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son war stets ein Democrat und da Democraten, wenn sie die Gewalt in Händen hahen, insgemein despotisch sind, so betrug er sich als General hoͤchst willkuͤhrlich und leidenschaftlich. Er ist der Liebling des Poͤbels“ weil der Pöbel stets knechtisch und einem bewaffue— ten, willkuͤhrlichen Fuͤhrer zu befolgen bereit ist. Der Pöbel von England war fuͤr Cromwell, der Poͤbel von Rom fuͤr Caͤsar und der Poͤbel von Frankreich fuͤr Bo, naparte.
In Havanna waren am 27. Januar Schiffe aus Alvadado angekommen, welche meldeten, daß die Mexi caner die Insel Sacrificios befestigten. Das Columb. Kriegsschiff Urica hatte bei Havana gekreuzt und war nach Philadelphia versegelt, um eine Anzahl Kanonen— boote, die zu Guardacoßtas dienen sollten, nach Colum— bien zu bringen.
Am 28sten war das K. Schiff Diamond mit einem großen Belauf von Piastern, fuͤr Brittische Kaufleute
nach England bestimmt, in Havana eingelaufen. Es
sollen sehr guͤnstige Berichte uber den Bergbau mitge— kommen sein. .
Seit einigen Tagen hat sich eine neue Gesellschaft fuͤr die Verbindung des Mittellaͤndischen und rothen Meeres gebildet.
Vom 2östen Februar bis zum 5ten Maͤrz sind zu Liverpool 10 Schiffe aus Alexandrien mit 12514 Bal— len Baumwolle angekommen. Da sie saͤmmtlich ver⸗ laͤssige Gesundheitspaässe hatten, so entschied der geheime Rath fuͤr die unmittelbare Zulassung der Ladungen, die auch jogleich auf die Speicher gebracht wurden.
Vor kurzem feierte der allgemein geachtete Predi— ger an der hiesigen lutherischen St. Georgkirche, Hr. Pr. Schwabe, den 25sten Jahrstag seiner Amtsfuͤh⸗ rang. Nach beendigtem Gottesdienste wurden ihm durch di-Aeltesten und Vorsteher der Gemeinde mehrere werth⸗ volle Geschenke, als Zeichen der Dankbarkeit, uͤberreicht, wobei Hr. Kaufmann Sieveking in einer hoͤchst zweck— maͤßigen Rede die Verdienste des würdigen Mannes auseinander setzte, der sich besonders um die Erziehung der Kinder hiesiger unbemittelter Deutschen ein blei— bendes Denkmal gesetzt hat. —
Von Calcutta sind bis zum 23sten Nov. sehr be— friedigende Nachrichten eingegangen. Die Meuterey unter den eingebornen Truppen beschraͤnkte sich bloß auf das auseinander gesprengte Regiment und hatte durch aus keine Verzweigungen.
In den Gewaͤssern von Cuba dauern die See— raͤubcreien, trotz der Wachsamkeit der Englaͤnder, noch immer fort. Tehrere reichbeladene Schiffe, worunter ein Englisches von 8090 Tonnen, wurden gepluͤndert und der großte Theil der Mannschaft ermordet. ;
— Vom 17. Maͤrz. (uͤber Paris) Im Unterhause erfolgte gestern, ungeachtet des Wider spruchs des Hrn Hobhouse, die zweite Lesung der Bill wegen Bildung elner Compagnie zum Betriebe peruanischer Bergwerke.
Es geht die Rede, daß ein so eben von Madrid angelangker Courier die Nachricht gebracht; Spanien
abe eine neue Anleihe abgeschlosfen, bei welcher die al⸗ ten hollaͤndischen Bons theilweise in Zahlung angenom— men werden wuͤrden.
Consols 933. Fuͤr April 934. .
Bruüͤssel, 18. März. Einem Koͤnigl. Befehl zu⸗ folge, soll der im Jahr 1820 durch eine Feuersbrunst tin geäscherte alte Pallast des Prinzen von Oranien in moͤglichst kurzer Zeit wieder aufgebaut werden.
Es ist noch nicht bekannt, wer der Nachfolger des Hrn. van der Hoop im Seeministerio werden wird.
Ein Schreiben aus Batavia meldet: Hr. Morgou, der seit 14 Tagen gefangen saß, hat Befehl erhalten, der Residenz von Singapore zu verlassen, weil er sich in die Angelegenheiten der Regierung gemischt hat.
Gedruckt b
An milden Gaben fuͤr die Ueberschwemmten si eingegangen: zu Bruͤssel 36,000 Fl., zu Middelbu 31,578 Fl., Rotterdam 80 000 Fl., Leyden 38, 438 Fl.
500 Fl. beigesteuert.
Wien, 15. Maͤrz. Der am K. K. Hof beglaubig Minister und außerordentliche Gesandte Sr. Maj. i Königs von Baiern, Frhr. v. Steinlein, hat von e Maj. unserm Kaiser das Großkreuz des K. Ordens h eisernen Krone, und von seinem Monarchen das Gig kreuz des Civil-Verdienst-Ordens der bairischen Kra erhalten. ; .
St. Petersburg, 12. Maͤrz. Der bisherige K. Wh tembergische Geschaͤftstraͤger an un serm Hofe, Obristlin tenant v. Fleischmann, tritt nächste Woche seine Ri reise nach Stuttgart an.
Fast aus allen Graͤnzorten des Reichs ist bit heimlich viel altes Kupfergeld ausgefuhrt worden. N Regierung hat zur Unterdruͤckung dieser Unbilden i strengsten Maaßregeln ergriffen.
Gestern kamen zwei große Silber- und Goldtrm porte von Jekaterinburg im Permischen Gouvernemn
3, , w rn sPpreußische Staats-Zeitung.
hier an. Der eine brachte 4000 Pud Silber und
andere 110 Pud Gold.
Seit vorigem Dzbr. ist in der Krimm viel Sch gefallen. Mat hatte Schlittenbahn und die Kaͤlte wi selte 5 und 10 Grad Reaumur; doch war der Meer sen von Odessa immer offen und die Schiffahrt gestoͤrt,
Turkey. Ein Schreiben aus Syra vom 20. nuar (in der Etoile) meldet: Zu Lande und zur wird eine Expedition zu einem entscheidenden Angtf auf Patras ausgeruͤstet. Eine zweite See ⸗ / Expediti ist gegen die aͤgyptische Flotte im Werke. — Am l Jan. ist der neue Eparch von Syra hier ein getroffen er ist Hydriot und ward von einer starken Escorte Hl drioten begleitet. Gleich am Tage seiner Ankunft kar es zwischen der neuen Hydriotischen und der alten p Joniern bestehenden Patrouille zum Streit, wobei u deiden Seiten 5 Mann auf dem Platze blieben und bis 7 verwundet wurden. Je nachdem letztere an ihn Wunden starben, erneuert sich die Rachsucht, und steht zu besorgen, daß dieser Zustand fortdauern wen — Hr. Axiotti ist zum Polizey⸗Minister ernannt we den und wird gegen Ende kommenden Monats m Napoli di Romania abgehen. — Conduriotti, des Hefundheit sehr zerruͤttet ist, hat sich nach Hydra! geben.
Inland.
Magdeburg. Nach einer Bekanntmachung Koͤnigl. Regierung hieselbst, vom 15. Maͤrz, wird? hiesige Wollmarkt auch im laufenden Jahre und in? Folge am 24. Junius abgehalten werden.
Königliche Schauspiel.
Mont. 28. Maͤrz. Im Schau spielhause: „ Kammerdiener“, Lustsp. in 1 Aufzug, nach dem Fra von der Koͤnigl. Schauspielerin F. Krickeberg. (6 main: Hr. Earl Ünzelmann. Annette: Mlle. A Brandes.) Hierauf zum Erstenmale wiederholt: „S kenpferde“, Lustsp. in 5 Abtheilungen, von P.
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. — 22 — e aeßtsi 8 2 Feister. Redactenr Jo
Allgemeine
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M 7.
Berlin, Dienstag, den 29gsten Marz 1823.
J. Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.
Des Königs Majestaͤt haben den Amtmann Wend. and zu Caporn zum Amtsrath zu ernennen und das arüber ausgefertigte Patent Allerhoͤchst Selbst zu voll— lehen geruhet. ö .
Seine Hoheit der General-Lieutenant und kom— sandirende General des Garde- Corps, Herzog Carl on Mecklenburg⸗Strelitz, ist von Neu, 'Ftrelitz hier angekommen. g
Im Bezirk der Königlichen Regierung Breslau ist der Kandidat der Theologie, Suchow, um evangelischen Prediger in Gruͤnhartau ernannt;
zu Gumbinnen dem Pfarrer Gayk zu Stra— aunen die durch das Ableben des Kompastor Gryczewski . zweite Predigerstelle daselbst verlie— en un . zu Köln der ehemalige katholische Pfarrer Jo— ann Christian Loehr, zu Ruppichteroth, zum pfarrer in Aegidienberg, Kreises Uckerath, ernannt orden. .
II. Zeitungs⸗Nachrichten. Ausland.
Paris, 22. Maͤrz. In der Sitzung der Pairs⸗
Hammer vom 12. entwickelte der Graf v. SeEguͤr
le Gruͤnde eines von ihm herruͤhrenden Vorschlages, en àltesten Soͤhnen der Pairs, auf welche die Pairs— rde vererbt, zu gestatten, den Sitzungen in einer be— ndern Tribune beizuwohnen, sobald sie das fuͤnf und zanzigste Jahr erreicht hatten. Wenn man, sagte er, m großes und herrliches Gebaͤude errichten will, so ist lan gewiß von der Rothwendigkeit durchdrungen, die zrundlagen desselben zu befestigen. Die gesellige Ord— ung, welcher in Frankreich gluͤcklicherweise das monar— hische Prinzip bewahrt worden, hat jedoch sehr bedeu⸗ nde Veränderungen erleiden muͤssen. Unsere Zukunft leicht nicht unserer Vergangenheit; und neue Institu— onen muͤssen unserm Wohlsein neue Grundlagen geben.
Unter diesen Institutionen tritt besonders die Pairie mit der Bestimmung hervor, ein Damm zu sein gegen etwanige Eingriffe der Gewalt in die Freiheiten des
Volkes, und gegen die Verletzungen der Koͤnigl. Wuͤrde
und Vorrechte, welche von der Demokratie ausgehn koͤnn ten. Maͤßigung, Gerechtigkeit, Entfernung von Parteigeist und tiefe Kenntniß der Gesetze, wie auch
der allgemeinen Interessen des Staats sind nothwendige
Erfordernisse zur Erfuͤllung unserer ernsten Pflichten.
Traurige Erfahrungen und lange Stuͤrme haben uns,
dazu gebildet; unsre Nachfolger aber, die durch eine so streinge Schule gluͤcklicherweise nicht zu gehen brauchen, muͤssen auf eine andere Weise sich vorbereiten. Wie aber konnte dies auf eine wuͤrdigere Art geschehn, als indem sie sich durch die Lehren und das Beispiel derer bilden, denen sie nach zu folgen bestimmt sind? Ich
weiß, daß mehrere meiner edlen Kollegen diese Vortheile
zwar einräͤumen, meinem Vorschlage aber die Bestim— nung der Charte entgegenstellen, welche die Oeffentlich⸗ keit der Verhandlungen in der Pairs-Kammer verbietet.
Man kann aber dies nicht oͤffentlich nennen, wenn unsre Söhne, wenn die Erben unserer Rechte und Pflichten,
wenn diese allein unsere Zuhörer sind. Weit entfernt davon, die Leidenschaften in unserm Innern anzufachen, wird diese Oeffentlichkeit ein neuer Beweggrund sein, nur mit Ernst und Wuͤrde zu sprechen und wie es sich vor unsern Nachfolgern ziemet, fuͤr die jedes von uns
ausgesprochene Wort eine Lehre ist, und gute oder boͤse
Folgen in der Zukunft haben kann. — Der Marquis
v. Semonville widersetzte sich dem Antrage. Er fuͤhrte aus, die Charte habe ausdruͤcklich und streng die
Oeffentlichkeit verboten, und es liege in diesem Verbote eine wichtige Eigenthuͤmlichkeit der Pairs-Kammer, wo— durch sie sich nebst der Erblichkeit der Pairswuͤrde recht eigentlich von der andern Kammer unterscheide; wenn auch diejenigen, deren Zulassung man fordere, den Pairs nicht fremd seien, so erscheine dies nicht als ein Beweg— grund, um von der Charte in einem so wichtigen Punkte abzuweichen. Jetzt konne, selbst in den schwierigsten Augenblicken, jeder Pair ohne Ruͤckhalt seine Meinung gegen seine Kollegen und gegen die Minister aͤußern, wuͤrde er dies noch auf die Gefahr thun, seine Aeußerungen oͤffentlich verbreitet zu sehen? Man moͤge nicht das wahre Interesse der Pairie, indem man es zu befoͤrdern glaube, der Gefahr bloß stellen. Dies Institut sei der Wiege noch nah, und schon habe es wichtige Schritte in dem Zutrauen der Natien, in der Gewegenheit des Monarchen gemacht; so moͤge es denn allmählich vorschreiten, und nicht die schon errungenen Vortheile in die Haͤnde des Zufalls gegeben sehen. Dem Redner scheine es zweckmäßiger, daß die Erben der Pairie sich durch ernste Studien vorbereiteten, und dann, ehe sie sich als Gesetzgeber in der Kammer niederließen,
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