1825 / 124 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Wed, 01 Jun 1825 18:00:01 GMT) scan diff

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Ueber die Folgen, welche diese Entscheidung herbei— fuͤhren mag, sind wir voͤllig beruhigt; wir haben oft gefagt, Irlands Zustand würde um Nichts durch die Bewilligung der katholischen Forderungen gebessert wer— den, derselbe hat gar nichts mit der katholischen Frage gemein. Das Zugestaͤndniß der Emanzipation allein, wird Irland um nichts besser stellen, aber auch ohne dasselbe wird sein Zustand in der Besserung rasch vor— wärts schreiten, wenn man der nämlichen Gesetzgebung treu bleibt, die man einige Jahre hindurch ange— wandt hat.

Es ist nicht zu laͤugnen, daß diejenigen Individuen, welche allein durch die Emanzipation gewinnen konnten ihre Anzahl ist geringe, die Macht und wahr— scheinlich auch die Neigung haben, die heftige Gemuͤths— beschaffenheit ihrer Landsleute za dem Zustande fieber— hafter Reizbarkeit hinauf zu spannen, der zu Brand- stiftungen, Mord und Rebellion reift; aber sie verlieren diese Macht mit jeglichem Jahr, mit jeglichem Monate Messe durch den Weg, den die Regierung verfolgt, die mehr, des Velkes umzuwandeln, und sie dem schaͤdli— chen Einflusse seiner Demagogen minder unterworfen zu machen.

Stockholm, 20. Mai. Waͤhrend der Reise JJ. KK. MM. nach Norwegen werden JJ. KK. HH. der Kronprinz und die Kronprinzessin das Lustschloß Drottn— tugholm bewohnen.

Die officielle Zeitung enthalt jetzt die Ernennung des Oberst Lieutenants, Freiherrn Nordin, zum Staats— Secretair fuͤr die Kriegsgeschaͤfte, an die Stelle des Hrn. Arnell.

Se. Maj. der Koͤnig haben wegen der an manchen Orten unter den Pferden herrschenden Seuche das Ein— bringen fremder Pferde in das Koͤnigreich bis auf wei— ter verboten.

Der Ausfuhrzoll fuͤr Holzwaaren aus Norwegen betrug im vorigen Jahre 307 000 Spee. Thlr. und der fuͤr andre Artikel 104,000 Thlr.

Laut Berichten aus Wermland ist der Clarelfwen aus seinen Ufern getreten und hat großen Schaden in

der umliegenden Gegend angerichtet. In den Gothenburger Scheeren sind bis jetzt

26,550 Tonnen Heringe gefangen worden. Copenhagen, 24. Mai. Voriges Jahr wurden

im Koͤnigreiche Dännemark (die Herzogthuͤmer nicht mit eingeschlossen) 14,756 Menschen mehr geboren, als starben, von denen allein 4328 auf das Stift Seeland kommen.

Wahrend der stuͤrmischen Tage in der Mitte vori— gen Monats sind mehrere Schiffe und Fahrzeuge in der Nordsee und Kattegat verungluͤckt.

Das Dampfschiff Prinzessin Wilhelmine geht jeden Sonntag von hier nach Travemuͤnde ab und ein an— dres, Caledonia, nach Helsinger und Charlottenlund.

Die K. Gesellschaft der Wissenschaften in Goͤttin— gen hat den Professor Dr. Jacobsen zu ihrem corre—

spondirenden Mitgltede erwaͤhlt. .

Munchen, 21. Mai. Die Kammer der Abgeord⸗ neten hat in ihrer heutigen geheimen Sitzung den Ge— setzesentwurf: die Aufhebung des in einigen Theilen des Königreiches den Juden gestatteten hoheren Zinsfußes betreffend, einstimmig angenommen. Der Gesetzesent— wurf hinsichtlich des Art. 425. Thl. 1. des Strafaesetz⸗ buches erhielt mit 6 gegen 41 Stimme die Zustinmmung, und der von der Kammer der Reichsraͤthe hiezu in An— trag gebrachte Zusatz mit 93 gegen 2 Stimmen. Auf den Gesetzesentwurf: die Abkuͤrzung der Nothfrist in Wechselsachen zu Augsburg betreffend, wurde mit 91 ge— gen 1 Stimme und die von der Kammer der Reichs— raͤthe in dieser Beziehung vorgeschlagene Redaktion ein ye . angenommen. Ferner wurde der Gesetzesent— wurf:

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die Verlaͤngerung der Einfuͤhrung des Hypothe—

kengesetzes bis zum 1. Jun. 1826 mit 67 gegen 21 Stin men und der Antrag, gegen die saͤumigen Beamtz mit aller Strenge zu verfahren, einstimmig angennn men. Endlich beschloß die Kammer, uͤber den Antn des Abgeordnten v. Reindl: die Aufhebung des C setzes vom 22. Jul. 1819, die Akten-Inrotulation h treffend, mit 78 gegen 18 Stimmen, die alsbaldige An hebung nicht zu beantragen, dagegen nach dem Gu achten des ersten Ausschusses mit 67 gegen 30 Sti men der Regierung nur den Wunsch zu äußern: die Aufhebung des Gesetzes vom 22. Jul. 1819, sowm' es die Akten-Inrotulation betrifft, bei der bevorsteha den Gesetzgebung beruͤcksichtigt werden moͤge. dailand, 15. Mai. Gestern laͤngten Ihre M sestäten der Koöͤnig und die Koͤnigin beider Sizilien an. Unsere Souveraine waren Ihnen bis Gamb loita entgegen gefahren. Am 15. trafen Ihre Mas staͤt, die Herzogin von Parma, und Se. k. k. Hohöt der Großherzog von Toskana mit seiner durchlauchtñ sten Schwester hier ein. Abends besuchten die All hoͤchsten und hoͤchsten Herrschaften das prächtig belen tete Theater della Scala. Vom 17. Mai. Unsu Souveraine fahren fort, die oͤffentlichen Anstalten um rer Stadt mit Ihrem Besuche zu beehren. So suchten des Kaisers Majestaͤt in Begleitung des herzogs-Vicekoͤnigs das hiesige Buͤrgerspital, gingen die Krankensaͤle, und besprachen Sich huldvoll mit m reren Kranken. Ihre Majestät die Kaiserin verfuͤgt Sich in das koͤnigliche Kollegium Guastalle, der unen geltlichen Erziehung adeliger junger Frauenzimmer g widmet. Der Erzherzog Franz und Seine Gemahl besuchten die Bibliothek der Akademie der Kuͤnste mm Wissenschaften, wo der Bibliothekar die Ehre hatte, da Erzherzogin eine von ihm verfaßte Schrift uͤber di Toilette der griechischen Damen zu uͤberreichen, das Mr

k. Hoheit huldvoll aufzunehmen geruhten.

Rom, 14. Mai. Hier wurde nach dem Plane di Grafen Giraud eine Scontobank, und in Bologna u Ancona Filialien derselben errichtet.

Toͤrkey. Ein Schreiben aus Alexandria sagt, daß englische Regierung die Absicht habe, eine Gesandtscha nach Egypten zu schicken, um dem Vicekoͤnig eine W bindung des rothen mit dem mittellaäͤndischen Me vorzuschlagen. Der Vicekoͤnig hat in kurzer Zeit u 12 Millionen Thaler Baumwollen⸗Waare verkauft. Der bekannte Mainotten-Anfuͤhrer, Pietre-Bei sa mit seinen Truppen zur Armee Ibrahim -Pascha's ge stoßen seyn, um gemeinschaftliche Sache gegen die Gu chen mit ihm zu machen.

Die Allgemeine Zeitung giebt folgende Mi theilungen.

Smyrna, 18. April. Uebereinstimmenden Brie aus Alexandria vom 27. Maͤrz zufolge bereitet der cekoͤnig Mehmet Ali Pascha eine neue Expedition, 9 nach dem Peloponnes bestimmt ist, und angeblich 17,0 Mann stark sein soll, vor. Der Vicekoͤnig leitet Zuruͤstungen persoͤnlich in Cairo, und hat seinen Schw gersohn den Defterdar Bey zum Kommandanten de selben ernannt. Heute traf die oͤsterreichische Brin l'Orione in 10 Tagen aus Napoli di Romania hüt ein, und brachte die Nachricht mit, daß Ibrahim P scha am 27., 28., 29. und 36. mit 4000 Mann mil rere Versuche gemacht hatte, um sich Navarinos bemächtigen. Nach den in Napoli mitgetheilten W richten war es ihm bereits gelungen, die Mauern diese Festung zu ersteigen, als Conduriotti erschien, Tuͤrken mit betraͤchtlichem Verlust zum Ruͤckzuge zwang Der Verlust der Griechen soll ebenfalls bedeutend sein

und unter den Gebliebenen ist der Verlust des bei diestt

Gelegenheit getoͤdteten jungen Mauro Michali, Soht

des Pietro Bey, den Mainotten ein

und di

empfindliche Schiag. Die Aegyptier verloren den General Soliman

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Bei, einen ehemaligen bonapartischen General, der den

Jölamismus annahm. Ragusg, 7. Mai. rfaͤhrt man hier uͤber die ster Elenen Ereignisse durch die aus den jonischen Inseln ommenden Kapitains unguͤnstige Berichte fuͤr die Pforte, Ein aus Corfu den 27. April abgegangener, am 3. Mai tier angekommener Kapitain erzählte, die aus Alexan— htia bei Medon gelandeten Sürken seyen seitdem geschia, zn worden, und nur ein kleiner Rest hatte sich auf die bor Anker liegenden Schiffe retten konnen; die andern zären der Wuth der Griechen aufgeopfert worden. Ei— nige schließen aus dieser Aussage, daß sich diese Mit—

Aus dem benachbarten Morea

ng auf eine zuletzt gelandete ägyptische Abtheilung . . t. im Schlafzimmer des Englaͤnders angefangen

heziehe, und mit der zweilen unten folgenden Aussage ines am 26. April aus Cefalonia abgegangenen, und den 5. Abends hier eingetroffenen Kapitains nichts ge— mein habe, indem dieser Ereignisse bei Navarino mel— dete, die laängst bekannt sind, und fruͤher statt gefun— den haben durften, als die erstern. Der aus Cefalonia

gekommene Kapitain sagte aus: „daß die Tuͤrken den 5. April auf Navarino einen abermaligen Sturm wag— en, und eine gänzliche Niederlage erlitten. Aus Scutari ist die Nachricht eingetroffen, daß der Dsche— din Bey, Neffe des Pascha, mit 6000 Mann gegen Missolunghi vorruͤckte.

Der englische Kapitain Selly beschreibt in seiner geise nach dem Tempel von Elora, einen fuͤrchterlichen indischen Volkerstamm, der mit den ehemaligen Assasi—

n viele Aehnlichkeit hat, und einer nähern Erwaͤh— nung hier nicht unwerth zu seyn scheint.

Die Bheels, ein Stamm, der sein ganzes Leben dem Rauben und Morden weihet, haben ihre Wohn erte in den wildesten Gegenden Indiens, wohin die wilisation und die Religion des Brahma nie hindrin— jen kann, dagegen sie aber auch einen großen Abscheu zezeigen. Ihr Wuchs ist durchaus klein, sie haben mit— nter kraufe Haare und eine dicke Unterlippe; ihre Farbe ist dunkelbraun, und ihre Zuͤge sind männlicher, ils die der Hindus. Nomadisch ist ihre Lebensart, aber o dichte und große Waͤlder, unzugaͤngliche, mit Wal— hungen bedeckte Gebirge sich befinden, da ist ihr lieb, er und fester Wohnplatz, den sie nur verlassen, wenn ie rauben, oder als Huͤlfstruppen eines Oberhauptes her Hindus sich anwerben lassen wollen, um die durch den Krieg begonnenen Verwuͤstungen fortzusetzen.

Wenn die indischen Heere die Bheels in ihre Rei— hen aufnehmen, so ist dies das Zeichen eines Vertil— hungskrieges. Ein Theil wird dann gewiß vernichtet; ein Lebendiges, keine Wohnung bleibt verschont. Jedoch ze Menschlichkeit der Anführer schuͤtzt gewoͤhnlich das land vor diesen mordlustigen und verwuͤstenden Helfers— fern. Sie bedienen sich ihrer nur, wenn sie eine große Beleidigung zu raͤchen haben. In diesem Falle benach— ichtigen sie ihre Feinde davon und verlangen Genug— huung. Die Drohung, die Bheels zu den Waffen zu nfen, hat die selbe Deutung, als die in unsern europaͤi⸗ hen Kriegen: keinen Pardon zu geben, oder eine Be— ttzung uͤber die Klinge springen lassen.

Das Geschaͤft dieser menschlichen Ausort ist, Brun— in und Quellen zu vergiften, Doͤrser anzuzuͤnden, indte und Vieh zu verderben, und die Einwohner mzubringen. Hundert Bheels thun oft mehr Schaden, ls eine indische Armee!

Sie dringen durch die dichtesten Wälder auf ihnen lein bekannten Wegen, um zu dem Opfer zu gelan— en, das ihnen gewidmet ist. Keine Hindernisse, we— er durch Zeit noch durch Entfernung, koͤnnen sie ab— hrecken; sie wissen mehrere Jahre den Streich, den nicht auf der Stelle ausfuͤhren konnten, aufzuschie—⸗

dort in neuester Zeit vorge⸗

ben. Ein Bheel widmet sein ganzes Leben dem Plane zur Erfuͤllung seiner Rache, und wenn er diesen nach , n Versuchen unausfuͤhrbar sieht ermordet er sich.

Ein englischer Offizier hatte einen dieser Rauber verwundet und dadurch auf eine lange Zeit unbrauch— bar gemacht. Der Bheel erkor den Offizier zum Opfer. Die groͤßten Sicherheitsmaßregeln wurden nun fuͤr den Offizier getroffen; eine Schildwache stand Tag und Nacht vor der Thür seiner Wohnung, die an ei— nem Flusse lag. Allein die Bheels gruben am andern Ufer, in weiter Entfernung, einen unterirdischen Gang, durch welchen nur ein einzelner Mensch krie— chen konnte, Schon hatte der Moͤrder die Bretter zu zer⸗ schlagen, als er entdeckt wurde. Obgleich nun in der Stadt 2000 Mann Besatzung lagen, mußte der Ver— folgte doch von hier, wegen seiner Sicherheit, nach Bombay versetzt werden!

J nel g n d.

Arnsberg. Der von der Seehandlung unternom— mene Bau der Kunststraße von Erwith nach Olpe, wo— durch die Verbindung zwischen der Weser bei Minden und dem Rhein hergestellt wird, ist nunmehr begonnen worden. Man kann sich mit vollem Rechte ersreuliche Resultate davon versprechen, denn nicht allein begruͤndet die erleichterte Kommunikation der Laͤndertheile einen lebhaftern innern Verkehr, und wird mancher Gegend, welche bisher isolirt und unzugänglich war, die Moͤg— lichkeit des Absatzes fuͤr ihre Erzeugnisse gewähren, son— dern es ist auch eine augenblickliche Huͤlfe fuͤr die Be— wohner der angrenzenden und benachbarten Ortschaften gewahrt, die in dem Tagelohn ihren Unterhalt finden

konnen. Im Betriebe der Fabriken wird vermehrte

Thaͤtigkeit wahrgenommen, namentlich in der metalli— schen Fabrikation. Der Preiserhoͤhung des Roheisens ist ein verhaͤltnißmäßiges Steigen des Preises der ferti— gen Waaren gefolgt; aber auch die Nachfrage nach Me— tallfabrikaten hat zugenommen und besonders lebhaft ist der Betrieb der Drath- und Naͤhnadel Fabriken. Der Arbeitslohn steht in den Fabrikgegenden noch immer ziemlich hoch. Viele Eisenwerke, besonders im Her— zogthume Westphalen, welche wegen des geringen Wer— thes des Roheisens seit langer Zeit still standen, sind jetzt in fortwahrender Thätigkeit, und da bei dem stets wachsenden Begehren, die seit zwei Monaten erfolgte Preissteigerung von 40 auf 50 Rthlr. pr. Karre (1020 Pfd.) die letzte Grenze noch nicht erreicht haben kann, so hofft man, daß das Huͤtten, und Hammergewerbe immer bluͤhender verde.

Minden. Von landwirthbschaftlichen Producten giebt allein die Wolle guͤnstige Aussichten. Mit Sehn— sucht sieht daher der Landmann dem Zeitpunkt entgegen, wo er die diesjährige Schur zu Gelde machen kann. Auch nach Vieh ist einige Nachfrage entstanden, beson— ders wurden Schweine aufgekauft. Der Garn- und Leinwandhandel erfreut sich einer vortheilhaftern Kon— junetur. Die Kaͤufer von feinem Garn konnten kaum befriedigt werden. Feine Leinwand wird fortwaͤhrend gesucht und auch die Preise der groͤberen Sorten haben sich, jedoch nicht bedeutend, gehoben. Leider wird der Mangel an tauglichem Webergarn, dessen Fabrikation wahrend der langen Absatzlosigkeit sehr vernachlaͤßigt worden ist, immer fuͤhlbarer. Zu Bielefeld wurden im April d. J. 3665 Stuͤck Leinewand geleyget. Die Sa— line zu Salzkotten ist fortwährend in lebhaftem Betrieb. Es wurden circa 40 Lasten Salz gewonnen.