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ht, daß unter der vorigen Regierung, welche mehr auf das Schone, denn auf das Nuͤtzliche bedacht war, ch in alle Zweige der öͤffentlichen Staatsverwaltung erhebliche Mißyräuche eingelchlichen haben; so kann von der audern jetzt wohl der Fall eintreten, daß, bei der einmaligen Anregung gegen dieselben, besonders von untergeordneten Behörden, Beschwerden gegen ihre Ver⸗ gesetzten erhoben werden, welche dann und wann grund, los aber übertrieben sind. Aus Gubbio laufen noch
wiederholt truͤbe Nachrichten von der dort entdeckten Carbonariloge ein. Sie soll ausgebreiteter sein, als
man bisher geglaubt hat. Täglich fallen dort neue Ein
In den letzten Tagen ist der Justiz⸗ amtmann (Governatore) von Fossombrone arretirt wor- ven, welcher, ver sichert man, Haupt der Loge (Macctzo) gewesen sein soll. Alle diese inlaͤndischen Ereignisse be⸗
schäftigen das hiesige Publikum dergestalt, daß es fuͤr
bie auswärtigen Begebenheiten alles Interesse verloren
zu haben scheint. ö. . 1
Neapel, 29. Mai. Der König hat zu schleuniger puͤnktlicher Rechtspflege bei Vergehen gegen die Sicher ⸗ heit des Staates durch Dekret vom 24. die Errichtung zweier obersten Kommisstonen zu Aburtheilung solcher Verbrechen in Neapel uns Palermo angeordnet. Außer diasen, zum Theil aus Mil tair“, jum Theil aus Tivil⸗ Personen bestehenden Kommissionen sollen in jedem Hauptorte der ein lnen Provinzen noch besondere, auf
ahnliche Art organisirte, Previnzial- Kommissionen be=
stehen. Von den Entscheidunen dieser Kommissionen findet keine Appeliation statt. Die von Len Previn, zial Kommissionen gefällten Urtheile werden sogleich volljogen, die von den 2 ebersten Kommisstonen aber vorher dem Könige zur Genehmigung vorgelegt.
Von der Wallachischen Gränze, 27. Mai. Privatbriefe aus Jassy und Buchatest wollen wil= sen, daß Bucharest zum Versammlungtorte der russi schen und tärkischen Kommissarten, welche die noch ützrigen streitigen Punkte erörtern sollen, bestimmt sei; sie setzen hinzu, Herr v. Stroganof, vormals russi cher Botschafter bei der Pferte, werde sich unter den russi schen Abgeordneten befinden.
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n .
Breslau, 14. Juni. Der Dom -Dechant und Domherr, Herr v. Aulock hieselbst, ist zum Weiybischof der Dioͤzes Breslau gewählt; diese Wahl sowohl, so
wie auch die paͤpstliche Ernennung zum Bischof von
darrocco in partibus hat Se. Maj. der Koͤnig ge— nehmigt und Allerhoͤchst bestaͤtigt.
Breslau, 16. Juni. Die ungewoͤhnlichen Ereig⸗ nisse, von denen der diesjährige hiesige Fruͤhjahrs⸗Woll— markt begleitet war, haben die Dauer desselden verlän— gert, wethalb auch erst jetzt die Resultate desselben mit getheilt werden können. ;
Was zunächst die Wollschur anlangt, so war. solche in quantitativer Hinsicht keine ergiebige, da der verige Herbst wegen seiner zu großen Trockenheit und das spaͤte Fruͤhjahr den Schaäͤfereien sehr unguünstig war und eine lange anhaltende Stallfuͤtterung nothwendig machte.
Die zeitherigen guten Wollpreise haben die Schaͤfe— rei⸗Besitzer ermuthiget, immermehr auf die Veredelung ihrer Heerden zu verwenden, wodurch auch die Quanti— tät her bessern Wolle sich nicht nur in Schlesien, sondern
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auch in dem benachbarten Pohlen, wo die Gutebesftze ein Gleiches gethan haben, bedeutend vermehrt hat. Wie viel Wolle eigentlich auf dem Markte d wesen läßt sich durckaus nicht mit Bestimmtheit anseben, da ein sehr großer Theil, auf den Waagen der Prontnzial, Waagen gewogen, hier nicht zur Waage gekommen ist and die fruher bestandene Thor-Controlle in den lceist
Aermtern in Folge der neuen Steuer Verfa ssung aufge—,
hört hat; doch kann man leicht ein Quantum von h, hh) Ctnr. anneßmen, mithin uͤber 10,000 Ctnr. manr alt am vorjährigen Wellmarkte. Daven waren beiläufig 2 inlaͤn dische Welle A353 90 Ct, b) aus dem Geoßherzogthum Posen ... 7600 . c) aus dem Königreich Pohlen ...... 900 4 d) aus den O sterreichischen Staaten.. 400 , e) hiezu die bereits feil gelegnen Vortaäͤthe mit 60090 ,
; thut oo Cn.
Was die Wollpreise im Allgemeinen betriff', so is,
so weit solches zu ermitteln gewesen, dei der ein schuͤrigen schlestschen Welle a) von der extra feinen Sorte der
G
do
Centner mit 90 bis 150 Thlr. bezahlt worden, und nut das Domainen⸗Amt Chrzelitz soll pro Centner 160 Thlr, dekommen haben; b) von der ganz seinen ist der Centner
mit 75 bis 85 Thlr.; c) von der mittelfeinen mit oö dis 70 Thlr.; d) von der weniger feinen mit 45 bis 56 Thlr. und e) von der erdinairen mit 30 bis 36 Thlr. abgelassen worden. ö 5 Bei der zweischuürigen aber ist a) der Ctr. feine Wolle fuͤr 55 dis 60 Thlr. b) der Ctr. mittelfeine fur 40 dis 45 Thlr. veikauft worden. Extra feine zwei schuͤrige schlesische Wolle soll nicht auf dem Markt ge— wesen sein. .
Von der pohlnischen Wolle hat der Ctr. a) ein schuͤrtge extra feine 60 bis 65 Thlr.
b) mittelfeine l
bis A5 Thir. c) ordinaire 30 bis 32 Talr. gegolten.
Züeischuͤrige Wolle ist seyr wenig hier gewesen und
man hat nur erfahren, daß der Centner dan mit 25 bis 28 Rihlr. verkauft worden ist, und es er atebt sich hieraus, daß gegen voriges Jahr der Ct, Wolle a) von der feinsten Sorte um 45 dis 50, b) von der miitelfeinen um 36 bis 40, c) von der guten Mit tel um 25 bis 30, d) von der ordinairen Sorte um 165 dis 20 pro Cent. im Durchschnitt wohlfeiler verkauft worten ist.
Urberhaupt aber ist ein sehr großer Theil der ju Markt gebrachten Molle, vielleicht die kleinere Haͤlste, unverkauft geblieben.
Wie viel von der verkauften Wolle ins Ausland verführt und wie viel von inlaͤndischen Fabrikanten go kauft ist, war nicht zu ermitteln, doch laßt sich beinah mit Gewißheit annehmen, daß mehr Wolle von inlan— dischen Fabrikanten, als von Ausländern aufgekauft worden ist.
Gräfenhainchen, 17. Juni. Am 29. und 6h, vorigen Monats wurden an dem hier abgehaltenen Woll markte 81 Ctr. 145 Pfd. geringe Wolle zur Rathswaggt gebracht und der Centner mit 35 bis A0 Thlr. bezahlt.
mm
Königliche Schauspiele
Mittwoch, 21. Junt. Im Opernhause. Auf Be gehren: „Die arme Molly,“ Vaudeville in 1 Aufzug, zom Herrn Baron von Lichtenstein. (Mad. Neumann: Molly.) Hierauf: „Preriosa,“ Schauspiel ir A* theilungzen mit Gesang und Tanz, von P. A. Wolff Musik von C. M. von Weber. (Mad. Neumann: Preciosa als letzte Gastrolle.;)
Gedruckt bei Feister und Eisersdorff.
Redaeteur John.
Allgemeine
preußische Staats-Zeitung.
Berlin, Donnerstag, den 22sten Juni 1826.
Amtliche Nachrichten.
Kroniktk des Tages.
Seine Majestaäͤt der König haben dem Major und Abtheilungs- Commandeur der Garde Artillerie Brigade, Johann Wilhelm Ferdinand Reuter, den Adel, stand zu ertheilen gerubet.
. Seine Majestaͤt der Konig haben den Kaufmann Vincent Nolte zu Neu Orleans zum Konsul daselbst u ernennen geruhet. ?
Se. Hoheit der General der Infanterie und kom— mandirende General des Garde- Corps, Herzog Carl pon Mecklenburg-⸗Strelitz, ist nach Neu⸗Strelitz zbgegangen.
Angekommen. Der Kaiserl. Oesterr. Kabinets— Kourier von Gomerra, von Wien. . Abgereist. Der General⸗ Major und Kommandeur ber zweiten Garde / Landwehr-Brigade von Thile II., nach Goͤrlitz. Der Landgräfl. Hessen⸗Homburgsche Hofniarschall
und außerordentliche Gesandte am Kaiserl. Russ. Hofe,
Freiherr Eichen Waldner von Freund stein, nach Homburg.
Zeitungs⸗Nachrichten.
Ausland.
. Paris, 15. Juni. Die Debatten uͤber das Bud, sit haben vorgestern in der Deputirten Kammer sortgedauert; die Summe der Einnahmen ist, nach dem die verschiedenen Zweige derselben durchgegangen wor— den waren, auf 9163 Million festgestellt worden; außer- dem erbielt der Minister die Befugniß, so viel Königl. Bons Schuldverschreibungen des Schatzes mit bestimm— ter Verfallzeit) auszugeben, als der Dienst erfordern wird; es ist jedech dazu eine Koͤnigl. Ordonnanz erfor— derlich. Die Frage wegen Herabsetzung der Grund— feuer wurde ruͤcksichtlich ihrer politischen Seite sehr gründlich behandelt. Hr. Royer -⸗- Collard sagte, er wolle ich bieser Herabsetzung nicht widersetzen, im Gegen— theil warde er so viel wie moglich fuͤr eine Verminde— rung der Steuern stimmen.
In gleicher Zeit, fuͤgte er
hinzu, ist es aber erforderlich, die Artikel 38 und A0)
der Charte auf eine Weise auszulegen, welche] sie mit dieser Verminderung in Einklang bringt, Wollte man dies laͤugnen, so hieße dies nichts anders als die glück— liche Lage der Finanzen zu einem Unglück für das kon stitutionelle Wesen machen. Vermindert man die Steu— ern, welche das , wonach die Fähigkeit, Waͤhler und 24 ndidat n sein, beurtheilt wirs, so muß man auch die Normahlsahl, welche dieser Beur⸗ theiluns zum Gründe liegt, verändern. Der Resner sprach hiernach den Wunsch aus, daß binnen jetzt und den nächsten Wahlen ein Gesetz erfolgen möge, welches die Art 38. und 40. der Charte hiernach modifictre. — Der Finanzminister: der vorige Redner, welcher, wie wir es stets thun, von dem Sinn und Worte der Charte ausgegangen ist, hat uͤbersehn, daß die direkten Steuern zur Zeit, wo die Bedingungen um Waͤhler und wählbar zu sein durch die Charte festgestellt wur— den, nicht so hoch waren, wie sie es jetzt sind, und daß wir bis jetzt nur bemuͤht sind, sie auf den Punkt zu— ruͤckzufuͤhren, auf welchem sie sich im Jahr 1814, wo die Charte gegeben worden ist, befanden. Wenn also eine politische Maaßregel, wie der Redner sie angedeutet hat, erforderlich sein sollte, so könnte es immer nur dann der Fall sein, wenn die direkten Steuern niedri— ger waͤren, als sie es im J. 1814 waren. Uebrigens ist die Grundidee des von dem vorigen Redner auf— gestellten Systems ganz mit einem Gescetz übereinstim— mend, welches vicle Redner hart getadelt haben (das Gesetz betreffend, das Erstgeburtsrecht und die Sub— stitutionen) und dessen Zweck war, die Zerstuͤckelung des Grundeigenthums und folglich die Verminderung der Zahl der Waͤhler und Waͤhlbaren zu verhindern. Es ist mir erfreulich, meine Herren, diese Gelegenheit wahrnehmen zu koͤnnen, Ihnen, ehe Sie auseinander gehn, eine Uebersicht vorlegen zu koͤnnen, welche deut— lich beweist, in welchem Maaße die Zerstuͤckelung des Grundeigenthums zugenommen hat. Seit 10 Jahren hat die Zahl der Grundeigenthuͤmer, die 20 Fr. Grund steuer bezahlen, um 3, zugenommen; vermindert hat sich dagegen die Zahl derer, welch 20 bis 30 Fr. bezahlen um *; derer, die 30 bis 50 Fr. bejahlen um ; die EClasse von 60 bis 100 Fr. ist um 33 die von 100 bis 500 Fr. um ; die von 500 bis 1000 Fr. um ; und die uber 1006 Fr. um P kleiner geworden. Nur eine
) Art. 38. Kein Deputirter kann zur Kammer zugelassen werden, wenn er nicht 40 Jahr alt ist und 1000 Sr. di⸗
rekte Steuern bezahlt. 34 ; * Art. go. Die Wähler, welche zur Ernennung der Deputirten beitragen, haben das Stimmrecht nur wenn
sie 300 Fr. direkte Steuern bezahlen und 30 Jahr alt sind.
wd / 7 „ä„ä/ / .
J.
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