1825 / 304 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 29 Dec 1825 18:00:01 GMT) scan diff

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mit dem Bemerken, daß es ihnen bei der Ankunft in Rio Janeiro frei stehe, der Regierung ihre Wuͤnsche vorzutragen. Nach einer glücklichen Seereise langte das Schiff den 11. Oct. in Rio Janeiro an. Die Mann— schaft wurde nach der Ausschiffung sogleich vom Kaiser besichtigt, und die Kolonisten nach Porto- Allegre, einem noͤrdlich gelegenen Hafen, eingeschifft, von wo sie uͤber 100 Stunden ins Innere des Landes gebracht wurden, wo sie angekommen, täglich 8 Schilling Hamb. zu ihrem Unterhalte bekamen, uͤbrigens aber ohne Weiteres ihrem Schicksale uͤberlassen wurden. Ich sprach, sagt der Ver— fasser, wegen dieser Behandlung mit dem Inspektor, zeigte ihm den gedruckten Kontrakt, von dem Major von Schaffer unterschrieben, nach welchem es jedem frei stehen sollte, sich seine Beschaͤftigung zu wahlen, und nach welchem die Regierung den Kolonisten, außer den erwähnten Unterhalt, auch Vieh und Ackergeraͤthschaften liefern wollte. Ich machte darauf aufmerksam, wie wenig es der Regierung von Nutzen seyn koͤnne, wenn alle junge Kolonisten zum Militaͤrdienst gezwungen wuͤr— den, da die alten Leute nicht im Stande waͤren, ohne gemeinschaftliche Mithuͤlfe der jungen den Boden urdar zu machen, oder sich, wenn die Unterstuͤtzung der Re— gierung aufhoͤre, durch ihrer Haͤnde Arbeit ihren Unter— halt zu erwerben. Der Inspektor antwortete mir hier— auf, daß er dies wohl einsehe, daß jedoch der Befehl des Kaisers in dieser Hinsicht bestimmt waͤre. Um sich die Lage eines Kolonisten recht deutlich vorstellen zu konnen, muß man wissen, daß das Innere dieses großen Landes wuͤste und menschenleer, und den umherschwär⸗ menden wilden Horden gaͤnzlich uͤberlassen; daß die Ko— lemnisten aus gäͤnzlichem Mangel an Vieh und Ackerge— rathschaften den Boden nicht gehoͤrig bearbeiten koͤnnen, daß sie aus Mangel an Wegen außer aller Verbindung mit andern Bewohnern des Landes sind, und endlich bei der Entfernung von den Kuͤsten oder einem bewohn— ten Orte außer der Moͤglichkeit sind, ihre Produkte leicht und vortheilhaft abzusetzen, oder sich auch nur die nothwendigsten Beduͤrfnisse anzuschaffen. Daz hoͤchst ungerechte Verfahren ist von der Brasilianischen Re— gierung fortwährend gegen die Kolonisten ausgeübt wor, den; so sind aus der Schweizer Kolonie Neu-Fryburg alle jungen Leute weggeführt und unters Militair gesteckt worden, indem der Kaiser zur Enutschuldigung dieser Maaßregel geaͤnßert hat, er brauche Soldaten noͤthiger als Kolonisten. Die Justiz ist in einem bejammerns— würdigen Zustande. Unmenschliche Gesetze aus den fruͤheren Jahrhunderten sind noch in Kraft, und da es den Richtern noch bis jetzt gänzlich uͤberlassen ist, solche bei Criminalsachen zu modificiren, oder in ihrer ganzen Strenge den Schuldigen zuzuerkennen, so ist ein großes Feld von Bestechungen und andern nichtswuͤrdigen Hand, lungen eröffnet. Der treuherzige und ruhige Ton, mit dem der Verfasser uns seine Erzählung giebt, druͤckt derselben den Stempel der Wahrheit zu deutlich auf, als daß wir im Geringsten die angefuhrten Thatsachen in Zweifel ziehen durften, und sie werden durch die übereinstimmenden Urtheile anderer Augenzeugen be— kräftigt. Moͤchten sie als Warnung von unbesonnenen Auswanderungen zuruͤckhalten, und bedenken lassen, daß der fleißige Mensch in einem cultivirten Lande stets ehr sein Fortkommen finden wird, als in einem solchen, welches es erst werden soll.

Ein oͤffentliches Blatt giebt uber den Schatz des Hauses Braganza folgende Nachricht: Der Konig von Portugal tragt als Großmeister seiner Orden bei

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Allge

feierlichen Gelegenheiten ein, aus den schoͤnsten O manten gebildetes, Kreuz, das auf die ungeheure Sum von vier Millionen Pfd. St. geschaͤtzt ist. uren soll schwerlich ein Monarch in der Welt an Juwel und goldenen Gefäßen ie. so reich als der Konig n Portugal sein. Auch der groͤßte bekannte Diaman dessen Werth französische Juweliers auf 300 Million Livres schaͤtzten, befindet sich im Besitze des Koͤnigs n

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meine

sreußische Staats -Zeitung.

Portugal.

Die Wallfischfaͤnger⸗Insel Nantucket. (Aus dem Nantucket Inquirer.) Selten hoͤrt man in Europa den Namen dieser,

M 304.

der Kuͤste des Staats Massachusetts, 3070 50 L.) 20 N. B. (Vereinigte Staaten, Nord⸗Amerika) genden Insel, die, so klein sie auch ist, in Ruͤchs ihrer Bevoͤlkerung und ihres Handelsverkehrs doch wa lich hoͤchst merkwuͤrdig erscheint. Sie mißt nur 35 Da sche Meilen von Osten nach Westen und etwa 15 R len von Norden nach Suͤden, hat einen hoͤchst fruchtbaren Boden und daher ist die Thaͤtigkeit i Bewohner auf das sie umgebende Atlantifche R hinausgewiesen. Namentlich treiben sie den Wallf fang mit fast beispiellosem Erfolge. Ihre Landern werden wenig beachtet, sondern dienen bloß, um die reiche Beute des Oceans anzuhäufen, als Wohn fuͤr ihre Familien und als eine Zuflucht fuͤr den M ter des Greisen, Alters. Die Stellen, die g Weideplätze darbieten, sind und bleiben Gemein gut Waͤhrend der beiden Kriege mit Großbr ettaunien die Insel sehr viel, weil sie gleichsam einen preig gebenen Vorposten bildet, und buͤßtes durch feind Kaper fast alle ihre Schiffe ein. Aber unermuͤlk Betriebsamkeit und kuͤhner Unternehmungsgeist m ten diesen Schaden bald wieder gut, und sie jetzt mehr eigne Schiffe, als sie jemals besaß. giebt dreißig Wallrath-Kochereien auf dieser die uͤber eine halbe Million Dollars werth sind. Zahl der 3 (1820: 6807) ist auf Ausland. gestiegen. Ihrem Hafen, sicher und bequem, gehn ;. bo bis 70 Schiffe, Jedes able J, zäoß. E Darts, 2. Der. Briefe von Dapenne melden, bo Segel, die Briggs und kleinern Fahrzeuge nicht mis der Prinz Maximilian von Sachsen sich mit seiner rechnet, sind mit' dem Wallfischfange' beschäftiht, inen Gemahlin, der Prinzessin von Lucca, nach Madrid übrigen treiben Frachtfahrt zwischen den Hösen MWPeben wird. suͤdlichen Vereinigten Staaten und Europa. In Gn Die Unglücksfälle, welche durch das Ueberfahren zen sind fortwährend und ausschließlich 20,000 Ton h Fahrzeugen durch Dampfboͤte sich zutragen, haufen Schiffslast mit dem Wallsischfang beschaͤftigt. Im Jh in Dortrecht ist kuͤrzlich ein gleiches Ungluͤck ge— 1825 lagen 20 dieser Schiffe im Hafen und uͤber Itzen. waren auf der Reise; einige von diesen holen a Das Dampfboot, Friedrich Wilhelm, welches in telst einer Erdumsegelung Wallrath herbei; denn es I el am 29. Rov. von Eoͤlln eingetroffen ist, hat durch die Cachelotts der Suͤdsee, welchen sie vornaämlich n Ungeschicklichkeit der Schiffer die uͤber den Rhein stellen. Sie besuchen alle Kuͤsten von Suͤd-Amerika, shlagene Schiffbruͤcke mitgenommen. Dieser Vorfall Falklands-Inseln, Neu⸗-Suͤd⸗Shetland, Californq um so unangenehmer, als die Wiederherstellung der die Nerdwestkuͤste und selbst Japan. kücke nicht vor Ende des Winters moͤglich sein wird. (Schluß folgt) i. Renten 93 Fr. 25 C. Dreiproc.

F. .

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Mittwoch, 28. Dec. Im Opernhau se. Zum Ets male wiederholt: „Euryanthe,“ große historisch ron tische Oper in 3 Abtheilungen, mit Tanz; von Helh v. Chezy. Musik von C. M. v. Weber. Ballets von ?

Donnerstag, 29. Dee. Im Schauspielhause: Geschwister,“ Schauspiel in 1 Aufzug, von Gi (Mlle. Wagner, vom K. Hoftheater zu Dresden: J riane,) Hierauf: „Der Unschuldige muß viel leiden Lustspiel in 3 Abtheil., von Th. Hell. Und: „Das theilte Herz,“ Lustspiel in 1 Aufzug, von Kot (Mlle. Wagner: Pauline, als letzte Gastrolle.)

Berlin,

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tagegs.

Seine Majestät der Konig haben den bisherigen usul Valentini, zu Rom, zum General-Konsul in paͤbstlichen Staaten zu ernennen geruhet.

Des Koͤnigs Majestäͤt haben dem Justiz-⸗Commis⸗ us George Valentin Wachowski dem altern, Koͤnigsberg in Pr., den Charakter als Justiz⸗ Com— sionsrath beizulegen geruhet.

Zeitungs-Nachrichten.

London, 19. Dec. Auch hier hat, wie uͤberall, die

schricht vom Tode des Kaisers Alexander ein ploͤtzli— sFallen der Papiere bewirkt. Die russischen Papiere H 82 auf 76, die griechischen allein stiegen um p *

Mainz. Der beruͤchtigte Karl Pittschaft aus Mainz, cher, wie wir schon früher gemeldet haben, seiner sischweifenden Lebensweise wegen, und zur Verhuͤtung F von ihm veranlaßten ärgerlichen Auftritte, auf Ver— ung der großherzoglich hessischen Regierung in das m'spital Hofheim gebracht worden war, ist in der Nacht

Gebruckt bei Feister und Eisersdorff.

im 7. auf den 8. Deebr. aus seinem Gewahrsam zum Redacteur Jol itenmal entsprungen.

Donnerstag, den 29sten December 1825.

Smyrna, 1. Nov. Der Constitut. theilt von dort nachstehendes Schreiben mit: Ich komme von Nauplia, wo ich eine engl. Brigg angetroffen habe, die den Grie⸗ chen Geld von der zu London gemachten Anleihe brachte. Fabvier hat einen Angriff auf Tripolitza unternommen, hat sich jedoch zuruͤckziehen muͤssen, weil die sich dort befindende Garnison viel staͤrker war, als ihm berichtet worden. Ein aufgefangener Brief von Ibrahim an den Pascha von Canea befiehlt letzterem, alle Griechen umzu⸗ bringen, die in seine Haͤnde fallen, weil nur der Sieg durch die gaͤnzliche Ausrottung der Griechen moglich seĩ. Nachdem dieser Auftrag den orthodoxen Cretaern kund beworden, hat sich der Aufstand allgemein verbreitet.

Vermischte Nachrichten.

Die Wallfischfanger⸗Insel Nantucket. (Aus dem Nantucket Inquirer.) 64 (Schluß) eständig suchen diese kuͤhnen Seefahrer n Inseln und Kuͤstenpunkte des Suͤdmeeres . ein, , gewohnlich drei Jahre auf Einer Reise zu. Gemei⸗ niglich sind 29000 Seeleute abwesend; die uͤbrigen be— schaͤftigen sich daheim als Handwerker und Arbeiter jeder Art, und andere bringen als Kuͤstenfahrer die erzielten, kostbaren Waaren aufs Vestland, von wo sie dann alle Beduͤrfnisse des Lebens, welche die un— fruchtbare Insel nicht erzeugt, herbei holen. Nir— gends giebt es kuͤhnere, unerschrockenere Seeleute. So wie sie, meistens schon im 14ten Jahre die Schiffe betreten, kennen sie nur Ein Ziel ihres Ehr⸗ geizes, Befoͤrderung. Sie ringen darnach, selbst ein Schiff zu suͤhren, und nicht selten gelingt es ihnen schon als Juͤnglinge Commandeure „) zu werden. Als solche wissen sie die Frucht einiger gelungenen Reisen mit großer Klugheit zu benutzen; dadurch werden sie Eigner von Schiffen, Wallrathkocher oder dergleichen, und leben ruhig und gluͤcklich im Schooße ihrer Fami— lien. Ungeachtet der Dauer ihrer langwierigen Reisen, der Gefahren und des großen Klima-Wechsels, den sie auszustehen haben, wissen sie wenig von Krankheit und

) Commandeur ist der gewohnliche Name der Schiffer, welche die zum Wallfischfang ausgeruͤsteten Fahrzeuge füͤbren. Sonderbar, daß der Wallfischfang den Europäern, selbst den Britten, so schlecht gelingt, während die Ame—⸗ rikaner ihn noch bestaͤndig mit großem Vortheile treiben.