1826 / 193 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 19 Aug 1826 18:00:01 GMT) scan diff

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Vorgestern hielten die Mitglieder der nordischen Eisenbahn-Gesellschaft hier eine Zusammenkunft, in der uͤber die Angemessendeit der Fertdauer oder Aufhebung derselden verhandelt wurde. In ihrem Unternehmen: eine Eisenbahn nach Cranfors zu errichten, ist die Gesell schaft bei den eine Zeit lang obgewalteten unsuͤn

stigen Conjuneturen für die Aufbringung greßer Geld.

summen noch nicht sonderlich vorageschritten; die dazu erforderlichen Koesten sind auf 943,770 Pf. Sterl. ver— anschlagt, das von den Unterzeihaeten bereits aulge— brachte Kapital betragt aber nicht mehr als 16 936 Pi. und hievon sind bereits 6673 Pf. ausgegeben; dei Za— rechnung der noch bis zum November anschlagsmaßis zu machenden Ausqaben bleiben von der Einlage-Sumu⸗e nur etwa 7000 Pf. uͤbrig, mithin wuͤrse ein jeder Theil haber, bei dermaliger Aufloͤsung der Gesellsäraft, suͤr 1 Pf. Einlage⸗Kapital nicht mehr als 11 Schilling zaruͤck erhalten. Da iädeß das Unternehmen greße Aassichten auf künftigen Gewinn zeigt, wurde die Fortdauer der Gesellichaft beschlossen, jedoch mit der Befagniß, für die einzelnen Theilhaber dis zum November ihren Räcktritt zu erklaren.

Der Wollenhandel in Leeds und Hudderfields hat sich etwas gehoben.

Die hiesigen Fonds sind seit 8 Tagen fottwährend im Steigen vegtiffen, und man hofft, daß sie noch hoͤ her gehen werden. Der Urderfluß an Capitalien ist so groß, daß die Bankdbirektoren sich wahrscheinlich veran laßt sehen werden, den Zinsfaß von 5 p. Ct. wieder herabzuletzen, opgleich sie nach den neuesten Erfahrun, gen eben nicht geneigt sein koͤnnen, Veranlassung zu ausgedehnten und gefahrosllen Speculattonen xa geben. Auch die so lange flau gewesenen Aetien der verschtede nen Bergwerksgesenschaften fangen wieder an, etwas anzuziehen und Liebhaber zu finden, and sind saͤmmt. lich gestiegen.

Ein biesiges Morgenblatt will, angeblich aue Pri,

vatbritfen, wissen, daß Lord Cochrane von der Insel Rhosus Bentz genommen habe und zwar im Namen der Ritter des heil. Johannes von Jerusalem, deren Fahne sonach nunmehr wieder auf ihrem vormaligen Geriete wehe. Die Art und Weise (sagt jenes Blatt weiter) in der jene wichtige Erwerbung gemacht worden sein soll, bringt solche in die Reihe der Moglichkeit, obwohl das Ganze ein romanhaftes Ansehen hat, wouech es sich weniger wahrscheintich darstellt als es in der That ausführbar ist. Wie es heißt, hatte der tuͤrkische Gouverneur von Ryssus, der früzer ein Renegat Ces Christenthums gewesen, nunmehr aber ein Renegat des Mohamedanismus geworden ist, einige Zert lang mit der griechischen Regierung in Correspondenz gestanden und war dahin mit derseltzen uüdereingekommen, den Lord Cochrane, sobald derselbe sich mit binreichenden Streitkräften zur Behauptung der Insel zeigen wurde, dieselbe zu übergeben. Wahrend der letzten Assisen in Exeter konnte sich die Jury uber ihren Ausspruch nicht einigen, 11 der Geschworenen hielten den Angeklagten fuͤr unschuldig und einer war der unerschuͤtterlichen Meinung, daß der Angeklagte schaldig sei. Der Richter sagte, sie mußten zu einem einstimmigen Urtheil kommen, desh ld bega ben sie sich nach einem Nebengemach, und da die 11, die ihren Widersacher nicht zu ihrer Meinung zu bekeh ren vermogten, wahrscheinlich zu essen, zu trinken und nach Hause zuruͤckzukehren wuͤnschten, so gaben sie nach und erklärten den Angeklagten fuͤr schulbig.

Aschaffenburg, 11. August. Se. Maj. der Koͤ nig sind gestern früh am 4 Uyr nach Auerbach bei Darmstart zu einem Besuche bei Sr. koͤnigl. Hoh. dem Großherzoge ven Hessen abgereist und Abends wieder hierher zurückgekehrt. Ser Duichl der Herzog von

Nachmittags mit der Prinzessin Therese am koöͤnigl. Hoß ein zetroffen. Morgen wird im Spessart ein große— Treibjagen statt finden, welchem des Koͤnigs Majestät und Se. Durchl‘ der Herzog von Nassau beiwohnen werden. e

Das Intelligenzblatt fuͤr den Rezatkreis enthih bererts das köngl. Oeerkonsistorial Reskript vom 18. Jul, wodurch sammtliche protestantische Dekanate angewiesen werden, für die Unterstuͤtzung der nothleidenden Grie— chen, durch die unter zeo dneten Pfarrämter die Kirchen, gemeinden zu milsen Beiträgen auch beim oͤffentlichen Gottesdienst aufmuntern zu lassen, und die gesammel¶ ten Beiträge in moͤglichster Zeitkuürze einzusen ten. Ee. toͤnigl. Maj. hatten den eiessallstgen Antrag des koͤngl. Oberkonstistortums mit den Ausdruͤcken Allerhoͤchst ihr leohasten Wohlgefallens alergwäLigst zu genehmigen go raht. ;

Aschaffenburg, 12. August. Se. Durchl. dz Fuͤrst von Metternich, k. k. 5sterr. Hof und Staat kanzler, traf gestern Mittags hier ein, und stieg im Gasthause zum Freihof ab; unmittelbar darauf machte er Sr. Maj dem König seine Aufwartung und wurh zur koͤnigl. Mittagstasel gezogen. Am Adende seht cer Fürst seine Reise nach dem Schlosse Johannisberg weiter fort.

Manz, 13. August. Gestern Abend um 8 Uht näherte sich unserer Stadt ein furchtbares Gewitter, das sich, von Nord-Westen kommend, eine längere Zeit durch anhaltendes Blitzen ohne hoöedaren Donner be— merkdar machte. Gegen halb neun Uyr erfolgte die Eniladung gerade uͤber unsere Stadt in einem schrech lichen Hagelwetter, welches die Straßen des nmoͤrdlichen Theils der Stadt mit einer hanohohen Schichte von Kieseln, dick wie eine Hiselnuß, bedeckte, welche noch in diesem Augenblick (9 Uhr des Morgens) in den Bauhof auf der mittlern Bleiche in großer Anzahl vor, handen sind, und wodurch die Weinberge in der Naͤhe unserer Stadt, so wie das Gertenseld großen Schaden erlitten. Noch haben wir zwar keine Berichte aus da Gegend uber die Resultate dieses fast eben so furch baren Gewitters, wie jenes vom 8ten Juli; wir habw aber vorlaufig vernommen, daß unsere Provinz so wie der Rheingau davon verschont geblieben sein sollen.

Stuttgart, 12. August. Seine Koͤnigliche Ma jestét haben Sich bewogen gefunden, den Geheim Rith v. Waͤchter, auf sein Ansuchen, in gnaͤdigster Bu ruͤcküchtigung feines vorgeruͤckten Alters und seiner ah— nehmenden Gesundheit, unter Bezeugung der allethichH sten Zifriedenheit mit seinen vieljahrigen, dem St ante geleisteten ausgezeichneten Diensten, in den Ruh estand

zu versetzen. ;

Florenz, 3. August. Nachdem die Tuͤrken auf vet schiedene Weise es versucht hätten, die Mainotten jn gewinnen, hat eadlich am 16. S. bei Armiro ein G6 sent zwischen Mainotten und Tuͤrken zum Nachthe der Letzteren statt gefunden. Die Mainotten befestigten die Stellung von Armiro, was die Türken bewog,“ nen vereinten Angriff auf dieselben zu machen, inden sie aber, nach Briesen aus Korfu vom 11. und alt Zante vom 6. Jali, 1000 Mann an Toten und Vit / wundeten vertoren haben sollen. Dieselben Briefe mel den aus Westgriechenland, der Seraskier habe mit bol Mann eignen Angriff auf die Stellungen bei Kravar nachen lassen, welche Karaiskaki und Zonga inne haben sei aber mit beträchtlichem Verluste zuruͤckgewiesen wor den. Ueberzeugt von der Vergeblichkeit jernerer Am griffe habe er hierauf einen Theil seiner Truppen zu See nach Salong einschiffen lassen und sei in dieser seinem Unternehmen um so gluͤcklicher gewesen, als di griechische Besatzung von Salona nur sehr schwach g wesen sei, und deßhalb nach einem helden muͤthigen Wil derstande Salona habe raͤumen muͤssen.

Nassau, Schwager Sr. Maj. des Königs, sind gestern

lhadtverort neten hatten dieses Fest absichtlich auf den

Die Ueberresti

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er Besatzung von Missolunghi haben auf ein Jahr ih s Soldes Verzicht geleistet. Dieser neue Beweis von em Eeelmuthe dieser Manner hat großen Entyusiasmus Napoli di Romania erregt; von allen Seiten tamen Beiträge oser meldeten sich waffenfähige Manner zur ertheidigung des Vaterlandes. Ein Peiester brachte, m das Volk noch mehr zu entflammen, mehrere Hun⸗ sert Kinder von 8 bis 10 Jihren auf den oͤffentlechen hlatz, warf sich dort mit ihnen auf die Knie nieder 0 richtete inbrunstige Gebete an den Himmel, daß er se Herzen des Volkes ermuthigen und degeistern möge.

Madrid, 2. August. Se. Majestat, welch; auf r Ruͤckreise von Solar de CLabras, Siguenza und paadalaxata besuchen wollen, werden wahrscheinlich erst In 12. hier eintreffen. Der Herzog von Insantado

suadalaxara ju bewirthen. Dies Gebäude ist eines s mertwurdigsten Monumente Spaniens; es war ehe— Im die Residenz dee Cid, welcher die Start von Cen urischen Königen zu Toledo erobert hatte. Auf den reichen Wappenschildern, welche den Pallast zieren, sinden sich heraltische Zeichen, welche mit dem halben ssonde ve sehen sind; man schließt hieraus, daß er zu snet Zeit gebaut worden ist, wo noch Familienverbin— ingen zwichen Cyristen und Muselmannern statt fan— I. In Guadalaxara befinden sich auch die wichti n Tuchfabriken, welche Carl III. dort errichtet hat; sehaupt kann man in Spanien keinen Schritt thun, hne auf Menumente zu stoßen, womit es, von den sömern ab bis zu den Bourtonen, dutch seine Koͤnige o . heldenmuͤthigen Feldherren dereichert wor— nn ist.

Hr. v. R acho ist seit mehreren Tagen wieder fr. Er hatte einen Amnestie, Entwurf nach Solar de bras gebracht, der jedsch, wie man sagt, dort keinen hifall gefnnden hat. Er war, wie es h ißt, von den

hnistern Ballest ros, Gambrano und Salazar entwor— worden; der Herzog von Insantade und Hr. v. Ca— narde soken sich aber dagegen erklärt haben.

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Potedam, 17. August. Das bis dahin älteste suns en der Residenzt abt Potsdam, war das Koöͤnig— he Prediger- und Schullehrer Wittwenhaus, in der heiten S raße. Der Lhurfürst Joachim cer Zweite, ij es in den Jahren zwischen 1540 1545 als ein sgdschlsß, damals in dein Walde vor Potsdam dauen; n Fräedrich Wiltzelm, der areße Churfürst, bdestimmte dLotirte es im Jahre 1666, ganz im Einverständnisse ü seiner frommen Gemahlin Lutse von Oranien, fuͤr gte, duͤrftize Preeiger- und Schullehrer-Wittwen. seser christlichen mileen Stistung, welche jedes l 16 Wittwen am Abend ihres Lebens aufnimmt versorgt, hat jetzt des Königs Majestat Gnade, nicht aufhört, unster Stadt nach allen Richtungen Gutes zu thun, auf der Stelle des lten und un buchhar gewordenen Hauses, ein neues nnd besserer rgnädigst bewilligt. Heute wurde in Gegenwart der hputitten sämmtlicher Behoͤrden Potsdam's, unter Leitung des Königl. Regterungs, und Landbaura— 56 Redtel, der Grunestein gelegt, und von dem Bi— pse Dr. Eylert, als Mitcurator dieser seezensvollen stalt, die Einweihungsrede gehalten.

Darkehmen, 3 August. Heute feierte diese Statt hundertjähriges Jabilaum. Der Magistrat und die

burtstag Sr. Majestàt des Koͤnigs verlegt, um da— ich ibre Treue und Ehrfurcht fuͤr den Menarchen of. slich auszusprechen. Den Abend vorher verkuͤndigte

das Abbrennen kleiner Kanonen, das Geläute der Glocken und das durch ein Musikchor angestimmte Lied „Bis hieher hat uns Gott gebracht“ die bevor ste hende Fest⸗ lichkeit. Am Morgen des Festes wurde das Lied „Nun danket alle Gott‘ in gleicher Art angestimmt, und nachdem die Behörden und saͤmm lich Bürger sich auf dem Ratyhause versammlet, auch wei zu die em Feste besonders eingeladene, der Stadt fruher vorge stan⸗ dene Buͤrgermeister sich eingefunden halten, wurde der Zug nach der Kirche begonnen. Näch beendigtem Got— tes dien ste kehrte derselbe nach dem Rathhause, wo selb st die vorher eingesammelten Gelder an die Statt, Armen vertheilt wurden. Der vorsitzen de Buͤrgermerster, Herr Asteker, hatte zum bleibenden Gedaͤchiniß ses Tages ein

Hospital fuͤr diesen Ort gegtund S hid die Ehre haben, Se Maj. in seinem Pallaste zu ? , ,,,,

ter richterlicher Beglaubigung vollze gen, dem Archivw uͤbergeben wurde, worauf die Einsührung der von dem Stifter erwäblten Hospitaliten erfolgte.

Da ein Lokal die zahlreichen Theilnehmer des Festes nicht fassen konnte; so mußte die Mittaqatafel an zwei besonderen Orten arrangirt werten. Auf Beiden war die Buͤste Sc. Majestaͤt des Königs, umkräuzt mit Blu— men, aufgestellt, und nachdem die eine Gesellschaft un— ter Masik und dem Donner des Geschützes dem gelieb— ten Monarchen und dann der Judelstast nebst ihren Vorstehern und Buͤrgern Toaste ausgebracht hatte, wurde an der zweiten Tafel diese Eyrenbezeugung in gleicher Art wiederholt. '.

Abends war die Stadt glaͤnzend erleuchtet, zu wel— chem Behuf die Straßen, die öffentlichen Plätze und die Eingaͤnge des Orts durch Laubwerk und Tannen dergestalt verziert waren, daß kas Gauze einem Garten ahnlich sah. Vor dem Rathhause war ein kolossaler Obelisk errichtet, welcher die teaneparenten Juschriften

Friedrich Wilhelm J. der Gruͤnder ö Friedrich Wilhelm III. der Echalter enthielt und auf dessen hoher Spitze eine Feuerflamme die Liebe und Treue der hiesigen Einwohner für ihren Konig andeutete. Am folgenden Tage war Scheiben— swießen und Abends Ball in drei verschiedenen Lokalen, wobei zwei auswärtige Musikchoͤre ajsistirten. Der uͤber— all herrschende Frohunn wurde keinen Augenblick unter— brochen. Dieses seltene Fest endete unter dem einstim— migen Wansche „Gott segue den Konig, das Vater— tand und diese Stadt.“ e Aachen. Das Kommunalwesen befindet sich durch— zaͤngig in erwuͤnschter Ordnung. Die Gemein de-Chro— aiten werden von den Buͤrgermeistereien mit vieler Sorgfalt geführt. Die Einleitungen zu denselben, d. h. die histerische Darstellung der frühern politischen Ver— galtuisse der Gemeinden bis auf die neuesten Zeiten, sind uberall eingetragen, und es ist erfreulich, wahrzu— ahmen: diese neue Einrichtung durchgehends mit vielem Juteresse aufgenommen und ihre Tendenz aus dem richtigen Gesichtspunkte aufgefaßt worden ist. Dir Gemeinde Baumschulen sind fast uberall in einem zefriedigenden Zustande, und die diesjährigen Vered— lungsardeiten darin mit vielem Erfelge dewirkt worden. Die Gemeinde Fels geschwornen fahren fort, eine thaͤtige Aufsicht uͤber das Felkeigenthum zu führen, und nur außerst selten hoͤrt man, seit der Organtsation dieses neuen Instituts von Feldfreveln sprechen. Die Kreis— und Kommunalwege⸗ Bauarbeiten werden mit voller Thätigkeit sortgesetzt. Die anhaltend trockene Witte— rung ist denselden äußerst guünstig gewesen. Liegnitz. Die verwittwet gewesene Thor-Einneh mer Hoffmann zu Sprottau hat in dem hinterlassenen Testament ein Legat von 200 Tolr. fuͤr die dortigen Armen ausgesetzt. Der verstorbene Superintendent Vogel zu Muskau hat ein Kapital von 500 Thlr. zur Ulnterstützung armer Wittwen und Waisen von Predi—

gern vermacht.