692
Ueber den Nutzen der Wissenschaften fuͤr die Gewerbe.
Die Ideen und Thatsachen, welche Duͤpin in dem folgenden Aufsatze aufstellt, sind so ansprechend und er⸗ greifend, daß wir glauben, ihr Vortrag werde hier nicht unpassend seyn; zumal sich auch bei uns derselbe Geist zu regen anfängt, der in Großbrittanien herrscht, und in dem Gebiete der Industrie so unerhoͤrte Wunder her— vorbringt. Es heißt darin: .
Als man anfing die Wissenschaften zu cultiviren, trennte man sie von dem oͤffentlichen Leben. Sie blie ben verschlossen in den Studierzimmern einiger geschaͤfts, loser Menschen, und schienen den Bedingnissen des Le— bens vöoͤllig fremde Speculationen abzugeben. .
Von da an bildete sich die Meinung, daß die Wis⸗ senschaften nichts gemein haͤtten mit den Arbeiten der Gewerbsamkeit, und daß die theoretischen Erkenntnisse den Arbeitern und Inhabern der Werkstaͤtten von kei—
m. Nutzen sein koͤnnten. 9 . 6 muß bekennen, daß die abstrakten und schweren Formen der Lehren und Erklärungen, die be— sonderen Beziehungen, welche man Dingen gab, die auf der einfachsten Weise hatten angedeutet werden muͤf sen, und die mit lateinischen, arabischen und zriechi— schen Namen durchspickt wurden, dazu beitragen muß ten, die Wissenschaften fuͤr diejenigen unverstaͤndlich zu machen, welche keine andere Studien gemacht hatten.
Daher die nur zu sehr verbreitete Vorstellung, die Wissenschaften koͤnnten den Personen nicht angeeignet werden, deren Beruf die Handarbeit ist, und die mehr gewohnt sind, ihre Glieder zu gebrauchen, als ihren Geist auszubilden. .
Man koͤmmt jedoch gluͤcklicherweise jetzt davon zu. ruͤck, und versucht immer mehr die nuͤtzlichen Theile der Wissenschaft in der gewohnlichen Volkssprache vorzutra⸗· gen, wie sie gebraucht wird, um die einfachsten Ideen auszudruͤcken. . .
Die Grundsaͤtze der Wissenschaft sind Wahrheiten mit Bestimmtheit zusammengefaßt, in die moͤglich we— nigsten Worte. Es sind Wahrheiten, welche das noth— wendige Verhaͤltniß angeben, daß zwischen den Gegen— staͤnden unserer Erkenntnisse oder unserer Arbeiten be— stehet. Sie sind einer Menge Anwendungen faͤhig. Diese Anwendungen zu kennen und ihren Gebrauch zu verstehen ist dem Gewerbtreibenden besonders Noth. Da— durch koͤmmt er in den Stand, von vorn herein zu be— stimmen, was ihm auszufuͤhren am nuͤtzlichsten sein wird. Er hat nicht noͤthig zu suchen, herumzutappen, Zeit und Stoff zu verlieren. Er besitzt einen treuen Fuͤhrer, um besser zu arbeiten, und mit groͤßerer Sicher— heit zu wirken. .
Die Mechanik insbesondere ist eine Freundin des Arbeiters. Sie hat den Zweck, ihn von den druͤcken«
nehmen. Er wird zwei gleich große Eimer an e Trage haͤngen, die sie in Gleichgewicht setzt. Auf di Weise wird er die beiden Eimer leichter und mit wen ger Schwierigkeit tragen, als wenn er nur einen y der Hand truͤge. Bedient er sich keiner Trage, so m er seine Arme von der senkrechten Richtung entsernz damit die beiden Eimer nicht mittelst ihrer Schm gegen seine Schenkel anschlagen. Die Trage zerth den Druck dieser Last, um ihn dem Gange des Trägt anzueignen.
Hiermit kann er schon seinen Kunden die doppe Menge Wasser zubringen. Mit Huͤlfe der Maschin wird er weit mehr leisten. Er bediene sich einer A ne, die 32 bis 36 mal so viel Inhalt hat, als ein mer, und setze diese auf einen zweiraͤdrigen Karr Alsobald wird er 16 bis 18 mal so viel Wasser du die Stadt fuͤhren, als mit der Trage, und 32 bis mal so viel als in einem Eimer. Schon diese einfach Maschine gewährt einen großen Vortheil.
Indeß dient das Faß bloß dazu, das Wasser! an die Thuͤre der Haäͤuser zu bringen. Wie hart n ermuͤdend ist noch das Geschaͤft, die beiden Eimer Treppen hinauf in die hoͤchsten Stockwerke zu trag in einer Stadt, wo es Haͤuser von sechs bis sieben gen giebt.
Versetzen wir uns nun in die Stadt, wo man Wasser, durch die Mittel der Hydraulik, d. h., d Theil der Mechanik, der das Wasser als Gegenst oder wirkendes Mittel gebraucht, bis in die Gipfel Haͤuser bringt.
Wir sehn mit einemmale die Arbeit vieler taus Menschen, die vorher wie Lastthiere gebraucht wurd in eine weit weniger erniedrigende Beschaͤftigung geaͤndert, welche einer Menge geschickter Handwerker thun giebt.
Die Maurer, Steinmetzer, Zimmerleute, Baum ser und Mechaniker führen die Canale und Wassen tungen aus, um das Wasser in die Stadt zu fuͤhnm die Grubenarbeiter, Metallgießer, Bleiarbeitet, Scha graͤber, bereiten, legen und loͤthen die hoͤlzernen, is nen, bleiernen Roͤhren, die das Wasser vertheilen sin Endlich ersetzen die Aufseher, welche uͤber di: Vugg lung wachen, und die Leute, deren einziges Gesch tarin bestehet, die Hahne an gewissen Stunden! Tages umzudrehen, die Traͤger und deren druͤcker Arbeit.
Durch Pumpen und Dampfmaschinen wird m das Heben des Wassers befoͤrdern, an welche Arbe gestellt werden, die leichte Verrichtungen ausfuͤhr Zur Fabrikation dieser Poumpen, dieser Dampfmaschi gehoͤren sehr geschickte Mechaniker und Arbeiter.
Alle diese Arbeiter werden in Thaͤtigkeit ges die unfoͤrmige Tonne des Wasserträgers und seine
den Arbeiten zu befreien, wobei der Mensch wie das das Thier wirkt, um Lasten zu schleppen, zu ziehen oder zu tragen. Sie beschaͤftigt sich mit Erfolg damit, zum Besten des betriebsamen Menschen weniger zum Vieh herabwuͤrdigende Arbeiten aufzufinden, bei welchen die Kraͤfte des , mit denen des Koͤrpers wechsel— eitig sich Beistand leisten. ;
2 vergleiche, z. B., zwei große Staͤdte. In der einen verschaffen sich die Einwohner ihren Hausbe— darf an Wasser durch Lasttraͤger. Die andere erhalte es durch Rohren, Wasserleitungen, Pumpen, Dampf— maschinen u. s. w. .
In der ersten Stadt muß eine große Menge Men— schen, vom Strohme bis in jedes Haus, unbequeme, schwere Eimer tragen. Der Traͤger wird wohl auch die Mechanik zu seiner Erleichterung, etwas in Anspruch
strengende Arbeit zu ersetzen. Wir sehen hier, wi rohen Beschaͤftigungen des Lasttraäͤgers durch die chanik in verstäͤndigere, leichtere, der Menschheit digere, Arbeiten umgeschaffen werden.
(Fortsetzung solgt.)
Königliche Schauspiele.
Donnerstag, 28. Juli. Im Opernhause:; „& Lear,“ Trauer spiel in 5 Abtheilungen, nach Shakspt von Schroͤder. ⸗
Freitag, 29. Juli. Im Opernhause: „Jesson
Oper in 3 Abtheil., von Gehe. Musik von Spohr
Gedruckt bei Feister und Eisersdorff.
; Redacteu r Job
ü ll ge eth e
hreußische Staats-Zeitung.
M
174.
Berlin, Freitag, den 29sten Juli 1825.
IJ. Amtliche Nachrichten.
Kronik des Tages.
Des Koͤnigs Majestaͤt haben dem bisherigen außer— ntlichen Professor in der juristischen Faknltaͤt der inigten Unwersität zu Halle, Dr. Blume, zum ntlichen Professor in gedachter Fakultaͤt zu ernennen,
die . desselben Allerhoͤchstselbst zu vollzie— geruht.
263 . 1
II. Zeitungs ⸗Nachrichten.
Ausland.
paris, 22. Juli. Der Moniteur enthaͤlt folgende hl. Ordonnanz: In Erwägung der Wichtigkeit, in der gallikanischen Kirche jene Kenntnisse und flaͤrung fortdauern, wodurch sie unter der Regierung rer Vorfahren sich so sehr ausgezeichnet hat, haben auf den Bericht unseres Ministers der geistlichen Unterrichts-Angelegenheiten befohlen und befehlen folgt: Art. 1. Es soll in Paris eine Central-An— fuͤr die hoͤhern geistlichen Studien errichtet werden. „2. Sie wird aus den ausgezeichnetsten von den seesen ⸗Bischoͤfen gewaͤhlten Subjekten bestehen. Es niemand darin aufgenommen werden, der nicht geistliche Weihe empfangen und die gewoͤhnlichen osophischen und theologischen Studien beendigt ha— wird. Jeder wird in der Sorbonne in Gegenwart Dortoren und Professoren, der Pariser theologischen ültaͤt, oͤffentliche Theses vertheidigen. Die weitern ikel und eine zweite erlassene Koͤnigl. Ordonnanz be— en sich auf die Einrichtung einer Commission, welche Statuten der Anstalt entwerfen und Vorschlaͤge we Ernennung der Ehefs derselben thun soll. Zu Mit— bern dieser Commssion sind vier Erzbischoͤfe, (unter rn der Cardinal de la Fare, und der Erzbischof von is) drei Bischoͤfe und vier Abbé's ernannt. In Ager (Departement Lot und Geronne) ist eine vor Gericht gestellt und zu fuͤnf Jahren Gefaͤng— verurtheilt worden, weil sie mehrere Personen unter Angabe, sie wolle sie vor dem boͤsen Einflusse der n sie und gegen ihr Vieh gerichteten Hexereien be— ten, um bedeutende Geldsummen betrogen hatte.
Zwischen Havannah und Bordeaux ist eine regel maͤßige Packet⸗Bot⸗Fahrt eingerichtet worden. Das er st hierzu gehöͤrende Packet-Bot ist vor einigen Tagen nach einer Fahrt von 42 Tagen in Bordeaux angekommen.
Fuͤnfproc. Rente 103 Fr. 15 C. — Dreiproc. 76 Fr. 10 C.
London, 19. Juli. Donnerstag Abend, als Herr Canning im Begriff war, zu einem Besuch bei Herrn Ellis in Lancashire abzufahren, wurde er von einer Ent— zuͤndung in den Eingeweiden befallen, wogegen Blut— igel gelegt wurden und woran er wohl ziemlich lange das Zimmer huͤten duͤrfte, obschon es allmaͤhlig besser mit ihm geht.
Gestern wurde feierlich der Grundstein zu dem neuen Hause fuͤr den Herzog v. Jork in Gegenwart Sr. K. H. selbst auf der Stelle, wo das alte gestanden, nahe an St. Jamese's gelegt.
Se. Maj. halten heute in Wind sor geheimen Rath.
Der Erb- Groß Falkonier von Englang, Herzog v. St. Albaus, Wm. Beauelerk, ist gestorben. Titel und . . auf seinen aäͤltesten Sohn, Grafen v. Bur—
ord, uͤber.
Die Times glauben, ungeachtet der widerholten Ge— ruͤchte von baldiger Auflosung des Parlaments, zuver⸗ sichtlich melden zu koͤnnen, daß die Minister solche jetzt nicht vor der Mitte naͤchsten Jahres beabsichtigen.
Zum staͤrksten Beweise, daß die in der abgelaufe⸗ nen Session nach so langen und beschwerlichen Debat— ten beschlossene Parlaments -Acte, wodurch der Katholi⸗ sche Verein in Irland bei harten Strafen verboten wor— den, ganzlich ihres Zweckes verfehlt, muß es dienen, daß nun wuͤrklich in Dublin ein „neuer Kotholischer Verein“ zu Stande gekommen ist, welcher sich bestimmt nur solche Gegenstaͤnde zum Zwecke gesetzt hat, die in der Acte nicht unter den verbotenen aufgezaͤhlt worden, und diese sind: Oeffentliche und Privat, Mildthaͤtigkeit; Eintracht zwischen allen Klassen von Irlaͤndern; religioͤse und sittliche Erziehung; Kirchenbau und Anschaffung von Begraͤbnißzlaͤtzen; Befoͤrderung von Wissenschaft, Landbau und Irischer Manufaetur; Umlauf von Schrif— ten, welche sowohl den Katholiken als ihren Protestan⸗ tischen Nachbaren dienen koͤnnen, Widerlegung der wi— der erstere im Laufe der letzten Session vorgebrachten Beschuldigungen enthaltend; und der einstweilige Zweck der Zustandebringung einer Zahlung (Census) der Bevoͤl— kerung Irlands nach den verschiedenen Secten. Seiner Benennung Katholisch ungeachtet, umfaßt der Verein nunmehr Irlaäͤnder von allen Confessionen und man wird den Sinn seiner Stiftung aus dem einzigen Umstande begreifen koͤnnen, daß der ersten Sitzung desselben auch der General-Anwald von Irland, Herr Plunkett, bei— wohnte. Begreiflich wird im Laufe der Debatten nie— mand verwehrt werden koͤnnen, die Gegenstaͤnde, welche