1826 / 41 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 16 Feb 1826 18:00:01 GMT) scan diff

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als das physische Befinden des Kranken beruͤcksichtigt. Die Zahl der jungen Leute, die aus Maaßregeln der sittlichen Polizei verhaftet worden, belaͤuft sich bereits auf 28. Es sind dieser Tage wieder 5 Mordthaten aus Privatrache vorgefallen. Eine darunter gab zu einem charakteristischen Ausbruche des alten Roöͤmer— geistes Anlaß. Als die Gensdarmerie den Moͤrder ver⸗ haftete, der eben beschaͤftigt war, einen Théll seiner Eingeweide, die durch eine erhaltene breite Messer— wunde herauszufallen drohten, zuruͤckzudraͤngen, ließ er sich willig ergreifen, und sagte: „Das war ein herr— licher Kampf; Mars selbst wuͤrde sich nicht geschaͤmt haben, mit von der Partie gewesen zu seyn.“ Der Mörder des Pralaten Trajetti, Franconi, ein junger Mensch von kaum 20 Jahren, ist gestern auf der Piazza del Popolo, in Gegenwart einer ungeheuern Volksmenge, welche den Platz und die Terrassen des Monte Pineio faͤllte, hingerichtet worden. Als ihm am 24sten Abends bas Todesurtheil vorgelesen wurde, verharrte er noch, trotz der klarsten Beweise, im Laͤugnen der That, ge— stand sie aber am Ende ein. Diese schnelle Gerechtig— keitspfiege hat allgemeinen Beifall gefunden, weniger die Art, wie sie vollzogen wurde. Es besteht namlich ein altes Gesetz, demzufolge der Moͤrder eines Geistlichen mit einem Hammer zu Boden geschlagen wird, worauf man ihm die Gurgel abschneidet, und Arme und Fuͤße vom Rumpfe 1st. Diese Art von Todesstrafe, den Begriffen des Mit⸗ telalters von der Wuͤrde eines Geistlichen entsprungen, war, so viel ich weiß, seit Pius VI. Regierung nicht mehr angewendet worden; bei dieser Gelegenheit fand sie wieder statt. Gleich nach dem Schlage mit dem Hammer stuͤrzte der Verbrecher anscheinend leblos zu Boden, und die Vollzieher des Urtheils schtjtten zur Erfuͤllung der ubrigen Punkte desselben mit einem Se schick und Anstand, die wirklich merkwuͤrdig waren Die abgeloͤsten Glieder wurden eine Stunde lang aus—⸗ gestellt, dann in einen Sarg gelegt, und eingescharrt.

Madrid, 27. Janüar. Der Staatsrath hat sich in den letzten Tagen hauptsaͤchlich mit den amerikani⸗ schen Angelegenheiten beschaͤftigt. Nachdem mehrere

Titglieder daruͤber gehoͤrt worden waren, beschloß der Staatsrath, daß, da Havanna der Punkt sei, der vor zugsweise dor den Angriffen der Insurgenten sicher ge⸗ stellt werden muͤsse, unverzuͤglich eine Exdedition dahin abzusenden, und inzwischen eine zweite bedeutendere vorzubereiten sei. Zunaͤchst soll das Linienschiff Guer— rere dahin abgehn, und wie es heißt, von einer Brigg, dem Jason, begleitet sein.

Es scheint, daß Fer Fall des Schlosses San Juan d'Ulloa hauptsaͤchlich dem Heneral-Capitain von Ha⸗ vanna zuzuschreiben ist, der so wenig Thaͤtigkeit, um diesem wichtigen Punkt zu Huͤlfe zu kommen, bewiesen hat. Es heißt, öaß ein neuer General-Capitain mit der bevorstehenden Expedition dahin abgehn wird.

In Gibraltar hat, wie der Correo— mercantil von Cadir meldet, das bedeutende Handlungshaus Giacomo Galliano seine Zahlungen eingestellt. Das Passivum soll an zweimalhunderttausend spanische Piaster betra, gen, und dieser Bankerott hauptsaͤchlich den Handels stand von Gibraltar treffen.

Aus der Provinz Granada schreibt man, daß die Bergwerke von Goa und von Luja viel ergiebiger zu werden versprechen, als man bisher glaubte; man stellt sie sogar den von Spanien in Amerika fruͤher gehabten Bergwerken zur Seite.

Lissabon, 21. Januar. Der General Luis do Nego, welcher in einer Art von Verbannung in Oporto lebte, weil er an der Errichtung der konstitutionellen Regierung fruͤher eifrig Theil genommen hatte, ist wie—

Gedruckt bei Feister und Eisersdorff.

der hieher berufen und dem Koͤnige vorgestellt worden der ihn sehr gnaͤdig empfangen hat.

Der Konig bemuͤht sich, die groͤßte Sparsamkeit in den Staatshaushalt einzufuͤhren. Das Gehalt der Minister ist mit Einschluß aller Emolumente, die si aus Staatscassen beziehn, auf 5o, 000 Fr. herabgesetzt worden. S. M. beabsichtigen aber auch viel Erspah— nisse in Ihrem eignen Haushalte; und man zweifil nicht, daß das System von Ordnung und Sparsamkeit, welches vom Koͤnige befolgt wird, den besten Einflif auf die Stimmung des Volkes haben werde.

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Bromberg. Eine Frau in Inowraclaw kam mi einem unzeitigen Kinde von 7 Monaten nieder, welche nach der Geburt 14 Tage lang ununterbrochen schli und zwar in der den Embryonen eigenen sitzenden Ph sition, bis es alsdann die erste Nahrung und die se auch nur im halben Schlafe zu sich nahm. Am 244. De cemba befand sich das Kind munter und man hatte Hoffnung es am Leben zu erhalten.

BVermisch te Nachrichten.

Den wichtigsten Farbestoff, den der europaͤische n den erzeugt, liefert die Krapp Pflanze, deren Ban ein leichtes, warmes und tiefes Feld erfordert. Die Fern pflanzung geschieht mittelst Sezlingen, und nur die erß Anschaffung. des Saamens erfordert eine baare Auslagt Von 3 dieser Pflanze, da, wo ihr der Bodn angemessen ist, hat sich der Landwirth wesentliche Ve theile zu versprechen. In dem Koͤnigreich Wuͤrtembag sind in neuerer Zeit gluͤckliche Versuche mit diesem M bau gemacht worden. Der Kaufmann Kempf ärntz von 33 Morgen Feld bei Maulbronn, die er im In 1822 mit dieser Pflanze bestellte, 204 Zentner Kran wurzeln; eben so gewann der Ortsvorsteher Nefflen! Pleidelshetm bei Ludwigsburg 20 Zentner. Der Erh detrug 2 fl. 20 kr. fuͤr den Zentner, und die Win findet leichten Absatz.

Königliche Schau spiele.

Mittwoch, 15. Februar. Im Schauspielhause: „Da Großpapa,,“ Lustspiel in 1 Aufzug, nach Serib', sn! Castelli. Hierauf zum Erstenmale: „Erste Liche— Und: „Der Calif von Bagdad,“ Singspiel in Aufzug. Musik von Boyeldieu. J

Wegen fortdauernder Heiserkeit des Herrn Devrient, kann die Posse: Die Zerstreuten, Heute nicht gegebe⸗ werden. .

Der fuͤr Heute angekuͤndigte letzte Subsctit tions? Ball, wird erst am Montage den 2o0sten Febru statt finden.

Donnerstag, 16. Februar. Im Schauspielhan „Hamlet, Prinz von Daännemark,“ Trauersp. in 8? theil., von Shakespeare. Herr Haake, vorn Theater! Braunschweig: Hamlet, als erste Gastrolle.

Redacteur John.

Allgemeine

preußische Staats⸗

Zeitung.

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40.

Berlin, Donnerstag, den 16ten Februar 1826.

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Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Im Bezirk der Königlichen Regierung ju Gumbinnen ist dem bisherigen zweiten Prediger GHroß in Kalinowen das erledigte Pfarramt zu Groß Rosinsky, Johannsburger Kreises, verliehen; zu Köln ist der bisherige Kaplan, Joh. Joseph Näfler, bei der dasigen Dompfarre, zum Huͤlfspfarrer in Sechtem und an die Stelle des nach Neunkirchen versetzten katholischen Pfarrers Orbach zu Duͤrscheid, im Treise Mülheim, der bisherige Huͤlfsgeistliche Hos⸗ sta dt zu Merheim; ü zu Oppeln der zeitherige Kapellan An g u stin Krüetsch, in Ottmachand, zum katholischen Pfarrer in Alt ⸗Srottkau ernannt worden. m , .

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Dem Gutsbesitzer Wimmel hieselbst ist unter dem 28. 85. M. auf die Fabrikation einer trockenen, trag⸗ baren Dauer Bärme nach der von ihm erfmwenen, für hen und eigenthuͤmlich anerkannten Methode (deren Beschreidung bei den Acten des Ministeriums des In⸗ nern aufbewahrt wird) ein Patent auf 5 nacheinan de folgende Jahre und far den ganzen Umfang der Mo⸗ narchie ertheilt worden.

Zeitungs-Nachrichten.

Ausland.

3 8 1 475 928 Vorgestern, am Mardi gr⸗ NMademoisell

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welche, wie es unter der republicanischen und kalsetli— chen Regierung erlaubt war, ohne kirchliche Feier blos vor der Civilbehörde geschlossen worden waren. Auch ist von Ihnen eine große Anzahl erwachsener Personen die Einsegnung gegeben und dann das Abendmahl er— theilt worden.

Nachrichten aus Rio“ Janeiro vom J. December melden, daß die Regierung den Hafen von Buenos⸗ Ayres fuͤr blockirt erklärt hat.

Se. Durchlaucht der Faͤrst von Talleyrand, Ritter der Koniglichen Orden, Pair von Frankreich und Ober Kammerherr ist, wie man sagt, Maire des kleinen Orts Valencay, im Dept., de ' Indre, geworden.

Die Papremühlen von Angouleme sind die be—

Frankreichs. Nach dem Ueberschlag von Hin. werden dort jährlich in 5M Kufen, (Creme) Papier, seber von 500 Bogen Das besse Velinpapier im groͤßten Format, rum Diuck destimmt, wird der Rahmen zu 30 Fran⸗ ten, das gewöhnlich: zu 8 9 Franken verkauft; der höchste Preis des besten Schreibpaplers ühbersteigt nicht 13 14 Franken, und einen Durchschnittspreis im Ganzen von 135 Franken angenommen, beträgt die Summe des hier verfertigten Papiers jährlich unge aht 1,200,000 Franken. Dieses Papier, das hbeste in Frank⸗ reich, zeichnet sich durch schoͤne Weiße und Feinheit und seit einigen Jahren auch durch seine Festigkeit aus; die schsnen Ausgaben, tie aus den Pariser Pressen hervorgehen, bheweisen seinen innern Werth, und der sttigende Absatz dieser Fabriken un? die Bestellungen, bie sich mit j⸗ tem Tage mehren, bezeichnen bie ver⸗ mehrte Thätigkeit des geistigen Lebens in Jraakreich.

Juünfprocentige Rente 99 Fr. 50 CL. Dreiprocent. 56 Ir. 50 C.

London, 4. Febr. nach dem Congreß von Panama, von Staaten eintreffen, bie von England ne erkannt und, hat Lie Vermuthung erretze ** n, gane far Deschicktnag begfeltz ) e

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Die Ab sendung eines Agenten 45 fanbte

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