1825 / 85 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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finden solle. Heute wird uͤber das Heiligthumsschaͤn⸗ dungs-Gesetz der Commissionsbericht abgestattet.

Der Herzog von San Fernando, spanischer Grand erster Klasse, der sich seit mehreren Monaten in Tou— louse aufhielt, kommt hierher, um der Salbung Sr. Maj. unseres Koͤnigs beizuwohnen.

An die, durch den Tod des Barons Perch erledigte Stelle, ist Hr. Dupuytren zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften ernannt worden.

Nachrichten aus Bayonne zufolge ist die am 27. Marz von da nach Madrid abgegangene Diligence bei einbrechender Nacht, eine halde Meile von Irun, auf spanischem Gebiete angefallen und beraubt und die dar— auf befindlich gewesenen Reisenden sind vollstäaͤndig aus— gepluͤndert worden. Ein nach Pampelung reisender franzoͤsischer Offizier wollte sich den Räubern widersetzen und ward dabei verwundet. Man vermuthet, daß die Kohlenbrenner aus den benachbarten Bergen den Raub veruͤbt haben moͤchten.

Aus Tripolis wird unterm 7. Januar gemeldet, daß der franzoͤsische Reisende Pacho, nachdem er Ae— gypten durchwandert, zu Derne angelangt ist. Er war mit einem Empfehlungsschreiben des Vicekoͤnigs an den dasigen Chef, desgleichen mit einem Briefe des Herrn Drovetti an das franzoͤsische General-Consulat versehen, welches letztere ihm alle erforderlichen Mittel verschafft hat, um so genau als mit Sicherheit die Gegend des alten Cyrene und andere Theile des Tripolitanischen Ge biers zu erforschen. Die englischen Reisenden, welche bis Born vorgedrungen waren, sind in Tripolis einge— troffen. Der Tod der Herren Oudney und Tool hatte Kine große Störung in ihren Planen verursacht. Hr. Elaperton ist ziemlich weit und mit guͤnstigem Erfolg in Nigritien vorgedrungen. Der juͤngste jener Reisenden, Hr. Téret, ist ganz allein in Bornu zuruͤckgeblieben.

Rente 102. 20. 102.

Lon don, 1. April. Am gruͤnen Donnerstage wur— den in der Königl. Kapelle durch den Bischof von Lon— don 120 junge Leute aus adelichen Familien confirmirt; darauf wurden, nach hergebrachter Weise, im Namen des Königs, an 62 arme Maäͤnner und eben so viele Frauen gesalzene Fische, Fleisch, Goldstuͤcke und 62 sil— berne Pfennige vertheilt.

Der erste Committee-Bericht des Oberhauses uͤber den Zustand Irlands ist nunmehr erschienen, und um— faßt die Zeugen-Aussagen der katholischen Deputation und einiger Bischoͤfe. Besonders sind die Erklärungen der HH. O'Lonnel und des Bischofs von Kildare, Dr. Doyle, von großem Interesse. Man sieht unter andern daraus, daß man in Irland eine Besoldung der Geist— lichkeit, ohne Zugestehung der bürgerlichen Rechte an das Volk, als eine Bestechung und Abtruͤnnigkeit von den Interessen der Layen ansehen und die Geistlichkeit sich, auf diese Weise, nie zur Annahme der erstern ver— stehen wurde; daß die Katholiken sich vollkommen uͤber— zeugt halten, es sei weise und nothwendig, daß die Geistlichkeit in weltlichen Angelegenheiten nur vom Staate abhänge; daß die Katholiken bereit sind, sich eidlich zu verpflichten, nie die protestantische Kirche zu gefaͤhrden und beim ersten Versuche dieser Art sich jeder Strafe zu unterwerfen; daß der katholische Adel die Anglicanische Kirche von Irland als das Vereinigungs— band mit Großbritannien betrachtet; daß die Katholi⸗ ken lebhaft wuͤnschen, ihre Priester und Layen an den höheren protestantischen Lehranstalten und Collegien Theil nehmen zu sehen, um die Harmonie zwischen den verschiedenen Glaubensgenossen herzustellen, und daß sie endlich die Erziehung der jungen, dem geistlichen Stande sich widmenden Katholiken im Auslande (man sendet sie jetzt nach Frankreich) als sehr gefaͤhrlich ansehen.

Bei den vorgestrigen Verhandlungen im Unter hause uber die Grantsche Bill in Betreff der Quaran⸗

taine-Gesetze, zeigte sich Herr John Smith, der die Bill auftrat, als ein eifriger Verfechter der E

der Non-⸗-Contagionisten in Beziehung auf die mor laͤndische Pest und veranlaßte eine interessante Deban indem er, naͤchst vielen anderen Behauptungen, besn ders die Erfahrungen und Lehrsaͤtze der Doctoren NM

lean und Armstrong ausfuhrlich aufstellte. Die frn

gehegte Meinung, jenes Uebel konne durch Kleider!

Waaren, besonders Baumwolle, nach anderen Laͤnh

verbreitet werden, habe sich nie bestaͤtigt; die Quar

taine in Holland verdiene diesen Namen kaum, da

nte laͤnger als 3 bis A Tage dauere. Hollands Beisp

beweise daher, daß die Pest nicht anstecke. Sogar Marseille, das vermoͤge seiner Lage der Ansteckung n

ausgesetzt sei, habe seit dem Jahr 1729, wo ein Mn bei Eroͤffnung eines Ballens Baumwolle ploͤtzlich g niedergefallen, kein Ansteckungsfall sich ereignet, jener Mn aber sei wahrscheinlich von einem Schlagfluß getrift worden. Zu Constantinopel wurden die Kleider sm Tausende, die an der Pest gestorben, vom Cogia-Bih dem sie zufallen, auf offentlichen Markt verkauft h

fanden fortwährend Käufer. Ungeachtet des forth

ernden lebhaften Verkehrs zwischen der Tuͤrkei und)

sien, sei jene fuͤrchterliche Krankheit, ven der die A kei so oft heimgesucht wird, nie nach Persien gedrn gen. Man muß, fuhr er fors, bei diesen Thatsach sich wohl nach andern Ursachen fuͤr die Verbreitung? Pest umsehen. Viele bezweifeln, daß es uͤberhaupt! Pest gewesen sei, welche im Jahre 1665 London r heerte, und wäre sie es auch gewesen, so muß man U die Verbreitung derselben vorzuͤgtich der damaligen! bensart zuschreiben. Sechszig Jahre vorher (un Elisabeth) bestand noch das gewöhnliche Mahl der Hf damen aus gesalzenen Fischen und geräuchertem Fleis ihre Wohnungen waren noch mit Binsen ausgeh Man kann hieraus auf die Beschaffenhsit, die Leben art und die Speisen der geringern Volksklassen schli ßen. Mangel an Reinlichkeit und geräumigen Woh plätzen kann leicht einen Typhus mit allem Anschein d Pest hervorgebracht haben. Gerade dieselben Verhaͤl nisse bemerkt man heut zu Tage in Smyenga und all Städten an der Kuͤste von Kleinasien. Hier ist es m vormals in London, und dies allein erklärt hinreichen weshalb die Pest dort so oft wiederkehrt, gewöhnt während der heißen Jahrszeit in den armseligsten m

engsten Theilen der Städte ausbricht und bei Herann

herung der kältern Monate verschwindet. Schließl zeigte der Redner wie nachtheilig die bestehenden rantaine-Gesetze fuͤr die Handels-Interessen des K des waren. Hr. Wallace gab es zu, daß diejenigen, fruͤher am meisten von dem Vorhandensein der Contagh uberzeugt gewesen, sich jetzt sehr geneigt zeigten, Richtigkeit ihrer Meinung zu bezweifeln. Mit à dem aber seien noch beträchtliche Schwierigkeiten uͤberwinden, ehe man zu einem solchen Schlusse, ihn das geehrte Mitglied fuͤr Midhurst wuͤnsche, gela gen koͤnne. Es sei einleuchtend, daß so lange Aen noch behaupteten, daß Contagion nicht bloß moglie son dern wahrscheinlich sei, kein parlamentarischer An schuß es uͤbernehmen koͤnne, dem Hause die Aufhebm jeder wider dieselbe schuͤtzenden Maasregel anzuempft len. Dem Hause liege es als strenge Pflicht ob, das Gewicht solcher Zeugnisse wider die Aufhebung d Quarantaine-Gesetze vorhanden sei, mit der hoͤchst Vorsicht zu verfahren, indem ein falscher Schritt : ee. Hinsicht unersetzliche Nachtheile hervorbringt nne.

Hr. Hudson Gurney meinte: Die Anordnungen dieser Hinsicht koͤnnten mit aller Ruhe der Einsicht de

Handels⸗Amts anheimgestellt bleiben. Die Contagis

Perheerungen nicht empfänglich sei.

Er seines Theils muͤsse sagen, daß er vor wa terer Untersuchung es nicht gutheißen konne, daß no mehreres von den Quarantaine⸗Gesetzen abgestellt werd

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ü oft launisch und regellos in ihren Erscheinungen, hoch gebe es kein Klima auf, der Welt, das fuͤr ihre Unbegreiflich sei ihm, wie einige Leute vertuͤckt genug sein konnten, m der Aegyptischen Baumwolle willen England der Einfuͤhrung der Aegyptischen Pest bloßstellen zu wollen. sicher seien die Gesundheit und Erhaltung des Volks in England dem Hause theurer als der elende Gewinn sniger Liverpooler Kaufleute. Wahnsinn sei unter allen mstaͤnden von Unheil schwanger, allein auch der aͤrgste nd unheilvollste wuͤrde keine großere Gefahr bringen zunen, als die unbedingte Aufhebung der Quarantaine. Hesetze. Hr. Hobhouse wollte nicht zweifeln, daß 6 Haus zu einem, der Meinung seines geehrten Fteundes, der zuletzt gesprochen, schnurstracks entgegen⸗ ssetzten Beschlusse kommen werde. Er unterstüͤtzte dann us alten und neuen Geschichten die Meinung der Non - Contagionisten.

Im Laufe der bekannten wichtigen Rede, welche hr. Huskisson am 26sten v. M. im Unterhause hielt, men mehrere interessante Aeußerungen vor. So er⸗ ihr man daraus, daß England jetzt jährlich fuͤr meh⸗ ere Millionen Baumwollenwaaren nach Ostindien aus⸗ hrt, wo diese von der aͤltesten Zeit an ein Haupt zudustriezweig waren und woher England sonst selbst um Theil seinen Bedarf zog. Welche Höhe muß die ibrication in England erreicht haben, da auf die se Feise die hier verfertigten Waaren nicht allein die ransportkosten des rohen Materials, sondern auch den ransport der fertigen Manufaeturen tragen konnen! Ran vergleiche aber auch, wie ungeheuer die Baumwollen— üinfuhr gestiegen ist. Im Jahre 1763 wurden 3, 359, 000

so Baumwolle eingeführt und im vorigen Jahre nicht

eniger, als 150 Mill. Pfund. Im Jahre 1765 betrug er Werth aller ausgefuͤhrten Baumwollenwaaren 200, 000 b. St. und im vorigen Jahre 30,795,000 Pfd. St. Ferner ergiebt sich daraus, daß in Birmingham so jel-Bestellungen auf Eisenwaaren gemacht worden sind, man sie nicht hat ausfuͤhren koͤnnen, und sich ge— zihigt gesehn, die Modelle derselben nach Deutschland schicken und dort verfertigen zu lassen; und daß aus

zusser gegenwärtig schon sehr viele Seidenwaaren nach

rankreich gesmuggelt werden.

Der Pascha von Aegypten will nun auch Rum histillationen anlegen, und hat mehrere, in diesem ache bewanderte Maͤnner zu sich eingetaden.

Vom 2. April cuͤber Paris). Wir haben Lissa— nner Zeitungen vom 7. bis 13. Maͤrz erhalten. Au— einer Menge Auszuͤgen aus franzoͤsischen nnd engli⸗

Blättern enthalten sie nur die Nachricht, daß der

jf von Porto-Santo, Minister der auswärtigen ngelegenheiten, am 11. Maͤrz von Madrid nach Lissa— n zurückgekommen ist. t

Consols 931. Spanien. Die Etoile meldet aus Madrid vom

g. Marz: Ihre Königl. Hoh. der Prinz Maximilian d die Prinzessin Amalia werden sich allein nach la ranja begeben, um das dasige Königl. Schloß, so wie he ehedem so berühmte, jetzt aber ganj in Verfall ge⸗ thene Spiegelfabrik zu besuchen. Naͤchsten Sonntag erden Ihre Königl. Hoh. die Reise antreten, ohne veifel für immer diese Hauptstadt verlassend, der schstdieselben, wahrend Ihrts ganzen Aufenthalts, ich Ihre einfache Weise, Ihre Leutseligkeit und seltene jmmigkeit zur wahren Erbauung gereicht haben. Wie an versichert, werden Hoͤchstdieselben, nach kurzem erweilen in la Granja, sich nach Toledo begeben, wo hie mit dem Koͤnig und der Königl. Familie zusam, Entreffen, und von wo sie sich nach Barcelona bege— „um sich nach ihrem Vaterlande einzuschiffen. Die officielle Zeitung enthalt lediglich ein Ver— chniß der verschiedenen Judividuen, zur Belohnung

ihrer Ergebenheit gegen Sr. Maj. bewilligten Pen ssio— nen. Es befinden sich darunter der Vater und der Bruder des Trapisten mit einer Pension von 500 Rea— len monatlich.

Tuͤrkei. Die Allgemeine Zeitung enthaͤlt folgen de Privat- Correspondenz-Mittheilungen:

Konstantinopel, 10. März. Nach Behauptung der hiesigen Griechen ist Patras seinem Falle nahe, und unerrettbar fuͤr die Pforte verloren. Diese Nachricht (fuͤgen sie noch hinzuh sei nicht ohne Einfluß auf Ibra—

him Pascha geblieben; denn nach einigen Gefechten bei

Rhodus, habe er unerwartet seine Richtung nach Ale— xandria genommen. Uebrigens weren, ungeachtet die— ser fuͤr die Pforte unangenehmen Gerüchte, die aber wol noch der Bestätigung beduͤrfen, die Ruͤstungen zum neuen See Feldzuge verdoppelt. Allein schwerlich wird die Flotte vor dem 15. Ehaban (4. April) auslaufen koͤnnen. Beruhigender sind die Nachrichten aus Ne— groponte, wo sich Odysseus, der zu der Partei des ge⸗— stuͤrzten Colocotroni gehörte, mit 1500 Mann fuͤr den Pascha von Negroponte erklaäͤrt haben soll. Manche glauben zwar, daß dabei wieder eine Kriegslist im Spiele sei, allein des Odysseus bekannter treuloser Cha— rakter laßt Alles von ihm erwarten. Von dem neuen gegen Morea bestimmten Seraskier Reschid Pascha hofft die Pforte große Thaten, da er tapfer, und von allen Parteien geachtet ist, auch viele Arnauten gewonnen haben soll.

Triest, 27. März. Den neuesten Nachrichten aus Hydra vom 3. dieses zufolge, befand sich Colokotroni im dortigen Elias“ Kloster eingesperrt, und sein Prozeß war eingeleitet. Bis zum 13. Maͤrz wußte man we⸗ der auf Corfu noch auf Zante etwas Sicheres uͤber die vorgebliche Einnahme von Patras.

Ih la n h.

Coslin. Im Monat Marz sind aus den Hafen des hiestgen Regierungsbezirks und zwar aus dem von Colbergermunde 3 Schiffe und 14 Boͤte abgesegelt; von Ruͤgenwaldermüuͤnde sind einige Boͤte und aus Stolp⸗ munde nur ein einziges ausgelaufen. Eingelaufen sind nur in Colbergermünde 2 Boͤte.

Der Viehhandel hat guten Fortgang.

Der Absatz der Tuchfabrikate hat sich während des verflossenen Jahres merklich gebessert, so daß das Fa⸗ britations, Quantum im genannten Jahre das der vor⸗ hergegangenen Jahre bedeutend uͤbersteigt. Die Lein⸗ wandausfuhr war dagegen um etwas geringer als im Jahr 1823. Es ist nämlich im Jahre 1821 seewaͤrts nach dem Auslande fuͤr 51,988 Rihlr. und nach inlan— dischen Plaͤtzen fuͤr 36,865, mithin zusammen fuͤr S5 53 Rthlr. verfandt worden, wogegen diese Ausfuhr im Jahre 1823 beinahe 100,900 Rihlr. betrug.

Stralsund. Die Schifffahrt war im ver flossenen Monte unbedeutend; hler sind eingelaufen 7 Schiffe von 45 Durchschnittslasten, und zu Greifswald 5 Schiffe von 30 Durchschnictslasten, zusammen also 12 Schiffe von 383 Durchschnittslasten. Mit diesen Schiffen wur⸗ den, außer Getreide, Huͤlsenfrüchten und Malz, noch Salz und frisches Obst eingefuͤhrt. Es sind dagegen ausgelaufen: von Stralsund 14 Schiffe von ho Durch⸗ schnittslasten, von Greifswald 18 Schiffe von 61 Durch⸗ schnittslasten und von Wolgast 3 Schiffe von 86 Durch schnittslasten, mithin zu sammen 335 Schiffe von ohnge— fahr b? Durchschnittslasten. Diese hatten außer Ge⸗ treide, Hülsenfrüchten und Malz, noch Lein und Klee— saat, Wachs, Knochen und Rappkuchen geladen. Von den eingelaufenen Schiffen waren 5 und von den aus—⸗ gelaufenen 15 beballastet. Eine Postjagd kam von

IYstadt an und eine dergl. ging dahin ab-

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