1826 / 189 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 15 Aug 1826 18:00:01 GMT) scan diff

. Der Seraskier Reschid Mehmed Pascha befand sich Nachrichten aus Prevesa zufolge, in den letzten Tazen des Junimonats in Livadia. Mehrere der dedeutendsten Insurgenten⸗Häuptlinge, in jenen Gegenden, unter an ern der Bruder des bei dem Ausfall aus Messolongi in der Nacht vom 22 April getoͤdteten Sturnari, sollen sich ihm auf sinem Zuge unterworfen haben. ö Die Allgemeine Zeitung enthält folgende Mit⸗ eilun gen: . 3 231 stantinopel, 11. Juli. Der Sitz der Re gierung und aller Bureaux ist noch immer im ersten Hof des Serails, wo sich auch die heilige Fahne des Propheten besin det. Die zu Einfuhrung der be sch lo sse⸗ nen Reformen ergriffenen strengen Maaßregeln haben durch eine von Iman's zusammengese tte Epurations⸗ Kommission, eine noch groͤßere Ausdehnung erhalten. All- Zuͤagfte und Innungen muͤssen sich vor der selden reinigen, und die Mirschuldigen an den neulichen Un⸗ ruhen ausliefern. Auch muß Jeder, der sich nicht übe seinen Unterhalt ausweisen kann, einen Bug n stellen, oder er wird nach Asien verbannt; die Ver dach tigen aber hingerichtet. Vor dem niedergesetzten Dluts e icht gilt keine Verwendang, und es verwaltet Tag ans Nacht sein schreckliches Amt. Ein vornehmer Tuͤ ke und eig Grische, welche einen Janitscharen versteckt hatten, mußten diese Unvonsichtigkeit mit am, Toe büßen, : der gefuͤrch tet? Bostandschi Baschi jelost, (Chef der Ca⸗ J pid sch i Baschi's) welcher sich fuͤr einen dei ihm in ö ö. Dien st gestandenen Janttscharen verwendete, . ab⸗ . ; gesetzt, uns der ehemalige Reis⸗ Effendi und Kiasa Bey ö Sadik Effendi aus gleichem Grund nach Amasia ver— . wi'sen. Diese Strenge het bereits die Folge gehabt,

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. daß mehrere Handwerks- Zuͤnfte, namentlich Lie Vaͤcker H und Fleischhauer, ihre Berdaͤchtigen freiwillig auslieser⸗

ten, und sich fur ihre Untergebenen verbaͤrgten. Es int

zu bemerken, daß die meisten Zuͤnfte bisher in die In

nitscharen⸗-Orta's aufgenom hen waren. Unter die uͤbei H gen Polizei Maaßregeln gehort, daß nach Sonnenunter— . gang kein Domestik oder Sklave mehr auf der Straße erscheinen darf, und daß die nächtliche Deleuchtung der (. Hauptstadt, wodurch seit Ausbruch der Revolution Kon⸗ stantinopel, von Pera aus gesehn, einem Feuermeere glich, aufhören soll. Zahllose Volks schaaren drängten H sich jeden Abend auf den Straßen, um dieses seltene . Schauspiel zu genießen, und vermehrten dadurch die H Rnordnung. Allein trotz aller dieser Strenge ist dieser H Tage wieder ein Komplott entdeckt worden, welches die, ö statt den Janitscharen den fränkischen Gesandten zuge . theilten Soldaten der neuen Miliß gemacht hatten, und das nichts Geringeres bezweckte als die Hauptstadt an H zuzuͤn den. Die Schuldigen wurden beim sardinischen H Gesandten ergriffen, und sind bereits hingerichtet. . . Gegen die gefuͤrchteten Jamaks, von denen allerlei Ge⸗

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ziehung dieser Maaßregel scheint der jetzige Zustand de Dinge vollends verbürgt und der Sultan schreitet mit jezem Tage vorwärts. So ertheilte er den Befehl, den Kiosk dir Janitscharen eben so, wie fruͤher ihre Kaser nen, zu zerstoͤren, und start dessen Kasernen fuͤr die geuen Truppen zu auen. Aus den Städten Asrianopt,

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sreußtsche Staats⸗Zeitung.

wo, um die dort zahlreichen Janitscharen zu gewinnen, der Janitscharen Aga zum Capidschi Baschi und saͤmmit⸗ liche Offiziere zu höheren Stellen defoͤrdert wurs en, au Brussa und Smyrna, sind die guͤnstigsten Berichte beim Saltan eingegangen. Kein Janitschar hat Miene go macht, sich den Befehlen des Sultans, die ihnen n

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Pasch's mittheilten, zu widersetzen; sie verhielten s ruhig. In Smyrna wurden die fränkischen Kensih aufgefordert, ihre zum Dienst noͤthigen Janitscharen ah eullassen, und erhielten an deren Stelle Cavaschi. E ist natürlich, daß otese Nachrichten die beschloss nen R formen belördern halfen, besonders, da die Hauptstan gleichsam betäubt durch so unglaubliche Ereignisse, ti his, und nirgends Widerstand ersichtlich ist. Groß ufsehen macht es bei den Franken, daß der Saltun beschlessen hat, einen besonsern Pascha uͤber Peraz etzen. In dem wegen Auflssung der Janitscharen erschienenen Ferman des Sultans beißt es wortlich „daß S. H. bei Organtsation der Truppen vo zuͤglic die Absicht habe, in Zukünft allen auswärtigen Einfluf standhaft abzuwehren,“ wodurch die weit auss;hende Plane des Divans, in Bezug auf Europa, hinlaͤn gli ersichtlich werden. Unterdessen geyt die Aufstellung einen disciplinirten Armee rasch vorwärts, und schon am 2h Juni zog ein neu organisttes Korp? von etwa 5bl Mann durch Pera, zum Erstaunen aller Franken un wahrscheinlich auf Befehl des Sultans. Der Kapu dan Pascha, der die Ereignisse in Konstantinopel be den Dardanellen abwartet, und wie die Verfuͤgung uͤtg die Jamaks beweiset, längst in die Plane des Sultan eingeweiht, auch zu deren Unterstuͤtzung herbeigezoh worden war, hat ine Abtheilung von 30 Schiffen ni dem Archipel beordert, welche entweder gegen San oder gegen Hydra einen Versuch machen soll. A. Juli traf ein nordamerikanisches Geschwader bei ent dos ein; der Befehlshaber degab sich zum Kapmu Pascha und hatte eine lange Unterredung mit dem seldin über deren Inhalt aber noch nichts verlautete. Ii Morea weiß man nur so viel, daß Colocotroni bei J politza steht, und daß die tapfere Besätzung von Miso lunghi die Vertheidigung von Napoli di Romania, h ches von den Engländern unter Gordon nunmehr ah geraume Zeit mit Lebensmitteln verseyen ist üuͤbernch men hat. Ibrahim Pascha scheint die Ereignisse, m auch wohl Verstaͤrkungen abwarten zu wollen. Triest, 29. Jali. Mittelst des heute hier ein laufenen Packetboots aus Corfu vom 14. Juli erh man entlich Nachricht von der Ankunft des Lords (ᷣ

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Zages.

Im Bezirk der Königlichen R gierung Koln ist der bisherige Viegr zu Vilich, Joh. Wil m Contzen, zum Kaplan der Hulsspfarre St. Ma in Lyskirchen ernannt worden. Konig sberg ist die in Schaaken erledigte zweite i dem Pfarrer Borck in Rossitten ver en;

zu Merseburg ist der bisherige Candidat des Pre ztamts, M. Moritz Gottlieb Eckenberg, als Pfar zu Nieder, und Overalaucha (Ephorie Eilenburg); der disherige Pfarrsudstitut zu Sporen, Franz Tarl idinand Martius, als Pfarrer zu Cursdoif und saconus in Schkeuditz (Ephorie Mersebur«);

der bisherige Candidat des Prerigtamts, Johann jris—tian Müller, als Pfarrer zu Bergwitz (Ephorie emderg) ;

der bisherige Mathematieus am Dom - Gymnasio selbst und Caudidat des Prebigtamts, Joha“n Au st Döring, als Pfarrer zu Spickendorf (2. Ephorie falle), und der bisherige Candidat des Predigtamts, Herrmann sattheus Wohlfarth, als Pfarrer zu Bacgendorf sphorie Sangerhausen) angestellt worden.

Der Pfarrsubstitut zu Meuro, Carl Anaust Ger— ich, wurde als Pfarrsubstitut nach Hohenbucko (Epho— Schlieben) ver setzt.

Bei Cem Koͤnigl. Ober- Landengericht Coslin ist der O er Landesgerichts Auscultator von staun zum Referendarius; .

zu Frankfurt a. O. die Auscultatoren Lorenz, ehe und Neuendorff zu Referendarien, und

zu Insterburg der Auscultator Eduard Theodor sitschmann zum Referendartus ernannt worden.

ruͤchte in Umlauf kamen, ist der erwartete Schlag schon geschehen. Unter den: Vorwande, ihnen suͤr ihre an den Biuttagen bewiesene Treue Gratifikationen zu ertheilen, befahl der Großwessier, daß sie aus den Dardanellen . Schlsssern ruͤcken sollten. Sie gingen in die Falle und H wurden hierauf größtentheils zu der Flotte des Kapudan . Pascha beim Eingang der Dardonellen geschickt, um . dort zu der beadbsichtigten Expedition gegen Hyꝛra ver⸗ H wendet zu werden. Vorher ader fanden in Gegenwart . des Großwessters viele Exekutionen derjenigen statt, ö welche sich bei den fruͤhern Aufstaͤnden thaͤtig gezeigt H hatten. Man rechnet, daß von den 4000 Mann starken

ö Jamaks, gegen 1200 theils umgebracht, theils verbannt worden sind. Die Dardanellen-Schloͤsser wurden hier— auf den Topschis zur Bewachung anvertraut, wozu noch Abtheilungen ber in die Nähe der Hauptstadt beorder—

chrane mit bedeutenden Streitkräften im Archipel. De hiesigen englischen Konsut ist offizielle Anzeige davor zu gekemmen, und Prxivatbriese aus Corfun versichern, da sich große Bestuͤrzung unter den Aegyptiern in Patt verbreittt habe. Inzwischen soll, nach einem hier ve breiteten Geruͤchte, der Commodore Hamiltsn dem o das Versprechen abgensthigt haben, nichts Feindlicht gegen die ottomannische Flotte zu unternehmen, Di wird aber von Andern bezweifelt, welchz vielmehr wich tigen Exeignissen entgegensehn.

Abgereist. Der General, Major und Kommand. ersten Garee-Lantwehr⸗Brigade, v. Block, nach smitz,

Zeitungs-Nachrichten.

Ausland. Paris, 8. Auzust.

Königliche Sch auspielg. 5 Montag, 16. August, Im Oparndzüuse: Oth i; Oper in 3 Abth., van Rossini. (Madame Marschnt

als Gastrolle.)

ten Seimens kommen sollen. Durch die gluͤckliche Voll—

1 Gedruckt bei Feister

Redacteur John.

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und Eisersdorff.

Berlin, Dienstag, den 15ten Au gu st 1826.

ten soll, indem der Gebrauch ders lben ein bewaͤhrtes Schutzmittel gegen die verheerenden Krankheiten jener Gegenden ist. S. M. haben außerdem beschlossen, daß die für jenen Dienst bestimmten Regimenter, in Be— tracht der besondern Gefahren, welche sie ausgesetzt sind, An pruch auf alles Avancement haben sollten, wolches bei ihnen statt finde.

Ein Schreiden des Generalkommissarius der Marine zu Havre an den Praͤsidenten der Handelskammer die— ser Stadt bringt zur Kenntaiß des Publikums, daß

die brastianische Regierung die Maaßregel getroffen

hat, daß alle in Rio Jineiro ankommenden Schiffe in der Reihefolge wie sie angekommen sind, abgeladen wer— den und bis dahin ihre Luken versiegelt haben sollen; oa ind ssen diese Maaßregel sehr nachtheilige Folgen fuͤr den Han tzelsstand baben kann, so ist der fran oͤsische Geschäftstraäger in Rio beauftragt worden, nachdruͤck⸗ liche Vorstellungen dagegen bei der brasilianischen Re— gierung zu machen. .

Dier junge Irokesenhaͤuptling Teoragaron, welcher sich einige Zeit in Frankreich und Italien aufgehalten bat, ist gegenwärtig im Begriff nach Amerika zaruͤckzu— kehren. Er lobt sehr die franzoͤsische Regierung, welche die Kosten seines Aufenthalts in Frankreich und Italien

bestritten hat. Auch hat er alle Ursache mit der ihm

in Rem widerfahrenen Behantlung zufrieden zu sein; denn der Pabst hat ihn zweimal sehr wohlwollend em— langen, mit Geschenken uͤberhäuft, und vorsprochen, ihm Missionaire nachzusenden. Der junge Teoragaron hat aus Rom den Leichnam des heil. Felix, drei Stuͤcke des wahren Kreuzes, mehrere Knochen des heil. Petrus, des heil. Paulus und anderer Heiligen mit sich; des— gleichen zehn silberne Meraillen, eine goldene, sechs sehr große kuüpferne und 36 kleinere; eine Krone von Agath, die 6000 Fr. und einen Rosenkranz, der 2000 Fr werth sein sollen; endlich auch 2000 Bande, in Paris“ in irt kesi cher Sprache ger ruckt.

Das Gesetz, welches rie zur Erwägung des littera— rischen Eigenthums niedergesétzte Commisston gleichsam rorhbereitet hat, wird wihrscheinlich in der nächsten Stzang der Kammern vorkommen. Wenn man bisher zei Behandlang der Frage, hinsichtlich jenes Eigenthums, sich lediglich auf die Erzeugnisse der Litteratur beschränkt hatte, so ist die erwähnte Commisslon weiter gegangen; sie hat jedes Geisteserzeugaiß, welcher Art es auch sei, als das Eigenthum seines Autors betrachtet, und sich alse dahin ausgesprochen, daß die Werke der Kunst, also Zeichnungen, musikalische Produkte 2c. auf den nämlichen Schutz Anspruch haben, welcher den durch die Presse der Buchdrucker bekannt werdenden Produkte ge—

6 23 Der Koͤnig öüln. beschlossen, währt wird. Ja Betracht ferner, daß man von jedem geb. Wohlbruͤ— Hoftheater zu Cassel: Desdemenss! jeder zu den Beletzungen unserer Lolonieen getzö' großen Mann jagen kann, er habe zwei Familien: naͤm⸗ ged. Wohlbruͤck, vom Hofth sc nde Soldat zwei wollene Jacken zum Geschenk erhal- lich die, welcher er durch die Blutsbande gehort, und

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