1825 / 211 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 01 Sep 1825 18:00:01 GMT) scan diff

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pen auch noch die zweite Nacht verweilten. Fuͤr die Norwegische Mannschasft war keine Einquartirung be— stellt, weil man vorausgesetzt hatte, daß, im Fall die Bewegung sich bis Drontheim erstrecken wurde, alle diese Mannschaft, als bekannt mit den Einwohnern, sich freiwillige Rachtquartiere verschaffen wuͤrde; fuͤr die Schwedische Mannschaft war jedoch fuͤr solchen Fall auf Platz im Exercierhause und in der Kron-Baͤckerei Be⸗ dacht genommen. Allein sobald der unerwartete Besuch in der Stadt bekannt ward, fanden sich mehrere Ein⸗ wohner bei den Schweden ein, und baten sich groͤßere oder kleinere Abtheilungen von Unteroffizieren und Ge— meinen fuͤr ihr Haus aus, wo sie sie mit altnordischer Gastfreiheit bewirtheten. Beim Ruͤckmarsch zum Lager gab der Stiftsamtmann, Graf Trampe, saͤmmtlichen Of— sizieren ein Fruͤhstuͤck auf seinem Gute Rotvold, und sobald dies bekannt wurde, stellten sich eine Menge Bauern der Gegend freiwillig mit Speise und Trank fuͤr die Mannschaft ein.

Mehrere hiesige Kaufleute haben Heu aus England Holland und Frankreich verschrieben. 4

St. Petersburg, 24. August. J. Maj. die Kaiserin Elisabeth haben beschlossen, zur Erhaltung und Befestigung Ihrer Wiedergenesung, den näͤchsten Win, ter in Taganrog zu residiren, das sich vor allen suͤdli⸗ chen Staͤdten durch ein uͤberaus mildes Klima aus—⸗ zeichnet. Allerhoͤchstdieselbe wird, dem Vernehmen nach, noch in diesem Monat dahin abgehn, Der in diesen Tagen aus Paris eintreffende General⸗Adju tant, Fuͤrst Wolchonsky, ist zum Obermarschall J. Maj. bestimmt, Hoͤchstwelcher auch ihr Leibarzt, Staatsrath Stoffregen, olgt. J ? Am 20. d. brannte auf dem Stuͤckhofe die Preo— braschenskische Kirche, eine der schoͤnsten und aͤltesten unsrer Residenz ab. Der Brand enistand durch Un⸗ vorsichtigkeit der Bleydecker, welche am Dache arbeiteten.

Im Juni wurden in Riga auslaͤndische Waaren fuͤr L,738,8 146 Rubel eingefuhrt, dagegen inlaͤn dische Erzeugnisse fuͤr 8, 50,631 Rubel verschifft, worunter allein Flachs und Hanf fuͤr 6,780,000 Rubel.

Die Messe zu Nischney Nowgorod hat in die sem Jahre ungewoͤhnlich spaͤt begonnen, und bis jetzt ist es sehr still in Geschäͤften.

Am 21. v. M. spuͤrte man zu Pawlosk, im Gou— vernement Woronesch, ein Erdbeben.

Turkei. Die Allgemeine Zeitung meldet aus Konstantinopel, 10. August. Ueber Smyrna sind neuere Nachrichten aus Morea verbreitet, die sehr nach— theilig fuͤr die Sache der Griechen lauten. Ibrahim Pascha soll in einem abermaligen Gefechte bei Tripo— sitza den Demetrius psilanti geschlagen haben. In Smyrna hieß es sogar, daß dessen Kopf bereits unter— wegs nach Konstantinopel sei; allein dieses scheint sich nicht zu bestäͤtigen. Der Kapudan Pascha und Reschid Pascha haben einen Sturm von der Land⸗ und See— Seite auf Missolunghi unternommen, uͤber dessen Re. sultat jedoch hier nichts Gewisses zu erfahren ist. Die Beschwerden, die der Reis-Effendi gegen den hiesi— gen brittischen Gesandten, Hrn. Turner, fuͤhrte, sind durch die vorgeblich eingegangene Nachricht, daß 17 englische Ingenieur-Offiziere kurz vor der Erscheiung des Kapudan Pascha bei Missolunghi, in dieser Festung eingetroffen seien, um zu deren Vertheidigung mitzu— wirken, noch vermehrt worden. Witklich erregen diese Umstaͤnde unter den fraͤnkischen Handelsleuten einiges Bedenken.

Spanien. Die Madrider Zeitung vom 23. Au— gust enthalt folgendes Koͤnigl. Decret: Als Ich Mein Königl. Deeret vom 17. d. Mts. in Betreff des zu Ge— tafé ausgebrochenen schaͤndlichen Aufstandes erließ, wa—

ren dessen Urheber und Befoͤrderer Mir noch nicht ge,

nugsam bekannt. Der thätige Eifer etlicher Behörden hatte nur den General⸗Major D. George Bessieres, alt eins der Hauptwerkzeuge jenes Attentats, bezeichn t es fehlte jedoch noch an Belegen zur Feststellung des aw scheulichen Verbrechens, und man mußte deshalb selbig noch abwarten. Jetzt aber, da das veibrecherische Be nehmen jenes Rebellen genugsam bekannt ist, indem den selbe sich an die Spitze des Aufstandes von Brihuegt gesetzt hat, habe Ich fuͤr angemessen erachtet, Folgen des zu decretiren: 19) Ich erkläre D. George Vessioͤrt— fuͤr einen Verraͤther, und als solchen, einer Aemter Wuͤrde und Ehrenzeichen verlustig. Ein Gleiches erkla Ich in Ansehung der ihn begleitenden Anfuͤhrer um Sffiziere, und derjenigen, die mit den Waffen in in Hand zu kön. 2) Alle obgedachten Individuen sollen, sobald ma

ihrer habhaft geworden, hingerichtet werden, ohne we

teren Aufschub, als erforderlich ist, damit sie sich a Christen zum Tode vorbereiten koͤnnen. 3) Alle diejen gen, welche, wenn auch nur indirect, den vorgenanntz Rebellen⸗-Haͤuptling beguͤnstigen, oder ihm Beistand sten, ihm Nachrichten mittheilen, Correspondenzen m ihm unterhalten, erleichtern oder verhelen werden, so len ergriffen und unverzuͤglich mit summarischem Ven fahren gerichtet werden, nach Maaßgabe der Gesetze Reichs. 4) Die vorstehenden Artikel finden auf A diejenigen Anwendung, welche das schandliche Bent men Bessiäre's nachahmen, und die Fahne des Aufruh gegen Meine souveraine Autorität auf irgend einen Punkte des Reichs zu erheben wagen; und bedarf deshalb keines neuen Decrets, son dern ist nach dem u Mir unterm 17. d. M. erlassenen Decrete zu verfahrn 5) Der Alcade Meines Koͤnigl. Hauses und Hofes,

Mathias de Herrero Prieto, soll ein summarisches V fahren anstellen, um die Mitschuldigen dieses revolp tionairen Aufstandes zu bezeichnen. Er wird die daten verwickelten, wes Standes und Ranges sie auch sc mögen, verhaften lassen. 6) Alle Behörden Mein Reichs haben die größte Thaͤtigkeit zur Verfolgung u Habhaftwerdung aller derer anzuwenden, die ihnen Theilnehmer der Rebellton bekannt werden. 7) 2 General-Polizei⸗Intendant wird alle ihm zu Gebote s henden Mittel anwenden, um die etwanigen Verzwe

seinem verbrecherischen Unternehmen mitwin

Allgemeine

preußische Staats

Zeitung.

M*

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Berlin, Sonnabend, den 19ten September 18235.

. Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Im Bezirk der Königl. Regierung

zu Munster ist der zeitherige Kaplan Kerklau m Pfarrer zu St. Aegidium daselbst bestellt, und

dem Theologen Jo seph Moenking die erledigte rat-Vikarie zu Westkirchen, Kreises Warendorf, uͤber— ngen;

zu Oppeln ist der zeitherige katholische Pfarrer urenz Szeepaneck, zum Pfarrer in Chrzumzytz, pvelnschen Kreises, ernannt worden.

Angekommen. Se, Excellenz der General⸗Post ister, außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte , . Bundestage, von Nagler, von Frank, 1 98. 1 t ( =

gungen dieser Verschwoͤrung gegen die Sicherheit de .

Staats zu entdecken, und wird alle darein verwäickh befundene verhaften lassen, um sie zur Verfugung Me nes vorerwähnten Aleaden zu stellen. Ihr habt es va nommen, und werdet Alles Erforderliche zur Ausfü! rung dieses Decrets thuen; solches drucken, und zu 9 dermanns Kenntniß bringen lassen. Gegeben zu E

Ildesonso den 21. August.

Die genannte Zeitung enthalt auch die Meldung der Anfuͤhrer mehrerer Corps, daß Abtheilungen letzteren, welche durch falsche Ordres getäaͤuscht und n fortgerissen worden waren, wieder zu ihren Fahnen ruͤckgekehrt sind.

Nach den neuesten Nachrichten auch Madrid ( Art. Paris) ist Bessiäre am 26. August ergriffen, erschossen worden.

Königliche Schausvpiele.

Freitag, g. September. Im Schauspielhan „Abu-Haffan,“ Singspiel in 1 Aufzug, von Hiem Musik von C. M. v. Weber. (Neu einstudirt.) hin auf: „Concert fuͤr Clarinette,“ von Cramer, vorgetah von C. Bolssius, Schuͤler des Koͤnigl. Kammer mush Herrn Tamm. Und zum Erstenmale: „Der rosense bene Kobold,“ Divertissement vom Koͤnigl. Balletm

ster Herrn Titus.

Gedruckt bei Feister und Cisersdorff

Redacteur Joh

Il. Zeitungs⸗-⸗Nachrichten.

Ausland.

Paris, 3. September. Der Marine Minister t an den Konig einen aucfuͤhrlichen Bericht uͤber den folg der Sendung das Hrn. von Mockau nach Hayti gestattet. In diesem, vom Moniteur mitgetheilten richte, werden zuvoͤrderst die fruͤhern Verhaͤltnisse h der ungluͤckliche Ausgang der nach dem Frieden von lens zur Wiedereroberung ven St. Domingo abge— ickten Expedition, und die fuͤr den franzoͤsischen Han— so uͤbeln Folgen dieses Zustandes der Dinge erwähnt. i solcher Bewandniß, heißt es weiter, entschlossen ich Ew. Majestaͤt, die Ordonnanz vom 17. April zu assen, deren Zweck war, den Beduͤrfnissen des fran— ischen Volks durch Oeffnung neuer Bahnen zu genügen, die iischaͤdigung der ehemaligen Gutsbesitzer in der Colo— herbeizusuͤhren, endlich dem ungewissen Zustande der zigen Einwohner jenes Landes ein Ende zu machen. r naͤmlichen Zeit, als Ew. Maj. diese edlen Ent— lließungen ins Leben treten ließen, erhielt ich den Be— hl, solche Veranstaltungen zu treffen, daß solche Ge— . nicht vergebens geäußert worden seyn moͤchten, ungeachtet Ew. Maj. nicht zweifelten, daß Ihr itschluß mit der verdienten Dankbarkeit vernommen den wuͤrde, wollten Sie doch die Aussuͤhrung des—

selben von der Kraft und Wuͤrde begleitet wissen, die Allen gebührt, was vom Koͤnige Frankreichs ausgeht. Auf Befehl Ew. Maj. ging der Baron von Mackau am Bord der Circe von Rochefort mit dem Befehle ab, sich sogleich nach Martiniea zu begeben, um in Ueberein— stimmung mit dem Gouverneur jener Colonie und mit dem Befehlshaber der franzoͤsischen Station bei den An— tillen zu handeln; außerdem hatten mir Ew. Maj. be— fohlen, A Fregatten segelfertig zu halten, und die Aus— ruͤstung von 2 Linienschiffe, A Fregatten und mehrern kleinern Kriegsfahrzeugen vorzubereiten. Die Befehle Ew. Maj. wurden ausgeführt. Der Baron v. Mackau segelte am 23. Juni von Martinica mit einer Division, bestehend aus der Fregatte Ciree und den Briggs, le Russ und la Bearnaise, ab, und erschien auf der Rhede von Pertzau Prince (St. Domingo) am 3. Jali; das aus 2Linienschiffen, 8 Fregatten und 5 Briggs bestehende Geschwader hatte den Befehl, sich erst nach weiteren Befehlen blicken zu lassen. Herr von Mackau erfuhr einen hoͤchst ehrenvollen Empfang, und die Unterhand— lungen begannen bald nach seiner Ankunft mit 3 Com— missarien, die dazu ernannt wurden. Da sie aber nach drei Tagen noch zu keinem Resultate gefuͤhrt hatten, wurden sie später mit dem Praͤsidenten der Republik selbst fortgesetzt, der, nach eingeholtem Gutachten vieler angesehenen Personen der Insel, am 8. Juli erklaͤrte er nehme die Königl. Ordonnanz im Namen des Vol— kes von Hayti an. Am 11. fand die Feierlichkeit der Einregistrirung der Köoͤnigl. Ordonnanz statt. Es war ein Freudentag fuͤr die ganze Insel. Das Geschwader war eingeladen worden, in den Hafen einzulaufen; der Baron von Mackau stieg in Begleitang der deiden Con— tre⸗Admirale, Jurien und Grivel, und vieler Offiziere ans Land, und begab sich im feierlichen Zuge nach dem Pallaste des Senats, wahrend die Koͤnigl. Ordonnanz von den Geschuͤtzen des Platzes und der Schiff im Ha— fen begruͤßt wurde. Beim Eintritte im Senate hielt der Baron von Mackau eine Rede, deren Eingang fol— gender war: „Meine Herren vom Senat, der Koͤnig hat mir befohlen, mich zu Ihnen zu begeben, und Ih— nen den großmuͤthigsten Vertrag anzubieten, der in jetziger Zeit vorgekommen sey. Sie werden darin den Beweiß finden, daß der Koͤnigl. Rathschluß in diesem großen Augenblicke, in eben dem Maaße den ungewis⸗ sen Zustand der Haytier als die Interessen seiner eig— nen Unterthanen beruͤcksichtigt hat. Gewiß, meine Her— ren, haben die hohen Tugenden Ihres wuͤrs igen Praͤsi— denten und der Einflaß eines Prinzen, der zugleich der Stolz seines Vaters und Frankreichs ist, auf den Entschluß Sr. Maj. viel gewirkt; aber es teichte schon hin, daß Gutes gethan werden konnte, und daß das Wohl von Menschen es erheischte, damit das Herz Carls X. dafuͤr ein lebhaftes Interesse empfinden mußte,