1825 / 299 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 22 Dec 1825 18:00:01 GMT) scan diff

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zu finden. Er besah die Note durch ein Vergroͤßerungs— glas, behauptete, daß kein r zu finden sei, und meinte, daß der Angeklagte unter diesen Umstaͤnden freigespro— chen werden muͤßte. Der Anwald des Klaͤgers bestand darauf, daß einer ganz deutlich sichtbar sey. „Wohlan (sagte der Richter), so moͤge die Jury entscheiden. Meine Herren! (sich an die Geschwornen wendend und ihnen die Note uͤberreichend) haben Sie die Guͤte, die Rote zu besichtigen, und mir zu sagen, ob Sie ein r oder ein Abreviatur-Zeichen finden. Ich halte es fuͤr ein Abreviatur-Zeichen, und Sie werden sich davon uͤberzeugen, wenn Sie durch mein Vergroͤßerungsglas sehen.“ Die Geschworenen pflichteten, nachdem sie durch das Glas gefehen hatten, der Meinung des Rich« ters bei, und der Angeklagte wurde freigesprochen und

mit einer Ermahnung entlassen.

Mainz, 4. Dec. Die Schifffahrt, durch die ge⸗ linde Witterung beguͤnstigt, ist fuͤr die Jahreszeit noch immer sehr lebhaft, und es geht fortwährend viel Gerste nach dem Nieder⸗-Rhein, doch durften die jetzt statt fin— denden Versendungen wahrscheinlich die letzten in diesem Jahre sein. Diese Fruchtgattung ist uͤbrigens, in Folge der bedeutenden Zuführen vom Main und Ober-Rhein, etwas im Preise gefallen, und wird gegenwaͤrtig hier zu 3 fl. 25 kr. das große Malter notirt. Aus Rot— terdam wird gemeldet, daß den 24. v. M. der Kammer der Deputirten in den Niederlanden ein Geserzesent— wurf vorgelegt worden sei, zufolge dessen einige Ver— minderungen in dem Tarif der Transit«, Eingangs— und Ausfuhrgebuͤhren getroffen werden sollen. Nach dem jetzt bestehenden Tarif wird erhoben:

a * Peim Aus— ö . ar. seranst. Fuͤr die Last (Gewichtmaaß) 3 2131311 Ger ste . 45 115 1 11609 Weizen.. 24 20 2350

Fuͤr 100 Kilogr. oder 2 Cent. . Baumwolle .. S0 50 50

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Kaffee.. Ruͤboͤl, der Hektoliter oder das Faß

GX 121 8 E . 2 8

Kohl und Ruͤbsamen, die Last . Anstatt dieser Gebuͤhren bringt das Gesetz folgende in Vorschlag:

Gerste * . * . 1 . *. 8 . 7 50 , . 1 6 Bam wolle erh)... 40 Kaffee é * * 2 * 2 R 1 , . Ruͤboͤl 0. . * 9 . 2 0 9 1 80 k Kohl und Ruͤbsaamen .. 21 1 5 1 41

Auch in dem Gebuͤhren Tarif fuͤr Bier, Haute, Kupfer, Leinwand, Baumwollenwaaren, Krapp, Pfeffer, Rind, vieh, Zucker, Taback, Fische und Hanf werden Vor— schlaͤge zu Erleichterungen gemacht werden. Die Nach— richt von diesen, wenn auch nicht bedeutenden, Ermaͤßi— gungen, hat jedoch etwas sehr Erfreuliches, indem sie beweist, daß die Niederlaͤndische Regierung ein dem Handel guͤnstigeres System anzunehmen gesonnen ist, was sie bereits in ihren ostindischen Kolonien gethan, wo die Gebuͤhren herabgesetzt, und dem Verkehr mehrere Freistaͤtten eroͤffnet worden sind.

Der General Foy besaß eine Dentsche, und zwar eine Mainzerin, zur Gattin. Diese Dame ist die Toch— ter des Hrn. Daniels, ehemaligen Professors bei der hiesigen Universitaͤt, jetzigen Praͤsidenten des Oberap—

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Stockholm, 9. Dec. Es heißt, das Swea⸗ gericht habe jetzt den Beschluß gefaßt, daß der Sn sekretaͤr und Commandeur Arnell mit Steckbriefen folgt werden solle.

Im Druck ist eine wichtige Schrift erschienen, Capitains beim Generalstabe der Flotte G. E. Lunis „Bemerkungen uͤber Aegyptens Handel und Gewg zustand; nebst Betrachtungen uͤber den Handel des) dens mit Aegypten,“ eine Arbeit, wozu der Ver die Materialien 1822 24 an Ort und Stelle ga melt hat. Dieses sachreiche Werk besteht eigentlich drei Unter-Abtheilungen, von welchen die erste A tens gegenwartigen Zustand und dessen Regierung im Allgemeinen, nebst des Pascha's Anstalten zu n Aufnahme betrifft; die zweite giebt eine Uebersich Aegyptens Staatseinkünften im Jahre 1823, um dritte enthaͤlt Betrachtungen uͤber den Handel des dens mit Aegypten und die Moͤglichkeit, einen din Handel zwischen Skandinavien und Aegypten zu erf Viele in anderen neueren Reise-Beschreibungen ausläaͤndischen Tageblatts-Artikeln vorkommende

tige Angaben findet man hier berichtigt, viele spruͤche erklaͤrt und der Leser sindet in einem Umfange eine Menge anziehender Notizen, die mehreren weitläauftigern Werken vergebens suchen n

tlantische Meer.“

acht.

Neapel. Der Koͤnig hat, von der Jagh! mend, eine große Menge von Bittschriften von h aus allen Klassen erhalten. Denselben Abend) mehrere Einwohner von Caserte und den Umgehn

ehren wird. Privat Audienz erhalten. h

Vereinigte Staaten von Nordamg Die Londoner literarische Zeitung enthält einen z wechsel uͤber Amerika, . ö 86. 'n ; ist: „Es leben jetzt in Amerika x Pra sidem ; , auf . og. 1 V er mi sch te N a ch ri ch ten. ohne irgend ein anderes Vorrecht oder anderes A 3 ; . 2 3 96. welches ihnen ihre Mitbuͤrger freiwilli tung Britannia enthaͤlt nachstehende Nach, Achtung fuͤr ihre Dienste zollen. Dies ist der st Zug in unserer Regierung, und Sie wuͤrden sich si lich ergoͤtzen, wenn Sie sehen koͤnnten, mit wil republicanischen Wuͤrde die Herren Adams (Vater Herrn J. Q. Adams), Jefferson und Madison auf laͤndlichen Wohnsitzen leben. Mlr ist dieses Vergm zu Theil geworden, und obgleich ich meine Erwarm sehr hoch gespannt hatte, so fand ich sie doch meh verwirklicht. Herr Jefferson wohnt ungefahr 2003 von Washington im Innern von Virginien, auf Spitze eines Berges, von wo aus man eine dir trefflichsten Aussichten hat. Am Fuße dieses & befindet sich die virginische Universität, an welche Ex-Präsident seit 9 bis 10 Jahren einen betraͤchts Theil seines Vermoͤgens verwandt hat. Dieses ist in hoͤchst bluͤhendem Zustande. Herr Madison n ungefaͤhr 35 Meilen von Herrn Jefferson, und bo tigt sich mit der Landwirthschaft, worin er sehr erft ist, weshalb er auch zum Praͤsidenten der landn schaftlichen Gesellschaft gewahlt ist. Herr Adams n 5 Kis 6 Meilen von Boston und ist der Beschuͤtzn schoͤnen Kuͤnste und Wissenschaften. Trotz des Alters dieser Manner (Herr Madison ist der ji und Herr Adams der aͤlteste, ersterer 70, lebten Jahre alt) wuͤrden Sie uͤber die Lebhaftigkeit un) terkeit in ihrem Betragen und in ihrer Unterhn erstaunen. Ich verlebte vergangenen Januar mit Herrn Jefferson und 2 Tage mit Herrn M. auf die angenehmste und fuͤr mich belehrendste Es ist Schade, daß Sie entschlossen sind, uns nie besuchen eine Wallfahrt nach den Wohnsitzen

Das Gefängniß zu Newgate. (Fortsetzung. ) Diese Ansichten sind so wahr und anschaulich, daß s jeden fuͤr verworfen oder unverstaͤndig halten ü, der ein Wort dagegen aäͤußern wollte. Ünd doch, sen wir einen Blick auf die Gefaͤngnisse dieses auf sortschritte in der Menschencultur und Humani— p stolßen Staates, so muß jedem Menschenfreund herz brechen. Ich habe sie gesehen, diese Hallen Ungluͤcks; ich habe den schaͤndlichen Wucherer und mischer im Zimmer des Kerkerwaͤchters spielend und end angetroffen, wahrend ein ungluͤcklicher Fami— ater, der dem reichen Verfuͤhrer seiner Tochter im hl ber beleid igten Ehre eine Wunde beigebracht, auf zmlichtem Stroh, nagend am harten Kleienbrode, n dem gedungenen Meuchelmoͤrder und dem fuͤr den zin gereiften! Straßenräuber, im tiefen Kerkerthurme So fah ich das 16jaͤhrige Madchen, welches, von? zun verfuͤhrt, einen kleinen Hausdiebstahl veruͤbt, im sogenannten Zuchthause neben den abgefeim— Kupplerinnen und Buhlerinnen spinnen. Un— dig Angeklagte sah ich öfters, kurz nachdem sie Freiheit wieder erlangt hatten, plötzlich von fruͤh⸗ hem Tode hinweggerafft werden, weil die unge— „unreine Kost und Wohnung in dem Gefaͤngniffe, end ihrer Untersuchung, ihre Lebenskraäͤfte zu Grunde htet hatten. Und die Meisten, ja beinahe Alle, die semporaͤre Gefängnißstrafe in einem Gefaͤnguisse alten hatten, fand ich kurz nachher in der Reihe ten Verbrecher aufgeschrieben. Ist dieses der Fall? Ich appellite an Alle, welchen Pflicht

pellationshofes in Trier.

ir, g Maͤnner entschaͤdigt ganz allein fl

Mexico. Die Zoͤlle von Mexico haben vom 1. Januar 30. Mai 3 Millionen Piaster Brutto, viel mehr wie vielen Jahren, eingetragen, und man spricht mit bersicht von einer Herabsetzung derselben, welche zaßregel im naͤchsten Congreß, der sich im Januar sammelt, abgehandelt werden soll, und, wird sie chgehen, den Consum und auch die Zolleinnahme

1195 heschwerlichkeiten und Gefahren einer Reise uͤber das oder Beruf zu untersuchungen dieser Verhaͤltnisse Ge—

legenheit gereicht hat. Wie sehr muß es dann aber auch andererseits den erfreuen, der solchen Jammer aus

Neu⸗York. Der Schauspieler Kean hatte gen eigener Erfahrung kennt ie hi n

ft einen bessern Empfang in den , 2 . fahrung zu sehen, wie hie und da eine mals in seinem Vaterlande zu finden, aber er ist och uͤbler empfangen worden. Die Zuschauer haben jn nicht zu sprechen erlaubt, und ihn mit Wuͤr— nöbewillkommt. Den andern Tag suchte er durch nen in den Zeitungen gesetzten Brief das Mitleiden „Amerikaner in Anspruch zu nehmen: Ich habe, zte er, Fehler begangen, aber nicht in New York, ndern in Boston, und ich werde mich nach letztere Stadt geben, um sie zu buͤßen; ich war damals in meinen sgendjahren, durch Ehrgeiz und durch die Gewohn— st, die Helden des Shakespeare zu geben, aufbrau— d; jetzt ist aller Ehrgeiz in mir erloͤscht, und ich klange nur einen Zufluchtsort, wo ich friedlich mein werbe ausuͤben und meine Laufbahn beschließen kann. in hatte fuͤr den naͤchsten Tag Othello angekuͤndigt, ö diese Anzeige hat den lebhaftesten Tumult ver—

menschen freundliche Seele sich auch dieser Ungluͤckl ichen annimmt; wie sehr muß ihn der Gedanke erheben, daß, was der Gesellschaft hoͤchstes Bedurfniß ist, hie und da wirklich zur Sprache kommt, und eine Verbesserung dieser Anstalten nach sich fuͤhrt?

Die best. n, fuͤr Wahrheit und Tugend begeisterten, Menschen verlieren sich gewohnlich in riesenhafte, nie zu erreichende Plane, aber das Gute, was uns so nahe liegt, wird selten und muͤhsam ausgeführt. Wer aber dieses Gute thut, der verdient? den' Namen eines Wohlthaͤters der Menschheit.

Die treffliche Euglaͤnderin, die ich mir zum Muster hierin aufstellte, ist Madame Fry; die Anstalt, die ihr ins Auge fassen sollt: Newgate. Elisabeth Guerney, Tochter des John Guerney von Earlham Hall in der Grafschaft Norfolk, wurde im Jahre 1780 geboren. Ihr Bater, obgleich der Secte der Quaͤcker angehoͤrig, gab ihr eine freie, sehr vornehme, ihrer Geburt und ihren Vermögens, Verhaältnissen angemessene Erziehung. Schon fruͤhzeitig erwachte bei ihr mit dem religiosen Sefuͤhl der Hang zur Wohlthaͤtigkeit. Im achtzehnten Jahre hatte sie schon im elterlichen Hause eine Frei— schule fuͤr arme Kinder eingerichtet. Im Jahre 1500 verheirathete sie sich an Herrn Fry, einem wackern ver— moͤgenden Mann. Als sie einst durch Zufall den elenden Zustand der weiblichen Gefangenen erfuhr, kam ihr der Gedanke, diese Ungluͤckliche zu besuchen, um zu sehen, ob es ihr nicht moglich ware, etwas Gutes sůͤr sie zu thun. Von diesem Gedanken beseelt, wendete sie sich an den Gouverneur des Gefaͤngnisses, um die Er— laubniß zum Eintritte zu erhalten. Dieser stellte ihr vor, welchen Gefahren sie sich durch den Eintritt in diese von verworfenen Wesen bewohnte Staͤtte aussetzen warde, welche er selbst nicht ohne Grauen besuche. „Die Reden, die Sie da hoͤren, die Graͤuel, die Sie da sehen werden, sagte er, werden Sie empoͤren; ich halte es fuͤr meine Pflicht, Ihnen von diesem Schritte ab—

zurathen.“ „Wohl weiß ich, antwortete sie, schon im

voraus, was meiner dort erwartet, dennoch muß ich meine Bitte dringend wiederholen: Erlauben Sie mir den Eintritt.“ „Nun wohlan, die Bitte ist Ihnen

gewaͤhrt; huͤten Sie sich aber, Ihre Uhr und Ihren Beu⸗ tel mitzunehmen.“ Darauf verfetzte Mad. Frh: „Schoͤ—

nen Dank: seyen Sie wegen meiner außer Sorgen: ich

2 mich nicht und werde Uhr und Beutel nicht ab—

egen.

Sie wurde nun in einen großen Saal gefuͤhrt, wo

hundert und sechszig Frauen und Maͤdchen, wegen ver—

schiedener Verbrechen angeklagt oder verurtheilt, bei—

sammen waren. Um sie waren viele Kinder, Knaben

und Madchen, unter Fluͤchen und Schwuͤren aufgezogen.

Im gleichen Zimmer schliefen, wohnten, kochten die

Frauen diese Halle glich einer schmutzigen Zigeuner—

Hoͤhle.

Nicht abschreckend, sondern zu groͤßerer Thatkraͤf—

tigkeit aufmunternd, war dieser Anblick fuͤr die edelge—

sinnte Frau. Sie sprach die Ungluͤcklichen freundlich

an eine Sache, die vielleicht noch nie an solchem

Orte geschehen war. „Ihr sehet elend aus, sprach sie,

euch fehlts an Kleidern, an Allem; wuͤnschtet ihr nicht,

daß Jemand sich eurer annahme, und sich bemuͤhte, euch in

eurem Ungluͤck zu troͤsten?“ „Freilich, freilich wuͤrden

wir das gerne, recht gerne sehen; wer sollte sich aber

um uns bekuͤmmern? Keine Seele! Jeder sieht uns

nur mit Abscheu und Verachtung an.“ Also antwor—

teten die Weiber, und Mad. Fry etwiederte: daß sie in

der Absicht dahin gekommen ware, um ihnen Huͤlfe zu

leisten, und bat sie, daß sie selbst ihr hiezu behuͤlflich

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