1825 / 186 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 12 Aug 1825 18:00:01 GMT) scan diff

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geruͤhmten Simplon⸗Straße zuruͤck, obgleich, da es ih⸗ nen an Lobrednern fehlt, in fremden Landern kaum noch ihre Existenz bekannt ist.

Ueber die Fabrikation der Zuͤndhoͤlzer fur die chemischen Feuerzeuge. .

Wenn es der Zweck der verschiedenartigen Aufsaͤtze,

die wir in diesem Abschnitt der Staats-Zeitung lie

fern, ist, den Einfluß der Gewerbe auf das Leben zu

zeigen und die Folgen, welche aus deren Fortschritte fuͤr

das Ganze entstehen, vor Augen zu stellen, so muß es auch erlaubt sein, uber Gegenstaͤnde zu sprechen, die als geringfuͤgig erscheinen, es in sich selbst aber nicht sind, fondern bei ihrem anspruchslosen Auftreten, doch im— mer einen gewissen Grad von Wichtigkeit im Gebiete der Industrie haben. Dieser ist ihnen insbesondere dann nicht abzusprechen, wenn sie neben der Nuͤtzlich⸗ keit, die bei ihrer Erzeugung zunaͤchst bestrebt wird, noch die Wirkung hervorbringen, daß sie den zerstoͤren⸗ den Verbrauch von Dingen abschaffen, oder doch wenig— stens dazu beitragen, ihn zu vermindern, die auf eine andere Weise besser benutzt, zu Gute gemacht, und zum Betriebe anderer Gewerbe vortheilhaft angenommen wer— den koͤnnen.

Zu dieser Art von Gegenstaͤnden, deren Gebrauch erst in der neueren Zeit ins Leben getreten ist, und den man dem wohlthätigen Umstande verdankt, daß die Entdeckungen der Chemie, nicht mehr wie fruͤher, im Schooße der Wissenschaften sich verschließen, sondern in die wirkliche Welt uͤbergehen und praktisch werden, ge— hoͤren die chemischen Feuerzeuge, die sich so brauchbar und nuͤtzlich gezeigt haben, daß sie nach wenigen Jahren ihrer ersten Erscheinung eine fast beispiellose Verbrei— tung gefunden, und zu einem unentbehrlichen Hausrathe geworden sind.

Als dieses haben sie an sich fuͤr das Leben einen unverkennbaren Werth. Dieser wird aber dadurch noch ungemein erhoͤhet, daß sie das sonst gewoͤhnliche Feuer— zeug mit Zunder und Stahl unentbehrlich gemacht, und bei der Gewaͤhrung einer weit größeren Bequemlichkeit, Feuer hervorzubringen, der Vernichtung der Lumpen Schranken gesetzt haben, wovon ehemals eine ausser— ordentlich große Menge zu Zunder verbrannt wurde. Diese entging der Papierfabrikation, welche sich eines beträchtlichen Theils des ihr unentbehrlichen, durch kein Surrogat zu ersetzenden, Materials beraubt sah, daran

zangel litt und uͤber die graͤnzenlose Zerstoͤrung der Lumpen mit Recht klagen konnte.

Die Einfuͤhrung der chemischen Feuerzeuge und das Entstehen der damit verbundenen Fabrikation der Zuͤnd— hoͤlzer haben ein neues Gewerbe begruͤndet, das jetzt vielen Menschen Beschaͤftigung und Erwerb darbietet. Sie verdanken diese der Wissenschaft, so wenig viele von ihnen es ahnen moͤgen. Und so zeigt sich auch wie— der bei diesem anfänglich nicht genug gewuͤrdigten Ge— genstande, wie sich das Gebiet der gewerblichen Geschaͤf— tigkeit bei der fortschreitenden Cultur der Wissenschaf— ten stets erweitert, indem sie derselben immer mehre und neue Objecte darbietet, woran sie sich uͤben, und zu deren Hervorbringung die schaffende Kraft des Men— schen angewendet werden kann. So lange die Wissen— schaft in Thätigkeit bleibt, wird es den Kuͤnsten und Gewerben nie an neuen und fruchtbringenden Arbeits—

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Zweigen fehlen, und die Gelegenheit zum Erwerb auch fortwährend vermehren. Das kleine, win chemische Feuerzeug erhoͤhet nicht allein die Geschän

die Hande mehrerer Handwerker in Bewegung. Holzfäller und Holzschneider, der Klempner, der n rer, der Korkschneider, der Bleigießer u. s. w. tra zu dessen Darstellung in verschiedenen Formen bei. Da insbesonde ze die Bereitung der Zuͤndhoͤlzer eine! beit fuͤr die geringere Volksklasse abgiebt, so mag! eine Beschreibung des dabei zu beobachtenden Ver rens folgen:

Aus leichtem Fichtenholz (alten Mastbaäͤumen) g Birkenholz werden Kloͤtze von etwa 3 Zoll Hoͤhe schnitten; dann die eine Seite des Hirnholzes n sauber und glatt gehobelt. Geschieht das nicht, so stet es zu viel Zuͤndmasse und die Hoͤlzer zuͤnden schla weil kleine Holzfasern mit in die Masse kommen, wo die Einwirkung der Schwefelsaͤure verhindern. Hien spaltet man sie mittelst eines breiten Messers und zernen Schlaͤgels kreuzweise in der Dicke eines sta Strohhalms. Man kann diese Hoͤlzer auch auf V werken mit Schneiden verfertigen, wie dieses in In reich geschieht.

Man nimmt von diesen Hoͤlzern 50 bis 10 eine Hand, so daß die gehobelte Hirnseite derselben einer Richtung liegt, taucht dieses Ende in fließe Schwefel und rollt die Holzer in beiden Haͤnden, sie nicht an einander kleben.

Zur Zuͤndmasse werden genommen: Schwefelblu 1 Pfd. 28 Loth, Zinnober 8 Loth, Gummi arabie 8 Loth, Gummi traganth 6 Loth, Colophonium 6 Jede dieser Substanzen wird zuerst fuͤr sich allein dem zartesten Pulver zerrieben, und hierauf werden untereinander gemengt. Alsdann zerreibt man! Loth Chlorsaures Kali zu einem moͤglichst zarten ver, und mengt sie vorsichtig mit F der obigen Me

keit des Fabrikanten chemischer Praͤparate, sondern s f

Um Explosionen zu vermeiden, zerreibt man das

allein in einer Porzellan⸗Schaale oder Moͤrser. ES es feucht werden, so erwaͤrme man es in der Ofen ganz gelinde. Je feiner das Kali ist, je groͤßer si Ausbeute. Ein Pfund Kali giebt 180, bis 26 Zuͤndhoͤlzer. Das Ganze wird mit wenigem Wasgg einem dicken Brei angeruͤhrt, in welche man jedes! zelne Zuͤndholz mit dem Schwefel-Ende taucht, und auf ein schmales Brett legt, so daß das Ende mit Zuͤndmasse über den Rand hinwegliegt. Nach Trocknen bindet man die Zuͤndhoͤlzer hun dertweise sammen.

Königliche Schau spiele. Donnerstag, 11. August. Im Schauspielhät „Die Soldaten,“ Schausp. in 5 Abtheil., von Aru neu bearbeitet von K. Dielitz. Hierauf: „Ahnens in der Kuͤche,“ Posse in 1 Aufzug, nach dem Fh bearbeitet von Th. Hell.

Freitag, 12. August. Im Schau spielhause: monte und Constanze,“ Oper in 3 Abtheil., Mnsik Mozart.

Gedruckt bei Feister und Eisersdorff.

Redacteur John

Allgemeine

eußische Staats- Zeitung

W 186.

Berlin, Freitag, den 12ten August 18235.

J. Amtliche Nachrichten.

R se nil de g g g. Der Ober⸗-Landesgerichts Referendarius Christoph

usch ist zum Justiz-Kommissarius beim Land- und

adtgerichte in Muͤnster bestellt worden.

Angekommen. Se. Durchlaucht der Fuͤrst Ga— in, von Leipzig.

Abgereist. Se. Durchlaucht der Fuͤrst Gort— akow, als Kourier von Paris nach St. Petersburg.

II. Zeitungs⸗-Nachrichten.

Aus lan d. Paris, 5. August. Der Koͤnigl. Preußische Ge—

bte, Hr. Freiherr v. Werther, hat vorgestern zur er des Geburtstages des Koͤnigs von Preußen ein

aglaͤnzendes Diner gegeben, bei welchem die frem— Botschafter, Gesandten und Geschaͤftsträͤger, wie 6 Minister Sr. A. C. Majestaͤt zugegen gewe ind. Aus Frankfurt schreibt man, daß die großen Kapi— sten Deutschlands ihren hiesigen Geschaͤftssreunden Auftrag ertheilt haben, ihre Renten in dreiprocen— umschreiben zu lassen. Die Etoile theilt den Bericht eines Reisenden mit, auf dem Wege von Cerigo nach Zante bei Modon Land gegangen ist. Mit Uebergehung der darin haltenen, fuͤr uns nicht mehr neuen, Nachrichten he— wir die Schilderung heraus, welche er von dem ptischen Heere und von Ibrahim Pascha selbst giebt; aͤgypptische Armee besteht jetzt aus 12,0060 Mann anterie, 2000 Mann sehr guter Kavallerie und 2 npagnien Sappeurs, die von zwei Europäern befeh— werden. Diese Armee ist vom besten Geiste beseelt hat zu ihrem Befehlshaber ein unbedingtes Ver— hen. Daß sie den griechischen Soldaten vorzuziehen ist unbestreitbar. Sie ist sehr gut verproviantirt; täglichen Rationen bestehen aus Zwieback, Reis und tter. Die Infanterie ist mit einer Flinte nebst Ba— t bewaffnet, außerdem hat jeder Unteroffizier einen bel. Indes der vier Regimenter hat zwei europäi— Instructoren. Ibrahim Pascha ist beim Angriff

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immer der Erste und selten faͤllt ein Flintenschluß, wo er nicht dabei ware. Er sieht und leitet alles selbst, in der Armee genießt er eine um so großere Popularitaͤt, als er, wie in Allem, so auch in seiner Tracht sehr ein— fach, das Naͤmliche von den unter ihm stehenden Be— fehlshabern verlangt, welches auf die Araber einen sehr guten Eindruck macht. In der ganzen Armee befinden sich ungefähr 30 Europäer, wo von 10 Instructoren sind, alle Uebrigen sind Aerzte, Chirurgen, Apotheker und Lazarethdiener. Man zaͤhlt unter ihnen einen Cor— sikaner, einen Englaͤnder und einen Deutschen. Die Andern sind Italiener. Obgleich sie der christlichen Re— ligion nicht abgeschworen haben, tragen sie doch saͤmmt— lich tuͤrkische Namen und tuͤrkische Kleidung.

Fuͤnsprocentige Rente 102 Fr. 50 C. Dreiproc.

765 Fr. 63 C. London, 5. August. Die Feuersbruͤnste, welche in der letzten Zeit auf dem Continent so sehr zugenom— men haben, vervielfältigen sich auch in England auf eine hoͤchst betruͤbende Weise. Die Folgen solcher Un gluͤcksfaͤlle sind aber hier, wo die Häufer so sehr leicht gebauet werden, in der Regel viel großer.

Am 2. kamen Se. Maj. nach Carltonhouse und hielten geheimen Rath. Nachmittags kehrten Sie nach Wind sor zuruͤck.

Dienstag arbeitete der K. Daͤnische Gesandte im auswärtigen Amt.

Dienstag Abend wurde der Koͤnigsbote Warren mit Depeschen vom auswärtigen Amt an den K. Gesandten in Madrid abgefertigt.

Dienstag sah man in Carlisle und weiter noͤrdlich 7 3 . herrliches Nordlicht in vielen wechselnden

arben.

Am 21. ist in Genua die Quarantaine auf Schiff. aus England wieder aufgehoben worden.

Es sind Calcutta-Zeitungen bis zum 8. Maͤrz ein— gegangen, die einen fehlgeschlagenen Angriff des Obersten Hampton (unter Sir A. Campbell) auf Ramree mel⸗ den, wovon der Hurkaru umstaͤndlich berichtet, was aber die Regierungs-Zeitung als unbedeutend darzustellen sucht und sagt, der Oberst habe ohne Befehl und Zu— sammenhang mit dem allgemeinen Operationsplan ge— handelt. General Shuldham war im Vorruͤcken auf Munnipore weiter gekommen.

Berichten aus der Capstadt bis zum 1. Juni zu— folge ließ Lord Ch. Somerset die von ihm ausgestellten Tresor-Scheine unter der Hand einloͤsen, weshalb man seine Abreise erwarten wollte. ͤ

Ueber Neuyork haben wir Mexicanische Zeitungen bis zum 1. Juni erhalten. Am 31. Mai hatte Herr

¶Vard als K. Großbr. Geschaͤftstraͤger seine prachtvolle

Antritts Audienz beim Praͤsidenten erhalten, welcher am 1. Juni die des Americanischen Gesandten, Hrn. Poin—