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Wissenschaftliche Nachrichten.
(Fortsetzung des im gestrigen Bl. abgebrochenen Artikels.)
Vormals verfertigte man in Lyon hauptsaͤchlich nur schwere, reiche Stoffe. Verhaͤngnißvolle Zeiten vermin⸗ berten deren Verbrauch. Man mußte sich auf die Erzeugung einfacherer, leichterer und weniger kostbarer Gewebe le— gen, ohne dabei die alten Meisterwerke aufzugeben.
zan verbindet jetzt dort die Seide mit der Baumwolle. Die Zahl der Webestuͤhle in Lyon ist nach und nach dermaßen gestiegen, daß die Stadt sie nicht mehr fassen kann. Die Landbewohner zehn Meilen um Lyon herum treiben jetzt Seidenweberei.
Durch die Vervollkommnung der mechanischen Webe⸗ Einrichtungen ist es dem Herrn Depouilly zu Lyon gelungen, den indischen Krepp, und dem Herrn Beau— vais den chinesischen Krepp zu verfertigen, welche schoͤne Gewebe die Eurspäer bisher nicht nachmachen konnten.
Im J. 1802 verstand man es in Frankreich noch nicht, den Tuͤll mit stehender Masche und doppelter Verknuͤpfung zu verfertigen. Herr Bonnard hat den Englaͤndern das Geheimniß dieser Kunst entrissen. Seit I819 besitzt Loon mehr denn 2000 Tuͤllstuͤhle, die alle im Gange waren. Die Herrn Banse und Raste Stau, pas zu Löon haben die Kreppfabrikation bis zur Voll— kommenheit gebracht. Durch einen sinnreichen Mecha— nismus bringen sie die schoͤnsten wellenfoͤrmigen Veraͤn—
derungen darin hervor.
Die Manufaktur, welche Hanf und Flachs verar— beitet, ist nicht weniger vorgeschritten. Vor 15 Jahren ward von der Regierung ein Preis von Einer Million auf einen Mechanismus ausgefsetzt, worauf der Flachs in eben der Feinheit gesponnen werden konnte, als die Baumwolle. Ware dieser Preis aufrecht erhalten wor, den, so hätte die Große der Belohnung wahrscheinlich schon ganz zum Zwecke gefuͤhrt, so groß auch die Schwie— rigkeiten zur Loͤsung der Aufgabe sind.
Die Maschinenspinnerei fuͤr Flachs und Hanf ist zwar noch entfernt von der Vollkommenheit, hat indeß doch sehr merkliche Fortschritte gemacht. Man hat sie zuerst in England und Schottland für grobe Gewebe ausgefuͤhrt. In Frankreich wendet man sie auch zur Feinspinnerei an, und. zaͤhlt bereits mehrere Anstalten, die mit Erfolg arbeiten.“)
Die Leinen-Damaste werden erst seit Kurzem in Frankreich verfertigt. Als Preußen besetzt war, ließ der Minister des Innern ein Modell von den Stuͤhlen und einen Weber aus Schlesien zu seiner Aufstellung und Bearbeitung kommen. Es ward ein Conservatoire des arts aufgerichtet, und man bildete hier mehrere Weberlehrlinge fuͤr die Damastweberei aus. Bald ver—⸗ breitete sich dieser neue Gewerbszweig uͤber ganz Frank⸗ reich. Man hat 1826 Leinen Damaste von 33 Metern Breite gesehen, die sich eben so sehr durch die Vortreff— lichkeit ihrer Muster, als die Feinheit und Gleichheit des Gewebes auszeichneten. Sie waren auf Jacquart, schen Stuͤhlen gewebt. *)
Im Preußischen ist die Spinnerei des Flachses auf
5 Die Anstalt
Maschimmen nicht ohne Erfolg versucht worden,
der Gebruͤder Alberti zu Waldenburg in Schlesien liefert sehr
brauchbares und preiswerthes Maschinengarn. Ste gedeibet auch so gut, daß sie gegenwartig bedeutende Erweiterungen erfaͤhrt.
* Auch bei uns wird der Leinen-Damast auf Jacquart⸗
schen Stuͤhlen gewebt. Die Gewebe der Fabrikanten Wiede— mann zu Gladbach und Hohenwald zu Berlin auf der letzten Ausstellung der National⸗Erzeugnisse zeichneten sich durch Schönheit der Muster und Vollendung der Weherei so vor⸗ züglich aus, daß den Verfertigern dafur Preise zuerkannt wurden. ,
Die Fortschritte in einem andern Industrie⸗Zweige sind ebenfalls anzufuͤhren. Es sind die in der Baum— wollen ⸗ Manufaktur. — In Frankreich sind die Verbes⸗ serungen der Spinnerei nicht denen der Weberei voraut⸗ gegangen. Man mußte anfaͤnglich den Eingang de fremden Garns gestatten. Die Englaͤnder waren hier wenigstens um 30 Jahre voraus. Arkwright bracht seine Maschinen schon 1770 in Gang; erst nach 180 sind die Franzosen in die Laufbahn getreten, um ihren üͤberseeischen Nebenbuhlern die Fabrikation einer Ga tung von Erzeugnissen streitig zu machen, wofuͤr si der Geschmack in beiden Welten verbreitet hat.
Die Regierung hat hierbei maͤchtig eingewirlt Sie hat Kuͤnstler aus England zum Maschinen⸗Ban berufen. Sie hat Modelle ausfuͤhren, und im Consty vatorium der Kuͤnste, so wie in den vornehmsten My nufaktur⸗Staͤdten aufstellen lassen, wo sie die Fabrikam ten studiren und nachahmen konnten. Die se Fuͤrsorge hatten Folge, daß in der Mitte Frankreichs Anstalten heryn gingen, die bald die feinsten Garne zum schoͤnsten Ml felin lieferten. Auf der Auestellung von 1819 leg sie Gespinnste von jeder Feiinheit von No. 120 bis M 200, d. h. von 400,000 Meter Laͤnge aus einem Kilt gramm aus.
Es war noch noͤthig, die Spinnerei mit eben d Einfachheit, Schnelligkeit, Sparsamkeit und GewißhH des Erfolgs auszufuͤhren, als es in England geschieh Seit 1819 sind bemerkenswerthe Fortschritte gematz worden, sowohl in Ansehung der Zunahme der Zahl 8 Spinnereien, als der Oefonomie bei der Arbeit un des Materials, der Gleichheit und Starke der feinsti Gespinnste. Man hat die Maschinen seitdem nicht ß sehr vervollkommnet, als gelernt, sie besser zu gebrauchen Vor 20 Jahren herrschte noch das Vorurtheil, daß n Franzosen es den Englaͤndern in der Baumwollenwehg rei niemals gleich thun konnten. In St. Quentin dem Sitze der fruͤyerhin bluͤhen den Fabrikation der Ba tiste und Linons, wurden 1803 Baumwollenwebereiel angelegt. Sie gediehen, und die Bevölkerung de Stadt hatte im Jahr 1817 schon um ein Viertel zugt nommen. In Tarara verfertigt man so feine Musse line, wie sie nur Indien und England immer liefen kann. Die Baumwollenweberei macht jetzt eine Neben beschaͤftigung der Bewohner der Gebirgsgegenden Franf reichs aus. Die Folge der Verbesserungen der mechan schen Huͤlfsmittel zur Verarbeitung der Baumwolle daß Frankreich, welches im Jahre 1800 nur 9, 2465,65 Külogrammen Baumwolle bezog; welches im 8 41 ungeachtet seiner Gebiets“ Eweiterung, nur 8,266, Kilogramme einfuͤhrte, im J. 1822 auf seine vorig Grunzen zuruͤckgebracht, 21, 555,400 Kilogramme frem rohe Baumwolle verarbeitet hat. Seit dem Anfang Jahrhunderts hat sich also die Einfuhr mehr als w doppelt.
Die Zeug⸗ und Papier⸗Druckereien haben in neugh Zeit ungemein gewonnen, sowohl Hinsichts des 6 schmacks, als der Wohlfeilheit, wozu die besseren N schinerien beitragen.
(Fortsetzung folgt.)
Schau spiele.
Im Opernhause: „Lodoiska nach dem Franzoͤsischt
Königliche
Dienst., 12. April. herolsche Oper in 3 Abtheil., Musik von Cherubini.
Mittwoch, 13. Im Opernhause: „Die Schl der Alten,“ Lustspiel in 5 Abtheil.,, nach Delawvign von J. F. v. Mosel. Hierauf: „Das Schwei Milchmädchen,“ pautomimisches Ballet in 2 Abthe
vom Balletmeister Titus. Musik von Girowetz.
Gedruckt bei Feister. Redacteur Joh
; . . (.
ö . .
A 11 9*
preußische Staats-Zeitung.
meine
M 856.
Berlin, Mittwoch, den isten April iszs.
—
1. Amtliche Nachrichten.
ö 6 n R ,, d gen
Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Gefreiten offmann des 1sten Kuͤrassier-Regiments das allge—⸗ ine Ehrenzeichen zweiter Klasse zu verleihen geruhet.
Die in einigen oͤffentlichen gemeinen Zeitung Nr. 72. „den 13ten Maͤrz d. J., und hiernaͤchst in der kiste „Hamburger Boͤrsenhalle Nr. 3292. vom 17ten Maͤrz Ih enthaltene Nachricht von dem theilweisen Ver⸗ se der, nicht durch die Seehandlungs-Soecietaͤt, son— n durch die oberste Bau-Behoͤrde erbauten Kunst— faße zwischen Marienburg und Elbing, ist gänzlich er— schtet, indem die Kunststraßen im Danziger Regie⸗ ugs Departement sich nach einem amtlichen Berichte zm 29. Marz d. J. nicht nur in der vorgedachten htrecke / sten Zustande befinden.
Es ist so wenig ein Rechtsstreit uͤber den erwaͤhnten jau, als uberhaupt nur die mindeste Veranlassung da—⸗ vorhanden, oder vorhanden gewesen, und daher nur bedauern, daß die allgemeine Zeitung solche offenbar üs unlauterer Quelle herruͤhrende Erdichtungen ohne stere Prufung aufnimmt, von welcher nur Privat⸗ denschaften die Triebfeder sein koͤnnen.
Blaͤttern (zuerst in der
Bei der am 6.7. 9. 9. u. 11. d. M. geschehenen Ziehung rögsten Königl. Kleinen Lotterie fiel der Hauptgewinn n foooo Thlr. auf No. 8616 bei J. Holschan in Bres⸗ u; die naͤchstfolgenden 2 Hauptgewinne zu 2500 Thlr, len auf No. 16354 bei Securius in Berlin und auf s zuruͤckgegebene Loos No. 40345; 3 Gewinne zu hoo Thlr. auf No. Goo. 13500 und 19777, 4 Gewinne
1200 Thir. auf No. 6566. 9916. 36597 u- 408619; Gewinne zu 1000 Thlr. auf No. 15560. 19724. 19915. hoßo und 34679; 10 Gewinne zu 500 Thlr. auf No. S662. 16554. 19057. 25796. 24720. 24740. 25359. 58. 28956 und 29649; 26 Gewinne zu 150 Thlr. No. 799. 2243. 4500. 5621. 76786. G46. 6916. 598. 156583. 19503. 20176. 21091. 22984. 24590. B72. 23236. 26284. 30691. 31516. 32076. 32654. zog. 35265. 36762 und 41051; 00 Gewinne zu zo Thlr. auf No. 319. 664. 952. 1007. 11768. 1264. geg. 1729. 2025. 2050. 2137. 2229. 23535. 2509. 2642. Bea. Zoz6. 3375. 3605. 3699. 4275. 4276. 4519.
unter dem Datum Ber
sondern auch an allen andern Orten in dem
4706.
4816. 4950. 5092. 5314. 5516. 5357. 565371. 5557. Go36. 6424. 6637. Zo33. 7265. 7485. 7519. 7597. 7645. 7667. go i. G262. 8431. 8644. 8753. 9o4 1. 95351. 9571. 9646. roi5Z. 10261. 10508. 10535. 10782, 110489. 11096. 11145. 11802. 12312. 128460. 12509. 189584. 12616. 12956. 129435. 13069. 15080. 15554. 15594. 14103. 14192. 14216. 14309. 14564. 15251. 1565259. 16403. 15739. 15926. 16238. 16669. 170 14. 17269. 17436. 17498. 18214. 16219. 186468. 18666. 18667. 19055. 19166. 19296. 19409. 194665. 19510. 19614. 19942. 26062. 20270. 20362. 20453. 20506. 20609. 21143. 21275. 21335. 21682. 21934. 22193. 2662. 2736. 23064. 23300. 23576. 23683. 23724. 2358973. 24367 24437. 24591. 246824. 24957. 24999. 25166. 6518. 25658. 26072. 26116. 26768. 2, 102. 271635. 2728468. 27502. 7891. 28152. 268691. 26925. 29017. 29256. 29270. 29462. 29486. 29520. 29570. 30221. 30730. 3ios6. 31179. 31201. 51691. 517092. 31806. 31885. Jao52. 32064. 33340. 533469. 53661. 35962. 34165. ZSäiß6r. I4266. 34409. 34552. 54971. 55029. 5 120. 35519. 36016. 36041. 36072. 36114. 36386. 36463. 36465. 56513. 36634. 37545. 37759. 56150. 36348. 8 3 . ö. 59692 qor 168. 4036. 55. 53586. 40790. 40917. 41131. . 41756 und 41768. ; , Der unterm 20. Oktober v. J. zur bösten kl. Lotteri bekannt gemachte Plan, bestehend aus rg zu 3 Thlr. Einsatz und 9000 Gewinnen ist auch zur naͤchstfolgenden 69sten Lotterie beibehalten, deren Zie⸗ hung den 7. Mai d. J. ihren Anfang nimmt. Berlin, den 12. April 1825. Königlich Preußische General-Lotterie⸗ .
II. Zeitungs⸗Nachrichten. Ausland.
Paris, 6. April. Die Deputirten⸗ Kammer hat in ihrer vorgestrigen Sitzung ein Gesetz angenom— men, durch welches den Eigenthüͤmern der an den Land— straßen liegenden Grundstuͤcken das Eigenthumsrecht an ben der Landstraße entlang gepflanzten Bäumen wieder zugesichert wird, so fern sie nachweisen, daß sie diese Bäume auf laͤstige Weise erworben, oder dieselben ge⸗ pflanzt haben. (Ein Dekret vom J. 1811 hatte ihnen namlich dies Recht genommen). Dieses Gesetz bestimmt auch noch, daß die Reinigung der Graben an der Land straße auf Kosten der Administration kuͤnftighin statt