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baren Ausspruch veranlaßt haben: „Wer der Bevös rung Einhalt thun wollte, und in Wahl der Mit dafuͤr gleichguͤltig waͤre, koͤnnte kaum ein kraͤftigeres wenden, als fuͤr unbedingte und unbeschraͤnkte Aufnahr von Kindern recht viele Findelhaͤuser zu errichten.“
Geständniß ist schauderhaft, aber wer will ihm, bei de vor Augen liegenden Thatverhalt, widersprechen? W ren, sagt Hr. Malthus, die Kinder des Findelhau in der Pflege ihrer Eltern geblieben, so mag, wie man Gefahren ihnen auch hier drohten, doch Niemand ju feln, daß eine ungleich großere Zahl derselben beim! ben geblieben seyn wurde. „Will man die Sache nil uͤbersegen,“ setzt er hinzu, „wird man sich uͤber zeug daß die Findelhaͤuser nicht allein nur ihren unmittel ren Zweck verfehlen, sondern daß sie auch einerseits Sittenverderbniß maͤchtig befoͤrdern, und andererst der Erhaltung und Zunahme der Bevoͤlkerung bedn sam entgegen wirken. Die Verhuͤtung einzelner Zeit zu Zeit eintretender Falle von Kindermord, n Furcht vor Schande, wird allzu theuer durch ein N tel erkauft, das die ehrwuͤrdigsten und wohlthaͤtig sittlichen Gefuͤhle im Volk ersticken hilft.“ Bemerk werth ist annoch ein Schlußabschnitt der Schrift! Hrn. Chateauneuf, welcher eine vergleichende Ueber
Allgemeine
sreußische Staats -Zeitung.
gemittelten Verhaͤltniß der Sterblichkeit der Kinder überhaupt einen vergleichenden Standpunkt zu erhalten. Aus den diesfaͤlligen Forschungen des Hrn. de Chateau— neuf geht hervor: daß die vor funfzig Jahren gemach— ten statistischen Berechnungen uͤber die menschliche Lebens dauer gegenwärtig keineswegs mehr unbedingt richtig und anwendbar sind; daß besonders in der ersten Lebens periode, von der sichs hier einzig handelt, die Sterb⸗ lichkeit abgenommen hat; daß wenn die meisten Berech⸗ nungen fuͤr zuverlaͤßig gehalten werden koͤnnen, diese Sterblichkeit, die vormals fuͤr das erste Lebensjahr auf die Haͤlfte, oder auf 50 vom 100 anstieg, auf zwei Fuͤuftheile gesunken zu sein scheint; daß die selbe in meh— rern Hauptstaͤdten 40,08 (in London), 41,73 (in St. Petersburg), und vollends nur 37,27 gegenwartig in Paris beträgt. Es ist aber leider der Fall, daß die Ürsachen, welche einen so guͤnstigen Einfluß auf die Sterblichkeit der Kinder im Allgemeinen zu Tage legen, denselben auf die Klasse der Findelkinder nicht ausdeh— nen, deren Sterblichkeit unverhältnißmaͤßig groß bleibt. Es sterben gegenwartig in Frankreich, nach der Versiche⸗ rung des Hrn. de Chateauneuf, beinahe drei Fuͤnftheile, oder 60 vom 100 dieser ungluͤcklichen Kinder schon im ersten Lebensjahre. Seinen gesammelten Angaben zu—
M 188.
Berlin, Montag,
den 15ten August 1823.
l. Amtliche Nachrichten.
Kronik des ZTages.
Grenelle einen Hafen an
U zulegen, und von is bi
ö i. einen Kanal zu fuͤhren; heute sagt 1 6
ö taatsrath diesen ihm zur Berathschlagung vorgelegte ntwurf gebilligt habe; was diese Neuigkeit zu*b a !
gen scheint, ist, ,
folge findet sich das guͤnstigste Verhältniß der Sterb⸗ lichkeit dieser Kinder im Elsaß, wo sie 15,25 auf 100 be— tragt; am staͤrksten erscheint sie in den Provinzen Maine und Bourbonnais, dort im Verhaͤltniß von 75,50, hier von 80, 04. Die se⸗ Angaben sind vom Jahr 1821. Ein Bericht, durch den Minister des Innern im Jahr 1813 erstattet, sagt ausdruͤcklich: es sei die Zahl der zu Paris in den Jahren 1787, 1788 und 1789 gestorbenen Findelkinder zur Gesammtzahl der ausgesetzten oder ins Findelhaus aufgenommenen, im Verhaͤltniß von 29 zu 32 gestan— den; dagegen in den Jahren 1815, 1816 und 1817 das Verhältniß der gestorbenen zu den aufgenommenen Fin— delkindern dasjenige von 24 zu 32 war. Hier finde sich aber eine merkliche Besserung erzielt. Auf jeden Fall aber geht aus allen gesammelten Angaben unzweideutig hervor: daß waͤhrend der zehn ersten Lebensjahre das Verhaͤltniß der Sterblichkeit bei den Findelkindern gar viel unguͤnstiger bleibt, vetpflegten Kindern; daß unter einer gegebenen Zahl Findelkinder die gekehrtem Verhaͤltniß mit der Zahl der ihnen gegebenen Ammen steht, zum Beweis, daß die Muttermilch auf jeden Fall die dem Säugling entsprechendste Nahrung ist. Alsdann sind es, bei uͤbrigens gleichen Umstaͤnden, die bei minder duͤrftigen Ammen, welche eine Kuh be— sitzen, versergten Kinder, welche die guͤnstigste Aussicht auf Lebenserhaltung haben. Wesentslich aber wird die Sterblichkeit in den Findelhaäͤusern vermehrt, durch den traurigen und elenden Zustand, worin die neuge, bornen Kinder gebracht werden, und durch den Mangel jener wohlthaͤtigen Waͤrme, den die Mutterbrust ihnen durch eine Art belebender Inkubation ertheilen sollte. Diese Ursachen liegen außer dem Bereich der Hospiz— Verwaltung und ihnen ist zuzurechnen, daß im Zeit— raum von acht bis zehn Tagen, oder auch weni— ger, welche die Findlinge im Pariser Spital zubrin— gen, bis sie den Ammen auf dem Lande uͤbergeben wer— zen koͤnnen, uͤber ein Viertheil derselben stirbt. That, sachen, wie die vorstehenden, und die Betrachtung, daß wenn keine Findelhäuser vorhanden wären, die meisten Muͤtter ihre Kinder selbst stillen, oder fuͤr ihre Verpfle⸗ gung Bedacht nehmen wurden, — sind es dann wohl auch gewesen, die den Britten Malthus zu dem furcht—
als bei den von ihren Eltern
Sterblichkeit des ersten Jahres in um⸗
der Erziehung liefert, die den Findelkindern in den! schiedenen europaͤischen Staaten zu Theil wird.
Frankreich erhalten sie die einfachste und mangelhaft wie ihnen solche von den meist armen Eltern waͤre theilt worden, und eben so werden sie zu den gem sten Handthierungen angeleitet. In Madrid soll! Ungluͤck ihrer Geburt durch eine lieberale Erziehung wissermaaßen Ersatz und Entschaͤdigung erhalten, so
die Kinder, welche am Leben bleiben, in ihrem Ung Schicksale fin moͤgen. In Neapel, Moskau, St. Petersburg wal
Grund und Veranlassung guͤnstiger
die natuͤrlichen Anlagen der Kinder zu Rath gezo und je nach Maaßgabe derselben, ihnen Unterrich Handwerken und mechanischen Kuͤnsten ertheilt, auch, wo sattsame Begruͤndung gefunden wird, wis schaftliche Bahnen ihnen eroͤffnet.
Königliche Schauspiele.
Sonnabend, 13. August. „Fridolin,“ Schauspiel in 5 Abtheilungen, von F.
Holbein; nach Schillers Gedicht: „Der Gang nach! hierin als Graf!
Eisenhammer.“ (Hr. Lemm wird Savern wieder auftreten.)
Sonntag, 14. August. Hochzeit des Figaro,“ Oper in 2 Abtheil.,
Musik von Mozart. ö.
„Der Vetter aus Brema oder: „Die drei Schulmeister,“ Spiel in Versen, 1 Aufzug, von Theodor Koͤrner. Hierauf: „Der! heime Registrator,“ oder: „Die versalzenen Klůj Lustspiel in 1 Aufzug, von J, v. Voß. Und: schwarze Mann,“ Posse in 2 Abtheilungen, nach Franzoͤsischen, von Gotter.
Montag, 15. August. Im Schauspielhause: Aussteuer,“ Schauspiel in 5 Abtheilungen, von A. Iffland. (Mlle. Caroline Bauer: Sophie.)
Im Opernhause: 9 mit
In Charlottenburg:
Gedruckt bei Feister und Eisersdorff.
Redacteur Joh
Im Schauspielhan
Seine Masestäͤt der Konig haben dem Gro . Mecklenburg Schwerinschen Ober⸗ . Hof⸗ Cavalier Ihrer Königlichen Hoheit der Frau hroßherzogin zu Mecklenburg Schwerin, von Buͤ— „den St. Johanniter Orden zu verleihen geruhet. Seine Majestàt der Koͤnig haben dem Lehrer storff an der evangelischen Stadtschule zu Solin— im Regierungsbezirk Duͤsseldorf und dem Cantor Schullehrer Busse zu Heepen, im Kreise Biele— das allgemeine Ehrenzeichen zweiter Classe zu ver— geruhet.
1
Se. Majestät der König haben den Adel des Se— ‚Lieutenants im vierten Infanterie-Regiemente, st Wilhelm Horn, zu erneuern geruhet.
II. Zeitungs⸗Nachrichten.
Ausland.
Paris, 8. August. Seit vorgestern fruͤh ist da bniß der bisher geschehnen rn, ,, nt. Den 5. Abends versammelte sich die Commis⸗— um 12 Uhr wurden die Bordereaux geschlossen des Morgens um 3 Uhr unterzeichnete die Com on das Protocoll, aus welchem hervorgeht, daß bis— umgewandelt worden sind 17, 700,892 Fr. Rente ndirte Umschreibungen wegen gels einiger Documente 377, 0984 12,510,292 ö
ten eingegangene Antraͤge auf handlungen 1 1 *. *. * Total Summe. 3 633 733 — in dreiprorentige Rente umaeschrieben , . 8 Ersparniß: 6, 137,653 un J 16 . * . a g des Nominal⸗Capitals der Schuld: ie Herzogin von Berry ist in Dieppe angeko und eben so glaͤnzend wie freudi 4 * empfangen worden. ; rn, or mehreren Tagen hieß es, daß der Staatsrath
1 nit dem Entwurse beschaͤftige, auf der Ebene von
daß mehrere Ingenieurs, wie di nale anzeigen, das Verhaͤltniß der Höhe 1 nn. des Rheins zu der Marne und der Marne zur S. e , , der 6 von Paris wuͤrde demnach 2 ü ! heine in Verbindung zu stehen kom w daß der Handel . 3 ptstadt von Frankreich bedeutend zunehmen
Ein hiesiges Blatt sagt: Wir wi
esiger ꝛ wissen 2 daß bei der ersten Sitzung . , . vorgeschlagen werden wird, wel— 8 e hat, von den Waarer
welche die Unabhängigkeit der , ,,,, haben werden, eine Abgabe zu erheben, die dem ö 6 . 1 2 von jenen , g die bei den ern fabricirt welche mit den konfoͤderirten Staaten , , . 6 Vertrag abgeschlossen haben. Indem wir dic. d,, . bekannt machen, haben wir nicht allein er j sicht, dem Ministerium die Nothwendigkeit begreif a , 6 , , das System des **
en inets zu befolgen, sondern wir m auch eine Pflicht daraus, die fran zsischen . und Handelsleute davon in Kenntniß zu setzen, dere projektir te Sendungen durch diese neue Man ßre el ; ,, stoßen konnten. 6 . Ein Ausschuß von Artillerie-Offizieren 9 die sem Augenblicke in den festen irenn 241 6. Frankreichs das Geschuͤtzwesen, und wird die naͤmliche Untersuchung auf der Insel Korsika fortsetzen
64 Perpignan hat eines der dortigen Handelshau⸗ ser bei dem Maire um die Befugniß angehalten, auch . — 23 und Festtagen in seinen Wolltrocken, Wer- en 4 eiten zu durfen, und hat als Unterstuͤtzungsgrund angefuͤhrt, daß den Landleuten wahrend der Erndte ge⸗ . sei, an Sonntagen Feldarbeit zu verrichten. Der 1 hat schriftlich zur Antwort ertheilt, nur wenn 9. geilo, T gde die Erlaubniß zur Arbeit gaͤbe . . 26. . enthalten, an Sonn- und Fest: ern. e Arbeit in den Wolltrocken⸗Werken zu
Ein ehemaliger Israelit, Hr. Drach, d
* ali ö er zur tholischen Religion übergetreten ist, hat die 66
die ihn dazu bewogen haben, oͤffentlich in eine ᷣ
bekannt gemacht, die den Titel fuͤhrt: „Brief 22 lehrt: Rabbiners an die Israeliten, seine Bruͤder.“ Die Etoile preiset diese Schrift sehr an und stellt ei⸗ nen Vergleich zwischen ihr und dem Glaubensbekennt— niß des Hrn. Mollard an, der natuͤrlich zum Vortheil