1826 / 78 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

eine zweite Reise gemacht und sollen jetzt wieder ab gehen, um noch mehr Mannschaft zu holen, bis ein Korps von 2000 Mann vollzählig ist. Dann werden sie nach Negroponte abgehen; wo sie Karisto zu uͤber fallen, die griechischen Dorfer zu insurgiren und end lich eine mächtige Diversion mit den, wie sie hoffen, zu ihnen stoßenden Streitkräften zu machen gedenken. Ich gestehe offen, nie etwas Erbärmlicheres gesehen zu haben: als diese Truppen. Sie rauben und verheeren Alles; sie werden Ruinen auf ihrem Wege zuruͤcklassen; ich

zweifle aber, ob sie sich durch einen einzigen Zug von Muth auszeichnen werden.

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Coln. Die Wittwe Elsen geborene Muͤller hie— selbst hat dem Buͤrgerhospitale und dem Waisenhause eine Summe von 4000 Thlr. Clevisch vermacht.

Merseburg. Das in Naumburg bestehende Waisen⸗ haus wird vom 1. April d. J. ab, in eine Anstalt zur Versor⸗ gung der Waisen in Familien umgewandelt. Qurch diese Einrichtung wird nicht allein ein bedeutender Regie— aufwand erspart, und die Anstalt kann dadurch fuͤr eine . gröoͤßere Anzahl von Waisen sorgen; sondern man glaubt . auch, daß das leibliche und geistige⸗ Wehl der Kinter von den, verpflichteten, Waisenvaätern und Muttern Fo rg samer Heachtet und besser wahrgenommen werden könne, als von den in den Geschäͤften des Lebens befangenen Pfle— geältern einer offenen Waisenanstalt solches in der Re gel zu geschehen pflegt. Die Direktion dieser neuen Anstalt ist dem Oberpfarrer M. Caspari und dem Ober— kaͤmmerer Thraͤnhardt uͤbertragen worden.

Vermischte Nachrichten.

Am 30. Januar 1826 las Herr Morena de Jonn és im Namen des Hern Auguste de Saint Hilatre vor der Académie des sciences zu Paris einen Aufsatz uͤber das von Len Brasilianern angenommene Ackerbau,

lisation des Landes. Die ersten Europäer, welche nach Brasilten gingen, waren Portugiesen, die sich nur fuͤr den Augenblick dort niederließen, um ihr Gluͤck zu machen. Solchen Leuten, welche die Dauer ihres Auf enthaltes in Brasilien fuͤr eine ihrem Leben abgebrochene, verlorene Zeit hielten, war jedes Mittel, fuͤr ihre Exi— stenz zu sorgen, gleich gut; sie bekuͤmmerten sich nicht - . darum, ob diese Mittel auch fuüͤr das Land von Vor— K theil waren. Um Ackerboden zu bekommen, steckten sie . die großen Waͤlder, welche das Land bedeckten, in Brand, und hatten sie sich auf diese Weise einen Platz gelichtet, so brauchten sie nur Weizen zu säen, um eine reichliche Erndte zu bekommen. Im zweiten Jahr trug der Boden noch; dann mußte man ihn ader fuͤnf bis . sechs Jahre brach liegen lassen, um wiederum 2 frucht bare Jahre zu haben. So gab derselbe Boden acht his zehn Erndten, ohne daß man Pflug oder Duͤnger ge— braucht hätte, und dann wurde er unwiderruflich fuͤr verboten erklärt. Jetzt mußte man wieder andere Waͤl— der anzünden. Diesen so fehlerhaften Feldbau be— hielten die Abkoͤmmlinge der ersten Ansiedler bei, ja, er

zur ununterbrochenen Aufmerksamkeit dardüfs

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bat sich bis auf den heutigen Tag in ganz Brasilie erhalten, man weiß dort noch nichts von Pflug un Duͤngung. Unter den nachtheiligen Felgen ist die m mittelbarste und bedeutendste, daß das Land seine Baͤu

me verliert und kahl wird, daß sich das Klima daturg merklich verschlimmert, und endlich in ganz Brasilig Eine andere nachtheilige Folge i

Holzmangel eintritt.

die gezwüängene Zerstreuung der Bevölkerung. J

Familie muß wirktich, um fuͤr ihre Veduͤrfnisse zu san

gen, eine bedeutende Strecke inne haben; oft muß s sogar ihren Aufenthalt verändern, und den unwiedg bringlich verlornen Boden, welcher ihr bisher Nahrun gegeben, verlassen. Und diese verlassenen Ländereir machen jetzt einen großen Theil des brasilianischen G bietes aue. Die unmaäßige Zerstreuung der Bevöͤlkern hat eine noch großere Schwiergkeit fuͤr die Regierun zumal in Bezug auf die Verwaltung, zur Folge. Au ist es außerst schwer, in einem Lande, wo die Wohnn gen so weit von einander entfernt sind, fuͤr all gemein Erziehung zu sorgen. Das einzige Gegenmittel win die Einfuͤhrung des Landbaues mit Pflug und Duͤngen Aber weit entsernt, dies zu bewerkstelligen, kömmt die Regierung ganz davon ab, denn sie hat denen, welche sch in den entfernten Theilen des Reichs niederlassen, un neue, noch unberührte Wälder urbar machen wolle Gul 10 Jahre Erlassung der Auflagen zugesagt.

X.

. FRöSnis liche Schauspiele. nnabend , 1. Axxzil. Im Schau pielhause: bende Bilger. Ouvertüre gon Naumann. 1) Tänzer

nen. (pompejianisches Wandgemälde Dazu: Chorr Salieri. Zwifthenmusiß: Adagierto von Lindpaitner.“ Ariadne und Amor. (Pompejianisches Wandgemaͤld Dazu: Chor aus Orpheus, von Gluck. Zwiichenm von Catel. 3) Acis und Galathea, nach Claude Lorau aus der Koͤnigl. Gallerie zu Dresden. Dazu: Dung

System, und essen nachtheiligen Einfluß auf die Civi⸗

von Reichardt. A) Die 4 Fakultäten, aus den Stanz im Vatiean zu Rom, nach Raphael. (Religion. Poss Philosophie. Jurisprudenz.) Dazu: Terzett und Ch von Righini.‘ Zwischenmusik: Ouvertüre von B. Weber. 56 Die äauber-Braut, nach einem Bilder Robert. Dazu Thor von B. A. Weber. Zwischenmu Notturno, von Lindpaitner. 6) Der Zit herspieler, n Aubri le Comte. Dazu: Gondolier-Leed, mit Veg tung der Guitarre. Zwischenmusik: Allegretto von We 7) Die Niederlaͤndische Braut, nach Teniers, aus Kaiserl. Gallerie zu Wien. Dazu: Bauernsch'eifer! Carl Blum. Zwischeumusik von Riotti. 8) Der 3

brecher, nach Ostade, aus der Kaiserl. Gallerie zu W Dazu: Volkslied.“ Hierauf: „Das Testament Onkels,“ Lustspiel in 3 Abtheilungen, nach dem Fin von Roͤmer. .

Senntag, 2. April. Im Opernhause: „Der M rer,“ Oper in 3 Abtheilungen, nach dem Franzoͤsisch Le Magon des Seribe, zur beibehaltenen Musik Auber, bearbeitet und in Scene gesetzt vom Reagisf Herrn Barton v. Lichtenstein. Vorher: „Der Schi kapitain,“ Vaudeville in 1 Aufzug, ven C. Blum.

Im Schauspielhause: „Die Waise und der M der,“ Melodrama in 3 Abtheil. Hierauf: „Andte, Lustspiel in 1 Aufzug, von C. Blum.

In Potsdam. Zum Eestenmale: „Lord Da ven ant Schcuspiel in Abtheil.I,‚ nach dem auf dem Theah fran gais zu Paris aufgefuͤhrten Drama gleiches Namen fuͤr die deutsche Buͤhne bearbeitet und in Scene geleh von C. Blum. Hierauf: „Rataplan, der kleine Tal bour,“ Lustspiel in 1 Aufzug, von Schrader.

Gedruckt bei Feister und Eisersdorff.

stedacteur John.

Allgemeine

sreußische Staats -Zeitung.

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W 77

Bertin, Montag, d

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Amtliche Rachtichten.

Kronik des Zages.

Se. Hoheit der Markgraf Leopold von Baden 1d nach Larlstuhe abgereist.

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Angekommen. Der Ober, Landesgerichts-Praͤsi— tvon Göoͤtze, von Glogau.

Der Regierungs Präsigent von Bismarck, von agdeburg. ; * Der Kaiserl. Oesterr. Kabinets-Kourier Persett

n Wien. 9 2 26 Durch gereist. Der Koͤni yl. Broßbritt. Kabühets purier Moore, von Londen nach St. Petersburg.

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Zeitungs-Nachrichten.

Ans land.

Paris, 26. März. Gestern wurde in der De— tirten Kammer über mehrere eschrfften, na-; kntlich über die Vorstellung eines D. Wetayer aus jon, betreffend das Gesetz uͤber die Eñt schaͤdigung we⸗ 1 S. Domingo, berathschlagt. Da nuñ vie Commis— n, mit Rucksicht auf die bereits ersolgte Annahme eses Gesetzes vorschlug, zur Tagesordnung zu sarerten, schwerte sich der General Sebastiani darüber, daß r Bericht uͤber dergleichen Bittschriften so spaäͤt erstat,“ t wuͤrde; er sagte, es seien mehrere Petitionen wider as neue Erbgesetz eingegangen, und er verlange, daß er Commissionsbericht uber diese Petitionen vor Been igung der das Gesetz betreffenden Debatten gehoöͤrt jerde. Da inzwischen ein besenderer Antrag hierauf, ach den Bestimmungen des Reglements nicht statt fin en konnte, so schritt die Kammer zur Tagesordnung.

Mehrere Kaufleute aus Havre und-Paris verlang— en, in einer andern Bittschrift, daß wirksamere Mittel zur Unterdruͤckung des Stlavenhandels ergriffen burden. Die Commission schlag dee Uebersendung an sen Präͤsidenten des Ministerraths vor; diese Gelegenheit urde aber vom General Sebastiani wahrgenommen, m gegen das Ministerium zu fulminiren. Er sagte, ue Negerschiffe genoͤssen eine emporende Straflosiakeit; s seien deren 30 im verflossenen Jahre allein aus Nan— es abgesegelt. Diese Schiffe müͤsse man wirklich als erber fuͤr die kuͤnftigen schwarzen Republiken der Au—

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en 3ten April 1826.

tillen ansehn; uͤbrigens wundere er sich nicht uͤber diese Dualdsamkeit, denn uͤberall, wo Sklaverei vorhauden sei, flade man auch den Schutz des franzoͤsischen Ministerii

(Gemurre). Ja, meine Herren, fuhr der Rerner sort, neben dem Handel mit Nigern deschuͤtzt es auch den Handel mit weißen Sklaven (stärferes Gemurre). Un—⸗ ter den Augen des französischen Ministerii werden die Schiffe des Aegyptischen Satrapen in Marseille ausge— ruͤstet, und frauzoͤsische Kanonen nach Griechenland ge— schickt? um Missolunghi zu beschi ßen. Der Finanz⸗ mina er. Die Vorwürse, welche der Redner ausge— sprochen hat, sind eben so viel Verlaͤumdungen. Hier ist ein Berichf des Contre Admiral v. Rigny, aas wel— „Daß er dei der tuͤrkischen Flotte 3 tos‘. anische, B-oͤsterreichische, Jenglische, 3 sardinische, 4 amerikanssch's und 2 spanische Transvortschiffe gesehen und nicht ein einziges franzoͤsisches; dies sind That lachen. Die franzoͤsischen Agenten bemuͤhen sich auf alle Weise, die ungluͤcklichen Griechen der Skleverei zu entreißtzen; es ist inoͤglich, daß in Marseille Sch ffe fuͤr den Pascha von Egypten gebaut worden sind; dies kann das Mini— sterium nicht veehindern, wohl aber kann es verhindern, sie zum Kriege auszuruͤsten und dies ist geschehn. Falsch aber und verläum:erisch ist die Behauptung, daß fean— zoͤsische Kanonen Messolunghi beschießen, denn es ist kein einziges franzöoͤsisches Geschaͤtz vor einer griechischen Stadt aufgefahren worden. Auf den Vorschlag des H. Dudon wurde die Bittschrift uicht an den Praͤsi— denten des Miagisterraths gesandt, sondern zur Tages— ordnung geschritten.

Der Herzog Mathieu von Montmorency, welcher vor Kurzem einen, wie man hoffte, nicht gefährlichen Anfall von Schlagfluß gehabt hatt, ist vorgestern im Augenblick, wo er in der Kirche von St. Thomas d' MMuin ein Gebet verrichtete, leblos in die Arme seiner geben ihm betenden Gemahlin und Tochter gesunken. Morgen wird far ihn ein Seelen-Amt in der Kirche gehalten werden, wo er den Geist aufgegeben hat. Im vorigen Jahre war er vom Koͤnige mit dem wichtigen Amte des Gouverneurs des Herzogs v. Bordeaux be— kleidet, und im vergangenen Monate als Mitglied der Akademie aufgenommen worden. Er wird wegen seiner ausgezeichneten Eigenschaften als Mensch und als Christ allgemein bedauert.

Im Lauf des vorigen Monats entstand Feuer in den Steinkohlengruben von Decife im Departement der Nievre. Die Gesahr war um so größer, weil sich in Folge des Feuers ein sehr nachtheiliges Gas entwickelte, wel—⸗ ches? Arbeiter erstickte und 11 derselben, die ihren Ca⸗ meraden zu Hülfe eilten, die Besinnung nahm, so daß sie nur mit vieler Anstrengung gerettet werden konnten. Durch diese Vorfälle in Schrecken gejagt, beschlossen die Dirigenten der Arbeiter, die Grude zu er laufen. So—