen Regierungsbezirk unentgeldlich ausgefuüͤhrt worden; 17,857 Ruthen oder S3 Meilen Landstraßen wurden in vollkommenen Zustand gesetzt, außerdem aber viel an der Verbesserung der Dorf ⸗Kom— munikationswege gethan, eine Menge neuer Bruͤcken, wo solche in den Landstraßen fehlten, erbaut, und ein großer Theil der Landstraßen ist mit Obst, und wilden Baͤu— men bepflanzt worden. Man kann sich der Hoffnung hingeben, daß die ser Regierungsbezirk bei fortgesetzter Benutzung so achtbaren Sinnes seiner Bewohner bald wenig ganz schlechte Wege mehr haben wird.

Die Oderstrom-Regulirung ist gleichfalls im ver⸗ flossenen Jahre kräftig vorgeschritten, und wird sich in, nerhalb der naͤchsten 5 Jahre im hiesigen Reg. Bezirke, welcher von der Oder auf 52,726 Ruthen (267 Meilen) Lange durchstroͤmt wird, vollenden lassen. Aeu ßerst wohl⸗ thaͤtig haben die extraordinaͤre Oder⸗-Regulirungsfonds gewirkt, und es sind jetzt fast nirgends noch in der Oder bei keinem Wasser schwierig zu passirende Stellen vorhan— den, deren es fruher so viele gab, wodurch die Schiff— fahrt ungemein erschwert, ja oft Wochenlang unmoͤglich gemacht wurde.

Ueber die Weistritz sind auf der Tannhauser Con mercialstraße 2 große steinerne Bruͤcken, jede zu 3 B gen, und uͤber das Goldwasser ist eine kleinere Bruͤ von einem Bogen ganz neu, wo fruͤher keine bestande erbaut, die Kosten sind aus Koͤnigl. Fonds gewaͤh die Fuhren und Handdienste aber von den Kreisen m entgeldlich gestellt worden.

kein Schiff eingekommen;

ausgegangen sind von don

Allge

nein e

preußische Staats⸗-Zeitung.

Königsberg. In Memel ist im Monat Janug

32 Schiffe, 1 mit Steinkohlen, 18 mit Holz, 11 mi

Saat und 2 mit Flachs. In Pillau sind eingelaufe

2 Schiffe, 1 mit Stuͤckguͤter und 1 mit Ballast. Auf gelaufen sind 28 Schiffe, Stuͤckguͤter, 3 mit Ballast.

andlungsspeicher sind aufg.

Auf die messen:

hie sigen

Vom inlaͤndischen Getreide: 59 Lasten 383 Scheffel Weitzen, 111 156556 Roggen, 112 . J Gerste, 92 453 ' Hafer, 9 2 29 J weiße und 3 . graue Erbsen. Vom auslaͤndischen Getreide Nichts. Nach dem Auslande: 65 Lasten Gerste und 3 445 Scheffel graue Erbsen.

Merseb urg. In Wittenberg scheint sich die Tuc manufaktur zu heben und ein stärkerer Absatz an chern Statt zu finden; im Jahre 1823 hatte man uͤben haupt 1040 Siuͤck Tuchen, dagegen im verflossene Jahre 1138 Stuͤck Tuͤcher uͤberhaupt auf den 3 Leipzig und 2 Naumburger Messen verkauft. Die Tuchfabn des Friedrich Köppe zu Belgern besteht noch fort Neuerlich sind zwar mehrere Arbeiter aus derselben em lassen, dagegen hat der Unternehmer die Anstalt dur mehrere die Ersparung von Arbeitsloͤhnen bezweckenn Maschinen verbessert.

Einen sehr guten Fortgang hat die Mannewitzisch Steingutfabrik zu Belgern. Die Zahl der Arbeiter he sich vermehrt und es wird jetzt besonders viel weißt Steingut abgesetzt.

Muͤn ster. furt meldete man vermehrte Nachfrage nach der Lein wand. Im Kr. Recklinghausen war die Eichenrind noch immer Gegenstand lebhaften Begehrens und 8 Ausfuhr des Holzes fortdauernd dergestalt, daß baldige Mangel daran befuͤrchtet wird.

In Ibbenbuͤren hat die neue Glashuͤtte ihre A

beiten begonnen, und nach einigen mißlungenen Verst chen gute Waaren geliefert.

Im Betreff des Viehhandels wurde der meis Verkehr mit fetten Schweinen getrieben, auch war nige Nachfrage nach magern Hornvieh, Pferde fand dagegen sehr geringen Absatz.

Köntgiiche Schausptele

Dienst., den 1. Marz. Im Opernhause. Die W stalin, lyrisches Drama in 3 Abtheil., mit Tanz. M sik von Spontini. Ballets von Telle.

Mittw. 2. Maͤrz. Im Schauspielhause. Zum E stenmale: Die Douglas, historisch romant. Schar spiel in 5 Abtheilis, mit Gesang und Choͤren, von! v. Tromlitz. Die zur Handlung gehoͤrige Musik i vom Koͤnigl. Musik-Direktor G. A. Schneider.

Gedruckt bei Feister.

Redacteur Joh

Aus den Kreisen Coesfeld und Stein

11 mit Getreide, 14 mi

M51.

I. Amtliche Nachrichten.

Kron lf na ge 6.

Se. Majestaͤt der Koͤnig haben die Beförderung des Wirklichen Geheimen Raths Grafen Ferdinand ugust Spiegel zum Desenberg zur Wuͤrde eines Erzbischofs von Coͤln in einer von Allerhoͤchst Den selben igenhandig vollzogenen Urkunde, landesherrlich, aller— gnaͤdigst zu bestatigen geruht.

Seine Majestät der Koͤnig haben dem Universitäts Kassen⸗Rendanten Spitz in Bonn das Praͤdieat als Hofrath beizulegen und das desfalsige Patent fuͤr den— elben Allerhoͤchstselbst zu vollziehen geruht.

II. Zeitungs⸗Nachrichten. A u s land.

Paris, 23. Febr. In der gestrigen Sitzung der Kammer der Deputirten äußerte sich der Fin anz— dinister folgendermaaßen: Die oͤffentliche Meinung at sich laͤngst fuͤr die Gerechtigkeit des Prinzips der ntschädigung ausgesprochen. Trotz der ausdruͤcklichen Bestimmungen der Gesetze haben viele Käufer von Na— tionalguͤtern, vor und nach der Restauration, durch Privatvertraͤge die Ratifikation ihres Kaufes von den ehemaligen Eigenthuͤmern erkaust. Die Verfasser der Konfiskationsgesetze selbst hatten deren Ungerechtigkeit eingesehn und den Familien der Beraubten die noch un— verkauften Guͤter wiedergegeben, oder theilweise sie ent— schädigt. Umsonst wird man sich bestreben, durch so— phistische Argumentationen die Vernunst, das Gewissen zu beschwichtigen. Sie werden immer rufen, die Kon⸗ fiskation sei ungerecht, und die Entschaͤdigung, sofern sie weder die Ruhe noch das Interesse des Landes ge— faͤhrdet, ein Akt der Gerechtigkeit, der Weisheit und einer gesunden Politik. Man entgegnet, die Entschaͤ— digung sei ungerecht, denn sie werde nur einer schon hinreichend durch die Gunst des Hofes und durch ein— traͤgliche Aemter, entschaͤdigten Klasse, mit einem Wort, dem höhern Adel (noblesse titrée), zufließen. Dies ist in Irrthum, denn man vergißt, daß zu dieser Klasse meistens die Besitzer von Waldungen gehoͤren, die schon

Berlin, Mittwoch, den zten März 18235.

1314 wiedergegeben worden sind, und daß der geringe Theil, den sie zu erhalten hat, meistens durch Schulden aufgezehrt werden wird. Zehn Jahre sind verflossen, seitdem in der Pairskammer der Vorschlag zur gegen— wärtigen Entschaͤdigung gemacht worden ist, und laͤnger konnte die Regierung die Ausfuͤhrung dieser Maaßregel nicht aufschieben. Die Fremden sind fuͤr das, was sie an Frankreich zu fordern hatten, bezahlt; die Kriegs— Kontribution ist getilgt; alle Ruͤckstaͤnde sind gedeckt; der Kredit ist mächtig genug, um keinen Stoß von der neuen an ihn gemachten Zumuthung zu befuͤrchten; jetzt oder nie mußte die Frage wegen der Entschaädigung auf die Bahn gebracht werden. Haͤtte die Regierung jetzt noch geschwiegen, so hatte sie hierdurch allein jene Frage zum Nachtheil derjenigen, die verloren haben, entschie⸗ den, und das verdanimt, was anerkanntermaaßen ge— recht und weise ist. Wir besorgen nicht, daß der Grund— satz der Entschaͤdigung verworfen werde, und werden uns freuen, wenn durch die Debatten bessere Mittel, ihn auszuführen, aufgefunden werden. Herr Duͤples⸗ is w. Grenedan. Der Zweck des vorgeschlagenen Gesetzes ist, giebt man vor, das Ungluͤck, die Treue zu entschädigen. So wie er ist wird er jedoch allein den Eigenthuͤmern der Nationalguͤter nutzreich sein. Ge⸗ rechtigkeit, sagt man, ist das Prinzip des Gesetzes, es giebt aber nur einen Weg, gerecht zu sein; der ist, dem Eigenthuͤmer die Sache selbst zuruͤckzugeben, die ihm entrissen worden ist. (Bewegung in der Kammer.) Umsonst beruft man sich auf einen Verkauf, der doch nur das Scheinbild eines solchen Vertrages war. Der Verkäufer kann nur die Rechte uͤbertragen, die er selbst besitzt. Hatte der Verkäufer kein Recht an der Sache, so war der Vertrag schon ursprünglich nichtig. Im vorliegenden Falle hatte er kein Recht daran, denn die Konfiskation war widerrechtlich, ungesetzmaͤßia. Die Charte sagt wohl im Art. 9. „jedes Besitzthum ist un— verletzlich“, sie sagt aber nicht, „es wird unver— letzlich sein“ (heftiges Gemurre). Die Charte hat hier nichts Neues versprochen, sondern einen uralten Grundsatz nur nochmals wiederholt. Und die wichtigste Folgerung dieses Grundsatzes ist, daß die Guͤter der Emigrirten nie haben eingezogen werden duͤrfen. Der wahre Sinn dieses Artikels ist, daß jedes Eigenthum unverletzlich ist, und daß das Gesetz hierin fuͤr die so—⸗— genannten Nationalguͤter keinen Unterschied zuläßt; d. h., daß dieselben dem gesetzmaͤßigen Eigenthuͤmer verblei— ben, der nicht etwa selbst daruber verfuͤgt hat. (Laäͤrm.) Dies ist keine gezwungene Auslegung. Man kann doch ein Gesetz nicht so auslegen wollen, daß man daraus die Behauptung ableiten koͤnnte, jedes Besitzthum sei unverletzlich, sogar das Gestohlene. (Große Bewe⸗ gung.“ Der Redner fuͤhrt diesen Grundsatz noch wei— ter aus; und sagt: im Jahr 1814 waͤre es leicht gewe—