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Schlupfwinkel genau kennen, leicht wird, den Tuͤrken oft empfindlichen Schaden zuzufuüͤgen, andern Theils aber auch, wie sie, des Raͤuberhandwerks gewohnt und fuͤr Geldealles thuend, sich so leicht bewegen lassen, ohne Ruͤcksichten auf Gemeinwohl, Vaterland, Unabhaͤngig⸗ keit, oft wichtige Positionen, ja selbst feste Plätze den Tuͤrken verkaufen, und wie sie die Uebergabe mancher Festung durch Verkauf von Lebensmitteln an die Be— satzung Monate lang aufgehalten haben.
Schon lange warf man Kolokotroni vor, daß er nur auf Raub und Pluͤnderung ausgehe, um seine Schätze in der englischen Bank zu haͤufen, und nach der Eroberung von Napoli di Romania konnte man erst durch Festnehmung seiner Verwandten, und selbst der Schwiegermutter seines Sohnes, Bobelina (was jetzt wiederholt worden sein soll), ihn dahin bringen, einen Theil der Beute herauszugeben. Doch muß selbst dieser wilde und eigennuͤtzige Raͤuber Augenblicke gehabt haben, wo der Freiheits- und Vaterlandssinn ihn begei— sterte. Eine Frau begehrte einst eine Gefaͤlligkeit von ihm, und bediente sich dabei des Ausdruckes: „Herr, wenn ihr mir diese Gnade erweiset, so werde ich eure Selavin sein!“ worauf er mit seiner rauhen Stimme erwiederte: „Du Elende! du weißt, daß wir fuͤr die Freiheit fechten, und willst meine Selavin sein?“ Sein, kurzlich im Aufstande gegen das Vaterland gefallener, kaum 19jaäͤhriger Sohn soll ein Juͤngling von milderem Charakter gewesen sein, und sanftere Zuͤge gehabt haben.
In hand.
Die Fabrikanstalten im Kreise Saarlouis haben, wie sich aus Nachstehendem naher ergiebt, im verflossenen Jahre einige Fortschritte gemacht. Im Jahre 1823 wurden in den Huͤttenwerken zu Dillingen und Bettingen 413 Arbeiter beschäͤftigt und der Werth der Fabrikate betrug 125,465 Thlr. Im Jahre 1824 dagegen wurden 415 Arbeiter (mithin 2 mehr) beschaͤf— tigt, und der Werth der Fabrikate betrug 136,239 Thlr., mithin 10,765 Thlr. mehr. In der Steingutfabrik zu
Trier.
Wallerfangen wurden im J. 1823 beschaͤftigt 107 Ar⸗
beiter und fuͤr 36,804 Thlr. Waaren fabrizirt, wogegen im J. 1824 — 157 Arbeiter, mithin 50 mehr beschaäͤf⸗ tigt und fuͤr 46,275 Thlr (mithin fuͤr ga71 Thlr. mehr) Waaren fabricirt wurden.
In der Privat- Steinkohlengrube des Villeray in dem vorgenannten Kreise wurden im Jahre 1823 be— schaͤftigt 257 Arbeiter und der Absatz betrug 7519 Fu— der (zu 30 Ctr.) im Geldwerth 27,800 Thlr.; im Jahre 1824 wurden daselbst 260 Arbeiter (also 3 mehr) be⸗ schaͤftigt und 8667 Fuder, im Geldwerth von 32,346 Thlr. (also fur 546 Thlr. mehr) abgesetzt.
Auch die Eisenhuͤttenwerke in den Kreisen Wittlich und Daun wurden mit Thaͤtigkeit betrieben. Zu Dup— penweiler, im Kr. Merzig, sind die Arbeiten zur Be— treibung eines Kupferbergwerks, welche im Mai v. J. begonnen haben, so weit vorgeruͤckt, daß der große Schacht am 1. Januar 1825 zu einer Tiefe von 12 Lachtern im festen Porphyr gebrochen war. Eine Dampf— maschine ist zum Auspumpen der Tiefwasser bestimmt und bereits einigemale in Gang gesetzt worden.
Der Viehhandel hat im verflossenen Monat an Leb— haftigkeit gewonnen. ;
In Trier ist eine Schnellschifffahrt errichtet wor— den, welche jeden 5., 15. u. 25. des Monats Waaren
nach Coͤln verschifft und resp. auf der Hin- und Ruch fahrt 15 Tage zubringt. Es wuͤrden 5 Tage hinreichen wenn nicht, wegen Mangel an Waaren, auf der Fahr theilweise ein- und ausgeladen werden muͤßte.
Königliche Schauspiele.
Freit. 25. Maͤrz. Im Opernhause: Flinte um Pinsel, Lustsp. in 1 Aufz., nach dem Franz., bearbeitt von Th. Hell. Hierauf: Zum Erstenmale: Singe thee und Liedertafel, Singsp. in 2 Abtheil., ven 16 und in Musik gesetzt von dem Freiherrn von Lich ten stein.
Meteorologische Beobachtungen.
Barometer] Therm. ] Hygr. Wind
A. 289 43“ I6?5 NDO. hell, Wolken. ,, 635 NO. gebrochner Himmll M. 285 2“ 425 SD. son, milde.
Witterung.
29“ 57“ b4I9“
23. Maͤrz 24. Maͤrz
Redacteur John
Literarische Anzeige.
Das erste Heft des zweiten Bandes des neuen allgemeinen Archivs fuüͤr die gesammten Staatt— und Gewerbswissenschaften, für Gesetzgebung und Staatsverwaltung (mit alleiniger Ausnahme da Politik), das der Hofrath Dr. Harl, in Verbindung nit mehreren Staatsmaͤnnern herausgiebt, liefert kriti⸗ sche Anzeigen im Fache der Legislation und Ge— setzgebungswissenschaft: 1) Entwurf des Strafgesck—⸗ buchs. München 1822. 2) Felix Joseph Lir ows ky, koͤnig. baierischen wirklichen Central⸗Rathes und Archivars der Staͤndt des Reiches. Materialien zur baier. Strafgesetzgebung. 3) Entwurf eines Polizeigesetzbuchs oder eines Gesetzbuches fur die hohe Sicher⸗ heit, oͤffentliche Ruhe und allgemeine Ordnung sowohl als auch fuͤr alle Zweige der vollstaͤndigen Privatsicherheit, nebst einer Polizeß Gerichtsordnung. Von J. P. Harl. I) Ausfuͤhrliche Pri⸗ fung des neuen Entwurfs zu einem Strafgesetzbuch fuͤr dat Koͤnigreich Baiern, erschienen in Muͤnchen 1822. Von Dr, A. S. Oersted, Etatsrath und Deputirter des koͤnigl. daͤnt schen Kanzleicollegii. 5) Vergleichende Kritik des Entwurf des Strafgesetzbuchs fuͤr Baiern mit dem baierischen Strafge gesetzbuche, vom Jahre 1813. 6) Bemerkungen zum Entwurfe des Strafgesetzbuches. Muͤnchen 1822. Von Jacob Friedrsch Binder, erstem Buürgermeister der Stadt Nurnberg. 7) Be merkungen über den Entwurf des baierischen Strafgesetzbuches insbesondere von Uebertretungen, von Jos. Heinrich Thoma, k. b. Regierungsrath des Regenkreises. 8) Bemerkungen uͤbe den Entwurf des Strafgesetzbuches fuͤr das Koͤnigreich Baiem von M. L. Well mer. 9) Einige Gedanken uͤber die Gesetz gebung im Fache der Polizei von E. v. Moy, Bataillon, Jüuditor im k. b. Artillerie- Regimente. 10) Einige Motive zum baierischen Entwurf des Strafgesetzbuches mit kurztt Pruͤfung der ausführlichen Pruͤfung, welche der Hr. Etatsrath und Deputirter des k. daͤnischen Kanzleicollegii Dr. Oer tei zu Kopenhagen im Jahr 1823 herausgegeben hat. Von Di N. J. von Gönner, koͤnigl. baierischen wirkl. Staatsrath, 11) Kritik der Schrift des daͤnischen Staatsraths Dr. Oer sted über den Entwurf zu einem Strafgesetzbuche fuͤr das Koͤnig reich Baiern, von dem koͤnigl. baierischen Ministerialrathe von
Spies.
Gedruckt bei Feister.
All—l g e
preußische St
meine
aats⸗-Zeitung.
2 72.
Berlin, Sonnabend,
J. Amtliche Nachrichten. Kronitk des Tages. Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Fuͤrsten zu
Reuß-Schleitz den rothen Adler-Orden erster Klasse a verleihen geruhet. .
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II. Zeitungs⸗Nachrichten. Ausland.
Paris, 19. März. Die wesentlichen Bestimmun— gen des Renten, Gesetzes, über welches die Ver— handlungen in der vorgestrigen Sitzung der Deputir— ten Kammer angefangen haben, sind folgende: Die von der Tilgungs-Kasse bis zum 22. Juni 1825 aufge— kauften Renten verbleiben ihr zum Anfkauf der Staats— Papiere, wenigstens bis zum 22. Juni 1830; — die in diesem Zwischenraume aufgekauften Renten werden je desmal aus dem großen Buche gestrichen und die Cou pons kassirt; — vom 22. Juni 1825 darf die Tilgungs— Kasse kein Papier aufkaufen, das hoͤher wie das Pari steht; — vom Tage der Publikation des gegenwaͤrrigen Gesetzes bis zum 22. Juni 1825 hat jeder Inhaber von 5peti—
gen Renten das Recht, vom Fin anz-Ministerio zu fordern, daß ihm fuͤr jede 75 Fr. 5 pCt. eine Inseription von 100 Fr. 3 pCt. gegeben werde, — oder aber, daß ihm fuͤr jede 100 Fr. 5 pCt. eine Inscription von gleicher Summe zu 45 pCt. gegeben werde, — die Freiheit letz, teres zu thun haben die Renten-Inhaber bis zum 22. Sept. 1825, und die Regierung giebt die Zusicherung daß eine Ruͤckzahlung der Papiere zu 6 pCt. nicht vor 10 Jahren, d. h. nicht vor 1835 statt finden werde. — Hr. Boucher sprach zuerst gegen das Gesetz; er suchte zu beweisen, daß der diesjaͤhrige Plan noch schlechter wie der vorjaͤhrige sei, indem die Rentiers nach dem Letzterem jedes Schwankens und jeder Ungewißheit uͤberhoben gewesen seien, wahrend das neue Projekt sie der schreck— lichsten Tauschung Preis gebe und sie ganz in die Hande der weltbuͤrgerlichen Banquiers liefere. — Herr von Rouge vertheidigte dagegen das Gesetz. Er nahm an, das Recht, die Rente zuruͤckzubezahlen sei erwiesen, folglich sei die Herabsetzung des Zinsfußes unter den gegebenen Umstaͤnden durchaus nothwendig; dies sei auch bei vielen Staaten Europens als Grund
satz angenommen; in dieser Hinsicht berief er sich auf
den 26sten März 1823.
das Beispiel Dänemarks, welches die Zinsen seiner Schuld neuerdings herabgesetzt habe. Herr Bourdeau griff das Gesetz in seinen einzelnen Theilen sehr scharf an. Seine Rede (welche wir im nachsten Blatte mit— theilen werden) machte großen Eindruck, und ungeachtet dieselbe bis halb 7 Uhr dauerte, so waren doch noch sehr viele Deputirte am Schlusse gegenwaͤrtig.
Am Anfange der Sitzung war der Bericht uͤber das Gesetz in Betreff des Steinsalzlagers in Vie und der Salzquellen im Osten erstatten worden. Der An⸗ trag der Commission ging auf Annahme des Gesetzes. Naͤchstdem wurden von dem Ministerio die Gesetze we— gen der Seeräuberei, wegen des Saerilegiums und wegen der geistlichen Frauen-Corporationen der Kammer zur Berathung vorgelegt. Dieselben werden vorlaufig in den Buͤreaus gepruͤft werden.
Rente 103. — 102. 95.
London, 15. März (über Paris). An der Boͤrse hatte man Briefe aus Havarnah vom 27. Januar, die jedoch nichts Nenes von Bedeutung melden. Ueber die bedeutenden Ereignisse, welche (wie fruͤher gemeldet wor⸗ den) im Laufe des December in Peru statt gefunden haben sollen, enthalten sie gar nichts; dieses Still— schweigen erregt neue Zweifel gegen die Siegesnachrich— ten der Independenten, und deren Einruͤcken in Lima.
Die Dubliner Blatter enthalten ein Schreiben des bekanntlich dermalen noch hier anwesenden Hrn. O'Con— nel an den Praͤsidenten des katholischen Vereins, worin er die feste Zuversicht ausspricht, daß die Bill wegen Emaneipation der Katholiken in der jetzizen Parlaments- Sitzung durchgehen werde. Er meldet zugleich, daß man ihm die Redaktion der Bill uͤberlassen habe. „Wenn, wie ich hoffe, dir Bill durchgeht, (heißt es in dem Schreiben) so werden die Katholiken mit den Protestan⸗ ten auf gleiche Stufe der buͤrgerlichen Rechte gestellt werden, ausgenommen in Ansehung der Thronfolge, welche Niemand unter uns verandert zu sehen gewuͤnscht hat; ferner mit Ausnahme der Anstellnng als Lord— Kanzler von England und von Irland. Man wird von uns keine Gewaͤhrleistung verlangen, die mit den Lehren unserer Kirche unverträglich ware.“ Weiterhin heißt es; „Man beabsichtigt, durch eine Klausel der Bill fuͤr den Unterhalt der katholischen Geistlichkeit Fuͤrsorge zu treffen; dergestalt, daß dieselbe sich in Stand gesetzt sehen wuͤrde, Akte der Barmherzigkeit auszuüben und Almosen zu gewaͤhren, anstatt daß sie jetzt beinahe ge— noͤthigt ist, dergleichen in Anspruch zu nehmen. Kurz, wenn wir emancipirt werden, so werden wir es in einer, dem wahren Geiste der englischen Großmath angemes— senen Weise und so, daß jeder irlaͤndische Katholik seine protestantischen Bruͤder segnen wird.“
Con sols 93.
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