1825 / 197 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 25 Aug 1825 18:00:01 GMT) scan diff

N63

London, 16. August. Die Nachricht von dem neuesten Schritte der franzoͤsischen Regierung in Bezug auf Haity ist am 12ten aus Paris hier eingelaufen. Der Courier lobt diese, in financieller Hinsicht, weit mehr aber noch in politischem Betracht, wichtige Maßregel, durch welche, wie er sich aͤußert, Frankreich seinem bis— herigen Princip sehr weislich entsagt und die Unab⸗ haͤngigkeit einer empoͤrten Kolonie anerkannt habe; eines der Hindernisse, welche Frankreich bei der Frage uber die neuen Staaten von Suͤdamerika im Wege gestanden hatten, sei dadurch beseitigt worden.

Die Bauwuth hat hier zu Lande noch nicht nach— gelassen. Die daraus entspringende Nachfrage nach Ziegeln und Mauersteinen ist so groß, daß eine mehr⸗ jährige Fabrikation kaum zur Befriedigung. derselben hinreichen wird und bis auf vier Jahre hinaus Bestel⸗ lungen vorhanden sind. Zu einer rascheren Befriedigung der Nachfrage fehlt es um so mehr an Arbeitern, als viele derfelben sich nach Suͤdamerika gewendet haben, wo die Anlegung neuer Staͤdte den Ziegeleien reichliche Beschaäͤftigung gewahrt und eine Menge Haͤnde in Thaͤ— tigkeit setzt.

Briefe aus Alexandrien vom 23. Juni bestaͤtigen es, daß j die Baumwoll Verschiffungen auf Spekulation fuͤr Mahomed Ali, des Vicekönigs Rechnung, sehr gehemmt worden sind, wie dies bereits Anfangs März zu erwar,— ten stand, indem er schon damals nicht im Stande war, seinen Agenten die Quantität von 34,000 Ballen zu liefern, Und daß demzufolge mehrere Schiffe ohne volle Ladung segeln mußten. Wie es scheint, hat der Pascha zur Verladung seiner Baumwolle beinahe eine Flotte von Kauffahrteischiffen annehmen lassen; denn es befan den sich anfangs Maͤrz in Alexandrien 49 brittische Schiffe, und mehrere andere, saͤmmtlich um Baumwolle einzunehmen, liefen ein, wahrend sich die Baumwolle selbst auf den Feldern noch in der Huͤise befand, und ein großer Theil derselben in den Plantagen buchstaäb, lich verfaulte, indem die nicht zahlreiche und sehr be— druckte Bevölkerung unzulänglich war, die em Produkte die noͤthige Sorgfalt zu schenken, und sie auch nicht das mindeste Interesse dabei hatte, da alle Erdprodukte Egyptens das gänzliche und alleinige Eigenthum des Pascha's sind. Man vermuthet, daß die Revenue des Pascha's in diesem Jahre sehr leiden wird; die Haͤlfte der Ländereien in Ober-Egypten und ein Drittheil der— jenigen in Nieder-Egypten sind nicht bebaut und zahlen daher keine Taxen; es wird kein Waizen auszufuͤhr en sein, und an andern Artikeln, welche hätten auf dem Brachlande angebaut werden sollen, wird es fehlen. Dies alles muß der Liebhaberei des Pascha's, eine nach europaäischer Tactik disciplinirte Armee zu haben, und seinen Handels- und Kriegsunternehmungen zugeschrie ben werden, welche letztere er fortwährend ohne Ruͤck sicht auf die kleine Bevölkerung (23 Millionen Seelen) unternimmt. In Groß-Cairo haben die Granden einen

Congreß gehalten, um uͤber die Franzen zu debattiren;

man vermuthet, daß der Gehalt der Ober-Beamten ver— mindert werden wird; die Best-Unterrichteten befuͤrchten indessen, daß der wahrscheinliche Zweck des Congresses der war, von dem armen Volke das zu eipressen, was ihm noch uͤbrig geblieben ist, damit Se. Hoheit die Kosten seiner Expeditionen gegen Griechenland, seiner Invasion in Syrien, und der beabsichtigten Besitznahme der Gebiete in der unmittelbaren Nachbarschaft unserer indischen Besitzungen bestreiten kann. Die Expeditionen gegen Griechenland muͤssen den Schaß Sr. Hoheit sehr dünn gemacht haben, denn die Fracht der europaͤischen Transportschiffe allein betrug nicht weniger als 4 Mil⸗ lion Dollars oder hundert tausend Pfd. Sterl.

Die neue Anleihe von Guatimala, in Betrag von 17 Millionen Pfund Sterl., welche am 22, dieses Mo— nats in derselben Weise, wie die letzte mexicanische An—

786

zem Jedem das Seinige gegeben wird. Griechenland, zeiches seit Jahrhunderten unter dem erdruͤckenden Joche pmuselmännischen Usurpation schmachtete, hatte gehofft, se christlichen Fuͤrsten wurden es dieser Selaverei eut— ßen. Vom Jahre 1770 bis 1807 hat Griechenland ine Befreiung von Rußland erwartet. Hierin ge— zuscht, wendete es seine Blicke gegen Frankreich, und s 1812 dies Traumbild verschwand, setzte es sein Ver— auen auf England. Die Besetzung der Jonischen In— in durch die Englaͤnder, rechtfertigte diese Hoffnungen Griechen, aber die Abtretung von Parga an den

leihe zugeschlagen werden soll, beschäftigt dermalen n sere Kapitalisten. Zu welchem Preise sie auch ah schloffen werden möge, so bietet man jetzt schon 159 Praͤmie. 1 .

Auf einem der jetzt hier vor Anker liegenden Schis das von New Orleans gekommen ist, ist ein 4 Fuß l ger Alligator zu sehen, der, wie man meint, das on fache seiner dermaligen Laäͤnge erreichen wird. Er is Monate alt und an den Ufern des Mississippi gefangn alle bisherigen Bemuͤhungen, ihn zahm zu machen,

fruchtlos geblieben. Man gedenkt ihn nach der Mu gerie des Tower zu bringen.

Consols auf Abrechnung fuͤr den 26sten 89. Franzoͤsische dreiprocentige Rente 73 Fr.

Bruͤssel, 19. August. Se. Kon. Hoh., der He zog von Cambridge, ist mit seiner Gemahlin und folge, uͤber Calais von London zuruͤckkehrend, hier getroffen.

Der von der Franzoͤsischen Zeitung l' Etoile gema ten Anzeige, als hätte der Erzbischof von Mecheln geweigert, den Titel eines Kurators des in Loewen errichtenden philosophischen Kollegiums für junge ka

äoͤmisch-Katholischer Religion, die sich dem Prist stande widmen wollen, anzunehmen, widersprechen of liche Blätter dieser Stadt durchaus.

Einige oͤffentliche Verwaltungen dieses Koͤnigre welche Inseriptionen zu 5 pCt. auf den oͤffentln Schatz von Frankreich besaßen, haben angefragt, o deren Ummandlung in 3 pCt. oder 45 pCt. betten sollten; unser Gouvernement hat zur Antwort erthä es sei vorzuziehen, die Sache abzuwarten, weil ein? säumniß der Umwandlung nichts Uedleres zur Folge ben konnte, als die Ruͤckzahlung des Kapitals, wel alsdann die Eigenthuͤmer in den Stand setzen mi solche Kapitalien in die oͤffentlichen Niederlaͤndis Fonds anzulegen. Koͤnnten diese Verwaltungen Inseriptionen jetzt uͤber Pari verkaufen, so wuͤrde als das Vortheilhafteste erscheinen.

Wien, 18. August. JJ. MM. der Kaiser die Kaiserinn sind am 9. August um 12 Uhr Mitta in Begleitung des durchlauchtigsten Erzherzogs Fe Carl und Hoͤchstseiner Gemahlinn kk. HH., von Wa dig zu Treviso angekommen, und von der herbeigeßslk ten Bevoͤlkerung der Stadt und der umliegenden o schaften mit den lebhaftesten Ehrfurchts, und Fremn bezeigungen empfangen worden. Um 5 Uhr Nachm tags empfingen Se. Majestaͤt die Aufwartnng der oh sten Behörden. Abends war die ganze Stadt a glaͤnzen dste erleuchtet, und die erlauchten Herrschaf geruhten auf die ehrerbietige Einladung der Munien litäͤt, den Marktplatz in Augenschein zu nehmen, zu Ehren der allerhschsten und hoͤchsten Gaͤste eine M ren- und Producten-Ausstellung in einer zu dil Behufe prachtvoll erleuchteten Gallerie veranstaltet h den war. JJ. MM. geruhten diesem ganz eigenthh lichen und anziehenden Schauspiele die huldreichste l

von sich selbst ihre Befreiung erwarten duͤrften.“ „Das Gemaͤlde der Erniedrigung Griechenlands weist hinlaͤnglich den Untetschied zwischen dem Auf— ande dieses Landes und den Revolutionen, welche Eu— za bis jetzt beunruhigt haben. Ungern gestehen wir hein, daß eine so lange und so erniedrigende Selave— den Charakter der Griechen entwuͤrdigt hat. Nicht der Sultan, die Veziere, die Pascha's, die Aga's, ndern auch der geringste Janitschar uͤbten ihre ange— rne Grausamkeit ungestraft an den Griechen aus und halteten nach Gutduͤnken uͤber das Leben, das Ver— zgen und die Ehre der Familien. Geschaͤndere Jung— auen, Weiber, die aus den Armen ihrer Maͤnner ge— ssen wurden, um das Opfer der schamlosesten Bruta— ät zu werden, eigenwillige Erpressungen und Bedruͤk— ngen aller Art, dies war das schreckliche Schicksal r Hellenen, dies war der bittere Kelch, den sie bis if den Grund zu leeren gezwungen wurden und nicht imer konnten sie um diesen Preis einem blutigen Tode trinnen, denn kein Tuͤrke tragt eine Waffe, die nicht n dem Blute der ungluͤcklichen Christen gefarbt sei. ziewohl die christliche Religion geduldet ist, und un— ichtet der ungeheuern Summen, womit diese Duldung auft war, warden oft die heiligen Bilder zertruͤmmert, 'sere heilige Religion auf alle Weise entweiht, und r mit dem größten Geheimnisse und mit Gesahr es Lebens konnten unsere Bruder die Religion ihrer äter ausüben.“

„Verderbliche Absichten waren es also nicht, welche s Hellenen antrieben, fuͤr ihre Befreiung aufzustehen; fe Erhaltung gebot es ihnen. Ihr Aujistand war ge— ht, denn er war nothwendig, und der Himmel selbst ihre Anstrengungen beguͤnstigt; der Gott der Armeen den ottomanischen Phalanx zerstoͤrt.“ „Griechenland fuͤhlt jedoch das dringende Beduͤrf— 5, sich unter dem väterlichen Sceepter eines christlichen

apostolischen Monarchen zu einem unabhaͤngigen puigreiche zu vereinigen. Es verlangt einen christli— n Monarchen aus koöͤniglichem Gebluͤt, denn er allein nn die oͤffentliche Ruhe wieder herstellen, die buͤrger— he Zwietracht dampfen und das persoͤnliche Trachten ch Gewalt ersticken; er allein kann unsere heilige ligion schuͤtzen, und die heiligen Bande der Gemein— sast enger schließen mit dem Roͤmischen Stuhle, den merksamkeit zu schenken und kehrten um 10 Uhr nf r els den Mittelpunkt der Einheit, als das Oberhaupt Ihren Appartements zuruͤck. allgemeinen Kirche Jesu Christi im Osten und We—

Rom, 2. August. Die Etoile theilt eine WM n, ohne Veranderung der heiligen Gebräuche und der

schrift mit, welche der Capitain Nicola Kephiala M Fitutionen der Griechischen Kirche, in Uebereinstim— Special-Kommissair im Namen der provisorischen n mit den Beschluͤssen der heiligen Kirchen Versamm— gierung und der Geistlichkeit Griechenlands, Sr. Hei w zu Florenz, ansehn.“ keit durch den Großmeister der Kammer, Fürsten ! „Dies sind, heiliger Vater, die Wuͤnsche der pro— trevini, hat uͤberreichen lassen, und deren wesentlich sorischen Regierung, der Metrepolitanen, der Erzbi— Inhalt folgender ist: „Der Aufstand Griechenlin wife und Bischoͤfe Griechenlands, womit sie sich an gegen den schrecklichsten Feind der Verehrung 56 Oberhaupt der Kirche mit der Bitte wenden, alle wahren Gottes hat nicht seinen Grund in den verde luen Hirten und Kinder der Griechischen Kirche un— lichen Lehren, deren Tendenz ist, die oͤffentliche Ri sich zu vereinigen.“ : zu stoͤren, die rechtmäßigen Monarchen von ihren Wan „Ihre unsterblichen Vorfahren haben zur Befreiung nen zu stoßen, und jene alten Gesetze umzustuͤrn 6 heiligen Orts Kreuzzüge veranlaßt. Es ist aber nicht welche die Menschen unter den schuͤtzenden Scepteré hig, die westlichen Lander zur Befreiung Griechen

1

ausamen Ali-Pascha, lehrte sie, daß sie von nun an,

87

chen blos sich mit Nachdruck fuͤr die Sache der Grie— chen, nicht als zeitlicher Monarch, sondern als der Vi⸗ car Jesu Christi, zu verwenden und mit dem Beistande des heiligen Geistes zu schreiben, um den deut schen Kaiser (foll wohl heißen den Oesterreichischen Kaiser) und den Koͤnig von Frankreich fuͤr diese heilige Sache zu gewinnen, damit fuͤr Griechenland ein christlich- ka— tholischer Koͤnig, aus einem der zahlreichen regierenden Haäͤuser entsprossen, bezeichnet werde; sei es aus der Familie der Bourbenen, Frankreichs, Spaniens oder beider Sicilien, sei es aus der kaiserlichen Familie „DOesterreichs oder aus den Haäͤusern Sachsen, Baiern oder jedem andern, fuͤr welches man sich entscheiden , g. Die Wuͤnsche und die Politik Griechenlands sind, was man auch immer Falsches daruͤber gesagt ha⸗ ben mag, mit den Prineivien der Europaͤischen Politik uͤbereinstimmend. Die Griechen wollen einen, von den Souveraänen Europa's genehmigten, von Eurer Heilig— keit geweihten christlichen König, der ihr Leben und ihre Ehre sicher stelle, und sie auf immer von dem er— niedrigenden Joche der Tuͤrken befreie.“

„Dies ist's, was der Unterzeichnete, von Griechen⸗ land Bevollmächtigte, Eurer Heiligkeit vorzulegen be— auftragt ist. Er ist bereit, alle erforderliche, weitere Auskunft zu geben, und den Befehlen Eurer Heiligkeit zu gehorchen, auch die Personen nach Griechenland zu begleiten, welche sie dahin zu schicken geruhen wuͤr de, um mit der provisorischen Regierung, den Metropolita— nen und Bischoͤfen zu berathschlagen und sich von der Wahrheit der gegenwärtigen Darstellung und von dem allgemeinen Wunsche der Nation zu überzeugen.“

Madrid, 5. August. Es bestätigt sich die Nach⸗

richt, der General Queseda werde die Baskischen Pro— vinzen verlassen und den Oberbefehl in Sevilla uͤber— nehmen. . Seine Majestaͤt haben neuerdings ein Beispiel von Mäßigung und Gnade gegeben, indem Sie den zum qualvollen Tode verurtheilten Don Juan Martin (Em⸗ pecinado) diese Strafe erlassen und sie in lebenswieri⸗ ges Gefangniß verwandelt haben.

Barcellona, 6. August. Vor einigen Tagen hat hier ein Duell sonderbarer Art statt gefunden. Die Gegner schlugen sich namlich auf 100 Schritt mit Flin⸗ ten. Einer derselben, Hr. v. Valory, starb an den Fol⸗ gen der erhaltenen Wunde und die hiesige Geistlichkeit weigerte sich nicht nur den Leichnam zu beerdigen, son⸗ dern auch die Regiments Allmoseniere, dem Sarge zu folgen. Der Leichnam wurde also ganz militairisch zur Erde bestaltet und zwar in einem Bastion, indem es wegen ber ausdruͤcklichen Befehle des Bischofs auf ei— nem Kirchhofe nicht geschehen konnte.

J n la n b.

Aachen, 18. August. Gestern hielt die, mittelst Allerhoͤchster Kabinetsorder vom 24. Juni bestaͤtigte. „Aachener Feuer Versicherungs-Gesellschaft“ ihre erste General-Versammlung. Der Bericht, welcher der am 13. August v. J. ernannte Ausschuß den versam— melten Aktiongiren uͤber den dermaligen Zustand der Gesellschaft vorlegte, war ein Beweis der Umsichtigkeit im Verfahren, der tiefen Geschaͤftskenntniß und des un— ermuͤdeten Fleißes, womit diefer Ausschuß die vorberei— tenden Einleitungen zu dem eigentlichen Geschaäͤfte be trieben, welches mit dem 1. September in volles Leben treten wird Der Ausschuß, welcher sich die gerechte— sten Anspruͤche auf den Dank der Aktionnaire erworben,

die Verwaltung des Geschaͤftes von nun an durch fuͤnfů Direktoren geleitet werden soll, denen, als Vertreter des Gesammtkoͤrpers der Aktionnaire, ein kontrolliren der

Alles bewahrenden Gerechtigkeit stellen, und nach 6 ns zu den Waffen zu rufen. Ihre Heiligkeit brau—

Direktorialrath zur Seite steht. Unser hoͤchst acht—

beschloß am gestrigen Tage seinen Wirkungskreis, indem