1826 / 200 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 28 Aug 1826 18:00:01 GMT) scan diff

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lung bei; sie dauerte von 11 Uhr bis etwa 4A Uhr. Die Etoile versichert, daß nur sieben Raäͤthe fuͤr die Kompe— tenzerklͤrung und daß siebenzehn gegen jede Beratbung gestimmt haben.

Fuͤnfprocentige Rente 160 Fr. 40 C. Dreiprocent. bb Fr. 20 C.

London, 19. Aug. Ueber Nordamerika haben wir die, durch Schiffermittheilungen nach Philadelphia gekommene, und vor der Hand unstreitig nur als ein Geruͤcht zu betrachtende Rachricht erhalten, daß die englische Armee in der Birmanischen Hauptstadt ange— langt sei, und daß der Oberbefehlshaber, Sir A. Camp— bell, gedroht habe, wenn der fruͤher abgeschlossene Trac tat nicht in allen seinen Theilen ratifieirt wuͤrde, nach Verlauf von 24 Stunden die ganze Stadt in Grund zu schießen.

Der Aufschub des Auslaufens der fuͤr Lord Co— chrane bestimmten Dampfschiffe entsteht, dem neuesten Vernehmen zufolge, daher, daß sich an den Maschiene— rieen wesentliche Maͤngel gezeigt haben. Diejenigen, welche die Besorgung uͤbernommen, suchen die Capitaine jetzt zur Abfahrt zu bewegen; hoffentlich wird dieselbe jedoch nicht sofort erfolgen, sondern erst unverzuͤglich fuͤr die noͤthigen Ausbesserungen geseorzt werden.

Vor kurzem hat jemand in Folge einer Wette den Weg von Edinburg nach Lochnell-house, 122 englische (etwa 24 deutsche) Meilen in 10 Stunden zuruͤckgelegt. Alle 12 Meilen war ein frisches Pferd aufgestellt.

Aus dem Haag, 22. August. Gestern sind der Prinz von Solms aus dem Loo, und Lord Sidmouth nebst Familie aus London in Amsterdam angekommen.

Prinz Friedrich ist zur Feier des K. Geburtstages nach dem Loo gereist.

St. Petersburg, 19. Aug. Im Laufe des Juni betrug die Waareneinfuhr uͤber den Hafen von Riga, 1,453, 178 Rubel. Die Hauptartikel waren Zucker, Kaffee, Salz, Indigo und franzoͤsische Weine. Die da— sige Ausfuhr betrug in derselben Zeit 4,522, 958 Rubel. Die Zahl der in der genannten Periode dort eingelau— fenen Schiffe war 179, die der ausgelaufenen 151.

Zu Alexine, im Gouvernement Toula hat am 29. v. M. ein furchtbares Gewitter mit Hagel großen Scha— den angerichtet. Der Hagel fiel eine Stunde lang und in der Große von Taubeneiern, ja bis zur Groͤße von Huͤhner- und Gaͤnseeiern. openhagen, 19. August. Nach einem Beschluß der Nationalbank soll ein Capital von 100,000 Rbthlrn. von dem im Februar 1820 eroͤffneten Anlehen fuͤr dieses Jahr zuruͤckbezahlt werden. .

Am 22. d. werden die hier anwesenden Portugie— sen in dem Hotel des Portugiesischen Geschaͤftsträgers, Commandeur de Moraes Sarmento, die Portugiesische Charte beschwöoren.

Die hier erscheinende medieinische Monatsschrift Hygäa behauptet, die hier jetzt hderrschende Krankheit sei die Cholera morbus. .

Hamburg, 22. August. Se. Exe. der Koͤnigl. Preuß. Grand- Maitre de la Garderobe, außerordent- liche Gesandte und bevollmächtigte Minister, Hr. Graf Grote, sind heute von ihrer Reise an die beiden Groß— herzogl. Mecklenburgischen Hoͤfe wieder hier eingetroffen.

Vom Main, 22. Aug. Se. Maj. der Konig von Wuͤrtemberg sind am 17., und Ihre Maj. die Koͤnigin am 18. d. mit Hoͤchstihrer Familie von Ihrem seitherigen Aufenthalte Friedrichshafen in erwuͤnschtem Wohlsein wieder in Stuttgart eingetroffen.

Vorgestern ist der Graf v. Regende, Kais. Bra⸗ silianischer Minister und Gesandte am Kais. Oesterr. Hofe, zu Frankfurt angekemmen.

Wien, 19. August. Vorgestern Nachmittags sind Ihre KK. HH. der Hr. Erzherzog Franz Carl, und

herzogin Sopbie, von hier nach Persenbeug, wo Sich Ihre Majtstaͤten der Kaiser und die Kaiserinn gegenwärtig aufhalten, abgereiset.

Rom, 1. August. (Aus der allgemeinen Zeitung) Der heil. Vater hat gestern am Sanet Ignatiusfeste, während der Vesper, die Hauptkirche der Jesuiten (die Jesuskirche) besucht, und zuerst vor dem Sakramente, altare, dann vor dem Altare des heil. Ignatius Loysla, gebetet. Jedermann wurde durch sein gesundes Aus, sehn, durch sein kräftiges Auftreten und durch seine

der hat seine hohe schlanke Gestalt, die ungezwungene Majestät seiner Repräͤsentatien, und die Milde seiner Gesichtszuͤge, alle Herzen gefesselt. Wer die Krankheit,

geschichte Leo's XII. kennt, wird geneigt, seine Heilung,

noch dazu auf dem Vatican bewirkt, wo schon an sch,

nach dem Vorurtheile der Roͤmer, der Tod wohnen sol,

fuͤr ein Wunder zu halten, und zu glauben, daß letzte: res nur darum habe geschehen sollen, auf daß dem Geier, der am Herzen des Staates frißt, und welcher vielleicht mehr noch Buͤreaukratismum als Carbonaris— mus heißen moͤchte, der Kopf zertreten werde. Bei der Ueberfuͤlltheit der Kirche genoß jeder die Bequem lichkeit, welche die Jesuiten in ihren Kirchen geben, um so dankbarer. Denn nicht allein waren, wie gemoͤhnlich, Baͤnke in Menge vorhanden, sendern man konnte auch noch in der anstoßenden Sakristei unentgelolich Stuͤhle bekommen, so daß die meisten Personen dereg zwei hat— ten. In den uͤbrigen Kirchen fehlen jene ganz; wer einen Stuhl haben will, muß ihn draußen miethen. Hierbei wird gewoͤhnlich ein großer Laͤrmen getrieben, der so arg ist, daß ihm die jetzige Regierung schon mehrmals, wiewol vergebens, Einhalt zu thun gestrebt hat. Uebrigens hat die Popularität der Jesuiten in diesen Tagen einen kleinen Stoß erlitten; bekanntlich gehoͤrte der ungeheure borrsmaͤische Pallast vor ihrer ufloͤsung zum Orden, wurde dann, gleich den uͤbrigen Gebaͤuden desselben, von der paͤpstlichen Kammer in Besitz genommen, und war seit der Zeit bei derselben verblieben. Außer in den Boutiken des Erdgeschosse, wohnten im Pallaste selbst nahe an vierzig Familien. Ploͤtzlich ist dieses Gebäude den Jesuiten zuruͤckgegeben worden, die Miethsleute haben ausziehen muͤssemn und der Orden hat einen Durchgang, welcher sich zwischen dem Pallaste und einem anstoßenden Gebaͤude befand, aber erst spater gemacht worden war, so wie das ganze Erdgeschoß, vermauern lassen. Das ganze Viertel schreit gegen ste. Der Pallast ist destimmt, das adlige Kolle gium, welches der Orden errichtet und zu dem kein buͤr— gerlicher Zoͤgling wird zugelassen werden, aufzunehmen. Leider sind noch immer mehr Mordthaten zu mel— den, von denen eine um so schrecklicher erscheint, als sie selbst an heiliger Staͤtte begangen worden ist. Wiah— rend des dreitägigen Festes zu Ehren des neuen toska— nischen Seligen in der Johanniskirche der Florentiner gefeiert, ward ein junger Mann, der eine Anverwandte am Arme fuͤhrte, von einem andern, der letztere insul= tirt hatte und dafuͤr von ihm hart angelassen wurde, auf der Stelle todt gestochen. Turkei. Der Oesterreichische Beobachter enthält Folgendes: Konstantinopel, 25. Juli. Die Regierung sucht fortwährend alles zu beseitigen, was das Andenken an das ehemalige Janitscharen / Corps erhalten oder erneuern, oder den Freunden desselhen die Hoffnung, es wieder aufleben zu sehen, einfloͤßen konnte. So hat auch den bekannten Derwisch-Orden der Begtaschi, von dessen Stifter, dem Scheiche Hadschi Begtasch, die Janitscha— ren ihren Namen erhalten hatten , das Loss der Auf⸗

) Sultan Murad, welcher im dritten Jahre seiner Regie⸗

Hoͤchstdessen durchlauchtigste Gemahlinn, die Frau Erz—

rung (1362) die Janitscharen einfuͤhrte, ließ den Scheich

grade Haltung auf das Freudigste uͤberrascht; nicht min,

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ung getreffen; einige der Vorsteher desselben sind

jegen erwiesener Verbinzungen mit den Retellen hin⸗

richtet, mehrere hundert Begtaschi aus der Hauptstadt rwiesen, und ihre Kloͤster gesperrt oder niedergerissen orden. Da dieser Orden seit langer Zeit in den ubel— n Ruf gerathen, und in der That eine Freistaätte für le Vagabunden und Verbrecher geworden war, so hat sse Maaßregel, ob sie gleich den niedern Volksklaffen snigen Anstoß geben niag, bei dem einsichtsvollern Theile s Publikums den vellkemmensten Beifall gefunden.

Bald nach der Absetzung und Verbannung Sadik sendi's, welche, da sie einen der bekanntesten ünd fruͤ— einflußreichsten Minister der Pforte betraf, großes ufsehen erregt hatte, wurde der ehemalige Botschafter

Pforte am Londoner Hofe, Ferruh Ismail Efendi, scher bei seinem hohen Alter schen seit vielen Jahren gänzlicher Zuruͤckgezogenheit von den Geschaͤften lebte, s der Hauptstadt nach Brussa verwiesen. Ein glei— 6 Schicksal traf vier der Uemas, Kadri⸗Bei (gewe— en Mella von Mekka), Dschanesade, den Reichs, sstoriographen, Meleksade und Murad Molla. Sie aden beschuldigt, bei Ismail Efendi politische Zusam— nkuͤnste gehalten, die Beschluͤsse der Regierung mit bescheidenheit getadelt, und sich mit gefährlichen Neue— ugs» Prejeeten beschaͤftigt zu haben. Gewiß ist wohl, der Sultan durch starke Gruͤnde zur Verweisung ser Individuen bewogen worden sein muß, da er igens waͤhrend der gegenwaͤrtigen Krisis das Corps Ulemas mit greßer Achtung behandelt, und fast nichts nie ihren Rath beschlossen hat.

Bekanntlich war gleich in den ersten Tagen nach islͤsung der Janitscharen allen denen, welche sich im sitz von Geldern oder Kostbarkeiten der einzelnen Or— oder Offiziere dieser Miliz befanden, die unverzuͤg— s' Ablieferung derselben anbefohlen, und im Uebertre— 1gsfalle die Todesstrafe angekündigt worden. Der dacht, dieser Vorschrift nicht Folge geleistet zu ha— , fiel besonders auf den unter dem Namen Schabd— Fals Bankier des Janitscharen⸗-Corps, bekannten juͤ hen Wechsler Isaak Carmona, der sich bereits bei ern Gelegenheiten (unter andern in dem Muͤnz— ffälschungs-Prozeß gegen die Armenier) schwere An, hen zugezogen hatte, und damals nur mit ungeheuren sopferungen dem ihn bedrohenden Schicksal entgan— 1seyn soll. Am 14. begab sich der Bestandschi-Ba— auf unmittelbaren Befehl des Sultans, in dessen shnung zu Ortakoi, ließ ihn ohne weiteres Verhoͤr usseln, und nahm die in seinem Hause vorgefunde— Schätze, die sich auf viele Millionen belaufen sollen, deschlag.

Die unerbittliche Strenge, mit welcher man zu ke geht, erregt natuͤrlich bei Jedem, der sich in diese greifende und gewaltsame Reform auf irgend eine se verflochten glaubt, Furcht und Schrecken, und t bei Andern, die nun, da der Hauptzweck erreicht dem Proseriptions⸗System Grenzen gesetzt zu sehen aschten, Unzufriedenheit und Unruhe. Man hat in sletzten Tagen heftige Schmaͤhschriften und Unheil dro— m Weissagungen im alten Serail, und an mehreren ntlichen Gebäuden angeheftet gefunden; und die Re— lung hatte daher alle Zusammenkuͤnfte untersagt, nr der Hand sogar die meisten Kaffeehaͤuser sperren sn. Als der Großherr sich am 16. d. M. wegen des ssen Beiram-Festes im feierlichen Pomp nach der schee Sultan Ahmeds begab, bemerkte man unter

hadschi Begtasch ersuchen, dieser Miliz die religiöͤse Weihe ju geben. Hadschi Begtasch schnitt den Aermel seines weißen Ordenskleides (Abba) ab, setzte denselben auf den Kopf eines der neuen Soldaten, und sprach: „So sollen sie den Feinden Schrecken einfloͤßen, und Jenitscheri, d. 1. neue Truppe, genannt werden.“

. Anmerk. d. Oesterr. Beob.

dem Volke ein tiefes Stillschweigen und all ĩ Niedergeschlagenheit. Er ließ sich 6. diesem . den regulären Truppen in ihrer neuen Uniform beglei, ten; und anstatt den am dritten Tage des Festes fon st uͤblichen Spielen wurde in Dolmabagdsche ein großes Mansver ausgefüßrt, wobei 3 Bataillons der Paten Truppen mit 24 Kanonen, unter Anfuͤhrung des Se⸗ raskters, in Gegenwart des Sältans und einer großen Menge von Zuschauern, sich fuͤnf Stunden lang in mi— litaͤrischen Evelutionen uͤbten, und im Feuer exereirten.

Oogleich die Organisation der neuen Truppen nicht so rasch vor sich geht, als die Regierung es gewuͤnscht, vielleicht gehofft haben mag, und ' die Zahl der Dienst« thuenden sich in der Hauptstadt noch nicht uͤber é6000 erhebt, so scheint doch der Sultan entschlossen von dem alten System, in so fern es die stehenden Milizen be— teifft. nichts uͤbrig zu lassen, und hat daher aach das Corps der Vostandschi, welche seit alten Zeiten die Wachen im Serail, in den großherrlichen Landhaͤusern und in den Ortschaften am Bosphorus versahen, aufzu— heben, und die Individuen dieses Corps aufgefordert, n mn in die neuen Regimenter einschreiben zu

Mannigfaltig sind, wie man leicht denken kann, die Urtheile über den endlichen Erfolg einer so viel um— fassenden, und mit so großen Schwierigkeiten verknuͤpf— ten Unternehmung; und es ist nicht zu verwundern, wenn, indeß Viele sie als eine wesentliche Regeneration des osmanischen Reiches betrachten, viele Andere heftige Reactionen und gefahrvollen Ausgang besorgen. Gewiß ist, daß der Sultan bisher noch nirgends thaͤtigen Wi⸗ derstano gefunden hat. Auf allen Puncten des europaͤi— schen Gebiets ging die Abschaffung der Janitscharei— ohne irgend eine bedeutende Bewegung von Statten. Unter andern wurde sie in der wichtigen Stadt Salo— nick, wo jetzt Omer Pascha, der in Albanien so viele wechselnde Schicksale und Stuͤrme uͤberlebte, ruhig and nicht ungeschickt regiert, mit besonderer Leichtigkeit aus— gefuͤhrt. Auch in Smyrna, und andern vorder- asiati— schen Ortschaften war die Unterwerfung nicht lange zweifelhaft. Aus dem innern Asien und aus Syrien fehlen die Nachrichten noch.

Uebrigens bemerkt man mit Wohlgefallen, daß die Minister der Pforte, unter allen Sorgen des Augen blicks, die zur Verbesserung mehrerer Zweige der Staats— verwaltung beabsichteten Maaßregeln nicht aus der Acht ließen. Die Patriarchen der Griechen und Armenier sind, nebst dem Ober ⸗Rabbiner, berufen worden, mit ihren Gemeinden einen Plan zu kuͤnftiger besserer Ver—

stheilung der von ihnen zu entrichtenden Abgaben zu

entwerfen. Es wurde ihnen dabei erklart, daß die Re— gierung keineswegs die Absicht habe, die Kopfsteuer zu erhohen, sondern sie bloß ordnen zu lassen, daß Jeder nach dem wahren Verhaͤltnisse seiner Mittel dazu bei⸗ trage.

Die Pest herrscht in mehreren Ouartieren der Hauptstadt, und verschont selbst die Franken nicht. Sie soll sich auch auf einigen im Hafen liegenden Schiffen gezeigt haben, und uͤberhaupt ekiesmal von sehr boͤsarti— ger Natur sein.

Der Kapudan-Pascha, welcher bereits am 4. Juli eine Abtheilung von 26 Schiffen unter dem Kapudan— Bei nach dem Archipelagus abgesendet hatte „), ist am 12.

) Bereits am 14. Juli wußte man in Smyrna, daß diese Abtheilung am 8. durch den Kanal zwischen Tine und

Mykoni passirt, und am 9g. von Syra nach Suda auf Candia steuernd gesehen worden sei, wo sie sich mit den bis dahin bei Modon gelegenen aͤgyptischen Schiffen ver—⸗ einigen sollte. Ein englisches Kriegsschiff, welches, aus dem Archipelagus kommend, am 21. Juli auf der Rhede von Zante anlangte, brachte die Nachricht, es sei, waͤbrend es sich auf der Hohe der Insel Saptenza (bei Modon)