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der Sache der Griechen sehr abgeneigt sind, erhellt denn doch, daß Ibrahim Pascha im Peloponnes keinen sesten Fuß fassen kann. Alle seine Anstrengungen waren au die Eroberung des sehr schlecht besestigten Navarino ge⸗ richtet, und hatten keinen Erfolg Die Zahl der bei Kalamata postirten griechischen Milizen verstaͤrkte sich immer mehr, und in mehreren Gefechten, welche die Araber und Aegypter mit ihnen zu bestehen hatten, war der Vortheil steis auf der Seite der Griechen. — Zu Patras steht noch alles auf dem bisherigen Fuß. Wenn es gleich dem Befehlshaber gelungen war, durch euro— paͤissche Schiffe einige Subsistenzmittel zu erhalten, so war die Blokade dieses Platzes zur See nur einige Ta— ge aufgehoben, und ist jetzt wieder strenger als zuvor. Za Lande ist der Platz bisher immer enge eingeschlossen gewesen. Die von Reschid Pascha entworfene Diver— sion zu Gunsten Ibrahims hat nicht den mindesten Er— folg gehabt. Man behauptet in der Levante, daß durch Omer,Vriones Jutriguen ein Aufstand unter den Alb a⸗ nesern gegen Reschid Pascha und dessen Anhänger aus— gebrochen st. Letzterer soll nur mit Muͤhe einem ihm gelegten Hinterhalt entgangen seyn. Die Tuͤrken sind bisher weder in Akarnanien, noch in Livadien eingedrun— gen; wenn sie bis zur Beendigung der Operationen ge, gen Ibrahim Pascha abgehalten werden koͤnnen, das griechische Gebiet zu uͤberschwemmen, so haben die Grie— chen im gegenwartigen Feldzug nichts mehr zu besorgen. Ueberhaupt hat die Sache der Griechen seit der zwei— ten Halfte des Maͤrz eine sehr vortheilhafte Wendung genommen.
Neuer Damp fwagen.
Der Londoner Courier vom 10. Mai enthaͤlt nachstehen de Anzeige: Herr B. Newmarch beabsichtigt, einen Dampf— wagen (Clocomotive engine) nach des Majors M. Eurdy's Grundsaͤtzen, auf der Kunststraße zwischen Glou, cester und Cheltenham in Gang zu setzen, welcher regel— mäßig zwischen dem Kohlen-TEinladeorte dieses Herrn und der Stadt Glonucester hin und herfahren soll Dieses wird der erste Wagen sein, der jemals nach ei⸗ nem solchen Plan in Gang gesetzt worden ist, Hinsichts seiner mechanischen Einrichtung, da diese keinen Kessel hat, und folglich keine Gefahr des Zerspringens mehr vorhanden ist. — Dieses waͤre wieder ein neues merk— wuͤrdiges mechanisches Werk.
Die allgemeine Handlungs-Zeitung nimmt, wie mehrere andere Blatter, die Aufsaͤtze, welche wir geben, fleißig auf. Wir sehen dies gern; muͤssen jedoch wuͤnschen, daß es immer mit der Angabe der Quelle geschehe. Das 55ste Stuͤck d. a. H. 3. enthalt das von uns beigebrachte Beispiel von gewerblichem Egoismus aus Nr. 99. dieser Blatter, mit einem Zusatz, der ganz aus unserer Seele geschrieben ist, und dem wir in aller Beziehung vollkommen beitreten. Wir konnen daher nicht umhin, ihn gleichfalls hier aufzunehmen. Er lautet wie folgt: 5
„Aehnliche Beispiele lassen sich aus andern Landern in Menge geben. Konnten es doch die Baͤckermeister in Paris nicht durchsetzen, daß die vortreffliche Lem— bertsche Knetmaschine eingefuͤhrt wurde, und wird uͤber— haupt der Teig noch nirgends mit Maschinen geknetet, außer in Daͤnemark, obgleich jährlich gewiß uͤber tau— send Bäckergesellen durch den Staub und die Anstren— gung bei dieser Arbeit, ihre Gesundheit zerruͤtten, und späͤter an Lungensucht oder an auszehrenden Krankheiten
f ein suͤhre,
sterben. Die Vertheidiger des Zunftwesens ne,
lange Zeit wegen der Verbesserungen gepriesen, die l und wegen des guten Unterrichts, den Lehringe von den geschickten, geprüften Meistern halten. Und widerlegt sie nicht auch hier die Erfa rung geradezu? Gerade die zuͤnftigen Gewerbe sind j ruͤckgeblieben, während die jreien zum Theil riesenn bige Fortschritte machten? haben wir besseres Bun als vor dreihundert Jahren? 1) Bemerkt man es unsern Lichtern, daß es eine Wissenschaft giebt, Chemie heißt, und daß sie uns etwas gelehrt hat!
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Wie wurde ein Klostermann aus dem vierzehnten 93. s
hundert das Fleisch finden, das man in einem gro Theil Deutschlands taxmäßig mit einer ziemlichen Pn tion Knochen zu kaufen betoͤmmt? Von diesen in streng zunstigen Gewerben, so wie von vielen anden kann man sagen, daß sie in Jahrhunderten weder n Mechanischen nech im Chemischen auch nur um einn Schritt vorwärts gekommen sinb, so vieler Verbes rungen sie auch fähig waren? Und welche Fortschrit machte dagegen z. B. die Färberei, nicht durch die zu tigen Färber, sondern durch die unzuͤnftigen Katt fabrikanten, die Baumwollenspinnerei, die Farb bereitung, die Stahlfabrikation, die Mechanik zum Theil durch Personen, die nicht bloß nit zuͤnstig, sondern gar nicht vom Hand we waren. So gewiß der Magistrat von Dan dem Erfinder der Bandmuͤhle, die Basels und Elbe felds Reichthum gruͤndete, ersaͤufen, und die Gewen von Paris Lesuers Stahlofen unter den Augt der Regierung zertruͤmmern ließen, so gewiß haͤtte ken Zunjtgericht einen Barbier (Richard Axkweight) a laubt, die Baum wollen spinnmaschine zu erfinden, m keine Gewerbpolizei diesen Menschen, der keine Lehr jahre durchgemacht, keinen Beweis, daß er sich ern ren konne, geliefert hatte, ein guter Barbier war, gestatten koͤnnen, sie auszustzß ren. England ware nicht England, hätte vielleicht nit die Mittel gehabt Napoleon zu widerstehen, und Enn pas Schicksal eine andere Richtung genommen.“
Königliche Schau spiele. Freitag, 3. Juni. Im Opernhause: „Aleidon, Zauberoper in 3 Abtheil.I, mit Ballet. Musik Spontini. . . Sonnab. 4. Quni. Im Schauspielhause. Zum ? stenmale: „Edgar und Donald,“ oder: „Die Feindt
Schauspiel in 4 Abtheil., von E. v. Houwald.“
1) Leider koͤnnen wir Berliner dlese Frage auch nicht he hen. Es ist nur zu wahr, daß wir im Ganzen vonn fern Bäckern noch nicht so bedient werden, wie es sollte. Nur wenige einzelne unter ihnen liefern vollke men gute Waare. Die mehresten verfahren fortwaͤhn nach alter, einmal gebraͤuchlicher Art, ohne daran zu d ten, oder zu versuchen, irgend eine Verbesserung vo nehmen. Von Fortschritten, wie in andern Gewerh ist in diesem vernachlaͤssigten Handwerke gar nicht Rede. — Wir werden auf diesen Gegenstand in der Fi zurückkommen, die Maͤngel bei diesem Gewerbe aus f licher zeigen und andeuten, was geschehen muß, um zu verbesfern und das Publikum besser zu befriedigen. Diese Aeußerung bestaͤtigt das, was wir in dem, Rr. 108. dieser Feitung enthaltenen Aufsatz uber die n sten Verbesserungen der Seifenbereitung gesagt hah Sie beweiset, daß unsere Bemerkungen nicht allein h sondern auch in andern Orten beherzigt zu werden! dienen. — Ueberall stehen diejenigen Gewerbe zuruͤck, welche vas Licht der Wissenschaft nicht eingedrungen ist
Gedruckt bei Feister und Eisersdorff.
Redacteur Joh
und vielleicht nicht einma
Allgemeine
MW 127.
Berlin, Sonnabend, den 4ten Juni 1825.
J. Amtliche Nachrichten.
Kronik des Tages.
Publik and um.
In den Monaten Juni, Juli und August d. J. wird eine Personen-Schnell-Post jeden Son nabend Nachmittags um 4 Uhr, von hier nach Neustadt— Eberswalde, und nach Freyenwalde abgefertigt werden, und von beiden Orten Montags fruͤh um 4 Uhr nach Berlin wieder zuruͤckkehren. Die Fahrt wird in 6 Stunden zuruͤckgelegt, und geschieht mit den bekannten auf Druckfedern ruhenden Schnellpost Wagen zu 6 Personen. Sind mehrere Personen zu befoͤrdern, so werden Beichaisen hergegeben, welche in Federn haͤngen, Diese Einrichtung wird Sonnabend den 4. Juni ihren Anfang nehmen; auch ist mit derselben Corre— spondenz⸗Beförderung verbunden.
Berlin, den 31. Mai 1825.
General ⸗Post⸗Amt.
Bekanntmachung,
die Auszahlung der Zinsen von alten landschaftlichen Obligationen betreffend. :
Freitag den 1sten Julius 1825 und folgende Tage werden taglich, mit Ausnahme der Sonn- und Fest⸗ Tage, so wie der zu den Kassen-Revisionen unb deren Vorbereitung bestimmten letzten Tage jeden Monats, in den gewohnlichen Vormittags Stunden die halbjährigen Zinsen von den sogenannten alten Landschaftlichen Obli— gationen pro 1sten Januar 1825 bis den 1sten Julius 1825 Nr. 30. Tauben, Straße, in der Staats-Schulden— Tilgungs Kasse, gegen eine auf diese zu richtende Quit— tung, ausgezahlt.
In der Quittung wird: 1IIdie darauf zu erhebende Summe, nicht allein mit Zahlen, sondern auch mit Buchstaben ausgedruͤckt und außerdem bemerkt: — „Y auf welchen Zeitraum die zu zahlenden Zinsen fallen; 3) wie hoch sich das aufkommen; . 6) in welcher Muͤnzsorte dasselbe verschrieben ist; 5) so wie endlich,
Haupt / Buches es ist, eingetragen stehen. Gedruckte Formulare zu
]
Wer Zinsen von mehrern Kapitalien, oder fuͤr meh—
rere Zins- Zahlungs- Termine zu empfangen hat, kann daruͤber nicht in einer Quittung zusammen quittiren, sondern muß so viel besondere Quittungen ausstellen, als besondere Zahlungs-Termine verstrichen und beson— dere Obligationen uͤber seine Forderung ausgefertigt ind. z Quittungen, welche hiernach uͤber eine Summe von 50 Rthlr. oder mehr auszustellen sind, muͤssen entweder auf vorschriftmaͤßigen Stempelbogen geschrieben, oder dieser gehoͤrig cassirt beigefuͤgt sein
Da die Kassen-Beamten außer Stande sind, sich uͤber ihre Amts-Verrichtung mit irgend Jemand in Briefwechsel einzulassen oder gar mit Uebersendung von Zinsen zu befassen, so haben sie die Anweisung erhalten: alle dergleichen an sie gerichtete Antraͤge von der Hand zu weisen. Dagegen ist der Agent A. Bloch, Behren— Straße Nr. 45. erboͤtig, fuͤr Auswaͤrtige, welchen es hier an Bekanntschaft fehlt, die Zinsen zu erheben, wenn sie ihm dazu den Auftrag ertheilen, und mit dem, was dazu erforderlich ist, ver sehen.
Berlin, den 28. Mai 1825.
Haupt⸗Verwaltung der Staats-Schulden. Rother. von Schutze. Beelitz. Deetz. von Rochow.
Abger ei st. Se. Excellenz der Koͤnigl. Hanoͤversche GeneralLieutenant, außerordentliche Gesandte und be— vollmaͤchtigte Minister am Kaiserl. Russischen Hofe, von Dornberg, nach St. Petersburg.
II. Zeitungs⸗-Nachrichten.
Ausland.
Paris, 28. Mai. Die hiesigen Zeitungen er⸗ wähnen wiederum eine Reihe von Personen, die zu Rittern der Ehrenlegion ernannt worden sind. Man bemerkt darunter den Hrn. v. Pongerville, Uebersetzer
Kapital beläuft, von welchem sie
welches Volumen und Paging des auf welchem die Obligationen
diesen Quittungen sind jeder—
zeit bei der gedachten Kasse unentgeldlich zu bekommen.
des Lueretius; den bekannten Buchhändler Panckouke, der eine große Anzahl merkwuͤrdiger Werke, unter an— dern die zweite Ausgabe der Beschreibung Aegyptens verlegt und sich uͤberdies durch eine Uebersetzung des Tacitus ausgezeichnet hat; — auch Madame Panckouke hat einen litterarischen Ruf erworben, indem sie eine fehr wohl gelungene Uebersetzung mehrerer Gedichte von Goͤthe geliefert hat. — Den Hrn. Lafon, erster Violinist der Königl. Capelle, den Klavierspielern Pradher und