sind die Menschenpocken hier nicht unterdruͤckt und ha— ben sich auch in einigen Dörfern des Kuͤstranschen, Lands— bergscken und Arnswaldeschen Kreises gezeigt. Es wird indeß uͤberall, wo dieses Uebel erscheint, die Impfung strenge in Ausfuhrung gebracht, um es auf seinen Ur— sptung zu beschraͤnken und man darf hiervon das baldige
gaͤnzliche Versckwinden der Blattern hoffen.
IV. Pommern. — Stettin. Der Charakter der Krankheiten bei den Menschen war im Aprilmonat vorherrschend katharrhalischrheumatisch, zum Theil aber auch entzündlich, besonders, wenn die rauhen Ostwinde wehen. Daneben fanden sich wieder die seit mehr als 10 Jahren beinahe verschwundenen Wechselfieber ein. Masern und Scharlachfieber dauerten immer noch fert, erstere nicht selten mit entuͤndlichen Cemplicationen. Von den Menschenblättern zeigten sich neue Spuren, hier im Oe, im Randa wschen, Ueckermuͤndschen, Py— ritzer und Naugardter Kreise, nirgend kam es jedoch zu bedeutender Ausbreitung derselben und man dairf hoffen, daß die fleißigen Zwangsimpfungem an den infictrten Orten, so wie nicht minder diecsetzt wieder ins Leben getretene neue Voceinations Otbnung zur gaͤnzlichen Vertilgung der Pocken sehr wirksam sein werden. — Köslin. Das Scharlachfieber, mit. Roͤtheln vermischt, hat in den Städten Schlawe, Schievelbein und Falken burg völlig aufgehört, und existirt noch — wiewohl nicht boͤsattig — in verschiedenen Dörfern des Fuͤrstenthum— schen, Belgardschen und Dram bur chen, so wie in Wu⸗ ster hause, Neustettinschen Kteiseb⸗ — Stra! sund. Auch im Aprilmonat ie,. Scharlachfieber, die Rötheln und Masetn, erstere beide Krankheiten beson, ders in Greifswald und Guͤtzkow, so wie in mehreren Doöͤrfern des Greifswalder Kreises, fortwährend sich ge— zeigt, waren vorzuͤglich in Gützkow im Schwange und
es sind verhältnißmäßig viele Kinder daran gestorben.
Die letztere Krankheit hat sich hier im Orte nur mehr ausgebreitet, ohne jedoch bösartig zu sein. — Auch ist zu Pantin, im Greifswalder Kreise, ein auf Urlaub entlassener Soldat von der fruͤher gehabten kontagieusen Augenkrankheit wieder befallen und dadurch sind dessen Vater und Geschwister angesteckt worden. Zur Verhuͤ— tung weiterer Verbreitung dieser gefährlichen Krankheit sind jedoch sogleich die erforderlichen Maaßregeln in Ausfuhrung gebracht worden. Saͤmmtliche Kranke sind bereits in der Besserung begriffen. — Bei den sonst vorgekommenen Krankheiten ist uͤbrigens der rheumatisch⸗ katharrhalisch entzuͤndliche Charakter, verbunden mit gastrischeu Erscheinnngen und nervoͤsen Zufaͤllen der ste— hende geblieben. — Wechselfieber, besonders dreitägige, waren hier und in Greifswald nicht selten.
V. Schlesien. — Breslau. Die im Monat April am meisten verbreitete Krankheiten waren kathar— rhalische Fieber, mehr oder weniger mit Rheumatismen verbunden. Wechselfieber, Milzbeschwerden und Blut— brechen zeigten sich ebenfalls, fpäter rheumatische Ent— zaͤndungen des Brustfells. Auch Schlagfluͤsse blieben nicht aus und waren oft schneall toͤdtend. Unter den Kindern waren die Masern vorherrschend, neben diesen der Keichhusten. Scharlachfieber waren viel seltener, so auch die Schaaspocken. — Die Menschenblattern waren in Muͤnsterberg, Breslau, Brieg, Trebnitzer und Streh— lener Kreise, in die Stadt Brieg hatte sie eine Frau aus Polen eingebracht. Gegen die weitere Verbreitung sind uͤberall die erforderlichen sanitätspolizeilichen Vor— kehrungen getroffen worden. — Im Guhrauschen Kreise gingen die dreitägigen Fieber epidemisch herum. — Das Scharlachfieber, die Masern und Roͤtheln hatten sich nur hie und da in einzelnen Fallen in Muͤnster«
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letztere all
berger, Habelschwert ter, Trebnitzer, Namslauer Kreist gezeigt. — Das Nevenfieber war zu Sabor, Neumarkht schen Kreises, bei drei Personen ausgedrechen und eine Magd zu Neu Lomnitz, Habelschwerdter Kreises, daran gestoͤrben. — Liegnitz. Auch im Monat April war der allgemeine Gesundheitszustand sehr guͤnstig. Hin neigung der Krankheiten zur Bösartigkeit, allgemein curchgreifende Epidemieen oder Kontagionen kamen nicht vor und die Sterblichkeit uͤberschritt das gewohnlich: Verhältniß nicht. In Sagan und der Umgegend und in einem Dorfe, Sprottauer Kreises, herrschten dit Masern epidemisch. Der Verlauf dieser Krankheit war aber aäußerst gutartig, die derselben eigenthuͤmlichen Lokalzusälle wurden in keinem Falle bis zur wahren Enn, zuͤndung gesteigert. — Das Scharlachfieber kam im Luübener Kreise in einigen Ortschaften vor. Nut in eim, zelnen Fallen verlief die Krankheit mit entschiedener Bösartigkeit, indem brandige Bräune zur Entwickelung gelangte. — In Neudorf, Luͤbener Kreises, wurden wel Kinder von den wahren Menschenpocken befallen. Das furrst Ergriffene war schon vor der Ankunft de Arztes verstorken. Man fand keine Spuren von Impf narben an entseelten Körper; das Zweite ist ge nesen. D f der Krankheit war sehr gutartig, nscheine nach modificirt durch die Vac cine, denn an diesem Kinde waren mehrere Impsnarben nicht zu verkennen. Fuͤr den unvollstaͤndigen Verlauf der Vaccine sprechen die derselben gesfolgten Pocken, Auf welchem Wege und woher das Contagium in jon Gegend gelangt ist, daruͤber haben die Nachforschungen noch zu keinem bestimmten Resultate gefuͤhrt. Bi
weitem am haͤufigsten waren katharrhalische und rheu⸗ matische Affectionen und Fieber von dieser Grundlage. —
Oppeln. Der Hauptcharakter der Krankheiten im Ma nat April unter den Erwachsenen war katharrhalisch gastrisch, nervos. Wechselfieber, Augen-, Hals, und Lungenentzuͤndungen, Gicht und Hämorrhoidal“ Bo schwerden, Durchfaͤlle, Nerven fieber kamen häufig vor, Kinder erkrankten an Scharlachfieber, Roͤtheln, Pocken und Varicellen. In Dombrowka, Oppelner Kreiset, wurden 12 Personen von einem gastrisch- nernoͤsen Fi ber befallen, jedoch fast saͤmmtlich bald hergestellt. Die Pocken Epidemie dauert in mehreren Kreisen des hies gen Regierungsbezirks nech fort. (Schluß folgt.
Königliche Schau spiele.
Sonnabend, 3. Juni. Im Schau spielhause: „ar täffe,“ oder: „Der Scheinheilige,“ Lustspiel in 5 Ab⸗ theilungen. Hierauf: „Ich irre mich nie,“ oder: Der Räuberhauptmann,“ Posse in 1Aufzug, nach dem Frank, von C. Lebruͤn.
Sonntag, 4. Juni. Im Opernhause: „Strudel koͤpfchen,“ Lustspiel in 1 Aufzug, von Th. Hell. ¶ Man. Neumann, Mitglied des Großherzoglich-⸗Badenschen
Hoftheaters zu Karlsruhe: Bertha, als Gastrolle.) Hier auf: „André,“ Lustspiel in 1 Aufzug, von Carl Blum. Und: „Die Wiener in Berlin,“ Posse mit Gesang,
in 1 Aufzug, von C. v. Holtei. (Mad. Neumann: Laist von Schlingen. Herr Haizinger hat aus Gefaͤlligkeit fuͤr Madame Neumann, die Parthie des Franz uͤber nommen.)
In Charlottenburg: „Clementine,“ Schauspiel in
3 Abtheilungen, von Frau v. Weißenthurn. Hier uf: „Der gerade Weg ist der beste,“ Lustspiel in 1 Aufzug, von Kotzebue.
ö Gedruckt bei Feister
und Eisersdorff. Redacteur Joh!
11
preußische Staats-Zeitung.
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3
128.
* —
Amtliche Nachrichten. Kronik d e s Tag es.
Se. Koͤnigl. Hoheit der Herzog von Cum b erland, sind von Duͤben angekommen. kö
Angekommen. Se. Exe. der Kaiserl. Russische General der Artillerie, Graf Araktschejew, von St. Petersburg. —
Zeitungs-Nachrichten. Ausland.
Paris, - 29. Mai. In der Sitzung der Depu, tirten, Kammer vom 25. nahm der Minister der geislichen Angelegenheiten abermals das Wort, um die Rede fortzusetzen, welche er in der vorigen Sitzung an, gefangen hatte Es ist meine Absicht, sagte er, heute die Geistlichkeit von dem Vorwurfe zu rechtfertigen, daß sie sich Lehren hingebe, welche mit den Grundsaͤtzen der
gauallikanischen Kirche uünvertraͤglich seien. Hier erinnerte
der Minister an das Geschichtliche der bekannten Erklaͤ, rung von 1682, und bemerkte, daß im Eingange der— selben die Einheit der paͤpstlichen Macht ausdruͤcklich anerkannt sei, daß man also keinesweges auf diese Er, klaͤrung fußen koͤnne um jene Macht zu bestreiten. Dies
aber, sagte er, hat man am Anfange unsererr Revolution
wie auch später gethan, und dies ist der Zeitpunkt, wo man
die Kirche Frankreichs vom Roͤmischen Stuhle hat trennen
wollen, und wo man zuerst vor ultramontanen Lehren gewarnt hat. Es ist moglich, daß unsere juͤngern Geist lichen Lehren zugethan sind, welche nie mit den Grund— saͤtzen der gallicanischen Kirche uͤberein gestimmt haben, und er verfällt alsdann in den naͤmlichen Fehker, als die, welche das Unheil revolutionnärer Freiheit gesehn und um sich davor zu bewahren, sich einem andern Extrem hingegeben haben; dies wird aber die Zeit ausgleichen und sie werden, ich zweifle nicht daran, auf den rech— ten Weg zuruͤck kommen. Allein, wendet man ein, wie ist es moglich, dies Ziel zu erreichen, wenn unsere Jugend vor einer geheimen geistlichen Gesellschaft, von den Jesuiten, nach einer ganz andern Richtung hingeerieben wird (große Sensation). Es ist hier nicht der Ort gruͤndlich Alles abzuhandeln, was sich auf diese berühmte Gesellschaft bezieht; ich werde blos von dem
Berlin, Montag, den 5ten Juni 1826.
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reden was bei uns stalt findet. Außer den Königl.
Gymnasten bestehen in Frankreich an 300 Communal⸗ Gymnasien, mehr denn 800 Peivaterztehun gsanstalten, S0 theologische Seminarien und wenigstens 100 Vorbe⸗ reitungsschulen, welche man kleine Seminarien nennt. Kein Königliches, kein Communal- Gymnastum, kein theologisches Seminarium und keine einzige Privater ziehungsanstalt sind in den Händen von Jesaiten. Von den kleinen Seminarien giebt es sieben, welche von Jesuiten geleitet werden, in diesen werden die höhern Schulkenntnisse erlangt, es werden die alten Sprachen gelehrt, und von Theologie ist dort nicht die Rede. Die Seminarien stehn ubrigens unmittelbar unter dem Dioͤ— cesen-⸗Bischof, der sie, wenn er es zweckmäßig findet, schließen kann und, wie es in Sokssons geschehn ist, ge— schlossen hat. Das Geschichtliche hievon ist folgendes: Im Jahr 1800 entwarfen einige Geistliche den Plan, den Jesutten Orden wieder einzuführen. Sie beschrankten sich jedoch varauf Erziehungsanstalten zu gruͤnden. Buona— parte duldete sie zuerst; befahl im J. 1804 diese Haͤu⸗ ser zu schließen, duldete sie später wieder einige Zeit und zwang sie schließlich auseinander zu gehn. Seit der Restauration haben diese Geistlichen sich wieder dem Lehrfach gewidmet, und leiten jetzt sieben Erziehungs— austalten unter zwöolshundert, welche in Frankreich
destehn und es nur den in denselben das Lateinische,
Griechische und die profanen Wissenschaft gelehrt; Theo— logie aber gar nicht; sie stehn unter der strengen Auf— sicht der Bischoͤfe und ohne ausdrückliche Koͤnigl. Ge⸗ nehmigung kann keine neue gegruͤndet werden. Man urtheile hiernach ob dieser Orden gefährlich genannt werden kaun. Nein, meine Herren, die wahre Gefahr besteht in der Entwuͤrdigung der Religion und ihrer Priester und es ist an der Zeit, daß man dem Volke begreiflich mache, daß es eben so wenig eine Religion ohne Geistlichkeit als eine Justiz ohne Richter haben
kann. — Hr. Cas. Perier dankte dem Minister fuͤr
die Freimuͤthigkeit, womit er gehorche, fuͤgte aber hinzu, daß seine Aeußerungen nicht geeignet seinen zu beru— higen. Endlich, sagte er, ist diese geheimnißvolle Con— gregation oͤffentlich anerkannt worden; man will uns wegen ihrer Einwirkung durch die Geschichte ihrer Ent— stehung und durch Darlegung ihrer Zwecke beruhigen. Diese waren zeit, und jweckgemäß, als die Religion unterdruͤckt und verfolgt war, wie andere geheimen re— ligioͤsen Gesellschaften unter gleichen Um staͤn den. Jetzt aber wo alle Religionen gleichen Schutz erhalten, ist sie, wenn sie im Sinne der Regierung wirkt, unnuͤtz, wenn sie auf dem entgegengesetzten Wege wirkt, ist sie gefaͤhrlich, denn ihre Mitglieder, und darunter sind viele hohe Staatsbeamten noch von andern Personen abhaͤngig als von ihren Vorgesetzten, sonst wuͤrde der Herr Minister nicht, um seine Unabhängigkeit zu- be⸗
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