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— England (heißt es in einem von oͤffentlichen Blattern mitgetheilten Privatschreiben aus London), der groͤßte Handelsstaat der Welt, hat das schlechte ste Geldcirkulatlons System, und das geringste Mißtrauen an der hiesigen Handelsboͤrse erschuͤttert sogleich den Kredit im ganzen Innern dieser reichen Insel! So wahr ist es, was ein ausgezeichneter neuer Schriftsteller uͤber England sagt, und so bewaͤhrt es sich taglich, daß in keinem Lande die Mißbraͤuche schwieriger zu entwurzeln sind, als hier. Das der Bank eingeraumte und vom Parlamente sanktionirte negative Privilegium, daß keine Handlungsfirma im Lande mehr als sechs Theilhaber haben darf, ist ein, der Festigkeit des Geldumlaufs ent⸗ gegenwirkendes und unheilbringendes Recht, uͤber dessen Aufrecthaltung die Bank von England, welche man trotz dieses Namens dem Welen und der That nach als ein Privatinstitut betrachten muß, immer mit eifer suͤch⸗ tigem Auge gewacht hatte. Die Folge dieses Vorrechts war, daß man bisher keine Anzahl von Individuen auf⸗ finden konnte, welche vermöͤgend genug gewesen waren, den Grafschalten hinlaäͤngliche Garantieen fuͤr ihre ͤf— fentlichen Geldgeschäfte oder Notenausgaben zu leisten, und jeder Versuch, dem ungemein greßen Werthumsatze des Landes, welcher durchaus nicht durch Muͤnze allein befriedigt werden kann, eine festere Grundlage zu geben, sch iterte. Die Folgen haben sich neuerdings abermals gezeigt. Von 6607 Landbanken mußte der zehnte Theil feine Zahlungen einstellen, und eine sehr große Anzahl der ubrigen sah sich genöthigt, die größten Opser zu bringen, um sich zahlungefähig zu erhalten. So großen Nactheil kann oft eine einzige Klausel hervorbringen. Freilich konnte auch hier, wenn es Noth thut, einge— schritten, und- das Salus reipublicae etc. in Anwen“ dung gebracht werden, aber zu einem solchen Schritte nimmt auch das Parlament von Großbritannien nicht gern seine Zuflucht. Die Minister standen auch wirklich fruͤhexr wit der Bank in Unterhandlung, um dieselbe zu vexanlaffeir, gegen anderweitige Entschädigungen auf je ßes Recht zu verzichten, aber das große Aufblühen des Handels seit einigen Jahren, und die stattgerundenen Erleichterungen im Umsatze, schienen eine Veranderung nicht so dringend zu ekheischen, uz diese Angelegenheit wurde dahar mit einiger Nachlaͤßigkzit betrieben. Der Freihejtsbrief der Bank wird gher im nächsten Jahre ablaufen, und ihr alda jenes Recht nicht' wirdur ein, geraͤumt werden. n
— Man rechnet, daß gegenwartig iwenigstens 150000 Katholiken in Londou wohnen.
Unser Landsmann, der Doctor Morrison, ist vor kurzem aus China zurückgekommen und hat, dem Ver— nebmen nach, nebst einer Sammlung von mehr als 10,000 Bänden in chinesischer Sprache, eine Fuͤlle von Kenntuissen uͤber jenes bisher so unzugängliche Land mitgebracht, die alles, was man in dieser Hinsicht bis, her zu erlangen vermocht hatte, weit hinter fich laßt.
Muͤnchselen, 22. Januar. Die Verordnung uber das Finanz-Rechnungswesen fuͤr das Koͤnigreich, welche das neueste Regierungsblatt enthält, ist eine höchst er— freuliche Erscheinung, und' erregt hier die lebhafte ste Aufmerksamkeft. Es ist der Weisheit unseres vielge— liebten Königs gelungen, durch diese Verordnung die schwierige Aufzade quf das Vollstaͤndigste zu loͤsen, welche in den Standeversainmlungen, besonders der letzten, der Gegenstand so vielfacher interessanter Diskussisnen war. Vereinfachung des Verfahrens im Rechnungswesen, voll— kommene Sicherheit fuͤr den Rechnungssteller sowohl, als fuͤr den Staat, dem die Rechnung gelegt wird, leichte Gewährung der Uebetzeugung, daß xit festge— setzten Etats eingehalten worsen sind, und sichere Buͤrg— schaft fuͤr deren Einbaltunß — dies Alles vereiniet war das vorgesteckte Ziel, und es ist erreicht; ist in
einem Grade erreicht, der alle vernommenen Wuͤnsche der
Repraͤsentanten des Volks vollstaͤndig befriedigen muß. Das Prinzip, jeder Stelle, jeder Behörde innerhaf der Graͤnzen ihrer Competenz und der Gesetze des Rei, ches freie Bewegung zu lassen, ist auch hier durchge— fuͤhrt, aber auch hier sind jeder regelwidrigen Willkuͤhr, jeder Urberschreitung feste Schranken gesetzt. Jede Rech, nung erhalt schleunig ihre definitive Verbescheigung.
Fur jedes Jahr wird nun noch im Laufe des näͤchstfoi,
genden die General, Finanzrechnung ganzlich abgeschloß sen vorgelegt werden konnen. Die Vornahme der Re vision und der Superrevision bei ein und derselben Stelle ist durch die Errichtung der Rechnungskamma durchgaͤngig beseitigt. Fuͤr alle Rechnungen bestehen jetzt die nothwendigen, ganz van einander getrennten zwei Instanzen, in welchen vollkommen selbstständig Behoͤrden Recht sprechen. , Kirchenstaat. Folgendes ist ein Auszug da Feierlichkeiten bei Schließung der heil. Thuͤre in Ren Am heiligen Abende des Weihnachtsfestes begaben st die Kardinaͤle und Praͤlaten im großen Ornate, nehbs dem heil. Vater im Meßgewande, von der Sißxtinischen Kapelle, woselest feierliche Vesper gehalten worden war, auf den innern Stiegen nach der Kapelle des heil Abendmahls und von hier in großer Prozession nach der Peterskirche. Der heil. Vater beschloß den Zu— und hielt in der linken Hand eine Kerze, waͤhrend er mit der rechten den Segen ertheilte. Der heil. Val bestieg den Thron und Alles ordnete sich um ihn. Die Marmorstufen, die zur heil. Thuͤre fuͤhren, waren wen geschafft und durch hoͤlzerne ersetzt worden, die mi einem Teppich bedeckt waren. Mauersteine, Kalk um Gyps, so wie alle noͤthigen Geräthschaften, waren un beiden Seiten mit Zierlichkeit und Ele zanz hingestellt, Der Papst verließ den Thron mit der Mitra und de Kerze, segnete den Kalk und die Manersteine ein um der Zeremonienmeister band ihm eine Schutze um. Hien auf kniete der heil. Vater vor der Thure und warf mi der silbernen Kelle etwas Kalk in Mitten auf dir Sch welle, unter Hersaguaz von Gebeten; hierauf thü Se. Heiligkeit da sselbe Rechts und Links und legt dä Steine darauf, nächdem solche gesegnet worden waren. Während dessen wurde rie Hymne: Coclestis urbz Jerusalem, abgesungen. Der Kardinal, Poͤnttenziarini und alle Poͤnitenztarien⸗ von St. Peter thaten hierauf desgleichen wie Se. Heiligkeit. Nun kamen Maurer, welche die Thaͤre mit einem, wie eine Mauer bemalten, Tuche verhängten. Der Papst kehrte zum Throne zu uͤck, wusch und trocknete sich die Haͤnte und spꝛach die uͤblichen Gebete. Man loͤschte die Kerzen aus, da Papst intonnirte das Te-Deum, gab den Segen, um nachdem er sich unter einem nahen Zeite des Ornats entledigt hatte, wurde er in einem Tragsessel in seimt Gemächer zurückgebracht. Das Portal der Kirche wi herrlich geschmuͤckt und erleuchtet. Die Koͤnigin pan Sardinien und ihre Tochter, der Herzog und die Hu— zegin von Lucca, so wie das diplomatische Kerps, wah auf Tribuͤnen anwesend und das Milltar hatte den Platz vor der Kirche besetzt, auf dem sich eine unge— heuere Volksmenge befand.
Spanten. Nach neuern Briefen, welche von pu riser Blaͤttern mitgetheilt werden, ist von den neu er nannten Staatsräthen Don Pio Elizalde der einzige, dessen Ernennung mehreren Personen mißfaͤllt, wei man ihm nicht die zu Keuntüisse und Fähigkeiten zutraut. Die drei Geistli, chen, namlich der Erzbischof von Toledo, der Bischoj von Leon und der Pater Cyrillus vereinigen diese Ei⸗ genschaften in einem hohen Grade, und ihre AnweJen heit im Staatsrathe wild auch den Natzen haben, dä die beabsichtigten Reformen in der weltlichen und in der Ordens Geistlichkeit, wenn sie von ihnen im Staats tethe genetzmigt sind, hernach leichter auszuführen sein
diesem wichtigen Amte noͤthigen
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netben. Der Herzog von Jnfantabs genießt die allge— meine Liebe und Achtung. Der Herzog von San Car ns ist in der Diplomatie gewiezt und, wegen seiner Kenntnisse und leiner Auhaänglichkeit an den König, shr geschaͤtzt. Hr. von Salazar hat, neben guten po— süschen Ansichten, gruͤndliche Kenntnisse uüͤber die Ma— she,. Der General Castauos ist ein erfahrner Soldat md ein braver Mann. Der Marquis de la Reunton md der Graf de Venadito sind beide Vice-Koͤnige von eric gewesen, und wegen ihrer Kenntnisse der ame— stinischen Angelegenheiten zum Staatsrathe berufen rden. Hr. Erro ist unser dester Financier und Don häͤreia de Torre ein gruͤndlicher Jurist und Rechtsver— sindiger; auch sagt man viel Gutes ven den drei iaatsräthen Asnarez, Lewa und Peralta. Was die sei Minister Calemarde, Zambrano und Ballesteros saifft, so nehmen sie nur als Minister an den Bera— sungen des Staatsraths Theil, da sie eigentlich nicht hitglieder davon sind.
Persien. Ein Pariser Blatt theilt folgende Nach. ichen mit: Persien beginnt einer vollstaͤndigen Ruhe genießen; im Frieden mit allen Staaten verbessert ß die innere Verwaltung des Landes immer mehr; hon durchreist man die Landstraßen mit Sicherheit, shbem die Raͤuberdanden, welche die selben gefährdet?, sh vertilgt worden. Feth-Ali⸗ Shah giebt den Klagen unterdrückten gern Gehoͤr und hat erst vor kurzem m hoͤchst heilsames Beispiel strenger Gerechtigkeit ge—⸗ ßen. Die Stadt Ispahan hatte lange Zeit unter der sorität eines tyrannischen Gouverneurs geseufzt, der snig vernahm die Klagen der Einwohner und begab in ihre Mitte. Bald erfuhr er, daß der Oheim es Beamten, Hachim Khan, durch straͤfliche Er— ssungen ein ungeheures Vermoͤgen erlangt hatte. gͤselbe ward verhaftet, sein Neffe des Amts, welches so schandlich gemißbraucht hatte, entsetzt und ihm Geldbuße von 300,000 Tomans auferlegt. Die Be— ssung des Oheims, den man im. Verdacht einer Ver. sherei hatte, ward indes verschoben. Um diesen Ver, icht näher aufzuklären, begab sich der König, unter dem shein einer Jagt partie, auf den Weg nach Shiras, sirnte sich, nachdem er etliche Stunden Wegs ge— iht, von dem Gefolge, stieg vom Pferde und be gte die in der Nahe befindlichen Landleute, welche, hiückt von seiner Leutseligkeit und von den Beweisen nner Wohlthaͤtigkeit, sich beeiferten, ihm wichtige Nach tien uber den Gegenstand, den er im Auge hatte, verschaffen. Nach Ispahan zuruͤckzekehrt, sandte sh⸗Ali, Shah Truppen aus, um sich eines von Hachim, ßen in geringer Entferung von der Stadt erbauten hhlosses mit Thuͤrmen zu bemächtigen. Man fand in ssem, einer Festung gleichenden, Schlosse, Lebensmittel Waffen, die keinen Zweifel uͤber das Vorhanden— eines feindlichen Planes ließen. Bald erfolgte dar— , zur großen Zufriedenheit des gegen Hachim Khan süuͤsteten Volks, seine Hinrichtung. Etwas Charakte— sisches in der Regierung Feth Ali-Shahs ist die dsamkeit gegen die verschiedenen religiösen Meinun— und der ihnen gewährte Schutz. Der Sekte Ales sethan, wie die uͤbrigen Perser, läßt der Konig die snenischen Christen friedlich ihren Cultus ausuͤben. seselben, mehr als 50 000 an der Zahl, sind uͤber ursien verbreitet und betreiben sehr ansehnlichen Han— .Sie haben mehrere Kitchen errichtet; die haupt— klichsten der letztern befinden sich zu Aboucher, zu kehMiadjin, den Sitz des Patriarchen und zu Julla, ser Votstadt von Ispahan. Einige 1900 Familien von thoboxen Katholiken, die letzten Ueberbleibsel dieser, den ersten Jahrhunderten des Christenthums in Per— mbluͤhenden Kirche, genießen ebenfalls voͤlliger Ge— seusfreiheit.
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Griechische
Ein Privatschreiben eines jungen Deutschen aus Napoli di Romania enthalt (wie die Bremer Zeitung meldet) folgende Schilderung einiger Hauptpersonen, welche bei der griechischen Regierung am Ruder stehen, und einiger ihrer bedeutendsten Gegner:
Der Praͤsident des Vollziehungsrathes, Konduriotti, ist ein Mann von geringen Fahigkeiten, thatig in Ge— schaͤften, ehrgeizig, mißtrauisch, einfach in seiner Lebens— weise, hoͤflich im Umgange. Viel zu schwach, um je— mals fuͤr sich allein stehen zu koͤnnen, hat er sich fuͤr den Augenblick mit Maurokordate enge verbunden; was er bejchließt, oder geschehen läßt, ist alles des letztern Werk. Vom Kriege versteht er noch weniger als dieser. Seine Familie soll der Revolution beträchtliche Sum— men aufgeopfert haben; er selbst, immer noch sehr reich, bezieht keine Besoldung aus der offentlichen Casse, und gilt daher fuͤr einen uneigennuͤtzigen Patrioten, ein Ti tel, ber in Griechenland unter die Seltenheiten gehoͤrt. Seine drei Collegen, Botassi, Spiliotacki und Constantin Mauromichali sind unbedeutende Figuren; anders aber verhält es sich, oder verhielt es sich wenigstens bis her, mit dem fuͤnften, Kolletti. Dieser, mit General Roche und den franzoͤsischen Philhellenen im freundschaftlichsten Einverstaͤndniß, wird als das Haupt der Opposition ge— gen die jetzt herrschende Partei betrachtet. An dem Willen, sie zu stuͤrzen, fehlt es ihm stcher nicht, und daß
Charaktere.
er unablässig' an geheimen Machinationen gegen sie ar—
beitet, laßt sich nicht bezweifeln. Seine Macht und sein Credit aber sind vor der Hand gebrechen. Er wird nur nech geschont, weil man seine Verbindungen mit Goura und mehreren andern Capitainen in Ost und Westgriechenland kennt. Sonst wäre er dem Kerker, der seiner wartet, laͤngst nicht mehr entgangen. Er ist nicht ohne alles Talent, aber kurzsichtig, leidenschaftlich, falsch und treulos.
Maurokordato,
M r obgleich als General secretair vhne entscheidende Stimme im Rath, ist ohne Zweifel heuze
der wichtizste Mann in Griechenland. An Bildung Kenntnissen, Thaͤtigkeit und Gewandheit uͤbertrifft ihn keiner. Er hat dabei ein gefaͤlligss Aeußere und einneh⸗
mende Manieren, und seine Freunde versichern, daß er
in verttkauten Cirkeln sehr gespraͤchig, offen un geistreich ist. Daß seine persoͤnl'chen Eigenschaften aber von der Art waren, ihm ein dauerhaftes Uebergewicht in stuͤr⸗ mischen Zeiten zu- sichern, bezweifle ich sehr. Ich weiß bestimmt, daß Lord Byron, der ihn genau kannte, und ihm volle Gerechtigkeit angedeihen ließ, ihm doch nur mittelmäßige Fahigkeiten und wenig Charakter zutraute, und seine besten Freunde wagen nicht, das Gegentheil zu behaupten. Inzwischen ist r fuͤr den Augenblick die Seele alles geregelten Widerstandes, den die Insarree— tion etwa noch zu leisten vermag. Darum schliteßen sich auch die einigermaßen Vernuͤuftigen, wenn sie nicht durch Interesse oder Leidenschaft auf eine andere Seite gezogen werden, an ihn, und sie haben vollkommen Recht, wenn sie sagen, daß es außerhalb des kleinen Kreises, den seine Partei bildet, in Griechenland nichts als un⸗ wissende Schwaͤrmer, verzweifelte Schwindter, oer geld— und ehrgeizige Egoisten giebt. Bei dem allem tst e schwer. zu bestimmen, ob sein Einfluß von einige Daner sein, ob er nicht dem ersten gewaltsamen Steße, den j⸗de neue Wendung der Dinge herbeiführen kann, erlie Jen wied. Er hat Feinde ohn Zahl, selbst der großere Theil derer, die ihm jetzt schmeicheln, weil sie seines Rathes zu be— daͤrfen glauben, sieht dem Augenblick, wo er ihnen ent— behrlich werden könnte, mit Ungeduld entgegen. Zu schweren Anklagen gegen ihn ist Stoff genug gesammelt. Wenn das Protectlonegesuch, wie sich nicht mehr be— zweifeln läßt, von England zuruͤckgewiesen wird, so kann er, als der Urheber dieses Schrittes, der nur von We—