1826 / 107 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 09 May 1826 18:00:01 GMT) scan diff

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In voriger Woche wurde ein zu Pferde von Brindle nach Blackburn zuruͤckkehrender Arzt von drei Maͤnnern angehalten, deren einer ihm in den Zuͤgel fiel und einen Schilling begehrte, weil er mit Frau und Kindern Hungers stuͤrbe. Der Arzt fragte nach den beiden An— dern und horte, daß sie in der naͤmlichen traurigen Lags wären. Er gab nun Jedem einen Schilling, worauf sie dankend ihn weiter reiten ließen.

Man ist der Meinung, daß die freilich wenig nutz, bare Niederlassung Cape Coast an der Afrikanischen Westkuͤste, schon um deswillen nicht werde aufgehoben werden, weil dann der Sklavenhandel so viel weniger wuͤrde gesteuert werden konnen.

Zwischen Neuyork und Europa (England und Frank— reich) sind gegenwaͤrtig 29 Dampf ( Packetdoote im Gange.

Das Schiff Brailssord, Lieutenant Wilson, hat in Plymouth einlaufen muͤssen, weil es am zweiten Tage nach seiner Abfahrt von Cork einen Leck bekommen hatte. Es befanden sich 250 Irlandische arme Emigranten am Bord, die nach Neu Braunschweig wollten, und jetzt in Piymouth durch die Barmherzigkeit ihrer Bruder unterhalten werden muͤssen. ̃

Ein Neuyorker Blatt meldet aus“ Antigua vom 5. Maͤrz, daß fuͤnf methodistische Missiengrien, welche sich auf S. Christophe besansen und zu einer allgemei⸗ nen Verlammlung der Missionarien der benachdarten Inseln zusammengetteten waren, auf der Ruͤcklahrt mit ihren Familien, 12 an der Zahl, unweit der In sel Sandy durch Schiffbruch umgekominen sind.“

Bruüssel, 3. Mai. Die aus dem Haag eingehen⸗ den Berichte uͤber das Befinden Sr. Maj. sind sehr erfreulichen Inhalts. 7

Vorgestern hat die feierliche Eroͤffnung der hiesigen zweiten Schule fuͤr den wech selseitigen Unterricht in Ge⸗ genwart des Gouverneurs der Provinz und des Buͤr— germeisters statt gefunden. Es lollen 5300 Zoͤglinge bei⸗ derlei Geschlechts darin aufgenommen vergen.

Stockholm, 28. April. In Folge des neuen Zolltarifs hoͤren, wie das Journal bemerkt, „die Wan ren-Texirungen, uͤber welche mit so vielem rn e klagt worden, auf, indem die Zollwaithe für die Mei

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sten, in dem Tarif aufgefuͤhrten Artikel dabei bestimmt.

worden, die Werthe der übrigen, procentweise steuern den aber von dem Eigenthuͤmer nach dem Parteipreise am Loͤschungsort mit Zuschlagung von Fracht, Versiche— rung und andern Unkosten (den Zoll selbst ausgenom— men) anzegeben und dessen An zaben durch Vorzeigung von Factur, Versicherungs Rechnung und Connoissement bestärkt werden sollen.“

Der Jäastiztanzler ist bei der Regierung mit einem Anheimstenlen wegen eines Verbots der Ausspielung Schwedischer Grundstuͤcke in fremden Lotterien einge— kommen.

Kopenhagen, 2. Mai. Der K. Gesandte am Großbr. Hofe, Graf Moltke, ist hieselbst eingetroffen, so wie auch der K. Niederland. Charss d'affaites am Schwedischen Hofe, Hr. Schimmelpenninck von Stock, holm kommend.

Die mittelst einer Actien-Interessentschaft in Aar— huuns und Aalborg zu bewerkstellizende gröbere Dampf⸗ schifffahrt zwischen hier und Jatland wird noch diesen Sommer nicht zu Stande kommen, indem bei diesem jetzt im Bau begriffenen Schiffe alle neuern Verbesse— rungen in der Damofschifffahrt angebracht werden sol— len, so daß dies Schiff erst mit dem Fruͤhling 1827 seine Fahrt antreten kann. t

Spanien. Die Provinz Navarra genießt seit sehr langer Zeit das Vocrecht, nur dann Subsidien zu bezahlen, wenn sie von ihren ja Pampelons versammel— ten Cortes genehmigt worden sins. Da nun Lie Zeit, wofür die bisherigen Sabsidien bewilligt worcen waren, im Begriff ist, abzulaufen, so hat die Regierung, welche

dem System treu bleibt, nichts im Zustande der Ding wie er vor 1820 war, zu ändern, zwei Deputirte ar Navarra nach Madrid beschieden,

um sich über dit verlaugenden Subsidien vorläufig zu vereinigen.

tirt würde, wodurch man ihn bitten will, die Polize administration, wie sie jetzt besteht, aufzuheben und ren Leitunß dem Rath von CLastilien anzuvertrauen, an

gen in Aranjuez sein.

Vor Cadix kreuzen jetzt 2 Corvetten und 2 Krien briggs, um unsern Kauffahrern vor den Angriffen Corjaren zu schuͤtzen.

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Berlin. So eben ist der erste Jahresbericht die von dem Verein zur Erziehung sittlich verwahrle ter Kinder hier errichtete und am 1. Mai v. Jahres Wirksamkeit getretene Anstalt (S. Nr. 107. dieser 39 tung vom vorigen Jahre) erschienen und begründet erfreulichsten Heffnungen fur das fernere Gedeihen d ses hoͤchst gemein nuͤtzigen Unternehmens. Die Bescht fung der zur Sicherung des Zwecks und der Existe

der Anstalt ersorderlichen bedeutenden Fonds ist dur

die Gnade Sr. Majestät des Koͤnigs, durch die gut Bewilligung bedeutender Summen von Seiten d Königlichen Immediat, Kommission zur Vertheilung ve Prämien auf Staatsschuldschegne aus den nicht erho uen und zu wohlthaätigen Zwecken verfallenen Praͤmi⸗ urch die edle Freigigkeit eines ungenannten Won chäkers und durch die fortoauernde thatige Theiln ah des Publikums moͤglich geworden. Außerdem erhielt Anstalt noch andere dankenswerthe Beweise von Wehlthätigkeitsliebe einiger edlen Beförderer. Namen lich wurde von einem derselben der Lehrsaal vollstaͤnd eingerichtet, und ein Pesitiv zur Benutzung beim 6G ange angeschafft. Außer mehreren Gaben, zur B kleid ang und Bekoͤstigung, wurden dem Verein zu Weihnachtsfeste 1825 42 Thlr. 15 Szr. theils zu G schenken, theils zur festüichen Speisung der Zoͤgling und fuͤr das Osterfest d. J. 20 Thlr. üͤberwiesen. FJ mehrere der aufgenommenen Zoͤglinge werden bestimm Beiträge zu den Unterhaltungskosten gezahlt, welche i vorigen Jahre 198 Thlr. 2 Sgr. betragen haben, ut sich in diesem Jahre, vom 1. März an, nach den haltenen Zusicherungen auf 302 Thlr. belaufen werde Aach ist hier noch der Allerhoͤchsten Bewilligung S Majestaͤt des Königs dankbar zu erwähnen, vermo welcher dem Institute mehrere Privilegien huldreich beigelegt sind, welche die Ersparung mancher, zum Th nicht unbedeutender Ausgaben bewieken, nämlich: h Stempelfreiheit, die Portofreiheit mit einigen Ein schraͤnkungen, und die Sportelfreiheit. U Nachdem die Erziehungs- Anstalt eingerichtet we lgte mit ihrer am 1. Mai 1825 statt gefunden ffaung zugleich die seitdem suecessive fortgeletzte Au von Zoͤglin gen. Bald nach ihrer Eröffnung zeig sich waͤnschenswerth, der Anstalt eine sruͤher ne Wirksamkeit zu geben

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nicht zur Sprache gekommene welche ganz ihrem Zwecke entspricht.

fur welche das Erziehungshaus bestimmt ist, schon dur schwere Vergehen der Kriminal!“ Justiz verfallen und! langerer oder kürzerer Zuchthaus Strafe verurthen werden. Die Abfuͤhrung derselben dahin, ja selbst ih längerer Aufenthalt in den

Briefe aus Madrid vom 20. April melden, de d

im Staatsrath uͤber eine Adresse an den Koͤnig deb d ; beiht und darinnen befestigt werden.

von ihnen und von der menschlichen Gesellschaft

es ehedem geschah. Hr. Recacho soll seit einigen W th n Verein bei des

nansküchen Beitrage gedeckt, lich nicht feltẽen der Fall, daß junge Leute in dem Alten vieler hiesf gen und mehrerer auswärtigen Perso⸗

Leider ist es naäͤnsft

Gefaängnissen bis zur gan

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geschlossenen Untersuchung, bringt sie aber ihrem

erderben nur um so gewisser und schleuniger entgegen,

sie durch die bis jetzt in den Gefaͤngnissen und Zucht—

usern nicht zu vermeidende Beruͤhrung mit älteren

hoͤchst verderbten Verbrechern immer tiefer sinken

in Laster, die sie vorher nicht einmal kannten, ein— Ein solches Un⸗

schien dem Verein daher recht dringend seinem Zweck entsprechend. Auf den Herrn Justiz Ministers Excellenz jachten Antrag erfolgte die Köoͤnigliche Genehmigung, zwei aus Berlin gebuͤrtige Knaben, welche wegen angener Diebstaͤhle zu resp. zwei- und einjähriger raf-Arbeit verurtheilt waren, dem ze, Vereine, mit behalt der Vollstreckung dieser Strafen, wenn sie nicht bessern, zum Versuch der Besserung uͤbergeben den sollten, und daß in ahnlichen Fallen, nach Be— en der Umstände, auf gleiche Weise zu verfahren Diesen Bestimmungen gemäß hat nun bereits die

uwenden , wendig und

fnahme mehrerer solcher verurtheilten jungen Ver— cher statt gefunden,

und nach den im verflossenen waltungsjahre gemachten Erfahrungen glaubt der ein mit Zuversicht die Hoffnung hegen zu können, sie der Königlichen Begnadigung wuͤrdig sein und gebesserte Menschen der bürgerlichen Gesell schaft den zurückgegeben werden koͤnnen.

Waß den Unterricht der Zöglinge betrifft, so wird her taglich Sonntags ausgenommen in 2 Vor⸗ 2 Nachmittags‘, also woͤchentlich in 24 Stunden, eilt, woyon 4 Stunden zur Religion, 2 Stunden Sprachlehre, A Stunden zum Rechnen, 4 Stunden Schreiben, A Stunden zum Lesen, 1 Stunde zum

ang und 5 Stunden zu den nöthigsten Keuntnissen der Formenlehre, der Naturkunde und zus Ver stangs⸗

ungen bestimmt sind. Im Sommer werden die

errichesstunden des Morgens von 63 bis 8. Uhr uñd

Nachmittags von 15 bis 35 Uhr, im Winter aber Morgens von 7 bis 9 Uhr und des Abends von is 7 Uhr abgehalten. Die uͤbrige Tageszeit, im imer von 5 Uhr und im Winter von 6 Uhr Mor— bis Abends 9 Uhr, wird mit Handarbeiten, bei mit Ruͤcksicht auf die moralische Ausbilsung der nge geleiteten Ugterhaltung, ausgefuͤllt, und wie

Tag mit einer Morgenandacht auhebt, so auch einem Abendgebet geschlossen. Sonntags wird im ter von 9g bis 12 Uhr Vor- und von 1 bis Uhr hmittagas, im Sommer aber nur Vormittags von s 12 Uhr der oͤffentliche Gottesdienst besucht, weil Nachmittag, von 15 bis 7 Uhr zu häuslichen Er— ngen, zum Unterricht in verschiedenen Kunst- und ischen Fertigkeiten, und zur Erholung bestimmt ist. enigen Kinder, welche das Alter und die Faͤhig— haben, dem Kensirmanden Unterricht beizuwohnen, ten den selben außerhalb der Anstalt von dem evan— hen Prediger Hoßbach, welcher sich dazu bereit er—

r hat.

Die Kesten, welche jeder Zögling der Anstalt an stigung, Kleidung, Bett- und Leihßwaͤsche und son⸗ l fortwährenden Bedurfnissen veranlaßt, belaufen aͤhrlich etwa auf 60 Thlr. Courant fuͤr jeden, und Kosten, welche auf die jetzt vorhandenen 383 Zog— 1980 Thlr. betragen, werden mit Beihuͤlfe der je- Gelder, welche einzelne Personen oder Behoͤrden bestimmte Knaben zahlen, durch die freiwilligen welche der wehlwollende

Riis jetzt gezeichnet hat, wogegen die übrigen Gene— Kosten aus den Zinsen der obgedachten Stiftungs— ahme und Kapitalien bestritten werden. Bei den meidlichen ansehnlichen Unterhaltungskosten fehlt zer immer noch an Mitteln, die Anstalt nach der

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Absicht des Vereins und nach dem durch den Andrang huͤlfsbeduͤrftiger Subjekte sich kund gebenden Bedurfniß, bis zur Zahl von hoͤchstens 50 mannlichen Zoͤglingen auszudehnen und eine gleiche, nicht weniger nothwen— dige Anstalt fuͤr weibliche Zöglinge zu errichten. Es bleibt also der Milothätigkeit des Publikums, worauf uberhaupt bei diesem Unternehmen mit allem Vertrauen gerechnet ist, immer noch ein weiter Naum zur Bethä⸗ tigung seiner gewiß willigen Theilnahme übrig. Die Absicht des Vereins geht dahin, die Zöglinge so lange in der Anstalt zu behalten, bis sie untruͤgliche Beweise der Besserung abgelegt haben.

Eine dem Berichte beigefügte Tabelle meldet das Resultat der uͤber jeden Zoͤgling ganz genau gefuhrten täglichen Kontrolle, sie zeigt zunächst, in welchem mo— ralischen und physischen Zustande sich derselbe bei seiner Aufnahme befand, und ergtebt ferner, welche Hoffnung zur Besserung vorhanden ist oder welche Fortschritte in derselben wirklich gemacht sind. Die unausgesetzten Bemuͤhungen und die beharrliche Geduld des Lehrers und Erziehers, Inspektor Kopf, seine abwech selnde Anwendung von Güte und Strenge, nach dem indivi— duellen Gemuͤth der Zoͤglinge; strenge Gewöhnung an Fleiß und Ordnung und liebevolle Erweckung von Ver⸗ trauen zum Lehrer und zur Lehre, fuͤhrten die rohesten Knaben aus ihrer tiefen Verworfenheit hinauf in die Wege zur Sitte, Wahrheit und Tugend; ihr Gemüth wurde dafür empfaäͤnglich, und eigenes Verlangen dar⸗ nach in ihnen rege. Hoͤchst erfreulich und interessant sind die vorkommenden Erfahrungen in dieser Hinsicht, von denen einiges in dem Berichte mitgetheilt wird.

Waren, sJo heißt es am Schlusse des Berichts, die bisher gemachten Erfahrungen auch minder erfreulich so wurde sich der Verein hierdurch doch weniger in sei⸗ nen Bestrebungen entmuthigt, als vielmehr zu de sto r ßerer Thaͤtigkeit und Sorgfalt aufgefordert fuͤhlen, indem er sich von der Ueberzeugung nicht trennen kann, daß auf dem Wege einer frühen Gewoͤhnung und sorg⸗ saͤltigen Erziehung, der Meunsch bestimmt zum Guten hebldet und von jeder naturlichen ünd schäͤdlichen Nei⸗ zung entwoͤhnt werden konne.

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Berichte über den Gesundheitszustatd aus dem Innern des Reichs vom Ende März.

J. Ostpreußen. Königsberg. Der Gesund⸗ heitezustand unter den Menschen ist, so wie auch die Sterblichkeit wahrend des Monats Marz, nicht aus dem natuͤrlichön Grade gewichen. Gumbin⸗ nen. Die Sterblichkeit hat im Monat Maͤrz in kei— nem ungewoͤhnlichen Grade statt gefunden. Im Allge— meinen war der Einfluß der Witterung auf die mensch— liche Gesundheit nicht unsortheilhaft und nur das fur einige Tage angehaltene stürmische Wetter beguͤnstigte leichte katarrhalische Hals, und Augenbeschwerden.

II. Westpreußen. Marienwerder. Die na—

Schlochauer und Graudenzer Kreises haben sich nicht weiter verbreitet. Auch sind die Masern und Roͤtheln in der Statt Bischofswerder und in einigen Doͤrfern des Strasburger und Loͤbauer Kreises fortwährend gut⸗ artig und uberhaupt der Gesundheitszustand der Men— schen im Allgemeinen nicht unguͤnstig.

1. Brandenburg. Pots dam. Die Ma— sern-Epidemie und das Scharlachfieber dauern in meh— teren Kreisen noch fort. Letzteres zeigte sich in Crussow und Stoltzenhagen, Angermuündeschen Kreises, besonders stark; es walen daran an beiden Orten, bis zur Mitte des Monats Maͤrz schon 17 Kinder gestorben, in Stelzen, hagen lagen allein über 50 Kinder an demselben krank

darnieder. Die Masern haben sich im Ruppinschen von

tuͤrlichen Blattern in einigen Ortschaften des Konitzer,

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