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Wissenschaftliche Nachrichten.
Die Beobachtung der Fortschritte der allgemeinen Civilasation ist eben so interessant als lehrreich. Jeder Staat nimut daran, man darf sagen, unwillkuͤhrlich Theil, und zieht daraus um so mehr und um so sicherer Rutzen, als er mit Weisheit und Kraft die mannich— fachen Hindernisse aus dem Wege raͤumt, welche der Entwickelung der freien Gewerbsthaͤtigkeit bald mehr bald weniger uͤberall sich noch entgegenstellen. Und was ist in dieser Beziehung nicht seit dem Jahre 1807, um auf fruͤhere Zeiten nicht zuruͤckzugehn, in unserm Va⸗ terlande geschehen? Wie sehen wir schon jetzt die heil samen Folgen dieser Maasregeln sich täglich immer mehr entwickein, und durch sie den Einfluß unguͤnstiger Zeit, umstaͤnde bedeutend vermintert!
Diese Betrachtung moͤge einen stehenden Artikel dieser Zeitung eroͤffnen, welcher die Bestimmung haben wird, den Lesern die Fortschritte in der gewerblichen und haudelnden Welt vor Augen zu stellen und auf fruchtbare Vergleichungen hinzuleiten. Sich mitzuthei⸗ len (sagt Goͤthe) ist Natur; mitgetheiltes aufzunehmen, wie es gegeben wird, ist Bildung.
Wir eroͤffnen denselben mit einem Aufsatze uͤber die Gewerbsamkeit Frankreichs, der dieselbe in ein schoͤnes Licht stellt, und der weiteren Mittheilung wohl werth zu sein scheint, da die franzoͤsische Nation in der That durch ein reges Bestreben sich auszeichnet die gewerb— lichen Kuͤnste zu vervollkommnen, und bereits eine emi— nente Stelle in ihrem Reiche einnimmt. Eine nahere Kenntniß der Fortschritte, die in diesem Lande darin gemacht werden, wird uns in den Stand setzen, zu beurtheilen, in wie fern wir gleich- oder nachstehen, und was unsererseits bestrebet, errungen und begruͤn det wer⸗ den muß, um dieselbe Stufe der Entwickelung gewerb licher Thätigkeit und Bildung zu erreichen.
Der verdiente Technologe und Akademiker Duͤpin hat in einer Rede bei Gelegenheit der Eroͤffnung seiner Vorlesungen uͤber Gewerbkunde, die er im Conservato⸗ rium der Kuͤnste und Handwerke zu Paris gehalten, ein Gemaͤlde von den Fortschritten des franzoͤsischen Ge— werbfleißes entworfen, das zu unserm Zwecke dienlich ist, und woraus wir das Wesentliche hier entnehmen.
Allgemeine Uebersicht der fort schreiten den Industrie in Frankreich seit dem Anfange des neunzehnten Jahrhunderts.
„Die Industrie, so beginnt Er, hat Frankreich ein großes Schauspiel gegeben, — durch die reichhaltig letzte Ausstellung der National-Erzeugnisse zu Paris. — Nach einem kurzen Zwischenraum von vier Jahren stellt sie die Meisterstuͤcke ihres Kunstfleißes der Bewunde— rung des ganzen Volks wieder dar. Ungeachtet der Kuͤrze dieses Zeitraums, entwickelt sie die wichtigsten und zahlreichsten Fortschritte; sieht man sie durch neue Arbeiten die Grenzen erweitern, auf den Wegen, wo, wie jedermann glaubte, sie das letzte Ziel der Ei fahrung und der Geschicklichkeit erreicht habe. — Sie hat noch mehr gethan; sie hat ihre Mittel zur Vervollkommnung selbst vervollkommnet. Also weit davon entfernt, daß die von ihr schon erreichten Erfolge, ihre noch zu errin⸗ gende Siege schwerer und langfamer machen sollten, werden sie das Befoͤrderungsmittel und die Stuͤtze eines schnelleren und kraͤftigeren Fortgangs. Sie sichern die Hoffnung auf kuͤnftige, von nun an noch ausgedehntere Eroberungen, als die der Vergangenheit waren, auf noch nuͤtzlichere und deshalb noch ruhmwuͤrdigere Erfolge im Reiche der Gewerbsamkeit.
Die Mechanik ist insbesondere diejenige Wissen— schaft, die zu den Entwickelungen der neueren In dustrĩ— ungemein viel beigetragen hat. Der Verfasser unter nimmt es, zu zeigen, auf welchen Punkt diese frucht bare Wissenschaft das Vorschreiten der Kuͤnste beguͤnstig hat. Er spricht zuvörderst hauptsaäͤchlich von den Kuͤn, sten, deren Gegenstand die Verfertigung von Geweben ist; und trägt zuerst deren Geschichte seit den abgelan fenen wenigen Jahren des jetzigen Jahrhunderts vor.
Bei seinen Untersuchungen stellt er die Geweh aus Wolle in den ersten Rang, weil ste in Europ die gewoͤhnliche Bekleidung aller Menschen abgeben, vn dem Bauer und Tageloͤhner an, bis zu den reichsta Privatleuten, den Fuͤrsten und Monarchen.
Obgleich die Bearbeitung und das Verarbeiten d Schaafwolle eine sehr alte Kunst ist, und die Franzosa sie seit lange mit Zweckmaͤßigkeit betrieben, so hat dieß Kunst doch in unseren Tagen, eine, so zu sagen, nen Gestalt angenommen, die sie der Mechanik und Hi der vorbereitenden Arbeiten des Ackerbaues verdankt.
Wie vorzuͤglich aber die zur Fabrikation erdachtn Mittel auch sein mogen, so hängt die Kraft, die Fein heit, die Elastizitaͤt, das Weiche der Zeuge doch vo naͤmlich von der Guͤte der Fließe ab, die den Stoff hergeben
Nur mit Muͤhe und langsam hat sich Frankreit in den Besitz des spanischen baumwolligen Schaafs go setzt, und dessen Zucht eingefuͤhrt. Als dessen Vermch mehrung so weit gediehen war, daß den Manufaktur sten die Wolle in Menge angeboten werden konnte, e hob sich ein verderbliches Vorurtheil dagegen. Ma erklaͤrte mit Bestimmtheit, daß diese Wolle die aͤch spanische bei der Feintuchfabrikation nicht ersetzen konnt weil die franzoͤsische Merinowolle nicht eber so viel Kraft habe als jene. Die Zeit hat din sen Irrthum besiegt. Die Erfahrung hat gelehrt, da die Wolle der aus Iberien auf den franzoͤsischen Boden vrsetzten Heerden, weit entfernt ihre urspruͤngliche Be⸗ fchaffenheit zu verlieren, sich im Gegentheil von Ge schlecht zu Geschlecht verbessert, als eine gluͤckliche Folg
der ihnen gewidmeten Pflege und des Clima's. Heut zu Tage verwerfen die franzoͤsischen Manufakturisten die spanischen Wollen zur Fabrikation der theuersten Zeuge, und begruͤnden dieses durch die Behauptung, sie seien zu starr.
Königliche Schauspiele.
Mittwoch, 6. April. Im Opernhause: „Singe thee und Liedertafel,“ Singspiel in 2 Abtheilunge verfaßt und in Musik gesetzt von dem Freih v. Lichten stein. Hierauf: „Die Tanzsucht (La dansomanie)/ pantomimische Posse in 2 Abtheilungen, von Gard Neu einstudirt, vom Koͤnigl. Balletmeister Telle.
Donnerstag, 7. Im Schauspielhause: „Isidor un Olga,“ Trauerspiel in 5 Abtheilungen.
Anzeige. Da es bei oft unxermeidlichen Ab h derungen des bereits erschienenen Repertoirs fuͤr du Publikum unangenehm ist, die vielleicht fuͤr die let teren Tage der Repertoir-Woche im Anfange de selden gekauften Billets wieder in das Billet⸗ Nel kaufs- Bureau zuruͤckzuschicken oder umtauschen zu la sen, so wird hierdurch bekannt gemacht, daß an jeder Donnerstage die Billets nur fuͤr Donnerstag, Fr tag, Sonnabend und Sonntag gekauft werden konne Die Billets fuͤr Montag, Dienstag und Mittwoch wel den dagegen jedesmal nur von Sonntag fruͤh 9 Uh an ausgegeben.
Gedruckt bei Feister.
Redaeteur Joh
Allge
preußische Staats⸗Zeitung.
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M
80.
Berlin, Donnerstag, den Ften April 1525.
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IJ. Amtliche Nachrichten.
Kronik des Tages.
Im Bezirk der Koͤnigl. Regierung zu Acchen ist der bisherige Vikar Wilhelm Ha ju Heleuabrun, bei Vierssen, Regierungsbezirk Duͤs⸗ borf, als Pfarrer fuͤr die katholische Pfarrstelle zu nden, Kreis Juͤlich; zu Breslau ist der Exconventual und bisherige apellan Kaßner zu Striegau, zum Pfarrer in Fröms⸗ rf, Muͤnsterbergschen Kreises, und der zeitherige Ka⸗ lan Baumert in Mittelwalde, zum Pfarrer in sschkowitz, Glatzer Kreises, ernannt worden.
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lll. Zeitungs-Rachrichten. Ausland.
Paris, 31. Maͤrz. In der vorgestrigen Sitzung K Deputirten⸗ Kammer dauerten die Verhandlun⸗ n wegen der Verpachtung der Saline bei Vic fort. gehrere Mitglieder widersetzten sich dem Gesetze, weil sar die Salzfabrikation im westlichen Frankreich nach⸗ eilige Folgen haben wurde. — Hr. C. Perier oppo— rte aus einem andern Grunde. Er behauptete, die zncession auf 99 Jahr wuͤrde das Salz- Monopol be⸗ dern; dies sei aber ein um so druͤckenderes Uebel, „es auf der Bevoͤlkerung des gesammten Frankreichs ste. Die Compagnie wuͤrde übertriebene Vortheile is der Pachtung ziehn, und diese Vortheile in einem geheuern Maaße wachsen, wenn die zu hohe Salj— ner ermäßigt wuͤrde. — Der Finanzminister ent— gnete, es handle sich nicht um eine bloße Concession, ndern um eine solche Verpachtung, die der Regierung nen Antheil an jedem nahen oder fernen Gewinn hern wurde; uͤbrigens wurde jeder Zuschlag öffentlich d mit Concurrenz statt finden; hierin liege eine hin⸗ ihende Garantie. — Die Verhandlungen wurden stern fortgesetzt.
Nach der Etoile wird jetzt fuͤr gewiß angenommen, öß die Salbung Sr. Majestaͤt erst im Juni und zwar
12. erfolgen werde.
Das Befinden des Ministers des Koͤnigl. Hauses, herzogs von Doudeauville, hat sich bedeutend gebessert. Der Erzbischof von Rouen, Prinz von Croi ist zum ardinal ernannt worden.
Nach einer, in der Gesetzsammlung enthaltenen Koͤnigl. Ordonnanz uber die Organisation des Koͤnigl. Heeres soll die Infanterie aus 6 Garde Regimentern, 64 Li— nien- und 20 leichten Infanterie⸗Regimentern bestehen. Jedes Regiment besteht aus dem Stabe und drei Ba— taillons, jedes Bataillon ist in 8 Compagnien abge— theilt und zahlt auf dem Kriegsfuß 937 M., auf dem Friedensfuße aber nur 601 M. Die Kavallerie wird aus 2 Grenadier⸗-, 2 Cuirassier-,, 1 Dragoner, 1 Chas⸗ seurs-, 1 Lanziers- und 1 Husaren-Regimente beste⸗ hen, welche zufammen die beiden Garde-Divisionen bil— den; ferner aus 2 Karabiniers-, 10 Cuirassier⸗, 12 Dragoner⸗-, 18 Chasseurs- und 6 Husaren/ Regimen⸗ tern. Jedes Kavallerie⸗Regiment hat 6 Schwadronen und zwar bei der Garde zu 162 M. und 153 Pferd auf dem Kriegsfuße, und zu 120 M. und 119 Pferde auf dem Friedensfuße; bei der schweren Kavallerie zu 160 M. und 141 Pferden auf dem Kriegsfuße, und 118 M. mit 101 Pferden auf dem Friedensfuße; bei der leichten Kavallerie zu 166 M. und 157 Pferden auf dem Kriegs und 118 M. mit 101 Pferden auf dem Friedensfuße.
, y Lon don, 26. rz. Hr. Huskisson schritt i gestrigen Sitzung des Unterhauses, in ,,, vollen und uͤberzeugenden Rede zur naͤheren Entwicke— lung der Plaäͤne der Regierung in Bezug auf die Grund- saͤtze, nach denen unsere Handelsverhaͤltnisse in Zukunft regulirt werden sollen. Diese Plaͤne koͤnnen nicht als das Erzeugniß bloßer Theoretiker verschrieen werden;: sie weisen nicht auf bloße Hoffnungen hin, sondern auf die practischen Resultate schon ergriffener Maßregeln und sie empfehlen eine Verbesserung unseres dermaligen Systems, nicht wegen der Aussicht auf muthmaßliche Vortheile in der Zukunft, sondern mit Bezug auf die bereits gewonnenen Fruͤchte einer erfolgreichen Erfah— rung. „Indem ich mich“ ((so lautet der Eingang der Rede) „in der Absicht erhebe, die Aufmerksamkeit des Ausschusses hinzulenken, auf die Angemessenheit gewis⸗— se Auflagen, welche jetzt auf der Einbringung fremder in mehreren unserer bedeutendsten Manufacturzweigen gebrauchter Artikel lasten, desgleichen auch einige der sogenannt schuͤtzenden Auflagen aufzuheben, darf ich mit um so groͤßerer Zuversicht geneigtes Gehoͤr erwarten als die Erfahrung die wohlthaͤtigen Folgen aller jener liberalen Maaßregeln, die von Seiten der Regierung zur Befoͤrdernng und Ausdehnung unseres inneren un auswärtigen Handels, bereits ergriffen worden sind klar gezeigt hat. So groß auch von Anbeginn mein und meines sehr ehrenwerthen Freundes, des Kanzlers der Schatzkammer, Zuversicht war, daß die von uns beabsichteten Maßregeln die wohlthaͤtigsten Resultate ha— ben wurden, so waren wir doch auf eine Opposition
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