1825 / 69 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

274

Erzeugnisse, als besonders Salpeter, Ingber, Camphor un s. w. eingewirkt. Ueberhaupt faͤngt man hier an, die dasigen Angelegenheiten etwas ernster anzusehen. Unser Ministerium fährt in seinem liberalen Han— delssystem fort, und man glaubt, daß in der naͤchsten Woche Hr. Huskisson vorschlagen werde, noch mehrere Einfuhr - Artikel, als die im Budget bereits genannten, zum Besten der Industrie vom hohen Zolle zu befreien.

Darmstadt, 10. Maͤrz. Nach einer so eben er⸗ schienenen tabellarischen Uebersicht des Großherzogthums Hessen, von Deiman, enthält dasselbe auf 163 Quadrat— meilen 671,779 Einwohner. Davon kommen auf die Provinz Starkenburg 56 Quadratmeilen und 235,274 Einwohner, auf die Provinz Oberhessen 74 Q. M. und 257,914 E., auf die Provinz Rheinhessen 25 Q. M. und 178,591 E. Der, zu irgend einem landwirth— schaftlichen Zweige benutzte Boden enthalt in den drei Provinzen des Großherzogthums 3,128,400 neue Mor— gen. Unter der Volkszahl befinden sich 397,569 Luthe— raner, 84,208 Reformirte, 167,682 Katholiken, 1277 Menoniten und 20,670 Juden. Auch Inspirirte findet man im Großherzogthum, so wie Herrnhuter und Pie— tisten. Die Volksmenge des Großherzogthums wohnt in 65 Städten, 1073 Marktflecken, Dörfern und Wei— lern, und 189,156 Haäͤusern. Die bevoͤlkertsten Städte sind: Mainz, mit 26,589 Einwohnern (ohne die Gar— nison); Darmstadt, mit 18,343 Civil, Einwohnern; Worms, mit 7610; Gießen, mit 6503; Offenbach, mit bl47 Einwohnern.

Karlsruhe, 14. März. In der heutigen Siz— zung der ersten Kammer wurde der von der zweiten Kam— mer angenommene Gesetzentwurf wegen der Gesammt— erneuerung der Kammer und des dreijährigen Zwischen— raums von einem Landtag zum andern vorgelegt, und beschlossen, denselben in einer Vorberathung in Erwaäͤ— gung zu ziehen. ;

Kassel, 14. März. Heute Nachmittag um 37 Uhr sind Se. hochf. Durchl. der Herzog von Sachsen Mei— ningen, Bräutigam Ihrer Hoh. der Prinzessin Maria von Hessen, von Meiningen aus hier eingetroffen. Der Kammerherr von Witzleben war Hoͤchstdenselben bis Helsa entgegengeschlckt, um Se. hochf. Durchl. daselbst Namens Sr. koͤnigl. Hoheit des Kurfuͤrsten zu be— komplimentiren. Zu Oberkaufungen erwarteten Se. hochf. Durchl. der Oberschenk v. Biesentodt, der Hof— jaͤgermeister v. Baumbach, mit 3 Oberforstmeistern, den Forstmeistern, Oberfoͤrstern, Forstverwaltern und reiten den Foͤrstern von Niederhessen, der Viceoberstallmeister von der Malsburg, mit 2 Stallmeistern, 2 Bereitern, 2 Sattel, und 2 Oberkuechten, 8 Leibreitknechten und 36 Reitknechten, und ein kurfuͤrstlicher Leibwagen mit dem Livreedienste. Nachdem Se. hochf. Durchl. mit dem Oberscheuk von Biesenrodt den Leibwagen bestiegen hatten und der Zug vor demselben aus dem vorgedach« ten Personale geordnet worden war, fuhren Höͤchstdie—⸗ selben nach der Residenz ab. Bei der hoͤchsten Ankunt am kurfuͤrstlichen Palais traten Sr. hochfuͤrstl. Durchl. die Oberhof und Hofchargen am Wagen entgegen, worauf Se. Hoheit der Kurprinz und oben an der Treppe Se. koͤuigliche Hoheit der Kurfuͤrst Höͤchstdie⸗ selben empfingen und durch die Sale, worin die Mili⸗ tärs und Civildiener der Isten und 2ten Klasse der Rangordnung in Galla versammelt waren, nach statt gehabter Cour in das Familiengemach führten. Nach jenem feierlichen Empfange begaben sich Se. hochsuͤrst. liche Durchl. der Herzeg, begleitet von dem Obeischenk von Biesenrddt, in die fuͤr Höͤchstdenselben bereitete Wohnung im Fürstenhause, und nach kurzem Verweilen

nen Hoͤchstdieselben an der Seite JJ. kk. HH. z, Kurfuͤrsten und der Kurfuͤrstin, so wie Ihrer durch! Braut und der kurfuͤrstl. Familie, im Hoftheater, m die Oper Tanered gegeben wurde. Muͤnchen, 14. Maͤrz. In der heute statt gefun denen ersten offentlichen Sitzung der Abgeordneten zu zweiten Kammer erstattete der Herr Staatsministz Freih. v. Lerchenfeld einen umstaͤndlichen Rechen schaste bericht uͤber die Staats ⸗Einnahmen und Staats-Aug gaben, fuͤr die Verwaltungsjahre 1835, , 33. Gestern um die Mittagsstunde verstarben dahier S. Excell. der k. Oberst-Hofmeister Hr. Maximilian Ka Graf von Thurn und Taxis, k. Reichsrath und with licher geheimer Rath, Ritter des Ordens vom heilign Hubertus und Großkreuz des Civil-Verdienst-Orden der baierischen Krone, in einem hoͤchst ehrwuͤrdigen A ter, bedauert von seinem Koͤnige, dem Er mit unbe graͤnzter Ergebenheit anhing, und beweint von unziäh ligen Menschen, denen Er zu jeder Zeit Trost und Hul gespen det. Gestern Abends nach 37 Uhr wurden die hin sigen Bewohner durch Feuerlaäͤrm erschreckt. Es wa namlich das Hintergebaͤude des Brauhauses, genannt zum Hacker, in der Sendlingergasse, wo das Feuer in der Malzdoͤrre ausbrach und den größten Theil diesq Eigenthums zu Grunde richtete. So schnell auch all Loͤschwerkzeuge herbeigeschaft wurden und so groß auch die gut geleiteten Anstrengungen der Loͤschenden waren dauerte doch der Brand bis nach 10 Uhr, theils wegen des ungeheuern Malzvorraths, der den Flammen nich mehr entrissen werden konnte, theils wegen des starken Nordwestwindes, der eben ging und die Nachbarschast einer großen Gefahr aussetzte. 2 Wien, 16. Marz. Der oͤsterreichische Beobachtn enthaͤlt im heutigen Blatte folgende Mittheilungen: Corfu, 19. Febr. Ueber Omer Vrione's Plamne sind die Meinungen und Sagen immer noch sehr ge theilt. Nach einigen erwartet er nur die Ruͤckkehr en⸗ nes nach Konstantinopet gesendeten Couriers, um nach Salonichi aufzubrechen. Dies hat aber bei der offenbet uber ihm schwebenden Gefahr keine große Wahr schein⸗ lichkeit. Von der andern Seite ist es hoͤchst zweifelhaft, ob er es wagen moͤgte und koͤnnte, der Pforte den Ge horsam aufzusagen. Die Freunde der Griechen rechnen auf diesen Ausgang; und der Umstand, daß er gleich bei der Nachricht von dem Befehl, der ihn seiner bie herigen Statthalterschaften entsetzte, die in seinen Haͤn— den befindlichen griechischen Geißeln zuruͤcksendete, scheim allerdings auf ein geheimes Einverstaͤndniß zu deuten Zugleich aber erzählen die griechischen Zeitungen selbs (die Chronik vom 10. (22.) Januar), der zum Ober befehlshaber ernannte Mehmed-Resit-Pascha sei mi ausgedehnten Vollmachten, und großen Summen versp hen, die ihm unter den Haäͤuptern des Landes mächtigt Auhaͤnger sichern wuͤrden; die Pforte habe uͤberdies en klären lassen, Omer Pascha sei eigentlich deßhalb der Paschaliks von Janina und Delvino beraubt worden weil er Messolongi und Anatolico nicht zu unterwerfen gewußt, und jene beiden Paschaliks sollten demjenigen Pascha zu Theil werden, der diese beiden Platze bezwin gen wuͤrde; ein vierter Einfall in Acarnanien sei dahe mit Sicherheit zu erwarten; ihren Nachrichten zufolge, wären die Gelder dazu bereits in Prevesa angelangt und wenn gleich die angebliche Zahl der dazu zu ve wendenden Trußpen als uͤbertrieben betrachtet werden

neue Kampfe vorzubereiten. Die Niederlage und gaͤnzliche Auflösung der Partei, welche gegen die Regierung zu Napoli die Waffen er

daselbst in das Bellevuͤeschloß zu Ihrer koͤnigl. Hoh. der Kurfuͤrstin und der durchl. Braut. Abends erschie—

*

, * e , , , x m. mmm kenn 3 3. 5 a n, n,, r c e . ,,, 4 . K ö

griffen hatte, ist nicht mehr zu bezweifeln. Einige der Haupt⸗-Anfuͤhrer haben die Flucht ergriffen. Si ssini,

zer Herr von Gastuni, begab fich nach Zante, erhielt ber ö ̃ Dcfchl, diese Insel gleich zu verlassen; von seinem wei—

lendo und ein Sohn des Sissini, wollten sich auf die

muͤsse, so hatten doch die Griechen alle Ursache, sich auf

275.

während er noch in der Quarantaine lag, den irn Schicksal ist noch nichts bekannt. Zaimi, Nikita,

leine (zum Jonischen Gebiet gehoͤrende) Jusel Calamo etten, wurden aber nach Mr ien zuruͤckgefuͤhrt, und erden, aller Wahrscheinlichkeit nach, ihren Feinden usgeliefert werden.

Der durch seine kurzen Abenteuer in Moreg so be— unt gewordene Warwacki ist, bald nach seiner Ankunft uuf Zante, im dortigen Lazareth gestorben.

Nachrichten aus dem westlichen Griechen— and bis zum 10122. Januar. In den ersten Tagen ieses Jahres hatte zu Anatolico eine Versammlung on ungefähr 100 Personen Statt, worunter sich 70 Deputirte aus verschiedenen Distrikten des westlichen Friechenlands (Acarnanien und Anatolien denn nur sber diesen kleinen Bezirk erstreckt sich die Autoritaͤt der griechischen Behoͤrden) und 30 Militaͤr-Chefs befan— zen. Die letztern hatten, zur Beseitigung aller Besorg— ise, die sie begleitenden Truppen in die Doͤrfer bei Anatolico einquartirt. Der Gouverneur Maurocordata har zwar gegenwaͤrtig, nahm aber an den Verhandlun— zen nicht unmittelbar, sendern nur durch Correspondenz Theil. Die erklaͤrte Absicht dieser Versammlung war, uͤber Maaßregeln zur Unterhaltung und Verpflegung der Truppen, Nachweisung der hierzu erforderlichen Geld— ittel, und Abstellung der zahlreichen Beschwerden her Landesbewohner gegen die Willkuͤr und Raubsucht er Soldaten zu Rathe zu gehen. Zugleich sollte hr in Morea ausgebrochene bürgerliche Krieg in Bezug; uuf das von den westlichen Provinzen dabei zu beobach— ende Verfahren in Erwägung gezogen werden.

Bald nach Eroͤffnung der Sitzungen wurde eine Wbresse an den Vollziehungs- Rath zu Napolt di Ro— ania beschlossen, worin es hieß: „Der traurige Zustand er durch wiederholte fetudliche Einfaͤlle gaäͤnzlich verwuͤ⸗ keten westlichen Provinzen, und die Beduͤrfnisse der Truppen, mit denen es so weit gekommen, daß sie nicht lein keinen Sold, sondern nicht einmal die taͤgliche Nahrung mehr haͤtten dann, die innern Zerruͤttungen n Peloponnes haͤtten ihre Zusfammentretung veran—

aßt. In Ausehung des letzten Punktes uͤberließen sie st

war cles der Klugheit der Regenten, glaubten sich ber verpflichtet zu erklaren, daß sie jedes Unternehmen zegen die Central-Regierung, wer auch immer die Ur⸗ seber desselben sein mögen, als unrechtmäßig und straf. ar betrachteten, und stets bereit wären, den rechtmäßi⸗ sen Autoritäten gegen alle ihre Widersacher Huͤlfe zu eisten.“ n allen Seiten gingen Bittschriften ein, welche ittere Klagen der Landleute uͤber die Bedruͤckungen on Seiten des Militaͤrs enthielten. Mehrere Offiziere zurden auch offenbarer Widersetzlichkeit gegen die Be— hle ihrer Obern beschuldigt. Dergleichen Anklagen äarden theils dem Gouverneur, theils einem Untersu— jungsausschuß zugewiesen. Dagegen wurden verschie“ ene fruͤhere Dekrete der Central-Regierung verlesen, drin man den Staͤdten Messolongi und Anatolieo ber ihr schlechtes Benehmen gegen dae Sultoten heftige Borwuüͤrfe machte. Die Deputirten dieser Städte, in belchen die naͤmlichen Sulioten seit so langer Zeit jede frt von Ausschweifung und Gewaltthaͤtigkeit getrieben aben, fuͤblten sich durch jene Dekrete empört, und er— aͤrten ohne Umschweif, „öie Regierung konne, wie sehr auch die Sälioten beguustigen moge, doch nicht Recht nd Eigenthum mit Füßen treten.“ Die Beschluͤsse wegen der zum Unterhalt der Trup⸗

wuͤßten sie nicht. 1 unter der Bedingung aufnehmen, sie der Negierung,

en aufzubringenden Geldmittel fielen kläglich genug

aus. Zunächst legte man eine Taxe auf das in den Winterstaͤnden befindliche Vieh (wohl hauptsaͤchlich Schafe) und zwar so, daß ein Drittel des Winterstand— geldes zu 25 Para vom Kopf sogleich erhoben werden sollte. Dann wurde beschlossen, gewisse ruͤckständige Zehnten in den Distrikten Zygo, Vlocho und Apocuro mit Gewalt eintreiben zu lassen. Da diese zwei Quel— len nicht weit reichen könnten, die Soldaten in Anato— lico aber seit dem 27. December kein Brodt hatten, und Huͤlfe von der Centralregierung noch in zwei Mo— naten nicht zu erwarten war, so schritt man zur Ver— pachtung der Zoͤlle von Catochi und Neochori auf 14

donate, und verordnete den Verkauf einiger Grund— stuͤcke und offentlichen Gebaͤude zu Messolongi.

Am dritten Tage ward eine von Andreas Zaimi

an Hru. Alexander Maurorordato, die Vorstaͤnde des westlichen Griechenlandes, und die Generalitaäͤt gerich⸗ tete, vom Bord eines Schiffes datirte Bittschrift verle— sen. Sie hebt folgendermaßer an: „Bruͤder! Man verfolgt mich bis zum Tode, aus Ursachen, welche die unparteiische Geschichte richten mag. Mein Charakter ist allgemein bekannt; die achtungswuͤrdigsten Staats⸗ manner und Krieger waren stets meine Freunde. Ich verlange von Euch nichts als ein Asyl, um den Au gen⸗ blick abwarten zu koͤnnen, wo eine unparteiische Natio⸗ nalversammlung, auf deren Berufung ich antrage, und deren Urtheil ich mich zu unterwerfen bereit bin, uͤber meine Sache gesprochen haben wird ꝛ2c.“ Diese Bitt— schrift war von Nikita Stamatelspulo mit unterzeichnet.

Das Antwortschreiben aäͤußerte Achtung und Theil— nahme, zugleich aber Bedauern, daß die Versammlung, nachdem sie kurz zuvor alle, die sich der Regierung wi— derfetzten, feierlich in den Bann gethan, hoͤchstens ver— mittlungsweise fuͤr die Bittsteller einschreiten könne. Ob und wann ein National⸗-Convent gehalten werde, Die Gefluͤchteten konnten sie uur

sobald sie es verlangte, auszuliefern ꝛe. Am 5. Januar wurden die Sitzungen zu Anatolico geschlossen. Maurocordato machte nun erst die foͤrm— siche Anzeige, daß er bereits vor einigen Monaten zum Generalfecretair der Central-Regierung in Napolt er— naunt worden sei. Zur Verwaltung der Geschaͤfte wäh⸗ rend seiner Abweseuheit ward eine Commission be—⸗ immt, zu deren Mitgliedern, nachdem verschiedene die Wahl abgelehnt hatten, man endlich G. Spaniolaki, C. Petala und Dr. Mayer ) ernannte. Am Schlusse der Sitzungen, die in einer Kirche der heiligen Jungfrau gehalten worden waren, hielt der Pfarrer und Senator Spyridon Trikupi eine Predigt, worin er nach allerlei wehlgemeinten Ermahnungen sagte: „Das arme, zu Grunde gerichtete Volk murrt nicht; es will nicht einmal die tuͤrkischen Menschen, sondern nur die tuͤrkischen Maaßregeln vernichtet, und die Gerechtigkeit auf den Thron erhoben sehen.“ Gleich darauf ward das Gebäude von einem furchtba⸗ ren Erdbeben erschuͤttert. Der Geistliche nahm noch einmal das Wort, und rief aus: „Noch ist die Gerech— tigkeit nicht auf den Thron erhoben. Gott zuͤrnt uber uns! Zittert Ihr Gottlosen und Ungerechten, zittert! Alles floh. Hiemit endigte der Congrteß zu Ana⸗ tolico. Am 517. Januar reisete Manrocordato von Mes⸗ solongi, von dem Senator Trikupi, dem General Vla⸗ chopulo, und einigen Truppen Hegleitet, unter großem Zufammenlaufe des Volkes und Kanonendonner nach Napoli ab. Da seine gefährlichsten Geguer fuͤr jetzt

) Redacteur der hellenischen Chronik. (Note des 5sterrei—⸗ chischen Beob.) .

* ö