1826 / 6 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 07 Jan 1826 18:00:01 GMT) scan diff

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ruhig an Bord des Schooners zurückzukehren. Doch diefs murrten und behaupteten, dieser Befehl sei den Bedingungen, welche sie mit ihm, als sie in seinen Dienst traten, abgeschlossen hatten, durchaus zuwider. Der Seeräuberhauptmann blieb standhaft in der Ver— heidigung seines alten Freundes. Dech die Neger zriffen nun die Amerikaner an, entwaff neten und ban, den sie, auch ihren Befehls) aber und den Capitain Smichton, welche während des Gefechts zwei Neger verwundet hatten. Beide erwarteten sosort den Tod; aber ie Schwarzen ließen nach einer kurze

n Berathung das roße Boot der Brigg über Bord, und befahlen die deiden Tapitaine es ohne Verzug zu besteigen und so schnell wie moͤglich fortzurudern. Sie wagten es nicht, sich dieser grausamen Maaßregel zu widersetzen und rteiteten kraͤftig rudernd fort; denn als sie ruͤck warts blickten, sahen sie drei Flinten auf sich gerichtet, an- deutend, welchen Empfang sie zu erwarten hatten, venn sie es wagten, an die Brigg oder an den Schoen:r zuruͤckukehren. Alles dieses geschah um Mittag. Die Capitaine waren noch nicht drei Englische Meilen von den Schiffen entfernt, als sie beide unter Segel gehn und n See stehen sahen. Jetzt erst spann sich ein Gespraͤch zwischen den beiden Ungluͤcks Gesaͤhrten an. Capitain Smichton war hoͤchst traurig, daß er seinem Bekannten diesen Unfall zugezogen, und au⸗ ßerte seine Furcht, daß dessen Edelmuth sich nun in Wuth gegen ihn verwandeln werte. Doch der Neger äußerte nur Zorn gegen die Meuterer die ihn ausge— setzt hatten, und sprach dem Capitain Muth ein. „CLu— da's Kuͤste liegt vor uns,“ sagte er, „dort wollen vir waͤhrend der Nacht landen; ihr habt mich, als ich unter euch diente, gut behandelt; ihr seollt sehn, daß ich mich dankbar zeige und euch schuͤtzen und beistehn werde. Die ganze Nacht hindurch ruderten sie unablaͤssig

entfernte sich eilends.

Smichton das geringste von seinem

ihn eine Seefahrt nach

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um euch fuͤr den Augenblick zu helfen!“ Mit diesen Worten reichte er ihm einen Beutel mit Piastern und Der Capitain bestieg sein Maul, thier, und, nach einer beschwerlichen Reise durch fast undurchdringliche Urwaldung, erreichte er spaͤt am Abend deu Ort seiner Bestimmung. Als er sich von seinen Begleiter trennte, wollte er diesem et was Geld reichen, doch jener nahm es nicht an und schritt sogleich fort. =

Anderthalb Jahre vergingen, ohne daß der Capitain Piraten Freun Um die Mitte des Jahrs 1824 sührn der Thompson's In sel an Flor da's Kaͤste; es waren dort von ei rem Keiegsschiffe de Vereinigten Staaten Seeräuber eingebracht. So zleie

sah oder horte.

fiel ihm sein Retter in der Noth an Cuba's Käste ei

und welche Freude fuͤr ih n! schwer verwundet wa auch Johnny, so hieß jen:r Renger, gefangen, und sein Hinrichtung bloß aufgeschoben, weil man glaubte, werde wohl an fei en Wunden sterben. Smichton ab: sorzte redlich fuͤr seine Verpflegung und bewirkte ha seinen Landsleuten dessen Begnarigung. Johnny leht etzt mit seinem Weibe und drei Kindern als P aͤchee⸗ auf einem Gute Smichton's am Mi sissippi, und ha das Enterbeil des Piraten weislich mit der Hicke det Landbauers vertauscht.

Amerikantische Rechtspflege. Hinrichtung des Colombischen Obristen Leonardo Infant

Obrist Leonardo Infante, ein ausgezeichneter Krit ger, der sich durch viele tapfere Thaten im Befreiung kriege seinen Rang in der Armee erkaͤmpft hatte, um von seinen Waffengefaͤhrten sehr geschaͤtzt ward, vergn sich im Anfang des Jahrs 1825 fo weit, einen Insm terie - Lieutenant, Francisco Perdomo, aus Caracas ] buͤrtig, verraͤtherisch und mit Vorbedacht zu ermordg

Rand erreichten endlich eine wuste Stelle am Strande der Insel Cuba. Der Pirate (gte bier das Voor fest und schlich dann mit seinem Freunde eine dunkle Felsen⸗ tluft, voll Gebuͤsch und ohne irgend einen Fußofad, üfwärts. Doch jener schien wit der Gegend wohl be— kannt zu seyn und schritt so schnell vorwärts, daß der Tapitain ihm kaum folgen konnte. Bald sahn sie in der Nähe ein Licht schimmern; der Neger pfiff, und in wenigen Augenblicken standen sie bei einigen niedrigen, schlecht gebauten Huͤtten. In eine der selben fuͤhrte der Neger den Capitain, der hier, in seinem nicht geringen Erstaunen, zwei Negerinnen, einig: Maͤnner und Km, der erblickte, die seinem Begleiter mit cinem herzlichen Willkommen entgegeneilten, und sich höͤchlich uͤber seine Unerwartete Ankunft wunderten. Der Pirate unter— hielt sich mit ihnen in einer Sprache, die der Ameri⸗ aner 1.4ht verstand und die beiden Frauen bereiteten un ein Abendessen. „Eine von des-n Frauen,“ sagte der Pirate, „ist meine Frau; hier lebe ich, wenn ich nicht auf der See bin; in diesen Hutten verwahre ich meine Waaren und mein Geld; doch liegt diese Stelle so versteckt, daß, wäret ihr jetzt am Strande, ihr ohne Wegweiser nicht wieder hierher finden? wurdet.“ Bald darauf setzte man sich zu Tische und ward recht gut be⸗ wirthet. Dann zeigte der Pirate dem Capitain eine Schlafstelle und ließ ihn dort allein. Doch ehe der Tag anbrach, weckte er ihn und fuͤhrte ihn an den Strand, wo zwei Maulthiere gesattelt standen, und ein Neger bei ihnen. „Dieser Mann,“ sagte der Pirate, „wird euch durch die Waldung nach einem 4 Englische Meilen von hier liegenden Ort führen; dort werdet ihr leicht Gelegenheit finden, nach Havanna zu kommen. Dem Manne müßt ihr, als eurem Diener, einen Paß ver

Er ward verhaftet, vor ein Kriegsgericht von Staah officieren gestellt, und von diesen zum Tode verurthelh welches Urtheil auch das hoöchste Kriegsgericht best tigte; doch der Präsident des hoch sten Justizhofes, N Panna, weigerte sich, in der Hoffnung, den Verbrecht dem es an mancherlei Fuͤrsprache nicht fehlte, zu ten, den Befehl zur Hinrichtung zu unterzeichnen. wegen dieses Benehmens ward Dr. Penna von der & präsentantenkammer vor den Senat belangt, welcher d Gerichtspräsidenten schuldig fand, und ihn mit 12 natlicher Suspenston von seinem Amte bestrafte. N Penna bot seine ganze Geschicklichkeit auf, sich zu wu theidigen, aber die Majestät der Gesetze triumphirte.

Der 26. März 1825 ward demnach zur Hint tung des Obristen Infante destimmt. Sie ward dem Hauptmarkte der Hauptstaͤdt Bogota, wo der G gen errichtet war, vor einer großen Volksmenge vo zogen. Der Verurtheilte zeigte viele Fassung und gi mit derselben Standhaftigkeit, womit er so oft sein ben fuͤr sein Vaterland gewagt hatte, der Todes stt entgegen. Nachdem die Hinrich tung vollzogen w zeigte sich der Vice-Praͤsident, General Santander, pferde, und hielt an die auf dem Platze ver samm ten Truppen eine Rede.

Kon tg ln che Sch auspiele.

Freitag, 6. Jan. Im Opernhause: „Der Luͤg und sein Sohn,“ Posse in 1 Aufzug. (Hr. Detrt vom Theater zu Duͤsseldorf: Herr ven Crack.) Dan „Fantasie fuͤr Floͤte,“ von Berbiguier, ausgefuͤhrt Hen. Wilhelm Anemuͤller aus Dres den. Hierauf: Nachtwächter,“ Posse in 1 Aufzug, von Th. Koͤtn (Herr Detroit: Sch malbe.) Und: „Das Schweiß

schaffen. Ich weiß, ihr habt alles verloren; nehmt dies,

Milchmädchen,“ pantom. Ballet in ? Abtheilungen, n Herrn Titus. 3.

Gedruckt bei Feister und Eisersdorff.

Redaeteur Joh

A lil g am e in e

preußische Staats- Zeitung.

78 6.

Berlin, Sonnabend,

Amtliche Nachrichten.

Bei der am 6 Januar d. J. fortgesetzten X. Ziehung der Praͤmienschein Nummern zu Staats, Schuldscheinen fiel 1 Praͤmie von 5000 Thlr. auf No. 292b46; 1 Prämie von 2000 Thlr. auf No. 103366 2 Prämien von 1000 Thlr. auf No. 140578 und idtss; 9 Prämien von 500 Thlr. auf No. 4211, plzol, 103314, 118740, 127065, 244980, 245323, 2bss837 und 2986650; 15 Prämien von 200 Thlr. auf No. 42052, 102443, 127671, 140392, 165011, 177899, 183379, 221279, 227991, 230598, 233075, 249685, 57294, 289940 und 298699.

Die Ziehung wird fortgesetzt.

ö

Zeitungs-Nachrichten.

M u s tan b.

Paris, 30. December. Als der Dauphin vor benigeu Tagen das Gefaͤngniß der Conciergerie besuchte, warfen sich ihm zwei Gefangene zu Fuͤßen und baten ihn, sich fuͤr ihre Begnadigung zu verwenden. Die wohlwollenden Werte, welche Se. K. H. an sie richtete floͤßten diesen Ungluͤcklichen eine Hoffnung ein, die auch in Erfuͤllung gegangen ist, indem S. M., den Bitten. ihres Sohnes nachgebend, die beiden Gefangenen begna— digt haben.

Die Zeitung der Gerichtshoͤfe, und nach ihr der Constitutionnel und das Journal des Debats hatten haͤmischer Weise behauptet, eine in der vom Koͤnige vor einiger Zeit ausgesprochenen Amnestie, begriffene Person, sei bereits gestorben. Dies ist eine Unwahrheit. Joachim Arthaud war allerdings, wegen politischer Verbrechen, den 14. Juni 1823 in Spanien zum Tode verurtheilt, die Execu⸗ tion aber aufgeschoben, und die Todesstrafe im December 1823 in zwanzigjährige Zwangsarbeit verwandelt worden. Er ist gegenwärtig im Gefaͤngniß zu Brest, und der Befehl, ihn auf freien Fuß zu stellen, bereits abgegangen.

Vor mehreren Monaten fand in der Nähe von Paris ein Pistolenduell zwischen zwei Studenten statt, und der eine blieb auf dem Platze. Nach einer ziemlich langen Untersuchung wurde der Student Goulard, der seinen Gegner erschossen hat, vor der chambre des mises 9 acc usation gezogen, welche daruͤber zu ur—

theilen hat, ob der Angeklagte vor einen Criminalge—

richtshof zu stellen sei oder nicht. Dies Gericht hat den Goulard an den Gerichtshof der Assisen verwiesen. Von dem beruͤhmten Naturforscher Bonpland, dem

mont verlassen Paris d. 31sten d.

den 7ten Januar 1826.

Reisegefahrten Humboldts, hat man kuͤrzlich durch ei— nen fruͤher auch im Paraguay festgehaltenen Engländer Nachrichten erhalten. Seine Gesundheit ist gut, seine Lage aber bedauernswerth. Zur Zeit seiner Entführung baute Bonpland paraguayer Thee auf dem rechten Ufer des Rio Panara zwischen Corrientes und Itapua. Sie war außer st gewaltjam und er erhielt dabei mehrere Wun⸗ den. Mit ihm waren zehn Indianer fortgeführt wor— den, die bald darauf in Assompeion erschossen wurden.

Bonpland wurde zuerst nach San Ignaeio und dann

nach dem elenden indianischen Dorfe, Santa Maria, wo er gegenwärtig noch ist, geschleypt. Er darf sich nicht werter, wie eine Stunde, vom Dorfe entfernen und ist fortwährend allen erdenklichen Kränkungen aus— gesetzt; er besitzt nur eine kleine Pflanzung, auf welcher

er Rhum brenut und durch einige indianische Weiber Baumwolle spinnen laͤßt.

ben, dem es gelungen war, zu entspringen und nachher wieder gefangen wurde, schmachtet sogar in Ketten. Doktor Francia ist zwar schon in einem vorgeruͤckten Alter, genießt aber eine sehr feste Gesundheit. Die Haitischen Commissarien Rovannez und Fre—

um sich na ihrem Vaterlande zuruͤckzubegeben. 6 si ich Die franzoͤsische Regierung wird 2 Seestationen

zur Beschützung unsers Handels in Westindien halten,

eine in den Gewaͤssern von Haiti, die andere in denen von Cuba. ?

8.

ö ö Es werden noch mehrere Fran zosen in Assempeion festgehalten, und einer dersel⸗

Ein franzoͤsisches Journal hatte mitgetheilt, daß

die Wittwe des General Foy vom Koͤnige eine Pen siiit

von 6000 Fr. erhalten; die Etoile widerlegt diese An? **

zeige, indem sie anführt, daß die Wittwe eines Gene— ral⸗Lieutenants nur 1500 Fr. Pension erhalte.

Den 2ten Dec. hatte Herr Zea Bayonne noch nicht verlassen.

schen Consuls besucht. 16. ; 6 Rente 96 F. Dreiproe. 64 Fr. 0 C.

London, 27. December. Es ist ein Großbrittani— scher General-Consul suͤr Hayti, wie es heißt, in der Person des Herrn Mackenzie ernannt worden.

Vor einigen Tagen kam an einen Herrn Loader zu Wincanton eine ziemlich große Kiste, mit der Ueber— schrift „Musik“, an. Herr Loader wollte die Kiste, welche nach Angabe des Fuhrmanns ein Fortepiano ent— halten sollte, nicht annehmen, und zwar nicht aus Ab— neigung gegen „den Einklang lieblicher Tone“, aber weil er stark vermuthete, der Inhalt der Kiste sei ein anderer, mit seinen Gefuͤhlen weniger uͤbereinstimmen— der Gegenstand. Er hatte naͤmlich Tages zuvor einen Brief erhalten, worin man ihm den Tod einer Madame

Seit feiner Ankunft hat er das Thea⸗== ter zweimal in Gesellschaft seiner Frau und des spani⸗

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