1825 / 215 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 15 Sep 1825 18:00:01 GMT) scan diff

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Da jetzt, sagt der Courier im heutigen Blatte, ein Krieg zwischen dem einzigen monaxrchischen Staate in der neuen Welt und der ihm benachbarten Republik Buenos, Ayres in Betreff des Besitzes von Monte— vidro mehr und mehr bevorsteht, scheint es nicht unin— teressant, die Fortschritte der Differentien darzustellen, welche ein so verderbliches Ende drohen. Diese Diffe— rentien haben ihren Ursprung in Europa. Im Jahre 1804 wurde zwischen Spanien und Portugal ein Ver— trag abgeschlossen, durch den letzteres sich verpflichtete, die fuͤnf Staͤdte der Missionen oͤstlich von Urugay, ge— gen die Rückgabe von Olivenza in Europa, wieder her— auszugeben. Dessenungeachtet versuchte Brasilten spaͤ⸗ terhin, sein Gebiet uͤber Montevideo auszudehnen. Als im Jahre 1810 die Revolution in Buenos-Ayres be— gann, suchten die Portugiesen die Zwistigkeiten den Insurgenten und deren alten Gebietern zu nähren, und wurden von letzteren eingeladen, von Montevideo, das die Spanier selbst verloren hatten, Besitz zu nehmen. Im Jahr 1812 sendete deshalb Se. Allergetreueste Maj. ein Corps von 4000 M. zur Besitznahme jener Festung und ihres Gebiets ab, unter dem Vorwande, die Ruhe der eigenen Grenze zu sichern und Sr. Kathol. Maj. einen Theil seiner Kolonie zu erhalten. Die Republik Buenos-Ayres hatte sonach nicht nur ihren vormaligen Gebietern, sondern auch den Eingriffen des Nachbars Widerstand zu leisten und ein Krieg gegen Por— tugal war dem Ausbräche nahe, als Großbrittanien sich ins Mittel legte und die brasilischen Truppen zum Abzuge bewog. So blieben die Sachen zwei Jahre, namlich bis zur Ruͤckkehr Ferdinands nach Spanien im Jahre 1814, wo die Spanier zuletzt aus Montevideo vertrieben und das Land von Eingeborenen unter einem gegen Buenos -A Ayres feindseligen Anfuͤhrer in Vesitz ge— nommen wurde. Se. Allergetreueste Majestät, die Zwistigkeiten dieses Anfuͤhrers, Artigas, und den ver— einigten Provinzen von la Plata benutzend, uͤberzog plötzlich im Jahre 1816 und 1817 das Land der Banda Oriental und nahm von der Festung Montevideo Besitz. Die in dieser Provinz herrschende Anarchie diente der Invasion zum Vorwande, jedoch wurde damals kein Anspruch aufgestellt, dieselbe in fortwaͤhrendem Besitze

zu behalten, vielmehr unterzeichnete der portugiesische

General eine Kapitulation, worin er sich verpflichtete, die Schluͤssel der Stadt an die Munieipalität auszu— liefern, sobald durch Herstellung der buͤrgerlichen Ord— nung seine fernere Anwesenheit unnoͤthig gemacht haben werde. Diese Kapitulation wurde im November 1817 vom Konig in Rio“„ Janeiro ratificirt. Die Ordnung war bald hergestellt, das davon abhaäͤngende Versprechen aber wurde nicht erfuͤllt. Mittlerweile veraͤnderten sich die um Montevideo streitenden Parteien abermals und der Sitz der Unterhandlungen ward nach Europa ver— legt. Se. Kathol. und Se. Allergetreueste Maj. wa— ren, nach langem Zwist, nahe daran, zu einer Ueber— einkunft zu gelangen und Montevideo sollte einem spa— nischen Corps uͤberliefert werden, als im Jahr 1820 die Expedition, welche von Cadix nach jenen Gegenden ab— segeln sollte, nach Madrid ging, um die Cortes-Consti— tution herzustellen. Portugal hatte bald eine aͤhnliche

Revolution und hierauf machte Se. Getreueste Maj.

Buenos ⸗Ayres anzuerkennen, sofern man Montevideo, zur Arrondirung seines brasilischen Reichs definitiv aufgeben wolle. Im Jahre 1821 wurde zu Montevideo, unter dem Schrecken der portugiesischen Waffen, ein Congreß gebildet, welcher erklärte, daß die viel begehrte Provinz sich dem vereinigten Koͤnigreich

das Anerbieten,

tung der drei Prinzen, ihrer Sohne, gestern Mitta⸗ hiesiger Residenz eingetroffen und haben sich seg nach dem Pallast von Laeken begeben.

Karlsrube, 8. September. Se. K. H. Großherzog sind gestern zu Sr. Maj. dem Koͤnige Preußen nach Coblenz abgereist, um den daselbst findenden Manoeuvres beizuwohnen.

Mainz, 9. September. In einer ihrer la General Versammlungen hat die Dampfschifffahrts,

befahrt mit einem Dampfschiffe auf dem Rheinst bis Mainz, Frankfurt a. M. und Straßburg zu w lassen. Heute soll dieses Fahrzeug in Koͤln ankom Die Ankunft vor hiesiger Stadt duͤrfte wahrschen den 13ten oder 14ten ersolgen. Munchen, 8. Sept. Nach dem Beschlusse beiden Kammern sind die bayerischen Staats-Eim men und Ausgaben fuͤr die zweite Finanz-Periode 1831, erstere zu 29,132,260 Rhfl. und letzten 29, 126,b00 Fl. veranschlagt und es zeigt sich sonac Einnahme-Ueberschuß von 5,660 Fl. Was die S Ausgabe betrifft, so kommt von dem vorbemerkten talbetrage die Summe von 8,355,000 Fl. zur! kung der Staats-Schulden Tilgungs-Anstalten; hl Fl. aber sind als Nachlaͤsse an Staatsgefällen in schlag gebracht und fuͤr den eigentlichen Staats, wand verbleiben sonach 20,411,600 Fl. Derselh folgendermaßen veranschlagt: 1. Etat des koͤniglichen Hauses und des , des Staatsrathes .. ĩ der Staͤndeversammlugg. .. des Staatsministeriums des koͤ— nigl. Hauses und des Aeußern des Staatsministeriums der Justiz des Innern —ĩ der Finanzen . Allgemeine Staats Anstalten .. Fl. naͤmlich:

a) Erziehung und Bildung . h

. .

E Gsnnsßhiittt-⸗ .

d) Wohlthaͤtigkeit. .. ö

d .

f Industrie, Kultur und Landgestuͤt

Zur Verwendung auf polytechnische Schulen, das Landgestuͤt und die Leinwand Fabrikation.

g) Besondere Leistungen des Staats—

Aerars fuͤr die Gemeinden ..

h) Steuer: Katastee .

i) Straßen“, Bruͤcken- u. Wasserbau

. .

Fl. nämlich:

a,,,

b) Gensd'amerie ..

c) Topographisches Bureau... 1 11. Beitrag zu dem Wittwen' und Wai—

senfond .. 12. Haupt⸗Reservefondd. .. bh

Aus der Schweiz, 7. Sept. Nachrichten Luzern zufolge, sieht man nun mit einiger Zupth der endlichen Entscheidung der Fahrbarmachung Gotthards entgegen, da wirklich von den Staͤmeh und Tessin die Planirung desselben und die Aufm vom Kosten-Anschlag beschlossen worden ist. Der nische Landammann und Ingenieur, Meschini, is

3, 0 55 75 5l

531 1,70 1,260,

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7

von Portugal, Algarbien und Brasilien, unter dem Ti— tel Cisplatinischer Staat einverleibe. (Schluß folgt.) Bruͤssel,

7. September. JJ. KK. HH. der

dieser Arbeit beauftragt und hat sie wirklich schen

gehoben. Der neapolitanische Werbdepot (wird ebenfal

Prinz und die Prinzessin von Oranien sind in Beglei⸗

sellschaft zu Rotterdam beschlossen, eine abermalige!

4, 22]

160

Ind, veranlaßt.

Luzern geschrieben) verschwindet und ist meist ch j

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gen; im Ganzen duͤrfte etwa der dritte Theil des Re, giments angeworben sein. Die Noth wird aber er st setzt anfangen und der Ueberrest ist schwerer zusammen . „zumal wenige Landeskinder sich anwerben assen.

Das neuerlich zwischen sieben Kantonen unterhan⸗ delte Muͤnzkonkordat ist nicht ven diesen allen genehmigt worden und also auch nicht in Kraft getreten. Die Re gierung von Bern hatte darum zu einer neuen Konfe⸗ renz auf den 12. September nach Bern eingeladen, die nun aber auf Bemerkungen anderer Staͤnde, weiter hinausgeschoben bleibt. . s

Türkei. Der oͤsterreichische Beobachter theilt in seinem neuen Blatte folgendes mit:

Konstantinopel, 23. August. (Durch außeror⸗ dentliche Gelegenheit.) Alles, was wir seit Abgang der letzten Berichte“) uͤber den Gang der Ereignisse in Mo— rea aus glaubwürdigen Quellen erfahren haben, laͤßt keinen Zweifel uͤbrig, daß Ibrahim Pascha seine Ope— rationen auf jener Halbinsel fortwährend siegreich ver— olgte, und daß aller Widerstand, welchen die Insur— genten den Aegyptiern bisher zu leisten versuchten ruchtlos gewesen. .

Ibrahim Pascha hat sein Hauptquartier in Tri— politza aufgeschlagen, und den größten Theil seiner treit kraͤfte bei dieser Stadt versammelt. Tripolitza st die Basis seiner Operationen, und von diesem Puncte aus hat der aͤgyptische Heerfuͤhrer mehrere Streifzuͤge mach allen Richtungen hin ausgefuͤhrt, und verschiedene Insurgenten, Corps, welche ihn, unter Anfuͤhrung Co— ocotroni's, YPpsilanti's und anderer Capitaine, in fei— len Cantonnirungen zu beunruhigen suchten, oder seine Lommunicationen bedrohten, angegriffen, und stets . mehr oder minder bedeutendem Verluste zu ruͤckge⸗ chlagen.

Die bedeutendsten Gefechte, die seit der sogenann— en Schlacht von Tricorpha (5. . 3 und, zurden am 20. und 21. Juli, dießmal in u doͤstlicher ichtung von Tripolitza, auf dem Wege von die ser taet nach Mistra, geliefert“). Das vor Abgang er letzten Post hier verbreitete Geruͤcht, daß Deme' ius Ypsilanti in dem Gefechte vom 20. Juli ver— mundet, gefangen und bald darauf gestorben sein sollte, ht sich nicht bestätiget, und wurde wahrscheinlich durch den Tod zweier anderer Anfuͤhrer der Griechen, Georg ika und Polichroni, die in jenem Treffen geblieben : Demetrius Ypsilanti war, nach Ver, cherung eines Augenzeugen, am 30. Juli, nebst einem ohne Colocotroni's (vermuthlich dem unter dem Na⸗ ken Gennaͤos bekannten), als Fluͤchtling und nicht als Fieger, in Napoli di Romania angelangt. Mehrere ausend Fluͤchtlinge aus dem Innern des Landes sind or den Thoren dieser Festung unter Barracken gela⸗ tt; Elend, Mangel an Lebensmitteln und eine köͤdt— he Seuche raffen taͤglich eine große Zahl dieser Un, icklichen dahin. Die in Cerigo und auf andern joni— hen Inseln ankommenden Fluͤchtlinge aus Morea wer— in sammtlich nach der kleinen, zum jonischen Gebiete hoͤrenden, Insel Calamo gewiesen, welche die Menge rselben kaum zu fassen vermag.

Am 21. Juli war es dem Kapudan Pascha, nach en, vergeblichen Versuchen, gelungen, mit kleinen ahrzeugen in die Lagunen vor Messolonghi einzudrin—

ö Vergl. Staats- Zeitung vom 7. Septbr.

Nach den griechischen Berichten, in den Hydra⸗Zeitungen Nr. 135 und 136, vom 29. Juli und 1. August, ward das erste dieser Gefechte bei drei Ortschaften, Namens Ri⸗ zes, Vouno und Pyeli; das zweite aber bei Arachova und Vervena geliefert. Wir werden Auszüge aus jenen Zeitungen in einem unserer naͤchsten Blatter mittheilen.

(Anmerk. des Oesterr. Beob. )

gen. An dem naͤmlichen Tage hat sich das Fort von Anatolico (auf einer Insel noͤrdlich von Messolonghi) den Tuͤrken ergeben. Die 300 Mann starke BVesatzung ist kriegsgefangen; die übrigen Einwohner, 1500 an der Zahl, haben volle Freiheit und die Erlaubniß erhal— ten, sich ungestoͤrt ins Innere des Landes begeben zu duͤrfen. Dem Seraskier Reschid Memed Pascha war es bereits gelungen, der Festung Messolonghi das Was⸗— ser abzuschneiden; er hatte mehrere Batterien in gerin⸗ ger Entfernung vom Haupt, Walle des Platzes aufge⸗ worfen, dessen Mauern durch das Feuer der Belagerer stark beschaͤdiget waren; ein Theil der Graͤben war aus— gefuͤllt, und mehrere Stürme gegen die Festung unter— nommen worden, als in den ersten Tagen des Augusts die griechische Escadre, gegen 6 Fahrzeuge, mit Ein— schluß der Brander, stark, am Eingange des Meerbu— sens von Patras erschien, und den Belagerten, die sich, nach dem eigenen Gestaͤndnisse ihrer Feinde, gegen alle bisherigen Angriffe tapfer vertheidigt hatten, neuen Muth einfloͤßte, um so mehr, als sich, Nachrichten aus ant vom 10. d. M. zufolge, der Kapudan Pascha, bei Annäherung der griechischen Schiffe aus den dor— tigen Gewaͤssern entfernt, und die See-Blockade von Messolonghi vor der Hand aufgehoben zu haben scheint.

Das so eben, vor Abgang dieses Kuriers, aus Smyrna, hier eintreffende Blatt des Spectateur Orien⸗ tal Nr. 194. vom 17. August, enthalt einen Artikel aus Napeli di Romania vom 4. d. M. ), worin es heißt: „Colotroni's Sohn ist am 29. und Demetrius Yosilanti am 30. v. M. hier angelangt, nachdem die unter ihrem Commando gestandenen Corps von Ibra— him Pascha in der Provinz Calavrita“*) geschlagen und zerstreut worden sind. Es war also nicht, wie es an— sangs hieß, Ypsilanti, sondern ein anderer Anfuͤhrer der Griechen, welcher tödtlich verwundet wurde. Coloco— troni (der Vater) hat sich, mit einigen Truͤmmern, in die Gebirge geworfen, wo er aufs Gerathewohl umher— irrte. Ibrahim Pascha hat sein Hauptquartier zu Tri— poliba aufgeschlagen, wo er sich gegenwartig befindet. Schrecken und Bestuͤrzung haben hier den hoͤchsten Gipfel

*) Indem wir diesen Artikel des Spectateur Oriental mit- tbeilen, begnuͤgen wir uns fur heute, unsere Leser zu versichern, daß die saͤmmtlichen darin enthaltenen Nach⸗ richten ihre volle Bestaͤtigung durch die uns aus Napoli di Romania selbst zugekommenen, directen Berichte er⸗ halten haben. ; Eine neue Scene in der griechischen Insurrection hat sich eroͤffnet. Das, was geschehen mußte, ist geschehen; die Abgeordneten der philhellenischen Comités sind in Kampf unter sich und mit der Insurgenten-⸗Regierung getreten, so wie die Mitglieder der letztern sich im Streite unter einander und mit den Haͤnptern der verschiedenen Voͤlkerschaften des Peloponneses und der Inseln befinden. Unsere Unpartheilichkeit gebietet uns, als Geschichts schrei⸗ bern, noch einige naͤhere Aufschluͤsse abzuwarten, um die Elemente, welche sich in dem heutigen chaotischen Zustande bewegen und ihn bilden, genauer zu bezeichnen. Ob die Einmischung so vieler fremdartigen Theile, ob die Ueber— tragung nach Griechenland der Leidenschaften und in ih— rem Gefolge der Irrungen, welche der Partheigeist in unserer bewegten Zeit im christlichen Europa Tage foͤrdert, der Sache der Griechen genutzt, ihr gedient, oder sie nicht vielmehr zum gaͤnzlichen Verderben“ gereift haben diese Frage wird und kann nicht lange mehr ohne Loͤsung bleiben. Sobald wir selbst hell genug sehen werden, um sichern Stoff zur Geschichte des Tages lie— fern zu koͤnnen, werden wir fest und ungeschent auftre ten, wie wir es seit dem Beginn der Ereignisse im Orient, ohne Ruͤcksicht auf ein allgemein verbreiletes System des Truges, unablaͤssig gethan haben. (Anmerk. des Oesterr. Beob. ) Soll wohl Mistra beißen, da hier wohl nur 1 Ge fechte am 20. und 21. Juli gemeint seyn können. (Anmerk. des Oesterr. Beob.)