1825 / 130 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Wed, 08 Jun 1825 18:00:01 GMT) scan diff

518

II. Zeitungs⸗Nachrichten.

Ausland.

Vorgestern fruͤh wurde in Rheims

ein Eapitel der Orden des Königs abgehalten. Vorher wurden vom Dauphin die Ritter des heil. Michael em— pfangen. Sie versammelten sich sammtlich im großen Saal des Erzbischoͤflichen Pallastes, und nachdem der Dauphin in einem Lehnstuhl Platz genommen, bildeten die aufzunehmenden Ritter einen Kreis um ihn; der Waffenherold rief sie bei ihren Namen auf, der Dauphin entbloͤste sein Haupt, bedeckte es wieder, zog den Degen und ertheilte ihnen den Ritterschlag mit den Worten: „Im Namen des Koͤnigs, von wegen des heil. Georgs und des heil. Michael schlage ich Euch zum Ritter; und umarmte sodann jeden Ritter. Nachdem diese Ceremo— nie voruͤber war, begab sich der Konig nach der Cathe⸗ dral-⸗Kirche. Se. Maj. trugen den Mantel des heil. Geist- Ordens von schwarzem Sammt mit einem gruͤn—⸗ seidenen von Gold durchwirkten Futter, Die uͤbrige Bekleidung des Koͤnigs war von Silberstoff; seine Kopfbedeckung ein schwarzes Barett mit einem Reiher⸗ busch. Außerdem trug er die Kette des Ordens. Nach⸗ dem der Zug in der Kirche angekommen war, begann die Vesper. Nach deren Beendigung stand der Koͤnig auf, verneigte sich vor dem Altare, vor der Geistlichkeit, zweimal vor dem Dauphin, hernach vor der Dauphine and den uͤbrigen Prinzessinnen, vor den Prinzen und Den alten Rittern, vor den fremdeu Gesandten und vor

Paris, 1. Juni.

den neuen Rittern. Hierauf unterschrieb der Koͤnig den

Eid des Ordens, und als er wieder Platz genommen, wurden die Prinzen und die beiden alten Ritter, (die Herzoͤge von Larochefoucauld und von La Vauguͤyon) zum Handkuß gelassen. Waͤhrend darauf das Veni creator gesungen wurde, unterschrieben alle neuen Rit— ter den Eid und riefen, die Hand auf das Evangelium gelegt: „ich schwoͤre es,“ und der Koͤnig bekleidete sie mit den Insignien des Ordens und überreichte Jedem ein Geberbuch und einen Rosenkranz. Der Fuͤrst von Castelcicala und der Herzog von San Carlos, die eben, salls aufgenommen wurden, leisteten, als fremde, einen andern Eid, als die Eingebornen. Zum Schluß der Feier wurde der Schlußgesang der Vesper (Komplete) angestimmt, und der Koͤnig, wie alle Ordensmitglieder horten ihn sitzend mit bedecktem Haupte an und brachten fchließlich den Koͤnig in feierlichem Zuge nach seinen Gemaͤchern zuruͤck. Die bei der Kroͤnung gesproche— nen Gebete weichen von den bei der Kroͤnung Ludwigs XyI. gehaltenen Gebeten etwas ab, Namentlich hat man alle Stellen weggelassen, die sich auf die Unglaͤu⸗ bigen und Heretiker bezogen, zu deren Vernichtung oder Unterwerfung die Koͤnige von Frankreich sonst thaͤtig zu sein versprachen. In dem Weihgebete sind die Worte weggelassen worden: „Dein Diener, den wir erwäh— len zum Koͤnig dieses Reichs mitten unter Gebe— ten, die wir an Dich richten,“ und auch die Worte: „Der König gebe nicht auf seine Rechte auf die Reiche der Sachsen, der Mercier, der Voͤlker des Nordens und der Eimbern.“ Als nach Beendigung der Kroͤnungs— feier, der Koͤnig sich nach seinen Zimmern zuruͤckbegeben wollte, war der Andrang der Menschen, die inzwischen in die Kirche gestuͤrzt waren, so groß, daß die Gen— darmerie sie zuruͤckhalten zu muͤssen glaubte. Der Koͤnig sagte aber mit vieler Sanftmuth den Gendarmen: „Euer Dienst ist beendigt, tretet zuruͤck, ich will, daß mein Volk sich mir nähern kann.“ Die Gendarmen entfernten sich hierauf und die Menschen umringten den Koͤnig und kuͤßten seine Kleider.

Unter den zu Rittern der Orden des Koͤnigs er⸗

nannten Personen bemerkt man auch Herrn Ravez,

Praͤstidenten der Deputirten⸗Kammer. Dem Kria

Minister ist das große rothe Band (des heil. Ludwig lassen

und vielen andern Personen der Orden der Ehrenleg verliehn worden.

Fuͤnfproc. Rente 101 Fr. 20 C. Dreiproc. JI] öb0 65 C.

London, 31. Mai. Die Hofzeitung enthaͤlt außerordentlich langes Verzeichniß von Befoͤrderum bei der Land- und Seemacht, indem alle General tenante von 1811 und 1812, General-Majore von h und 13813, Obersten von 1814bis 17, Majore von n und Capitaine von 1808, so wie viele See-Offiziere n Capitain an bis zum Admiral von der weißen Fla um einen Grad aufgeruͤckt sind.

Am Sonnabend war Cabinetsrath im auswaͤrtg

Amte von 2 bis 5 Uhr. ; Im Unterhause passirte gestern die Jury's Bill Der Ausschuß-Bericht wegen der Bewilligungen fuͤr Herzogin von Kent und den Herzog von Cumberh wurde verlesen.

Zu Lurgan in Irland ward die Verwerfung Emancipations-Bill vom Protestantischen Pöbel! Verbrennen von Theertonnen, Abfeurung von Flin Aufziehung der Orange⸗Flagge auf dem Thurm u. m. gefeiert.

Der Marquis v. Hastings ist nebst seiner Gen lin hier angekommen. .

Es hat sich eine merkliche Verminderung von? schendieben hier verspuͤren lassen. Die Polizeibeam 3 die geschicktesten werden nach Rheims geg en sein.

; Vom 1. bis zum 25. April sind in Constantino nicht weniger als 350 Schiffe, meist unter Oeste Flagge, angekommen.

Der König Radama von Madagascar hat zwani Juͤnglinge seines Volks an Bord unsrer Kriegisch gegeben, um die Schifffabrtskunst zu erlernen.

Das große Holzschiff Columbus ist auf der Ruͤckt nach Quebec in See gesunken. Die Mannschaft w durch eine, von Newfoundland kommende Brigg geret

Consols 907, 4. .

Portugall und Brasilien. Der Londoner & rier giebt folgende Artikel aus der Lissabonner tung, deren Blatter bis zum 19. Mai dort eingegan waren:

Lissabon, 19. Mai. „Se, Maj. der Koͤnig! JJ. KK. HH. die Infantinnen hatten die Einladt des Befehlshabers des K. Großbritannischen Schi Wellesley angenommen und geruhten demzufolge ein diesen Abend am Bord desselben gegebenen Ball Ihrer Gegenwart zu beehren. Wir werden in ein eignen Artikel eine besondere Beschreibung der Fete ben; jetzt begnuͤgen wir uns zu sagen, daß dieses Sch Se. Exc. Sir Ch. Stuart nach Lissabon gebracht h versehen mit Vollmacht Sr. Großbrit. Maj. als C missar, Vermittler und Plenipotentiar, um die, gluͤcklicherweise bestehenden Irrungen zwischen Portu und Brasilien zu beendigen und da Se. Exe. die Um handlung geschlossen haben, mit welcher Sie in die Hauptstadt beauftragt gewesen, werden Sie in wan Tagen nach Brasilien abgehen. Das Vertrauen, ches wir in die Grundsaͤtze der Gerechtigkeit und parteilichkeit setzen, welche die Brittische Regierung fuͤllen und die wiederholten Beweise, welche wir d der Hochherzigkeit unseres erhabenen Souverains erft ren, geben uns die schmeichelhaftesten Hoffnungen, d diefe hochwichtige Angelegenheit auf eine Weise ; Ziel gebracht werden wird, die der Ehre des Dut« Hauses Braganga und dem wahren Vortheil des Voll von Portugall und Brasilien gemaͤß sein wird.“

„Departement der auswaͤrtigen Angelegenheiten.

der leichte Umlauf der Zeitungsblaͤtter, besonders der n

519

tlonalen, welche die Gesetze und Befehle, die ich zu er— geruhe, enthalten, von großer Wichtigkeit fuͤr das publikum ist, so habe ich fuͤr gut gefunden, zu beschlie— hen, daß alle mit der Post abzusendenden Zeitblaͤtter nur den vierten Theil dessen was fuͤr die Briefe zu ent— richten ist, bezahlen sollen, nur daß sie in Umschlaͤgen solcher Art zu versenden sind, daß man sehen kann, daß keine andern Papiere darin liegen.“ (An den Mi— nister der auswärtigen Angelegenheiten und Ober⸗Post⸗ meister Grafen v. Portosanto gerichtet und von Sr.

daj. unterzeichnet.)

Turkey. Der oͤsterreichische Beobachter enthaͤlt solzende Mittheilungen: Konstantinopel, 10. Mai. Der älteste Sohn des Großherrn und muthmaßliche Thronerbe, Shehsade Abdulhamid (geboren den 6. März 1813) ist am 20. lpril, und am 7. d. M. die Prinzessinn Fatma Sul, kane, aͤlteste Tochter Sr. Hoheit (geb. den 13. April 81h, an der Blatternseuche, welche saͤmmtliche Kinder zes Sultans befallen hatte, gestorben. Von acht Kin ern, welche Sr. Hoheit seit ihrer Thronbesteigung ge— joren worden, befinden sich nur noch zwei Prinzessin— en, eine von 11, die andere von 14 Jahren, und der weijäͤhrige Prinz Abdulmedschid (geb. den 22. April S'3) am Leben. Der Kapudan-Pascha ist am 30. April mit seiner, us 12 Kriegs- Fahrzeugen und 11 Transportschiffen be— chenden, Escadre von hier nach den Dardanellen unter -egel gegangen. Ein Brand, der am Abend vor der Abfahrt aus dem Arsenale, durch Unvorsichtigkeit der srkischen Arbeiter am Bord seiner Fregatte ausgebrochen har, wurde durch die Geistesgegenwart einiger christli hen Arbeiter im Bagno, welche die Flamme durch das Daraufwerfen ihrer Kleider erstickten, bald geloͤscht, wo— är jene Leute ihre Freiheit und eine ansehnliche Beloh— lung in Geld erhielten. Man versichert, die Bestim— lung der Flotte des Kapudan-Pascha sei, sich zuerst ach dem Golf von Lepanto zu begeben, um sowohl die on den Griechen vielfältig gestoͤrte Zufuhr von Lebens itteln nach Patras und dem Kastell von Morena (am ingange des Golfs von Lepanto) zu sichern, als auch e Blockade von Messolongi zur See zu bewerkstelligen, aͤhrend der Seraskier Reschid Mehmed Pascha diesen hlatz von der Landseite belagern wird. Nach den letz n der Pforte zugekommenen Nachrichten, war dieser berbefehlshaber am 20. April von Arta aufgebrochen, n seiner auf dem Marsche nach dem Golf von Le— into begriffenen Armee zu folgen, deren Avantgarde * in der Naͤhe von Messolongi eingetroffen sein Ueber den Stand der Dinge in Morea und die sätern Operationen der Aegyptier, unter Ibrahim Pa— a, gegen Navarin sind hier die widersprechendsten, eruͤchte im Umlaufe. Einigen zufolge hatte die Bela— tung von Navarin den besten Fortgang und Ibrahim ascha hoffte sich dieses festen Platzes bald zu bemaͤch— gen; Audere behaupten im Gegentheile, dieser Feldherr be sich, nach wiederholten fruchtlosen Angriffen, zthiget gesehen, die Belagerung desselben auf— heben, und sich in sein verschanztes Lager bei Modon rückzuziehen. Die Zeitung von Hydra (der ssetz Freund), deren Blaͤtter wir bis zum 18. April uen Styls) erhalten haben, spricht bloß von Ge— hten, welche am 27ten Maͤrz und 10ten April (dem stersonntage der Griechen), in der Naͤhe von Na⸗ in vorgefallen seien, und worin die Griechen ses Mal Vortheile uͤber ihre Gegner, deren avour sie ubrigens volle Gerechtigkeit wiederfahren

aus nicht die Rede.) Bei dem Gefecht am 27. Maͤrz ist, nach der Hydra-Zeitung vom 15. April, Johann Mauromichali, der Sohn des Bei von Maina, Pe— tro Mauromichali, verwundet worden und wenige Tage darauf an seinen Wunden gestorben. Der Gesetzfreund vom 15. April enthalt ein Dekret der Regierung zu Napoli di Romania vom 9. gedachten Monats, kraft dessen Petro Mauromichali, in Beruͤcksichtigung der vielen von seiner Familie gebrachten Oofer und seiner tadellosen Auffuͤhrung seit der letzten (nach Beilegung des Buͤrgerkrieges in Moren erlassenen) Amnestie, von dem politischen Bann (binnen zwei Jahren keines Staatsdienstes faͤhig zu sein) losgespochen wird.

Ein Theil der griechischen Seemacht, unter den Befehlen Miauli's kreuzte, den letzten Nachrichten zu— folge, auf der Hohe von Cerigo und Cap Matapan, um die Verbindung zwischen Modocoron *) und Can— dien zu unterbrechen, und die Zufuhr zu erschweren; eine zweite griechische Schiffs-Abtheilung war am 13ten April aus den Hafen von Hydra und Spezia ausgelaufen, um die Bewegungen der Flotte des Ka— pudan Pascha, deren Erscheinung im Archipel naͤchstens erwartet wurde, zu beobachten; und wie die Hydra—-Zei— tung versichert, wird aufs thaͤtigste an Ausruͤstung ei— ner dritten Division gearbeitet. Ein heftiger Sturm, der in der Charwoche (nach griechischem Kalender) wuͤ— thete, hat den damals in den Gewäassern von Candia befindlichen Fahrzeugen der griechischen Marine bedeu— tenden Schaden zugefügt. Im Gesetzfreund vom 15. April heißt es hierüber: „In der Nacht der Charmitt— woche (6. April ueuen Styls) segelte die Flotte gegen Suda, mit dem unwandelbaren Entschlusse, die feind— liche Flotte anzugreifen. Ploͤtzlich stieß ein starker und finsterer Sturm verschiedene Schiffe gegeneinander, wo⸗ bei die Brigg Leonidas den Hintermast, sammt allem Tau und Segelwerk, einbuͤtzte; ein anderes Fahrzeug verlor beide Masten. Nur ein Mensch kam um. Die beiden erwahnten Schiffe werden in unserm Hafen (Hy— dra) eiligst ausgebessert. Indessen sind heute drei an⸗ dere Schiffe zur Flotte gestoßen.“ .

Schluß folgt.)

Neue wichtige Erfindung zur besseren Be— nutzung eines inländischen Erzeugnisses. (Schluß des gestern abgebrochenen Artikels.)

Daß die patentirte Erfindung des Herrn Krüger wirklich praktischen Werth hat, ist durch die vorläufigen Versuche, welche von angesehenen, unpartheiischen Fa⸗ brikanten mit dem von ihm bereiteten Oele angestellt worden sind, ausgemittelt worden. Die damit eingefet⸗ tete Wolle hat sich eben so gut verspinnen lassen, als eb sie mit dem gewohnlich dazu genommenen fremden

) Wir werden am Schlusse dieses Artikels den aus Livorno

uns gekommenen Bericht eines Augenzeugen uber die Vorfaͤlle in Morea bis zum 10. April mittheilen. Wenn es, wie kaum zu zweifeln sein durfte, mit den in die sem Berichte enthalkenen Angaben seine Richtigkeit hat, so er⸗ giebt sich daraus von selbst die Grundlosigkeit einer Menge von sruͤheren Nachrichten, die seit mehr als vier Wochen fast in allen teutschen und franzoͤsischen Blaͤttern, auch in einigen italienischen Zeitungen, uͤber die Vorfaͤlle in Mo⸗ rea, nach der Landung der Aegyptier, verbreitet worden sind. In einem Schreiben vom 26. April aus Zante, wo man bei guͤustigem Winde sehr leicht Nachrichten aus Navarin vom vorhergehenden Tage haben konnte, wird Vieles von der bedrängten Lage, in welcher sich diese Festung dazumal befand, aber keine Sylbe von Auf he⸗ bung der Belagerung derselben gemeldet.

en, errungen zu haben behaupten; von einer Aufhe— ig der Belagerung von Navarin ist in den griechi en Zeitungen bis zu dem obenangefuͤhrten Tage durch—

**) Der Grieche macht Einen Ort aus, Modon und Coron; er meint die dortige Kuͤste, gleichviel vor welcher der bei⸗

den Staͤdte man lande. (Anmerk. d. oͤster. Beob.)