J n Il a m vd.
Coblenz, 12. September. Am 8. September
trafen Se. Majestät der Koͤnig um 775 Uhr Abends in Werl ein, uͤbernachteten daselbst, fuhren um 75 Uhr Uhr des andern Morgens wieder ab, und trafen Abends um b Uhr in Coͤln ein, wo Hoͤchstdieselben im Comman— dantur Gebäude Ihr Absteige-⸗Quartier nahmen und von den obern Militäͤr-Behoͤrden, dem Erzbischofe und den ersten Eivil-Personen empfangen wurden. Am 10. Morgens um 8 Uhr verließen Se. Majestaäͤt Coͤln und langten Nachmtttags um 25 Uhr in Coblenz an, woselbst die obern Militär- und Civil-Behoöͤrden Hoͤchstdieselben in Ihrer Wohnung empfingen. Der Großherzog von Baden, der Großfuͤrst Constantin von Rußland, die „ Herzoͤge von Clarence, Cambridge und Lumberland KK. HH., des Herzogs von Nassau Durchlaucht, so wie mehrere Oesterreichische, Englische, Daäͤnische, Baier— sche, Wuͤrtembergische, Badensche, Hessendarmstadtsche und Nassauische höhere Offiziere waren hier eingetroff n, um der Revue über das in der Gegend versammelte aus 30 Bataillonen Infanterie, 28 Schwadronen Ka— vallerie und 50 Geschuͤtzen bestehende achte Armee Corps beizuwohnen. Se. Majestaͤt der Koͤnig empfingen und erwiederten bald nach Hoöͤchstihrer Ankunft die Besuche dieser hoͤchsten Herrschaften. Abends wurden Se. Maj. auf das Erfreulichste durch die Ankunft Höͤchstihrer er lauchten Tochter der Prinzessin Friedrich der Nieder— lande, und Ihres Gemahls uͤberrascht. Am 11. um 8; Uhr Morgens begaben Sich Se. Majestäͤt und sammtliche Koͤnigl. Prinzen, so wie die fremden hier anwesenden Hoͤchsten Herrschaften, nach einem ohnweit der Stadt bei Schoͤnbornslust gelegenen Platz, wo das Ste Armee-Corps unter dem Befehl des Generals der Cavallerie v. Vorstell en parade aufgestellt war. Se. Majestäͤt ritten die Fronten herunter, und ließen die saͤmmtlichen Truppen vor Sich vorbei defiliren, worauf dieselben zum Gottesdienst ein Quarréèe formirten. Se. Majestät, die Höchsten Herrschaften und saͤmmtliche Ge— folg, näherten Sich dem an der Morgenseite des Vier— ecks errichteten Altar und wohnten dem Gottesdienste bei. Nach Beendigung desselben begaben Sich die Hoͤchsten Herrschaften in die Stadt zuruͤck.
Mittags war große Tafel bei Sr. Majestaäͤt, wel— cher sammiliche anwesende Hoͤchste Herrschaften mit ih— rem Gefolge beiwohnten und zu der außerdem die sammt— lichen Generale und Staabs-Offiziere des Sten Armee Corps, die anwesenden andern Preußischen und fremden Generale, die Hoͤchsten Civilstellen und mehrere anwe— sende Fuͤrsten und Landstaͤnde gezogen wurden. Nach— mittags besuchten Se. Majestäͤt in Begleitung Hoͤchst— ihrer Familie und des General-Lieutenants v. Rauch die Veste Ehrenbreitstein und Abends beehrten die Koͤ— nigl. und anwesenden fremden Prinzen und Prinzessin— nen einen von der Stadt veranstalteten Ball mit Ih— rer Gegenwart. Am 12. Morgens 87 Uhr begaben Sich Se. Maßjestaͤt auf den Mandoͤver „Platz des Sten Armee Corps ohnweit Weissenthurn, woselbst in Gegen— wart sammtlicher höchsten Fremden, ein Corps Mandͤver ö zur Allerhoͤchsten Zufriedenheit ausgefuͤhrt wurde. Mit
. tags war wieder Tafel bei Sr. Majestäͤt. Nach der— felben besahen Sc. Majestãt esnen Theil der Stadt— . werke und die Veste Alexander mit den neuen Befesti— ö gungen der Carthause. Heute fruͤh wohnten Se. Maj. . einem zwischen Kaͤrlich und Weissenthurn 'statt finden, ö den Mandoͤvre in zwei Eorps bei, und speisten Mittags 3 en famille. Der Großherzog von Baden, der Groß— ö. fuͤrst Constantin und der Herzog von Cumberland sind * im Laufe des heutigen Tages abgereist. Se. Majestaͤt
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werden Sich morgen auf dem von der Dampfschi fahrtsgesellschaft zu Coͤln zur Allerhoͤchsten Dis positi gestellten neuen Dampfboote einschiffen, mit demselh nach Coͤln fahren, und von hier aus die Reise zu W gen nach Aachen fortsetzen, woselbst Hoͤchstdieselben uͤbg nachten und folgenden Tages nach Bruͤssel weiter reis werden.
Wissenschaftliche Nachrichten.
Berlin, 19. September. Heute wird das Juht fest eines Mannes gefeiert, in dem nicht blos Tausen ihren Lehrer verehren, sondern dem die Wissenschaft überhaupt, vor allen aber die Naturgeschichte und Mediecin unendlich viel verdanken. Heute vor sfunss Jahren empfing Blumenbach in Goͤttingen die Da torweihe und vertheidigte seine Dissertation: Denn rietate generis humani nativa, und begruͤndet dadun recht eigentlich die Naturgeschichte des Menschen. Gegen sechzehnhundert Verehrer Blumenbach' allen Gegenden Deutschlands, haben sich vereinigt, d Jubelgreise nicht blos ihre Liebe zu beweisen, sonde auch das Andenken an dieselbe fuüͤr die Nachkommen bewahren. Es ist hier eine beinahe zwei Zoll gra von Gube sehr brav geschnittene Medaille, bei Lo geprägt worden, die auf der Hauptseite sein wohß troffenes Bild mit der Unschrift: J. Fr. Blumenba Nato Gothae. D. 11. Maji 1752. Doct. Creato Cg tingen DP. 19. Sept. 1775., auf der Kehrseite ab Uals Anspielung auf seine Theorie von den Menschn ragen) einen europäischen, einen mongolischen und eine aͤthiopischen Schädel darstellt, mit der Fortsetzung ja Umschrift: Naturae Interpreti Ossa Loqui Juber hilosophili Germanici. BH. 19. Sept. 1825. Dem) belgreise wird heute nicht blos diese Medaille in G und Silber, so wie das Festprogramm (worin die zw um ein Drittel vermehrte Ausgabe des hier vor zu Jahren erschienenen Index numismatum in viro de reébusmedicis vel physicis meritorum memori percussorum) uͤberreicht, sondern auch zugleich die N richt mitgetheilt, daß die; Subseritirten durch ihre! trage ein Stipendium Blumenbachianum begrih haben, ein Reisestipendium fur einen mittellosen jun Arzt oder Natursorscher, der seine akademische Lan fba mit Lob beendigt hat, und sich nun auf Reisen udgl ausbilden will. Dieses Stipendium soll Blumendac— so lange er lebt, hoffentlich noch recht lange, sa vergeben.
Ueberdieß werden heute von der hiesigen Koͤn Akademie der Wissenschaften, von der Philosophisch und Medieinischen Facultaͤt der hiesigen Königl. Umw sitͤt, so wie von den uͤbrigen Preußischen und vie andern Universitäten und gelehrten Gesellschaften Gl wuͤnschungsschreiben bei ihm eingehen, und nicht wen Aerzte und Naturforscher, unter ihnen zwei aus Ben begruͤßen den Jubelgreis persoͤnlich.
Königliche Schauspiele.
Mentag, 19. September. Im Schauspielhan „Der ewige Jude,“ dramatische Legende in 5. Abth
von A. Klingemann.“
Dienstag, 20. September. Im Schau spielsch „Maria Stuart,“ Trauerspiel in 5 Abtheilungenn Schiller. (Mad. Wolff wird als Königin Elisth wieder auftreten.) 1
Gedruckt bei Feister und Eisersdorff—
Redacteur Johr
reußische
Allgemeine
Staats -Zeitung.
. 249
Berlin, Dienstag, den 20 sten September 1825.
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J. Amtliche Nachrichten.
Kronik des ZTages.
Seine Majestaͤt der Konig haben den Geheimen rw Finanzrthen Wlömer und Bon den rothen er- Orden dritter Klasse, und dem Schullehrer gzzeba zu Przywor, im Regierungsbezirk Oppeln, , Ehrenzeichen zweiter Klasse zu verleihen et.
Das 17e Stuͤck der Gesetzsammlung, welches heute gegeben wird, enthaͤlt: unter
9ö3. die Verordnung, wegen der nach dem Edikte vom 1sten Juli 1823 vorbehaltenen Bestim— mungen fuͤr die Provinzial-Landstaͤnde der Kur- und Neumark und Niederlausitz;
die Verordnung wegen zukuͤnftiger Verfassung der Kommunal-Landtage der Kur- und Neu—
964.
mark;
965. die Kreisordnung der Kur- und Neumark
Brandenburg;
966. die Verordnung wegen der nach dem Edikte vom 1sten Juli 1823 vorbehaltenen Bestim— mungen suͤr die Provinzial-Landstaͤnde des . Pommern und Fuͤrstenthums üüͤgen;
9b7. die Verordnung wegen zukuͤnftiger Verfassung
der Kommunal Landtage in Pommern, und 9b8. die Kreisordnung des Herzogthums Pommern und Fuͤrstenthums Ruͤgen. Saämmtlich vom 17ten, und unter die Allerhoͤchst- Kabinetsordre vom 20. v. M., daß die Ablesung der Subhastations-Patente von Berg- und Huͤttenwerken in den Kirchen nicht mehr Statt finden soll. Berlin, den 20. September 1825.
Vebi ts Koöomteoitr.
969.
Il. Zeitungs Nachrichten. r Ausland.
Paris, 18. September. Vorgestern hat der Kai— liche oͤsterreichische Botschafter, Baron v. Vincent, Audienz bei dem Koͤnige gehabt, um ihm ein No— lationsschreiben wegen der Geburt eines Sohnes des
8er , m, nr — 2 ———
Erzherzogs Joseph, Palatins von Ungarn, zu uͤber— reichen.
Ein hiesiges Blatt sagt: „Wenn es wahr waͤre, daß die provisorische Regierung Griechenlanes sich der englischen Regierung unterworfen habe, so wuͤrde auf
unsern Ministern eine schreckliche Verantwortlichkeit lasten.“ Es ist uns unmoglich, bemerkt hierbei die Etoile, herauszubtingen, was fuͤr eine Verbindung
zwischen der Verantwortlichkeit der franzoͤsischen Mi— nister und dem Entschlusse der Griechen aus Napoli di Nomania vorhanden ist. Dieser Entschluß ist zuosörderst
wahrscheinlich nur von wenigen Griechen gefaßt worden,
welche dem sie bedrohenden Ungewitter dadurch zu ent—
gehen hofften, und wird gewiß nicht von allen Hellenen
genehmigt werden, die seit vier Jahren so tapfer fuͤr ihre Unabhängigkeit gefochten haben, und ihre Freiheit
gewiß nicht aufopfern werden, indem sie sich zu Unter—
thanen Großbrittaniens machen. Gesetzt aber, dieser Akt sei allen Griechen gemein, so ist es klar, daß es sich nicht mehr um die Freiheit eines Volkes handeln wuͤrde, sondern blos von einer Veranderung in der Per— son der Herrscher, welches die Frage sehr verändern
wurde, denn alsdann wuͤrde sie sich darauf beschraͤnken:
ob es fuͤr Europa gut sei, daß England die Eroberung von Morea und von den Inseln des Archipelagus be— werkstellige? — Es laßt sich leicht abnehmen, daß die Folge davon ein Krieg zwischen England und der Pforte und noch andern Mächten Europa's sein wuͤrde. Eng— land wird aber gewiß nicht, um einen Akt der Ver⸗ zweiflung einzelner Griechen gut zu heißen, dem System der Neutralitaͤt, welches es immer aufgestellt hat, ent— sagen und den Weltfrieden gefährden, da es das groͤßte Interesse hat, ihn ungestoͤrt zu erhalten.
Nachrichten aus Bagdad vom 28. Mai melden, daß auch dort bedeutende Ueberschwemmungen statt ge— funden haben. Der Tigris war an vielen Orten uͤber— getreten, und Bagdad befand sich seit drei Wochen wie in der Mitte eines ungeheuern Sumpfes. Zur Zeit des Abganges jenes Briefes nahm das Wasser ab, aber die Stadt ist in der Gefahr gewesen, ganz uͤberschwemmt zu werden; viele Haͤuser sind eingestuͤrzt, unter andern auch das Wohngebaͤude des Pascha. Die bedeutenden Regenguͤsse in Ober⸗Mesopotamien und das Schmelzen des Schnees auf den Bergen von Medien und Kur— distan sind die Veranlassung dazu gewesen. Zahlreiche Familien von Arabern in Nieder-Mesopotamien sind von den Fluthen beinahe verschlungen worden; ja man versichert, daß der eine Theil der Bevoͤlkerung nur mit Aufopferung vieler Menschen gerettet worden sei. In der Verzweifelung hat man auch die Leichen der Er— trunkenen gebraucht, um Damme und Deiche aufzufuͤh⸗ ren. Alle Lebensmittel stiegen auf das Dreifache; die Araber und Kurden waren uͤberall im Aufruhr.