1825 / 82 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Marquis von Lauriston, dem ersten Grafen v. Cosséè, und dem ersten Jaͤ— germeister, Grafen von Girardin, unterstuͤtzt.

Nach der Messe präͤsidirten Sr. Maj. im Mini—⸗ sterrathe, der bis dreiviertel auf 4 Uhr dauerte.

Die könisl. Fregatte Cyb ele, welche Tunis am 15. März verlassen, ist am 28. in Marseille eingelau⸗ fen. Am Bord derselben befand sich der außerordent⸗ liche Gesandte Sidy Mahmouth nebst seinem Secretair Raphael Gaeta und acht anderen zur Gesandtschaft ge— hörigen Personen. Folgendes sind die Geschenke, welche der Dey von Tunis Sr. Maj. dem Koͤnige sen⸗ det: 6 große Hengste, 2 Stuten von numidischer Race, ein Lowen-⸗Paar, der maͤnnliche Lowe ist das schönste Thier der Art, was im Lande zu finden gewesen, schwarze Strauße, A Gazellen, 2 guineaische Hammel, 5 junge Kameele von vorzuͤglich schöner Race und zwar zwei schwarze, zwei weiße und zwei rothe; 26 feine wollene Decken, ferner Tuͤcher, Schleier und Guͤrtel; einen kostbaren tuͤrkischen Sattel; A Löwen, und 2 Ti⸗ gerfelle; eine Kiste voll Flaschchen mit Rosenöl, Jas⸗ mindl ꝛc. gefuͤllt. Buͤchsen mit Wohlgeruͤchen, ein voll⸗ staͤndiger sehr reicher Anzug à la moresque fuͤr J. Koͤnigl. Hoh. die Dauphine.

Hr. Duvrard ist vorgestern aus St. Pelagie nach der Conciergerie gebracht worden, wo sich auch Herr Sicard befindet.

Nach Briefen aus Cadix ist Hr. Cancelada, Her ausgeber der Handels-Zeitung von Cadix, daselbst, in Folge von Befehlen aus Madrid, verhaftet und in en, ges Gewahrsam gebracht worden. Tan schreibt dies Verfahren einem in jenes Blatt aufgenommenen Artikel zu, worin die Einwohner von Cadix wegen ihres Be⸗ nehmens an dem ungluͤcklichen 109. Marz 1820 sehr be⸗ lobt worden. ; Rente 102. 50. 102. 30.

London, 30. März. Der wichtigste Gegenstand der gestrigen Verhandlungen im Unterhause war der Antrag des Hrn. Huskisson: daß ein besonderer Aus⸗ schuß bestimmt werden solle, um näher zu untersuchen, welche Wirkungen die Bestimmungen des 59sten Kapi⸗ tels der Akte aus dem 5ten Regierungsjahre S. Maj. Georgs IV. (wodurch die Gesetze gegen geheime Ge⸗ werbs-Verbin dungen aufgehoben worden) in Bezug auf das Benehmen der Handwerksleute und Hantarbeiter in den verschiedenen Theilen der vereinigten Königreiche gehabt habe. Im Eingange seiner ausfuͤhrlichen Rede setzte 9. Huskisson kurzlich auseinander, welchen Gang diese Angelegenheit in der vorjaͤhrigen Parlaments⸗ Sitzung genommen, wie er selbst mit dem (von Hrn. Hume gemachten) Antrage auf Ernennung eines Aus—⸗ schusses zur Untersuchung der fraglichen Verbindungen und der desfallsigen Gesetze einverstanden gewesen, weil letztere ihm verwickelt und unter sich im Widerspruche stehend geschie nen, weil ferner diefelben in ihrer practi⸗ schen Anwendung nicht die Handwerks, und Arbeits— leute nebst deren Brotherrn gleichmäßig betroffen und weil, seiner Erfahrung zufolge, dieselben die Folge ge⸗ habt, zwischen den Ardeirsleuten und den Brotherrn ei⸗ nen Geist des Mißtrauens und des Widerstrebens zu erhalten. Er beruͤhrte ferner, wie der damals ernannte Ausschuß, an dessen Arbeiten er, obwohl ein Mitglied desseiben, wegen anderer gehäufter Beschäͤftigungen, nicht den gehörigen Antheil habe nehmen können, einen nicht ganz geeigneten Weg eingeschlagen und statt dem Hause einen vollständigen Bericht zu erstatten, gleich mehrere Beschluͤsse gefaßt habe, in deren Folge dann die Bill wegen Aufhedung der in fraglicher Hinsicht bestehenden Gesetze eingebracht worden, und bei der da⸗ mals bevorstehenden Schließung der Sitzung rasch durch gegangen sei. Hiernaͤchst setzte Hr. Huskisson aus ein, ander, welche rasche Fortschrirte das Uebel der fragli—

meister Marschall Haus Hofmeister,

chen Verbindungen bis jetzt bereits gemacht und wie zu einer so verderblichen Größe gelangt sei, daß we ihm nicht schnell und nachdrücklich Einhalt geschehe, bald dahin kommen werde, nicht sowohl seine (Hrn. Hu kissons) Aufmerksamkeit zu fordern, als vielmehr seines hochgeehrten Freundes (des Ministers des Innen dem die Eivil Autoritäten zu Gebote staͤnden und! noͤthigenfalls auch die bewaffnete Macht zur Unterdruͤckn von Verbindungen in Anspruch nehmen koͤnne, welche da gediehen, daß man sie mit keinem anderen Namen dem einer furchtbaren Verschwoͤrung bezeichnen könne. Ich darf, fuhr Hr. Huskisson fort, mit Znversicht y aussetzen, daß Niemand im Hause ist, der mir fen selige Gesinnungen gegen das Prinzip des freten K. kehrs und gegen Jedermanns Recht, über seine Arh und Geschicklichkeit zu seinem besten Vortheil zu sch ten und dafür den höchstmöglichen Lohn zu erlann zutraut, ich muß jedoch auch behaupten, daß diejenn welche dem Arbeiter Beschaäͤftigung gewähren, eben des Schutzes beduͤrfen; denn ihr Kapital und ihre schinen sind es, die seine Kraft in Thaͤtigkeit setzen sie sind daher eben so unverletzlich zu halten als di sie sind es zum eignen Interesse des Arbeiters, außerdem keine Beschäftigung finden würde. Ich můͤt das Haus nicht mit ausfuͤhrlichem Detail aufhaln der Gegenstand ist jedoch von der Art, daß man n leicht darüber hinweg gehen darf. Bei den Vorfaͤl die ich hier im Auge habe, ist selbst mehr als ein M schenleben verloren worden und jwar unter Umstaͤnd welche die Entdeckung des Thäters verhinderten ihn der verdienten Strafe entzogen. Ohne indeß das Einzelne der begangenen Gewaltthätigkeiten ein gehen, wird es genuͤgen, die Absichten und Grundsk der in den fraglichen Verbindungen begriff-nen Im viduen darzulegen und zu zeigen, welche Art von sie gegen ihre Brotherren und deren Eigenthum Anspeuch nehmen. r Man tann solche aus den Artikeln der Reglemen abnehmen, welche jene Verbindungen sich gemacht habe Die Kohlenarbeiter von Lamark, Dunbarton und Ayr hire haben Reglements von nicht weniger als zwisch zwanzig und dreißig Artikeln; sie sind eben so gut! ganistrt als manche der neuen Regierungen, die in v schiedenen Welttheilen entstanden sind; sie haben il Deputirten, ihre Waͤhler, ihren Präsiden ten, Sekret und Eomitees. Von Seiten der Ayreshire⸗Verbindt wurden Einleitungen zu einer Generalversammlung Abgeordneten getroffen, und zwar sellten nicht nur! geordnete aus einem und demselben sondern von ! schiedenen Gewerbszweigen zusammen kommen; jel Abgeordnete sollte von den Arbeitern seines Gewen dezahlt werden, der Präsident, der Sekretair und Schatzmeister dagegen sollten ihre Zahlung aus dem gemeinrn Fonds erhalten, zu dessen Constituirung General Eomité eine Abgabe von den Mitgliedern Verbindung zu erheben befugt sein sollte. Die An ordneten follen auf 6 Monate lang gewählt wer Nach dem 11ten Artikel gehort es zu den Obliegen ten des General-Comité, die Arbeitsherren zu verm nen, und ihnen anzudeuten, in welcher Gefahr sie sich fanden, und wenn diese Warnung nicht fruchte, dasselbe alle r wenden, um die Arbeitsherren außer Geschaͤft zu b gen. Alle, bei einer Abgeordneten Zusammenkunft du gehenden Gesetze sollen fuͤr alle Mitglieder bindend s u. s. w. Welche Wirkungen koͤunen nun aber wo fuhr Hr. Huskissou weiter fort, solche Titel wie die eines? sidenten, Sekretairs, Schatzmeisters und Abgeordneten jenen Leuten haben, als eine alberne Sucht nach Anseh

und Macht und bei denen, welche in jenen Posten heu eine Neigung zur Ausübung einer Controlle zu

wecken.

von der Klugheit eingegebenen Mittel

Wart es nicht auch hoöͤchst wahrscheinlich, k

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j heftiger ein Individuum sich jeigte, es um so eher

zu werden wurde! Nach dem zasten Artikel soll kein Arbeiter sich auf eine bestim m te oder gegen bestimmten Lohn verdingen, ohne Er⸗ uubniß des Comité. Wenn man dergleichen Dingen nachfehen wollte, so ware der große Nachtheil der even, ell in mehreren der wichtigsten Geschaäftskreise zu er⸗ warten stände, leicht zu berechnen; wie gefährlich wurde P. das Resultat in Bezug auf Schiffbau, Bergwe⸗ und Schifffahrt sein.

Es besteht bereits ein sogenannter Matrosen⸗Ver⸗ fin, der ein ähnliches Reglement hat. Eine der Präaͤ— kensionen dieses Vereins geht dahin, ihre Arbeits-Auf— scher selbst zu wahlen und anzusetzen. Die Matrosen manchen Seeplaͤtzen wollen dermalen nicht in See ehen, wenn irgend ein nicht zum Verein gehoͤriger inter der Mannschaft befindlich ist, auch haben sie sich Forschriften gemacht und dahin vereint, gewisse Dinge zis nicht eigentlich zu ihren Obliegenheiten gehörig zu ztrachten. Folgender merkwürdiger Fall ist als Folge cher Vorschriften bekannt: Ein Schiff war auf eine Zandbank gerathen und es erschien daher als nothwen ig, den Ballast auszuwerfen. Nach ihren sich gemach⸗ en' Vorschriften gehoͤrte jedoch das Auswerfen von Ballast nicht zu den eigentlichen Matrosengeschaͤften nd die Mannschaft verweigerte daher solches und das Echiff wuͤrde daher vielleicht zu Grunde gegangen sein, benn es nicht mit Huͤlfe eines zufaͤllig herbeigekomme—

anderen Schiffs wieder flott gemacht worden ware. Das Haus mag wohl bedenken, ob wenn Seeleute mit rgend einem Verein in eine Verbindung treten, wodurch her Schiffs-Capitain in eine solchez Lage gebracht wird, je es ihm unmoglich macht, das ihm anvertraute Fut zu wahren, und ihm kaum erlaubt, sein Leben zu ftten, dies nicht ein wuͤrdiger Gegenstand unserer Auf— herksamkeit ist. Am Schlusse der Rede bemerkte hr. Huskisson noch, er habe gehofft, daß die gesunde Hernuͤnft und das eigne wohlverstandene Interesse der Arbeitsleute 2c. dieselben veranlassen werde, in Ueber, , n mit ihren Arbeitsherren zu handeln, diese hoffnnng fei aber mit jedem Tag geschwunden und er

jenen Posten erwählt

ttze daher jetzt lediglich seine i n. auf die Ein⸗

itkung des Hauses, in welcher insicht er den Ein— angs erwähnten Antrag gemacht habe. Die ser, von ehreren Mitgliedern, namentlich auch vom Minister es Innern lebhaft unterstuͤtzte Antrag ging denn auch urch und die Committé wurde bestimmt.

Der Minister Canning, der jedoch noch immer nicht om hergestellt ist, kam vorgestern von Glocester lodge ach der Stadt und arbeitete im auswärtigen Amte.

Die Üntversitaͤt Cambridge zahlt jetzt 4700 Stu, mten und Oxford deren 4660.

Ein franzssischer Kutter ist von der engl. Brigg: hrinz⸗ Regent, aufgebracht worden; er hatte 132 Scla⸗ n am Bord, die sich empört und 8 Personen von der wdannschaft des Schiffs ermordet hatten.

Stockholm, 29. Marz. Außer dem Handels trac⸗ it mit der Königl. Niederl. Regierung in Hinsicht if Reciprocitàt in Handels- und Schifffahrts, Abga⸗ n, sollen auch Unterhandlungen mit der Großbritan, sschen im Werke sein, die in Beziehung auf Engl. dae ren und Colonial Producte zu einigen weiteren zodificationen unsrer Prohibitiv-Gesetze, außer denen, * durch die letzte Zolltare erfolgt sind, führen irften.

St. Petersburg, 29. März. Der Kommandeur r 27sten Division, Generallieutenant Bulatow ist zum efeblshaber der Provinz Omsk ernannt worden.

Zum Nath und Abtheilungs- Chef bei der Ge, ral⸗-Direktion des westlichen Sibiriens ist der gegen artig diesen Posten versehende Kollegienrath Schulgin annt.

Der Oberdoktor und Inspektor des Golizynschen öffentlichen Krankenhauses in Moskau, Etatsrath Aldini ist, auf seine Bittschrist, des Dienstes entlassen und, in Erwaäͤgung seiner dreißigjährigen angestrengten Dienst⸗ leistung, zum wirklichen Etatsrath besoͤrdert.

Inland.

Gee r e n g 8.

Jacob Aders, geboren in Elberfeld am 20. Juli 1768, erhielt seine Schulbildung auf dem Gymnastum daselbst, erlernte die Handlung in Bremen, arbeitete darauf in seinem väterlichen Hause und trat im Jahr 1793 in das Geschaͤft des Kaufmanns Johann Heinrich Brink, mit dessen ältester Tochter er sich verheirathete.

Im Jahr 1798 ward er von seinen Mitbürgern, der damaligen Verfassung gemäß, zum Buͤrgermeister gewahlt, in dem darauf folgenden bekleidete er die Rich, terstelle, und ward späaͤter Beisitzer oder Schoppe des Gerichts, welche Stelle er auch bis zum Wechsel der Regierung oder vielmehr bis zur neuen Oraanisation der Gerichte unter der Franzoͤsischen Herrschaft behielt.

Unter den Arbeiten, die er in diesen verschiedenen Aemtern fuͤr das Wohl seiner Mitbürger unternommen, war die Stiftung der Allgemeinen Armen, Anstalt, ein Werk, das seinein Kopfe wie seinem Herzen gleich viel Ehre macht, und wobei er eben so viel Klugheit und Menschenkenntniß in der Entwerfung des Plans, als Festigkeit und Beharrlichkeit in der Ausfuüͤbrung dessel⸗ ben bewiesen hat. Auch gelang ihm dies Werk so gut, daß die Elberfelder Allgemeine Armen-Anstalt eine Zeit⸗ lang zu den besten in Deutschland gehörte und der Hamburger Anstalt an die Seite gestellt werden konnte.

Im Jahr 1814 zum Stadtrath ernannt, hat er auch in dieser Eigenschaft, wo er konnte, fuͤrs allge⸗ meine Beste mitgewirkt. In vollem Glanze zeigte sich aber dieses sein Wirken im Mangeljahr 1810, welches, wenn es auch nicht ganz ohne nachtheilige Folgen fur uns geblieben, doch weit gelinder an uns als an irgend einem Theile von Deutschland voruͤbergegangen ist.

Fruͤhe ahnete er die herannahende Noth, und sann auf Mittel, sie abzuwenden, der Himmel ließ ihn diese, und bei seinen Mitbuͤrgern Vertrauen und Unterstütz ung sinden, um den von ihm entworfenen Plan ausführen zu können, ein Geschaͤft, dem er sich von nun an mit unermudlichem Fleiße und mit einem Eifer und einer Vorliebe widmete, die sich durch nichts stöͤren ließen,

So gelang es dem Korn⸗Verein, nicht blos Elber⸗ feld's Bürger während jener harten Zeit mit gesundem nahrhaftem Brode zu versorgen, was an manchen Or⸗ ten fuͤr schweres Geld nicht zu haben war, sondern auch denselben darauf ein Ersparniß von 50,000 Thlr. gegen die Duͤsseldorfer Brod Preise gerechnet, ju verschaffen, und endlich einen Ueberschuß von ungefahr 10, 000 Thlr. zu behalten, der zum Bau des schon in gebeihlichen Wirken stehenden Krankenhauses ver— wandt worden ist.

Die Beobräugnisse der Deutschen Fabriken und bie Noth der Arbeiter waren schon lange ein Gegen stand seiner besondern Aufmerksamkeit, und die Aufstudung von Auswegen, um jener Noth abzuhelfen, seiue ange⸗ legentlichste Sorge gewesen.

Ein Schriftwechsel, der sich im Jahr 1829 zwischen Hrn. Becher, jetzt Sub- Director der Rheinisch⸗West⸗ sadischen Eompagutie, und Hra. Holzschuher, erstem

aupt, Agenten derselben in Port, au- Prince, über die Errichtung einer Deutschen Fabrikat Ausfuhr / Gesell⸗ schafst uach Westindien ent spaun, gab dem Verstorbenen Aulaß, den Plan fur ein solches Jnstitut auszuarbeiten und damit oͤffentlich aufzutreten. Die Joer fand Beifall, und der Plan, dem die frühern Leistungen des Ver fas⸗ sers die beste Empfehlung waren, eiue so gute Aufnahme