1826 / 30 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 03 Feb 1826 18:00:01 GMT) scan diff

treibenden Schiffe den Weg in gerader Richtung machen sollen; daß deren Durchsuchung erlaubt ist und daß von beiden betheiligten Nationen Commissionen eingesetzt werden sollen, um die hierher gehoͤrig streitigen Ange— legenheiten zu entscheiden. Die Ratffication soll in London binnen 4 Monaten vom 18. Oktober, als dem Tage des Tractats-Abschlusses, oder wo moͤglich noch eher erfolgen.

Der Handelstraectat zwischen Großbritannien und Brasilien, so wie ihn die obgedachte Zeitung mittheilt, ist in der Hauptsache denjenigen aͤhnlich, welche England mit den anderen suͤdamerikanischen Regierungen abge—⸗ schlo ssen hat. ;

Vom 26 Januar. Aus Ostindien sind Berichte eingegangen, welche die erfreuliche Nachricht enthalten, daß die Cholcra-morbus nachgelassen hatte. Nach den neuesten Nachrichten aus Java haben die Königl. nie— derländischen Truppen bedeutende Vortheile uͤber die In surgenten errungen.

Con sols 803. 6

Brässel, 28. Januar. Die Mitglieder der zwei— ten Kammer der Generalstaaten haben von der Regie— rung auf itzre Vorschlaͤge, hinsichts der Veränderungen, die man im Tarif der Ein, und Ausgangszsolle verneh— men will, eine Antwort erhalten. Es . Fol⸗ gendes hervor: Der neue Tarif soll dem 1. April in FBrgft treten. Der Traͤnsitzoll fuͤr Leinen und Batist . 1 Fl. A0 Cents, fuͤr rohe Zucker, welche auf nie⸗ derfindischen Schiffen angekommen sind auf 1 Fl, fuͤr Puerto⸗Rieo, S. Domingo und Hävanng Tabsacke auf 1 FI. 60 C. ermäßigt; der. Einführszell fuͤr Oel von kunden und flachen Koͤrnern auf 5 Fl. 80 C. erhöht.

In Antwerpen beabsichtigt man die Errichtung einer Bank, und hofft ein solches Institut, welches in Bruͤssel einen guten Fortgang hat, werde in Antwerpen um so eher gedeihen.

Hannover, 25. Januar. Unter den von den bei den Kammern der allgemeinen Stände Versam mlung zu den Stellen des Präsidenten und des General-Syn— dici dem Landesheren zur Auswahl praͤsentitten Mit— gliedern, sind von dem Koͤnigl. Cabinets, Ministerio ausgewählt, bei der ersten Kammer: zum Praͤsidenten, der Ober Appellationsrath, Graf von Kielmannsegge; zum General, Shndicus, der geheime Legationsrath, Freiberr Grote; ind bei der zweiten Kammer: Präsidenten, der Land-Syndieus Vogell, und zum Ge— neral⸗Syndicus, der Schatzrath Eichhorn. Dieselben haben bereits den verfassungsmäßig abzuleistenden Eid in die Hande Sr. Königl. Hoheit des General Gou— verneurs abgelegt.

Der verstorbene Fuͤrst⸗Bischof, Frans Egon von Fuͤrstenberg, hat den juͤngsten Sohn seines Bruders zum Universal-⸗Erben seines allein an baarem Gelde und Kapitalien über 3 Millionen Thaler betragenden Vermoͤgens eingesetzt, mit der Verpflichtung: da dieser Reichthum aus geistlichem Gute erworben worden, sol ches hinwiederum zu wohlthätigen Zwecken zu verwenden.

Gewiß wird der an sich schon so reiche Erbe diese edle

Bestimmung auf das vollkommenste erfüllen, und dem Beispiele des verstorbenen Domprobst von Merode zu Hildesheim folgen, der sein ganzes Vermoͤgen von 22000 Rihlrn. zur Verbesserung der dasigen Land— Schulen vermachte.

Oldenburg, 19. Januar. Der vorgestrige Tag, an welchem unser Durchl. Herzoz, im 41 sten Jahre seiner

Regierung, das 72ste Jahr seines Lebus antzat, wurde in ganzen Lande mit den gewöhnlichen Fren dens bezeu⸗

gungen gefeiert. Am 15. d. traf der Königl. Französische Gesaudte,

Hr. Roux de Rochelle, hier ein und hatte am folgenden;

2 * 95 1 * . 2 81 4 46 . 8118 * ; * Tage eine Audienz bei St. Durchl., in welcher er sein Veglautigungsschreibꝛn uͤberreichte.

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zum

Ostfriesland, 24. Januar. Es ist auffallend wie auch hier, so wie in allen Getraide ausführenden Landern an der Ostsee u. s. w., seit der Zeit, daß d Englischen Korngesetze gegeben worden, die Productig des Getraides abgenommen, dagegen aber die Benutzung des Bodens zur Viehweide sich vermehrt hat, welchth noch immer mehr zunehmen wird, wenn nicht bald die Englischen Korngesetze wesentlich abgeaͤndert werden sollU ten, ohne welches auch die Folge sein wirs, daß Eng, land, im Fall eines Mißwachses daselbst, in die gti, ßeste Verlegenheit gerathen muß, um Getraidezu fuhren zu erhalten, indem die Kornvorräthe sowohl hier in Ostfriesland, als auch in den Ostseeläͤndern u. s. w, bald von der Art sein werden, daß die Ausfuhr nicht mehr bedeutend sein kann. Es ist zu erwarten daß diese Lage der. Dinge in naͤchster Parlaments, Session ernstlich in Berathung genommen werden wird. Die Engländer müssen jetzt sehr theures Brod essen, na

then in einem uͤbermäßigen Wohlstande zu erhalten, worunter aber uͤber zehn Millionen Menschen in Eng land leiden muͤssen. Ein maͤßiger Eingangszoll auf fremdes Getraide gelegt, konnte aber die Englischen Pächter und Landbauer in ein billiges Verhältniß mit den auswärtigen Getraide⸗Producenten setzen.

tags hatte der, von neuem als außerordentlicher Gesaubdte nz wevollmäch tigter Minister Sr. Maj. des Komnigs von Preußen am Kaiserl. Hofe beglaubigte Herr General von Schöler die Ehre, bei Ihren Majestäten, dem Kaiser und der Kaiserinnen Audienz zu erhalten. Nach, her erhielt der franzoͤsische Gesandte am preußischen Hofe, Herr Vicomte von Saint Preiest, welcher von Sr. Al lerchristlichen Maj. mit Ueberbringung des Condolenp⸗ Schreibens wegen des Ablebens? Sr. Maj. des Kaisernt Alexander und des Gluͤckwünschungs-Schreibens wegen der Thronbesteigung Str. Maj. des Kaisers beausttazt war, ebenfalls Audienz.

Nach den aus Taganrog eingegangenen Nach zichtim vom 12. d. waren Ihre Maj. die Kaiserin Elisabet) an dem Tage, wo der Leichen Conduct des vereivigten Kaisers von da abginz, sehr tief ergriffen, jedoch ha

Maj. Gesundheit gehabt, welche sich nach jenem trah rigen Tage etwas hergestellt hatte.

Se. Maßjestat der Kaiser haben dem Vice Admiral Moller II., Chef des Marine Generalstabes wegen sei nes Diensteifers und insonders wegen der unermüägetth Fuͤrsorge fuͤr die Wiederherstellung des Hafells von Cron, stadt zum Ritter des heiligen Wladimir Ortens ersti Klasse und Höchst Ihren Stallmeister, Grafen ven Modena, zum Ritter des heiligen Alexander Newöhh O dens eenaunt. Der Geheime Rath Fürst Khawanckf und der witkliche Staats, Rath v. Rosenberz haben den St. Annen Orden erster Klasse erhalten; ersterer mit Brillanten. Auch der Kommandant der Festang Shiussel⸗ burg, Generalmajor Plutaloff hat den St. Annen. Orden erster Klasse erhalten.

Der im Jahre 1817 zwischen Rußland Un Schweden abgeschlossene Haudelstractat sollte, nach At- tikel 15, mit Anfang dieses Jahres zu Ende gehen. Da jedoch die schwedische Regierung den Beschli⸗ ge— faßt, denselben bis auf Weiteres in Kraft zu bel. ssen/ so haben Se. Maj. det Kaiser Ihrerseits in Rußland und Finnland ein Gleiches vorgeschrieben.

Zar Vermeidung von Irrungen wirs das Publikum in den hiesigen Zeitungen, von Seiten des Postdep alte,

Namen des Gouvirnements und des Distrikts, in wel⸗ chen sich der Bestimmungsort befindet, genau zu beo zeichnen.

eine Anzahl von etwa 700,000 Pächtern und Landnir—

St. Petersburg, 24. Jan. Am 8. d. Vorn

der große Schmerz keine nachtheiligen Folgen fuͤr Ihrer

ments, erfucht, auf den Briefen und P-queten den

Madrid, 19. Januar. 6 installirt worden. Der Koͤnig und seine Bruder waren bei dieser Feierlichkeit zugegen. enen Staatsräthe den Eid geleistet hatten, wurde das Dekret vom 24. December, welches die Errichtung des

Staatsraths bestimmt, wie auch das von S. M. ge⸗

sehmigte Reglement vorgelesen und demnächst eine Köͤ— nil. Ordonnanz bekannt gemacht, die den Erzbischof pon Toledo zum Dekan des Rathes ernennt. Am Schlusse der Sitzung hielt der Herzog von Jufantado sne Anrede an den Konig, worin er unter andern Folgendes sagte: Von allen uns ablie genden Pflichten pits uns keine heiliger erscheinen, als die, treue Wäch— 1er zu sein, um die Sicherheit des Throns und die le— sitimen Rechte Ew. Majestät unangekastet aufrecht zu tchalten, indem wir verhindern, daß sie von irgend Ei⸗ nem verkannt oder angegriffen werden. Ja wir schwoͤ— un es! und wir versprechen Ew. Majestat, daß wir icht ruhen werden, so lange wir wissen, daß noch seinde des Scepters Ew. M. vorhanden sind. Mit pelcher Larve sie sich auch verhuͤllen, in welchem Schluof— pinkel sie sich auch verbergen, wir werden sie zu ent— ecken wissen und sie Fade Ew. M. hingeben. Doch... fern von uns ü auch die geringste Spur von Persoͤnlichkeit und von parteigeist. ; ;

Deer Staatsrath versammelt sich täglich unter dem horsitze des Infanten Don Carlos. ir.

Die Nachricht von der Uebergabe des Sch lo sses on San Juan d'Ulloa hat hier einen um so schmerz— schern Eindruck hervorgebracht, als man weniger dar uf gefeßt war; indem man hoffte, die pon Ferrol am 5. Septbr. abgegangene Expedition würde zeitig ge— ug ankommen, um das Castel mit neuen Vorräthen n versehen. Ein Sturm. hiett das Geschwader bei puerto-Rico auf und es konnte nicht zeitig genug vor Daa Cruz erscheinen. Ein nordamerikanisches Blatt ählt, daß, als der Oberst Coppinger, Befehlshaber in San Juan d'Ulloa, gesehn, daß die Garnison a der äußersten Neth gewesen, er einen Kriegsrath hersammelt und vorgeschlagen habe, das Schloß in die Luft zu sprengen und sich eher unter dessen Truͤmmern n degraben, als es dem Feinde zu übergeben. Erst i disser Vorschlag verworfen wurde, ersolgte die Ca— zitulation. . .

Am 2. und 5 Januar hat ein neuer Sturm uf der Rhede von Gibraltar gewuüͤthet; es sollen an 5 Sciffe gescheitert sein.

Die Arbeiten der englischen Compagnie in Vigo lagern fort, bieten aber kein sonderliches Resultat dar. Die bisher aus dem Wasser herausgeförderten Sachen snd ganz ohne Werth.

Am 11. ist ein nach den Presidios wegen Dieb— ahls verurtheilter Mensch nach hergebrachter Sitte in nz Madrid, auf einem Esel sitzend, herumgefuͤhrt nd bei verschie denen Kreuzwegen oͤffentlich ausgepeitscht borden, ?

Türkei. Ein Schreiben aus Triest vom 18. Jan. Un der allgemeinen Zeitung) meldet: „Eben eingehende Nachrichten aus Corfu vom 5. d. scheinen die bereits nitgetheilten Vorfälle bei Missolunghi zu bestätigen, bebei gegen 3000 Tuͤrken und Aegypter umgekommen sin sellun. Auch in Morena soll Colocetroni den Marsch kes Ihrahim Pascha nach Patras geschickt kenutzt, Tri— fait: überfallen und besetzt haben. Die hiesigen Grie— ben ind über die, ven ihnen für zuverläßig gehaltene zeudung der Angelezenheiten ungemein erfreut.

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Der Staatsrath ist am

Nachdem die

der Gerechtigkeit wie auch der

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Griechische Charaktere. (Schluß des gestern abgebrochenen Artikels.)

ö Ueber Kolokotroni habe ich nicht viel Neues zu sagen. Sein Charakter und seine Geschichte sind hin— länglich bekannt, wäre es auch nur aus den erst kurz- lich mir zu Gesicht gekommenen Memoiren des ehrli— chen Raybaud, eines erklärten Freundes der Griechen, der aber das, was er bei ihnen gesehen und erlebt

hat, mit einer Wahrheitsliebe erzählt, wovon Pouque—

ville, und andern ähnlichen Romanschreibern nur eine kleine Portion zu wüuschen wäre. Kolokotroni verbin— det mit allen Lastern eines Räͤuberhauptmannes einen hohen Grad von Schlauigkeit und Heuchelei. Er be— handelt jetzt Konduciotti und Maurocordato mit einer Art von Ehrerbietung, weil er Geld von ihnen zu er— pressen hofft, hort deshalb aber nicht auf, sie zu unter graben, und wird und kann nie Frieden mit ihnen schließen. Bei dem Allen halte ich ihn nicht für viel schlechter als die meisten ubrigen Capitaine, große und

kleine, und diese noch fur etwas edler als die Primaten.

Ich kann es nicht oft genug wiederhelen, wenn dieses Land je unabhängig werden sollte, so mußten die Men⸗

schen, die es regieren sollten, erst geboren werden. weltberuͤhmten Kanaris, den ich hier und

Auch. andern Orten oft gesehen habe, will ich nicht mit Still— schweigen uͤbergehen. In Europa, wo man von diesg m Manne die ausschweifendsten Vorstellungen . man ihn, wie ich bemerke, fuͤr einen Chef der Brander⸗ Capitaine. Welche Begriffe muß man bei Euch von der griechischen Sermacht haden? Jeder Brander Führer ist sein eigner Herr, und steht sclost gegen den Abmirat (der diesen Titel nur par courtoisie fuhrt), in eden dem Verhaͤltnisse, in welchem die Capitaine der übrigen Fahrzeuge stehen; das heißt, daß jeder von ihnen han— deln kann, wie und wo, und wann es ihm beliebt. Eine National-Flotte giebt es eben so wenig als eine National⸗Armee.

Kanaris war als Ipsariot längst den Hydrioten, den aujgeblasensten und grausamsten aller In sulaner, verhaßt. Sein mißlungenes Wagstuͤck im Hafen von Alexandria gab eine erwunschte Gelegenheit, diesem Hasse Luft zu machen. Bei seiner Ruͤckkehr nach Hydra schwebte er in Gefahr, ermordet zu werden; Ma noli Tombasi rettete ihm das Leben, indem er ihn bei Nacht aus dem Hasen schiffte. Seitdem sollicitirte er hier von neuem eigen Brander, wurde von einer Behörde an die andere gewiesen, und wird vermuthlich nichts er— langen. Ohne zu unteriuchen, welchen Grad von Müͤth und Talent zum Handwerk eines Banderfuührers gehort (woruͤber die Meinungen der Sachverstandigen sehr getheilt sind) will ich dem guten Kanaris seine Tapferkeit keineswegs bestreiten. Auf diese und eine angenehme Gesichtsbildung beschränkt sich aber auch al⸗ les, was man zum Lobe dieses rohen Kindes der Na— tur sagen kann; und er seldst ist bescheiden genug, um mehr nicht zu verlangen. Man mißbraucht in dessen seine Leichtgläabigkeit und Unwissenheit (er kann weber schreiben noch lesen), um ihn zu überreden, die gauze Welt stelle ihn neben Themistokles und Epaminondas; um ihm Buͤcher vorzuzeigen, die blos von ihm han— deln u. s. w. Die Franzosen lassen es sich deson s ers angelegen sein, allerlei Possenspiele mit ihm zu treiben.

Zum Schlusse dieser kleinen Bilder Gallerie, die ich nicht Zeit finde, zu vervolständigen, ud wovon der Ueberrest auch nur höchst mittelmäßige Figuren (die frem zen Abentheurer abgerechnet,) darbieten warde, nech ein paar Worte über die Physiognomie des gesetz⸗ gebenden Körpers. Von den 72 Mitgliedern, die ihn dil⸗ den, sind 60 vollkommen stumme Personen; die übri— en 12 besprechtn Cie Geschäfte und leiten Lie Ent⸗

cheidung. Diese 12 (zu weichen auch der Praäͤsident

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