kamen, zum Theil gar nicht weiter gebrauchen; und da man sich den Bedarf an Gespinnsten fuͤr die schon an⸗ sehnlich gewordene Baumwollenweberei in Berlin, die auf 4006 bis 4500 Stuͤhle ging, in einigen Maschinen⸗ spinn⸗Anstalten nicht beschaffen konnte, so blieb nichts uͤbrig als sie von den Englaͤndern zu nehmen, die sie bereits von hoher Gute und zu maßigen Preisen anbo⸗ ten. Man hatte durch eine Besteuerung der engli⸗ schen Garne nichts weiter bewirkt, als die inländischen Gewebe zu vertheuern, und bei dem inneren Verbrau— chen den Reiz fuͤr den Gebrauch der an sich selbst schon vorzuͤglicheren auslaͤndischen Fabrikate noch mehr zu er hohen, als er dem selben schon beiwohnte. Es war dem nach wohl sehr zweckmäßig davon abzustehen. Die Ver⸗ suche, welche zu jener Zeit gemacht wurden, Baumwollen⸗ Maschinen Spinnereien zu errichten, waren nach einem zu kleinen Maaßstabe gestaltet, um den Eintritt anderer Anordnungen begründen zu können. Man schlug daher von Seiten des Staats zu ihrer Befoͤrderung lieber den Weg ein, sie durch direkte Unterstuͤtzungen, nament lich durch Praͤmien auf die in Betrieb gesetzte Spin⸗ delzahl u. d., in Aufnahme zu bringen. 6
So entstanden nach und nach in Berlin wirklich, ungeachtet der freien Einlassung der englischen Gespinnste, einige Baumwollen Maschinen Spinnereien. Die erste derselben wurde im Jahre 1791 durch den Mechanikus Tappert angelegt, und anfaͤnglich fuͤr koͤnigliche Rech. nung betrieben, im Jahre 1803 aber den Gebruͤdern Bernhardt aus Harthau bei Chemnitz im sächsischen Erzgebirge uͤberlassen, welche durch ansehnliche Vor schuͤsse vom Staate in deu Stand gesetzt wurden, sie bedeutend
zu erweitern. ᷓ . Eine zweite Maschinen⸗Spinnerei legte der Kauf⸗ Jahre 1798 an, die aber
mann George Sieburg im nach seinem Tode einging. Im Jahre 1799 errichtete englischer
der Kaufmann Cohen eine solche Anstalt nach Art, die anfänglich sehr gutes Gedeihen versprach. Der Unternehmer hatte aber dabei seine Kraͤfte nicht berech, net, und der Anstalt eine zu große Ausdehnung und Einrichtung gegeben. Die Arbeiten vermogten die Zin⸗ sen des Anlage, Capitals nicht zu decken. Sie konnten daher nur mit Muͤhe bis ins Jahr 1804 fortgesetzt wer, den, und horten dann auf. Ein aͤhnliches Schick sal hatte die von dem Kaufmann Justus Eyssenhardt er⸗ richtete Anstalt. Hierauf errichteten, während der soge⸗ nannten Continental⸗Sperre, welche bekanntlich fuͤr die Manufakturen des Festlan des, voruͤbergehend sehr guͤn⸗ stige, aber auch unnatuͤrliche Verhaͤltnisse hervorbrachte, die Kaufleute Hildebrand, Vetter und Levin Gerson Wolff Baumwoll⸗Maschinen⸗Spinnereien. Es fehlte den⸗ selben jedoch an einer vortheilhaften Betriebskraft. Die wirksamen, verbesserten Dampfmaschinen von Watt und andern englischen Mechanikern waren noch nicht aus England zu uns heruͤbergebracht. Wasserkraft ist in Berlin gar wenig vorhanden. Die Anwendung von Roßwerken im Groͤßeren ist mit vielen Schwierigkeiten verbunden, und war uͤberdies damals, wo das Getreide in hohen Preisen stand, kostbav. Man mußte daher beim Handbetrieb stehen bleiben, den man zum Theil in den Strafanstalien zu finden suchte, um ihn wohl⸗ seiler zu haben. Aber dieser war immer nicht geeignet,
eine vortheilhafte Preisstellung zu bewirken, und die
sonst sehr betriebsamen, verstaͤndigen Unternehmer sahen sich, beim Wieder-Einttitt der naturlichen Handels⸗ Conjunkturen, ebenfalls gendͤthigt, ihr loͤbliches Vor— haben aufzugeben. .
Es lag also, wie wir sehen, hauptsächlich theils in der Persoöͤnlichkeit der Unternehmer, theils in ihren un— richtigen Berechnungen und Verfahrungsweisen, theils
in den örtlichen Verhaͤltnissen, welche nicht die erforde
lichen Betriebsmittel darboten, daß die obigen Ansta
ten keinen Fortgang hatten. Sie hatten sich, ohne die Hindernisse, wohl eben so gur erhalten koͤnnen, als d Spinnereien im Königreich Sachsen und am Nied rhein. Die hiesige Spinnerei der Gebruͤder Bernhard in besondere ware auch ganz unbezweifelt bestanden, da
Allgemeine
im Besitz einer guten Wasserkraft war, wenn die 1 *. =
ternehmer sie gehörig gefuͤhrt, und nicht muthwilliga
weise in Verfall gebracht haͤtten. In den Jahren 18 und 1813 hatten sie an 12 bis 16,000 66 im Ga
ge, und lhr Gespinnstẽ wurden mit dideutendem dJ! 9. Haͤtten sie ihre damaligen an sehnl
theile abgesetzt. chen Gewinnste zu Rathe gehalten, so wurden sie vermogt haben, auch die weniger guͤnstigen Conjunkz ren in 1815 und 1816 auszuhalten, und ihre Ansu bestände jetzt noch, eben so gut wie die des Hrn. T pert; der neben seiner Wollspinnerei noch immer Baumwollspinnerei im Gange behalten hat, die er dun verstaͤndige Leitung so betreibt, daß er jahrlich en
ziemlich beträchtliche Quantitat Baumwolle, wenn au
nur zu niedrigen Nummern, verspinnt. — Von ah Anstalten ist diese die einzige noch vorhandene;
dieses gereicht dem Inhaber zu besonderer Ehre. — E wird indeß mit einer Dampfmaschine der neueren? betrieben, wodurch ihre Erhaltung eher moͤglich wi als es die jener Anstalten gewesen, die nur auf Handbetrieb angewiesen waren. Hiermit aber dient zum Beweise, daß es bei der eben nicht förderlich Oertlichkeit, doch sehr wohl moͤglich ist, in Berlin! Maschinenspinnerei auf Baumwolle zu betreiben, mit den Britten in freie Coneurrenz zu treten, we dieses nur mit gehoͤriger Sachkenntniß und Unsch geschieht. Daß diese den mehresten der genannten Unternzß mer fehlte, besonders abers den Gebruͤdern Bernhan gehet auch noch aus dem Umstande hervor, daß!
Stillstand ihrer Garn- Manufaktur erst dann eint als man die englischen Garne mit einer ansehnlich Abgabe belegt hatte.
z Dieses geschah nämlich im Jahre 1810 bei El fuͤhrung des sogenannten Continentaltarifs, wodurch Ein- ünd Durchgangsgefälle von dem Centner Bau wollen-Garn auf 20 Thlr. und von dem Centner ro Baumwolle auf 6 Thlr. festgesetzt wurden. Hierdn kam die Bernhardsche Spinnerei bedeutend in Vorthf demungeachtet aber erfolgte ihr ganzticher Stillstand
Jahre 1815. . (Schluß folgt)
C önaegtliche Sch ausyüier«.
Freit. 206. Mai. Im Schauspielhause: „P und Paul,“ Lustsp. in 3 Abtheilungen (Hr. Lud Löwe: Kapitain Pauk) Hierauf: „Der Kammett ner,“ Lustsp. in 1 Aufzug. Und: „Der Fluͤchtlin Lustsp. in 4 Aufzug. (Hr. Lowe: den Flinkinthal)
Sonnab. 21. Mai. Iin Schauspielhause: „De Diana,“ Lustspiel in 3 Abtheilungen (Hr. L. ei Don Cesar.)
Sonnt. 22. Mai. Im Schauspielhause: „S Wasser sind tief,“ Lustspiel in A Abtheil., von Sc 14 * L. Lowe: Baron Wieburg, als letzte rolle. In Charlottenburg: „Der Kuß nach Sicht,“ piel in 1 Aufzug. Hierauf: „Der Großpapa,“ Luß in 1 Aufz. UÜnd: „Humoristische Studien,“ Schn Lin 2 Abtheilungen.
Gedruckt bei Feister.
Redaetenr ¶ Io
preußis che Staats- Zeitung.
MW 116.
Berlin, Sonnabend, den 21sten Maiiszs.
*
1. Amtliche Nachrichten. Kronit des Tage s.
Das 9te Stuͤck der Gesetzsammlung, welches heute tzegeben wird, enthält: unter „gz37. die Allerhöoͤchste Kabinetsorder, in Bezug auf gg8. das Gesetz uber die den Grundbesitz betreffen⸗ den Rechts ⸗Verhaltnisse und uͤber die Realbe— rechtigungen in den Landestheilen, welche vor⸗ mals eine Zeitlang zum Koͤnigreich Westpha— len gehort haben; 338 939. desgleichen in den, welche zu dem ehemaligen e Großherzogthum Berg fruͤherhin gehörten; und gi0. in den, die den franzoͤsischen Departements oder dem Lippe⸗Departement sonst zugeschlagen gewesen. Sämmtlich vom 21. v. M. Berlin, den 21. Mai 1825. ; Debits⸗ Kom toir.
Im Bezirk der Königl. Regierung
ju Bromberg ist der katholische PrF*a*rrer Kuklins ki Neu Dombrowke zum Pfarrer der katholischen Kirche Dubrszez ernannt;
zu Danzig zu der erledigten Pfarrerstelle in Löͤ— u im Danziger Territorio der bisherige Kandidat Theologie Ernst August Nathanael Bertling zählt und bestätigt, und
ju Magdeburg der Kandidat des Predigtamts ri Angust Cherubim, zum Adiunkt seines Vaters, Predigers Eherubim zu Rohrsheim, Diszes grnburg, bestellt worden.
Angekommen. Se. Excellenz der Staats, und stizMinister, Graf v. Dankelmann, von Glogau. Der Regierungs⸗Chef⸗Praͤsident, Freiherr v. Man— fel, von Magdeburg. .
II. Zeitungs-Nachrichten.
Ausland.
Paris, 14. Mai. Bei der offentlichen Audienz, iche der König vorgestern dem Herzog von Northum, land ertheilte, hielt letzterer folgende Anrede an Se.
eigniß je die Einigkeit stoͤren wird, zwei Nationen herrschen muß, die gemacht sind, sich zu
Maj.: Sire. Ich habe die Ehre vor Ew. Maj. als Ueberbringer der Giuͤckwuͤnsche des Koͤnigs, meines Herrn, dei der herannahenden Salbung Ew. Maj. zu erscheinen. Indem der Konig, mein Herr, seine heißen Wuͤnsche fuüͤr das Gluͤck und die Wohlfahrt Ew. Maj. ausdruͤckt, wird er dazu eben so sehr durch seine edlen Grun dsaͤtze als durch das theuere Andenken an eine be⸗ sondere Freundschaft getrieben. Ueber dem bin ich von meinem Konig befehligt, Ew. Maj. sein unablaͤssiges Verlangen nach Aufrechthaltung des zwischen beiden Nationen bestehenden, fuͤr ihr beiderseitiges Jnteresse wie fuͤr das allgemeine Gluͤck, der Menschheit so we⸗ sentlichen guten Vernehmens auszudrucken. — Der Koͤ⸗ nig entgegnete: Hr. Gesandter. Ich empfange mit um so mehr Vergnuͤgen den Ausdruck der im Namen Sr. brittanischen Maj. mir versicherten Gesinnungen, da sie vollkommen mit den meinigen uͤbereinstimmen. Ich werde mich stets mit Dank der Freundschaftsbezeigungen erinnern, welche Se. Maj. mir in ungbuͤcklichen Zeiten gegeben hat. Ich hoffe, daß kein Umstand, kein Er— welche zwischen
achten . lieben.
Der Erbprinz von Schwarzburg-Sondershause hatte Privat-Audienz bei Sr. , und um 2 1 Mittags ertheilten Hoöͤchstdieselben dem Abgesandten von Tunis oͤffentliche Audienz.
z . Rente 101. 65 — 75. Dreiproc. 75 — .
Londen, 10. Mai. (uber Paris). Im Oberhause wurden gestern vom Erzbischof von Cantorbury mehrere Petitionen wider die Emancipation der Katholiken, da⸗ gegen aber von dem Marquis von Landsdown, dem Grafen Grey und dem Lord Holland dergleichen fuͤr die⸗ selbe eingereicht. Der Marquis v. Landsdown erhielt die Erlaubniß, die eine der von ihm uͤberreichten Peti⸗ tionen, welche von sämmtlichen protestantischen Einwoh⸗ nern der Grafschaft Kerry herruͤhrte und sehr energisch abgefaßt war, vorzulesen.
Die Petition, welche der Graf Grey uͤberreichte, war von saͤmmtlichen Juristen der Stadt Neweastle und der Lord-Kanzler gab in Hinsicht derselben die Er⸗ klärung, wie er, obwohl ein Gegner der katholischen Sache, bezeugen muͤsse, daß die Unterschriebenen lauter sehr achtbare Leute seien.
Der Globe et traveller will aus unverwerflicher Quelle wissen, daß das Parlament im Laufe des näch— sten Monats werde aufgeloßt werden. Die Prorogation werde gleich nach Annahme der Finanzgesetze eintreten und die Aufloͤsung alsbald nachfolgen.
Karlsruhe, 12. Mat. In der vorgestrigen Siz⸗ zung der zweiten Kammer gab dieselbe, nach beendigter Discussion, ihre Zustimmung zu dem unverandert ge⸗