1825 / 276 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 25 Nov 1825 18:00:01 GMT) scan diff

0

1100 ö Allge

Der Prediger Carr hat seine, zwar nicht große, aber auserlesene Gemaͤldesammlung, welche ihn 25,000 Pfund gekostet hat, dem Staate geschentt. .

Sächsen. Das Spitzenkloͤpp ln im Erzgebirge wird gegenwartig wieder lebhaft betrieben. Die gewirk⸗ ten englischen Spitzen konnten nur auf eine kurze Zeit die saͤchsischen in einigen Laͤndern verdrängen, bis daß man sich von der viel geringern Haltbarkeit des engli⸗ schen Fabrikats, im Vergleiche mit dem laͤchsischen, üuͤberzeugte.

Wien, 14. November. Se. K. K. Majestaͤt tzaben dem K K. pensionirten Hauvtmannz von Weidenfeld, zur Belohnung seiner im Jahre 1809 in der Schlacht bei Deutsch-⸗Wagram vollbrachten Thatgandlung das Ritterkreuz des J Leopold-⸗Ordens

fre verleihen geruhet. ö ĩ , ö. , . Se. Majestaäͤt unser aller⸗ gnadigster Kaiser und Ihre Majestaͤt die Kaiserin sind heute Nachmittags um 1 Uhr im erwuͤnschtestön Wohl, sein von Preßburg hier eingetroffen. Die Bewohner dieser Kaiserst-dt äußerten ihre Freude uͤber die begluͤckte Ruͤckkehr des geliebten Monarchen durch eine allgemeine Beleuchtung der ganzen Stadt.! ö

Neapel, 2. November. Die Nachricht, daß der General Rosserol in den griechischen Dienst treten wuͤrde, hat hier viel Aufsehen erregt, da Leine militairischen Talente, seine Thätigkeit und sein Muth bekannt sind. Die Neapolitaner, welche aus ihrem Vaterlande ver⸗ bannt sind, . seinen Befehlen in den Rei—

r Hellenen fechten. 6. ,. 2. Nov. In unserer Stadt weht seit gestern eine neue Konsular-Flagge, die des Kaisers von Marocco Abderahman Ben Hischan. Der hiesige Kauf mann Modona ist von demselben zum Großen des Reichs und zum Generalkonsul in den sardinischen Staaten er—

nannt worden.

J

Königsberg. Selten ist wohl das Jubelfest ei⸗ nes Mannes, der sein Leben der Wissenschaft gewidmet hat, mit so allgemeiner Theilnahme aller Stande und Behoͤrden begangen worden, als der Feier unseres all gemein verehrten Medicinalrathes, Professors und . ned. u. phil. Hagen am 28. September zu Theil wurde. Funfzig Jahre hindurch hatte er durch seine Schriften auf die Forderung der Wissenschaften zinen sehr bedeu⸗ tenden Einfluß gehabt, der auch dem Laien nicht unbe—⸗ tannt geblieben ist, und von dem die Kenner ein st im⸗ mig behaupten, daß er in der Pharmacie Epoche ge⸗ nacht hat. In dieser langen Zeit hat er mit vielem Beifalle uͤber fast alle Zweige der Narturwissenschaften, Ind nicht blos vor einem zahlreichen Auditorium von Studirenden, sondern sehr haͤufig auch, den dringzuden Aufforderungen nachgebend, uber Physik und Chemie dor einem gemischten Publikum aus den gebildeten Standen der Stadt Vorlesungen gehalten. Dieselben Wissenschaften hat er auch oͤfters in ausgezeichneten Kreisen von Damen vorgetragen und sich zahlreiche und eifrige Schuͤlerinnen erworben. Mehrere Jahre hin⸗ durch war er als Professor der Physik und Chemie bei der Artillerie- Brigade angestellt. Man kann daher behaupten, daß sehr viele, vielleicht die meisten, wissen⸗ schaftlich gebildeten Bewohner Koͤnigsbergs, ja Ost- und

Westpreußens, seinen Unterricht genossen haden. Da ee überdies die Nakurgeschichte seines Vaterlandes mit desonderer Liebe bearbeitet hat und fuͤr dieselbe bis ins Alter, sowohl durch Schriften als durch muͤndliche Be—

lehrung, zu wirken fortgefahren ist, so hat er aug außerhalb Koͤnigsberg bei allen Verehrern der Natin wissenschaften, die nicht seine unmittelbaren Schl waren, sich Dank und Liebe erworben.

Schon lange vor dem Eintritte des Festes han der Prorektor der Universitaͤt, Herr Professor Dirs sen, die Verehrer des Jubelgreises aufgefordert, zusam men zu treten, um die Anerkennung seiner Verdiens

hreußische St

meine

aats⸗Zeitung.

durch ein gemeinschaftliches Denkmal zu bezeugen. G offenbarte sich eine so vielfache Theilnahme, daß beschle sen wurde, das Bild des Gefeierten in Marmor zul ewigen Andenken ausarbeiten und in einem Lokal oM Universität aufstellen zu lassen. Se. Koͤnigliche Hohe der Kronprinz geruheten aus Hoͤchsteigener Bewegun

*

R 276.

dies Unternehmen zu unterstuͤtzen. Unter guͤtiger M wirkung des wirklichen Geheimen Ober, Regierungsg

gezeichneter Kuͤnstler, Herr Karl Wichmann aus Ba lin, zur Uebernahme dieser kuͤnstlerischen Arbeit gew nen, der einige Wochen vor dem Feste hier eintraf, n das Model und den Gipsabguß fuͤr die Marmorbü zu verfertigen.

Amtliche Nachrichten.

z 2

ELine Vorfeier des Festes fand schon am 33 Krenit des Tages. September in der oͤkonomisch-physikalischen Geselsc Angekommen. Der General, Major, diesseitige statt, welcher der Jubilar viele Jahre hindurch ] Ferordentliche Gesandte und bevollmaͤchtigte Minister Praͤsident mit besonderer Liebe vorgestaͤnden hatte. N ö Königl. Sardenischen Hefe, Graf von Waldburg— 2 sein Bild durch Herrn Profesruchses, von Erfurt. Knorr malen lassen. ; .

Kaum hatten si Festtage selbst fruͤh am? Abgereist. Der Koͤnigl. Balersche General⸗ Major,

taten sich am Fettes seltst. früß * eneral-Adjutant und außerordentliche. Gesandte, Fuͤrst

gen die Kinder und Enkel des Jubelgreises um ihn u I fammelt, als er schon durch die Besuche einzelner Gehn Eéoöͤwenstein, nach St. Petersburg.

ner und Freunde erfreuet wurde. Andere hatten der Nahe und aus der Ferne ihre Theilnahme du Briefe zu erkennen gegeben. Bald ließ sich eine fi liche Morgenmusik vernehmen, die das Hautboiss Korps der Artillerie Brigade ausfuͤhrte. Sie ö durch einen ehemaligen Schuͤler des Gefeierten,— Herrn Major und Brigade Kommandeur Sti veranstaltet.

Es erschienen die stellvertretenden Kuratoren der versitaͤt, Hr. Geh. Regierungsraty undiRitter Reuscht Hr. Regierungsrath Heyne. Der Erstere uͤberreichte d Jubilar feierlich die Insignien des rothen Adlerorde zweiter Klasse mit Eichenlaub, nebst der hoͤchstgnaͤdi Kabinetsordte, Magdeburg vom 3. September, wod jene von Sr. Majestaͤt verliehen worden, und ein uͤs aus ehrenvolles Gratulationsschreiben des Herrn Stan ministers, Freiherrn von Altenstein Excellenz. E Eine Deputation des akademischen Senats sprach Dank der Universitaͤt fuͤr das funfzig Jahre hindn mit so ausgezeichnetem Erfolge gefuͤhrte Lehramt i zugleich die Wuͤnsche fuͤr die Zukunft aus. Der H Regierungs-Praͤsident Niederstetter uͤberreichte Vertretung des abwesenden Herrn wirklichen Gehein

Zeitungs-Nachrichten.

Paris, 17. Nov. Die Oppositionsblaͤtter sind mit 'rzeichnissön von Kandidaten fuͤr das Ministerium ange— it, welches der Herzog von Infantado sich bilden wolle. glich kommen neue Namen auf diese Listen, und die gaben von Absetzungen von 16 bis 20 der ersten taatsbeamten, die sie daran knuͤpfen, sind so gewagt, ß es am besten seyn wird, die offiziellen Ernennungen bst abzuwarten. Die royalistischen Blatter lassen den eneral Espanna und den Obristen Antonio Albuin, Manco zugenannt, halb aus Furcht sterben, weil rsterer Bessieres's Blut vergoß, und Letzterer ihn er— iff, um ihn seinen Feinden zu uͤberliefern. Vom Ge⸗ ral Cruz sagen sie, er wage es nicht, sich auf die eise zu begeben, obgleich er schon zu Bordeaux ange— smmen ist. Den beruͤchtigten General Chaperon, Ex fraͤsdenten der Madrider Militaͤrkommission, ernennen

zum Gouverneur von Madrid, an die Stelle des seneral Linan, den eben so wohl bekannten Nufino nzales zum Nachfolger des Don Recacho, und den jrwuͤrdigen Pater Martinez, Bischef von Malaga, m Praͤsidenten des hohen Rathes von Castilien an e Stelle des Hrn. v. Vilella. Das Volk von Madrid, ersichern sie, schwimme in Freudentaumel seit der Ab⸗ tzung des Hrn. Zea; man hoͤre nur Musik und Freu⸗ engesange in den Kaffeehäusern und auf den Straßen, „wie den patriotischen Ruf: „Es lebe der ab solute 'onig!“ Der Herzog von Infantado erscheint ihnen als er Retter Spaniens; seine hohe Fassungskraft, sein ang und sein Vermögen heben ihn uͤber alle Leiden— chaflen kleinlichen Ehrgeizes hinüber; er werde nur augliche Staatsmaͤnner als Gehuͤlfen sich beilegen, aus—

Raths und Ober-Praͤsidenten von Schoͤn Excellenz von letzterem eingegangenes, in den haldvollsten druͤcken abgefaßtes, Handschreiben Sr. Koͤnigl. He des Kronprinzen, nach welchem Hoͤchstdieselben mit rer Buͤste in Erz gegossen, den Jabelgreis beehren n len. Dieses Schreiben ruͤhrte den Gefeierten tief, es ihm die Zeit, in der er das Gluͤck hatte, Sr. Koͤm Hoheit Vorlesungen uͤber Botanik, Physik und Chen zu halten, lebhaft vergegenwaͤrtigte.

(Schluß folgt.) 5

Konig ln che Sc aufo nme le. Donnerstag, 24. November. Im Schanspielhaän „Donna Diana,“ Lustspiel in 3 Adbtheil. (Hr. Krug Don Cesar. Hierauf: „Die Benefiz-Vorstellum

Posse in 5 Aufzuͤgen.

Ruinen, mit denen Spanien bedeckt ist, ein Gekaͤude

* . 2 199 8 7 Gedruckt dei Feistar und Eisersdorff.

artigen Ränken keinen Zutritt gestatten, und aus den

Berlin, Freitag, den 26 sten November 1825.

thes und Ritters, Herrn Nicolovius, ward ein al ö

ter dagegen sehen in dem Herzog von Infantado nur den Vertheidiger der Apostolischen, die, seine natuͤrliche Gutmuͤthigkeit mißbrauchend, ihn zum Deckmantel ihrer Absichten nehmen. Ihnen zufolge hatte er keine andern Talante, als die eines vollendeten Hofmanns, der in Frankreich vor 1789 seine Erziehung erhalten, und die Manieren der Hoͤflinge von Versailles so sehr ange— nommen habe, daß, als er an den Hof Karls IV. zu— ruͤckgekommen, dieser Koͤnig ihn nur den Franzosen ge— nannt. Man koͤnne, meinen sie, neuen Absetzungen, Verbannungen und Reaktionen entgegensehen; schon ver— sammelten sich jeden Abend fanatische Volkshaufen vor den Haͤusern der uͤberspanntesten Apostolischen und Roya— listen, und schienen durch ihre Gesaͤnge und Rufe nur ein Loosungs-Zeichen zu fordern, um uͤber die Gemaͤßig— ten und Konstitutionellen herzufallen. Die Straßen nach dem Escurial und die Zagaͤnge dieses Pallastes seyen mit Menschen bedeckt, die man seit laͤngerer Zeit dort nicht mehr gesehen, welche Nichts waren ohne den aus— wärtigen Beistand; die in ihr Nichts zuruͤckkehren wuͤr— den, wenn dieser ihnen entzogen wurde, und welche nun gleichwol nichts Angelegeneres zu thun hatten, als von der Wuͤrde und Macht der Monarchie zu sprechen, so daß ihr Unsinn nur von ihrem Undank uͤbertroffen wuͤrde. Paris, 18. November. In Bordeaux hatte sich ein junger Mensch, Uhrmacher von Profession, 25 Jahr alt, in die Tochter seines Herrn sterblich verliebt, fand aber keine Gegenliebe, obgleich die Eltern einer Verbin— dung nicht abgeneigt schienen. Den 13. d. M. schreibt er ihr seinen Entschluß, sich zu toͤdten. Erschreckt eilt sie in seine Wohnung, und da sie ihn schon die Pistole sich gegen den Kopf haltend findet, ruft sie ihn zu, daß sie die seinige werden wolle. Der junge Mensch hoͤrt es noch, aber schon streckte ihn der Schuß zu Boden, und endete in demselben Augenblicke sein Leben.

Man versichert, daß der Amerikanische Commodore Rodgers sehr unzufrieden uͤber die Verweigerung der Pforte, ruͤcksichtlich der Schifffahrt der amerikanischen Fahrzeuge durch den Bosphorus, gewesen ist, und daß er einen drohenden Brief an den Reis- Effendi geschrie— ben haben soll.

Madrid, 5. November. Das hiesige Haus Riera, dem mau, gegen 10 Millionen Realen, welche zur letz— ten Expedition nach Havana gedient haben, die Erlaub— niß zuertheilt hat, 600 Tonnen oder 12,000 Quintaux Baumwollenwaaren frei in Spanien einfuͤhren zu duͤr— fen, laßt in diesem Augenblick zu London und der Schweiz fuͤr ungeheuer Summen Baumwollenwagren aufkaufen, mit welchen es bald unsere Haͤfen und Maͤrkte uͤberschwemmen wird. Man kann ohne Uebertreibung die dadurch bewirkte jährliche Verminderung unserer Zolleinnahmen auf 30 Millionen Realen annehmen,

denn obgleich ein Jahr hinreichend ist, um die 800

theben, voll Kraft und Dauer. Die liberalen Blaͤt— /