506
weil alsdann die Geistlichen in zu nahe Berührung mit dem Weltlichen kommen, nachlässigen und die Liebe und Achtung ihrer Pfarrkin⸗ der gefährden würden. Den jetzt bostehenden Zwiespalt und die herrschende Unruhe in den Gemuͤthern schreibt er nicht der Verbreitung schlechter Bucher, den ultramontanen Grundbsaͤtzen Frankreich einsuͤhren wollte, wogegen sich selbst das Mi— nisterium vergebens aufgelehnt hätte, und von welchen es beinahe überwältigt worden sei. — Nach dieser Rede nahm der Minister der geistlichen Angelegenheiten, Abbé v. Fraissinous, Bischof von Hermopolis, das Wort. Man beschuldigt, sagte er, die Geistlichkeit einmal des Strebens nach Herrschaft in weltlichen Dingen und fer— ner eines ultramontanen mit den Gruudlätzen der gal— likanischen Kirche ünverträglichen Geistes. beide Punkte freimuͤthig und mit Offenheit in Betrach— Die Anklage der Herrschsucht muß noth wendig durch die offenen Grunssaͤtze der Geistlichkeit oder durch ihr geheimes Wirken bewiesen werden. Grundsaͤtze sind nicht neu; B bonne, die vereinigte Geistlichkeit Frankreichs haben ihnen gehuldigt, Es sind folgende: es zwei, beide von Gott herruͤhrende die geistliche, welche Alles ordnet, was sich auf die Re— ligion bezieht, und die weltliche, welche zur Sicher stel⸗ lung der Gefellschaft und zur Aufrechthaltung der Re— Den Monarchen ist nicht gesagt worden: „geht und lehret alle Volker,“ und den Priestern nicht: „Geht und regieret die Erde, die Fuͤrsten und Könige sind nur Eure Sklaven.“ Dies ist nicht die Sprache der heiligen Schrift; vielmehr lehrt uns Paulus, daß wir der weltlichen Gewalt gehorchen sollen. hat keine Regierungsform vorgeschrieben. die Form von den Menschen und ist verschieden nach den Menschen, den Zeiten, den Sit Die Lehren des Evangelii vertragen sich mit allen diefen Formen, mit der Monarchie sowohl, als mit der Republik. Dies sind seit langer, langer Zeit die Grund. sätze der Geistlichkeit Frankreichs. Herrschsucht in den offen bekannten Grundsaͤtzen der so sucht man sie in dem ge— heimen Treiben einer verborgenen Regierung, mit einem der Congregation; die Erwartung ist auf allen Gesichtern ausgedruͤckt) ... Dies uͤber ganz Frankreich ausgedehnte Netz, dies Ge— bilde der Luft, welches entschwindet, wenn man es er— fassen will, besteht es wirklich? Ja, meine Herren, sie besteht seit 27 oder 28 Nach dem Fall der Direktorialregierung ver— dessen gewaltige Hand sich
ihre Berufspflichten ver=
sondern
Ich werde tung ziehn. Bossuet, Fleuri, die Sor
Wir glauben, daß Gewalten giebt;
ligion dient.
Christus Die Macht kommt von Gott,
Wenn man aber die
Geistlichkeit nicht findet,
(große Sensatien;
existirt eine Congrega—
Jahren. schaffte der große Feldherr, die Zuͤgel der Regierung bemaͤchtigt hatte, dem ungñuͤck— lichen Frankreich Ruhe, Schwert der Revolution hatte aber unter den Priestern es gab ihrer nur wenig mehr. die in Pa—
der Religion Freiheit.
heftig gewüthet, mals unternahm es ein wuͤrdiger Priester, ris studirenden jungen Geistlichen durch eine Gemein— schaft zu vereinigen, welche blos kirchliche Zwecke hatte, und weder Verbindlichkeiten schuf noch Versprechungen Die Zahl der Mitglieder der Congregation sie liebten sich und unterstuͤtzten sich, und viele sind zu hohen Stellen gelangt. schaft benutzt haben, um Protection und Gunst zu er— streben, weiß ich nicht, wie wohl es sein mag. achte und ehre diese Gesellschaft, die viel Gutes gestif— tet hat, und in die ich viele junge Leute veranlaßt habe ohne selbst ein Mitglied derselben werden oft vorgeschlagen wor— btwahren
** . . 6a.
erheisch te.
Ob sie diese Gemein⸗
zu treten, wollen,
es mir Unabhaͤngigkeit andere Bande auferlegen wollte, die, welche mich an meine geistlichen Obern knuͤpfen. wie viele andere geheime Ge—
obgleich
und mir keine
Die Congregatien ist,
sellschaften, der Regierung stets bekannt gewesen um von ihr bewacht worden. Man behauptet aber, sie uh hinsichts der Besetzung der Stellen einen gewoaltigg Eigfluß aus; dies muß ich, was mein Ministerium bg trifft, wo es doch wohl am meisten der Fall sein nuͤßt geradezu läugnen. Seit beinghe zwei Jahren wi hrend welcher ich an dessen Spitze stehe, ist kein ein jiges geistliches Amt auf Emofehlung der Congtegm tion beletzt worden. Was die uͤbrigen Stellen be trifft, so werden sie meistens in dem vom Könige pͤh sidirten Rathe vergeben, und ich kann versichern, daß ig dort nie eine Spur von der Congregation wahr gendmmen habe. Was die Missionarien betrifft, s moͤchte man, nach den gegen sie gerichteten Angriffen, urtheilen, daß der Gebrauch der Missionen zur Beledun des Glaubens und der Froͤmmigkeit etwas neuss is während es schon seit zwei Jahrhunderten besteht, wäh rend Namen, wie der des heil. Vincenz von Paula, um ter denen der Missionarien glänzt, während ihr va Bossuet mit der Kraft seiner Beredtsamkeit unterstuͤß ter Zweck ist und war, das Volk der Schrift nach n bilden (d évangeliser). Das naͤmliche Beduͤrfniß, wa ches sie nach den durgerlichen Kriegen vor Jahrhunden ten erzeugte, ward nach der Revolution lebhaft gefuͤhl und rief sie wieder ins Leben. Sie werden abnehmen wenn dies Bedürfniß verschwinden wird. Der Ministg ging hiernach auf die Lebensart und das Wirken d Geistlichkeit uͤber und erinnerte, daß fast alle nieden Stellen von ganz jungen Leuten besetzt sind, weil es i der Geistlichkeit, vermöge der Blutgerichte der Nevolt tion, nur Greise und ganz junge Manner gibe; die ließen sich durch ihren Eifer oft zu uͤbermaäßiger Streng verleiten, welche Erscheinung sich aber in andern Sta den, namentlichlbei jungen Oifizieren, Richtern und Pu fessoren wieder finde; die Zeit werde uͤbrigens dieset Uebel abhelfen. — Diese Rede, welche fuͤnf Vierte sstun den dauerte, machte sehr großen Eindruck und es wn unmoglich, die Ruhe nach derselben dergestalt wöierg herzustellen, daß die folgenden Redner ordentlich gehön haͤtten werden konnen.
In Rouen sind die Predigten der Missionarin abirmals durch Abbrennen von Schwärmern und duttz das Vergießen uͤbelriechender Fluͤssigkeiten in den Kin chen gestoͤrt worden.
Fuͤnfprocentige Nente 96 Fr. 80 C. — Dreiprtocen b5 Fr. 25 C.
London, 27. Mai. Nach den Bedingungen da
mit den Birmanen abgeschlossenen Friedens werden brihs
tische Schiffe in den birmanischen Hafen zugelassen, un ihre Ladungen zollfrei zu landen, ohne ihre Steuerrude abzulegen oder ihre Kanonen ans Land zu brüngen Die birmanischen Schiffe erhalten dasselbe Vorrecht i brittischen Hafen. Ferner soll danach Niemand vega seiner Meinungen oder Verhaltens wahrend des Krieg belaͤstigt werden. Die Siamesische Nation ist in du Frieden mit eingeschlossen.
Briefe aus der Bucht von Benin melden, daß, nach dem unsere Reisenden das schrecklich ungesunde Lan von dort aufwärts durchzogen, Dr. Morrison schwe krank wurde, an die Kuͤste gebracht werden mußte, un
dort kurz vor Weihnachten nebst seinem Bedien ten staßh
Auch Hauptmann Clapperton wurde nebst seinem Bt
dienten vom Fieber befallen, war aber vollkommen hei üben
gestellt und hatte das herrliche Kong-Gebirge
schritten, wo er sich im Januar 2500 Fuß uͤber der M
resfläche bei 89 bis 907 F. Hitze befand und die schoön sten Aussichten fuͤr seine weitere Reise hatte. — Un Dickson und die HH. de Souza und James waren ih nach Ueberwindumn
derselben Richtung im December, des Fiebers, von Dahomey aus, unterstuͤtzt vom bort gen Koͤnige, ins Innere abgegangen.
Laut Briefen aus Bahia vom Ende Maͤrz war eil
otm n. die nordlicheren Provinzen
Versprechen ? iesesmal besuchen koͤnne, nächstes Jahr vorsetze.
Ius Briefen von Lima ethellt die großs Wichtig— welche die Einnahme von Callao fur den Haudel Der bisher erforderliche gewesene Trans— Huacho, wo sie hauptsaͤchlich ge— sandet werden mußten, nach Lima, hatte allein mehr kostöt, als die Fracht von England dahin. Gengeral Rodil hatte buchstaäblich bis zum Aeußersten ausgehalten. Am 3. Januar war das Fort Sta. Rosa erstürmt und bie Tandnen vernagelt worden; RoLil hatte Minen zur Sprengung desselben angelegt, die aber noch zu rechter Zeit entdeckt wurden. Die Krankheit unter der Garni— son war der Art, daß gleich nach der Uebergabe ein Verbot erging, sich dem Platze zu nähern. General Bolivar war zur Eroͤffnung des Congresses im Februar
erwartet. Se. Maj. der Konig haben
nicht nach seinem es sich aber fuͤr
keit, haben wird. port der Waaren von
Bruͤssel, 28. Mai. den bishetigen Commis beim Departement der aus waͤr⸗ tigen Angelegenheiten, o Sullipan de Graß, zum Lega— tions Secretair in Berlin, den bisherigen Attaché bei der Königl. Gesandtschaft in London, Strick van Linschoten, zum Legations⸗Secretair in Madrid und den bisherigen Hälfs⸗-Commis beim Departement der auswärtigen An— gelegenheiten, Grafen Limburg Stirum, zum. Legations Secretair in Turin ernannt.
Kassel, 30. Mai. Se. koͤnigl. Hoheit der Kur— fuͤörst sind gestern von hier uͤber Marburg nach Hanau abgereist. In Allerhoͤchstihrem Gefolge befinden sich der Oberkammerherr v. Bardeleben, der Hofmarschall v. Kres, der geheime Kabinetsrath v. Miyjsenvug und der
Fluͤgeladjudant Oberstlieutenant Muldner.
Wiesbaden, 27. Mai. Seine herzogl. Durch— laucht haben Hoͤchstsich bewogen gefunden, zur Unter— stuͤtzung der Bemühungen des inlaͤndischen Vereins fuͤr Alterthumskunde und Geschichtssorschung, und uberhaupt zur Erhaltung der im Herzogthume aufgefundenen Al— terthümer, welche meist nur einen lokalen historischen Werth haben, allen Inländern und inlaändischen Insti⸗ tuten, welche die Acquisition solcher Gegenstände deab— sichtigen, dei gleichen Geboten ein Vorkaufsrecht vor Ausländern zu ertheilen. Alle Ausfuhr der im Herzog⸗ thume aufgefundenen Denkmale des Alterthums, ohne vorgaͤngige Anzeige bei herzegl. Landesregierung und er wirkte Etlaubniß dieser Behoͤrde, ist von nun an ver— böten.
Es ist seit einiger Zeit in verschiedenen Gegenden des Herzogthums mehrmals an den Gebäuden Feuer ausgebrochen, wonach die daruͤber vorgenommenen Un⸗ terfüchungen die Wahrscheinlichkeit geliefert, daß Boͤse⸗ wichte, wahrscheinlich aus Rachsucht, Neid oder Raub— lust, theis Brandstiftungsversuche, die ohne bedeutenden
Erfolg geblieben sind, unternommen, theils wirklich ge
bewirkt haben. Von der her— zogl. Landes- Regierung ist daher fuͤr die Entdeckung und Anzeige der Branbstifter eine Belohnung von S0 bis 209 Fl. ausgesetzt worden, welche demjenigen unter
lungene Brandstiftungen
Verschweigung seines Namens ausbezahlt werden soll,
welcher den Urheber einer Brandstiftung entdeckt und bei dem einschlagenden herzogl. Amte namentlich anzeigt, oder auch nur solche Thatsachen und Spuren angiebt, welche bei der Untersuchung witklich zur Entdeckung und Ueberfüͤhrung des Brandstifters fuͤhren. .
Mailand, 14. Mai. Am 11. d. starb hier der Marchese Carlo del Mayno, Vizepraͤsident des k. k. lom⸗ bardischen Guberniums.
— — 8
07
he Botschaft nach Pernambuco ergangen, daß der
nn .
Berichte über den Gesundheitszustand aus dem Innern des Reichs vom Ende Apeil.
. Ostpreußen. — Königsberg. Im Monat April haben sich hin und wieder die Pocken bei Kindern und auch bei einigen Erwachsenen gezeigt. — Gum— b innen. In Carpowen, Darkehmer Kreises, zeigten sich bei einigen Kindern Ausschläge, welche mit den Menschenpocken eine große Aehnlichkeit hatten und mit gefahrdrohenden Zustäanten verdunden waren Die Krankheit blieb durch schnell ergriffene polizeiliche Maqaß— regeln auf wenige Häuser beschrankt und entigte bei keinem der damit befallenen Indäaviduen toöꝛrtlich.
II. Westpreußen. — Danzig. Leichte, meh⸗ rentheils dreitägige Wechselfieber, katharrhalische und rheumatische Beschwerden sind die herrschenden Krank— heiten unter den Menschen während des Monats Ayril. Da sich an allen Grenzen des hiesigen Regierungsbe— zirks die Menschenpocken zeigten, und Anfangs des ge— dachten Monats an jwei O ten des Stargareter Krei⸗ ses drei Subjekte an den Menschenpocken leidend sich vorfanden, so wurße schen fruͤh mit der allgemeinen Japfung volgegangen. Die erwahnten drei Kranken hatten diese Seuche wahrscheinlich aus dem Matien— werderschen Reglerungsbesirk bekommen, an dessen Grenze ihre Wohnorte lieg? Sie sind alle drei genesen. Da die Menschenpecken schon seit mehreren Jahren als ste— hende Krankheit im hiesigen Bezirke gänzlich ausgerot— tet sind, so ist die Ausmerksamkeit der Verwaltungsbe⸗ höoͤrden auf die einzelnen eingeschleppten Menschenpok⸗ ken und auf die Vaccination gerichtet. Hierturch ist es gelungen, die Weiter verbreitung der Pocken seuche, wo diese sich einmal als seltene Erscheinung zeigte, zu verbindern und ihr die Opfer zu entreißen, die soust unausbleiblich fallen mußten. — Marienwerder. Bei der nassen und kalten Witterung haben sich katharrhalische und rheumatische Krankheiten eingefunden und an einigen Orten haben sich zum Theil seyr bösartige Scharlach⸗ und Nervenfieber und Masern gezeigt. Die Sterblich keit der Menschen ist indessen im Allgemeinen nicht ungewoͤhnlich.
III. Brandenburg. — Potsdam. Die Krank— heiten haben sich im Monat April, der eben nicht gün— stigen Witterung ungeachtet, ziemlich vermindert. Un⸗ ter den Kindern herrschen noch hin und wieder die Ma— sern und das Scharlachfieber. Letzteres nahm in Anger⸗ muͤnde bedeutend uͤberhand und die Sterblichkeit war dort nicht geringe. Von den Erwachsenen litten am meisten die mit chroönischen Uebeln behafteten Personen, namentlich Gichtkranke und Schwindsuͤchtige. Außerdem kamen rheumatisch katharrhalische und mäßig entzuͤnd⸗ liche Fieber, auch Pleuresieen und Wechselfieber haufig vor. — Zur Unterdtuͤckung der Pockenkrankheit wurden uberall zweckdienliche Mqaßregeln ergriffen. Im Nieder⸗ barnimschen und Angermuͤndschen Kreise finden sich ge⸗ genwärtig keine Pockenkranke mehr vor. Auch im 9st⸗ havellaändischen Kreise ist diese Krankheit so weit getilgt, daß nur noch in Groß-Ziethen einige Personen daran krank darnieder liegen. Dagegen brachen in einigen Ortschaften des Prenzlower Kreises und in Wichmanns⸗ dorf, Templiner Kreises, die Menschenpocken, wahrschein— lich durch fruͤhere Ansteckung, von neuem aus. Auch in Pots dam zeigten sich die natuͤrlichen Pocken an einem 24 jährigen Zimmergesellen und an einer Person vom Jägerkorps. — Frankfurt a. d. O. Die Krankheiten unter den Menschen nahmen im April groͤßtentheils den katharrha⸗ lischrheumatischen Charakter an, häufig mit Nervenzu— fällen begleitet. Gicht, Husten, Halsentzuͤnduͤngen, ge— horten zu den gewohnlichen Erscheinungen. Eine ver mehrte Sterblichkeit ist nicht bemerkt worden. Noch
w / d
n , e, , m,, .
.