1826 / 231 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 03 Oct 1826 18:00:01 GMT) scan diff

Die von dem Großwesir, im Einverständnisse mit dem Seraskier, getroffenen Maaßregeln waren eben so kräftig als schaell. Ueber 5900 Mann Truppen und vier wt hen Feldgeschuͤtz waren im Innern des Serails in tordnung aufgestellt, alle Straßen waren mit Gol ten besetzt, und nirgends wagte sich der Aufruhr ju zeigen. Der Sultan hat alle Thore seines Pallastes oͤffnen lassen, um die ungluͤcklichen Fa— milien aufzunehmen, die eine Zufluchtsstätte suchten;

mehrere Tausend Weiber und Kinder sind in Pallaͤsten,.

welche der

andere haben reichliche Unterstuͤtzung an Geld erhellt! Ein Theil der Magazine soll auf Kosten der Regierung

wieder aufgebaut werden, und der Bau der neuen Ka sernen ist, bis zur Wiederaufrichtung der fuͤr die De dürfnisse des Handels unentbehilichen öoͤffen lichen Ge⸗ bäude, verschoben worden. Der Seraskier mischte sich mitten unter die Pempiers, um sie auzueifern, und ar beitete zwei Stunden lang aus allen Kraͤften; die Chefs sammtlicher Korps wetteiferten mit ihm an Thaͤtigkeit und Eifer zur Aufrechthaltung der guten Ordnung.

Die große Mehrzahl des Volks schreibt dieses große Ungluͤck der grausamen Rache der Janitscharen zu, die ein allgemeiner Gegenstand der Verwuͤnschung geworden sind. Der Großherr hat sich, um eing Quelle zur Un— zufriedenheit, die den Weg zu einer Reaktion bereiten koͤnnte, zu verstopfen, entschlossen, den Ferman zurück zunehmen, welcher ohne Unterschied alle nach dem Kriege von Aegypten ertheilten Eßames, aufgehoben hatte; es sind bereits Abschlagszahlungen an mehrere tausend In⸗ dividuen geleistet wordern (en Forderungen wenige

ge vorher abgewiesen wen waren. w . Mehammed's ist am 2. mit den uͤb— lichen Ceremonien in dem zur Aufbewahrung der Hei— ligthuͤmer des Propheten bestimmten Saale beigeschlos—

sen worden; zu gleicher Zeit wurde das Lager im In

nern des Serails aufgehoben, und der Großwesir, von dem ganzen Ministerium begleitet, hat den ehemaligen Pallast des Janit jcharen Aga bezogen, der nach den Er⸗ eignissen vom 15. Jani, dem Mufti angewiesen wor— den war. Letzterem wird ein anderes Local eingeräumt werden, dessen Wahl der Sultan sich vorbehalten hat.

Nachrichten aus Ackermann zufolge hatten die rus⸗ sischen Bevollmächtigten den tuͤrkischen Commissarien saͤmmtliche Foderungen, welche Rußland an Lie Pferte zur gaͤnzlichen Ausgleichung der zwischen beiden Mach ten, namentlich in Bezug auf die Festungen an der asiatischen Kuͤste, noch obwaltenden Differenzen, und zur festen und vollkommenen Begründung der friebli chen und freundschaftlichen Verhältnisse zwischen beiden Reichen, stellt, in einer der letzten Conferenzen vorge— legt, und, nachdem die tuͤrkischen LCommissaͤre an ihre Regierung hieruͤber berichten zu muͤssen erklaͤrten, den 7. Oetober d. J., alt peremtorischen Termin fuͤr die Ant— wort der Pforte festaesetzt, Seit dem Eintreffen der Kuriere mit dieser Nachricht in Konstentinopel, haben bereits mehrere Rathsversammlungen Statt gefunden—

Der Oesterreichische Beokachter, vom 25 Sept. giebt folgende Nachrichten aus Griechenland:

Ein Versuch der Griechen, die von den Tuͤrken be- lagerte Citadelle van Athen zu entsetzen, ist gaͤnzlich mißlungen. Ein Augenzeuge, der sich waͤhrend dises Ereignisses im Golf von Athen, ganz nahe dem Schau— platze desselben, befunden hatte, und seitdem in Tino angelangt war, schreibt daruͤber von dieser Insel unterm 28. August: J

„Um die vom Feinde ein geschlossene Citadelle von Athen zu entsetzen, und die vereinigten Truppen Re—

Salamis, unter dem Oberbefehl

Regierung gehoren, untergebracht wor

schid und Omer-Pascha's, denen sich beim Vorrlca in Attika viele Dorfer und Ortschaften un terworsn hatten, zum Ruͤckzug aus diesen Gegenden zu nathigen, sammelten sich, nach getroffener Abrede, die Taktitn oder regulirten Truppen Fabviec's, die ungeregelten Banden Vasso's und des atheniensischen Capitäns Leecn nebst einigen hundert Albanesern unter Karaiskakt, an dieses letzteren An fuͤhrers, und landeten, gegen 4000 Mann stark, am ls. ugast (also Einen Tag nach der Einnayme der Stan chen von den Tuͤrken) bei Levsina (dem alten Elen zwischen Megara und Athen. Sie kamen in 3

acht bis an den Eingang der Ebene; durch die U, einigkeit der Anfuͤhrer und die Zaghaftigkeit der Pall kari“), die sich nicht in die Ebene wagen wollten, van loren sie den guͤnstigen Augenblick der leberraschun bei einem ersten Angriffe. Fabvier wollte uͤber R Ebene vorruͤcken, und es unterliegt keinem Zweifel, de die Griechen, mit etwas Entschlessenheit und Zusam menwirken, die auf einer weiten Strecke zerstreut cam pikenden Tuͤrken uͤberfallen, und sich des ganzen Be lagerungs MaterialJ hätten bemächtigen koͤnnen. Stan dessen blieben sie unthätig in ihrer Stellung, und ließg ven Tuͤrken Zeit, sich zu sammeln, und ihrerseits an folgenden Tage anzugreifen. Die Palikari hielten sit wie gewöhnlich, hinter Schanzen oder Mauerwerk, worn sie sich festgesetzt hatten; die Taktiker allein standen unf offnem Felde, dem Feuer des feindlichen Geschutzes aug gesetzt; es wurde bis gegen Abend mit ungefaͤhr gleicht Verlust: von beiden Seiten geplaänkelt. Die Griechth hätten noch immer, obwohl unter minder guͤnstigen Umstaäͤnden, als am vorhergehenden Tage, durchbrecheh koͤnnen. Karaiskaki und Faͤbvier, die Muthigsten un

Entschlossensten bei der ganzen Expedition, verabredeten

einen comhinirten Angriff der Palikari und der Taff ker; allein da erstere durchaus nicht ins Feuer wollten sondern vielmehr zu weichen anfingen, geriethen aug die andern in Unordnung und flohen in eiliger Ha nach Eleusis, um sich wieder einzuschiffen, Waffen un Gepäck wegwerfend, und zwei Kanonen nebst drei Fah

nen den Tuͤrken uͤberlassend, welche, zum Gluͤck fur

Griechen, den Fluͤchtlingen nicht nachsetzten.“ „Solchergestalt sind die Tuͤrken gegenwärtig Meh ster von Ost⸗ und West Griechenland, mit Ausnahm der Citadelle von Athen. In Napoli di Roman herrscht fortwährend die größte Anarchie; die Regierung kraft, und mittelloser als je, sitzt noch immer in den kleinen Fert Burzkti, am Eingange des Hafens, um die verschiedenen Militär⸗Chefs streiten sich mit da Waffen in der Hand, um den Besitz der uͤbrigen Form und Positionen. Man behauptet, daß selbst Gur⸗

aus Furcht, seine Leute möchten ihm den Ruͤckweg in die Akropolis versperren, es nicht wagte, bei der An

näherung der Griechen zu seinem Entsatze, einen Aut

fall zu machen, und solchergestalt muͤßiger Zuschaum des Kampfes blieb, der unter seinen Augen gefochten

wurde!“

„). Woͤrtlich: jungen Helden. (Anmerk. des Oesterr. Beob. )

4 1.

.

Königliche Schauspiele.

Montag, 2. Oetob. Im Schauspielhause: „Di

4 .

Kamaͤleon,“ Lustspiel in 5 Abtheilungen, von H. 2 ic (Neu einstudirt⸗ )

Gedruckt bei Feister und Eisersdorff.

Redacteur John.

Allge

meine

preußische Staats- Zeitung.

6

231.

Berlin, Dien stag, d

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz W Preußen (Sohn Sr. Hannover abgegangen.

t ilhelm von Maj. des Koͤnigs) sind nach

Der Oöerlandesgerichts, Referendatins Wilh ei m ferdinand John ist zum Justiz- Commissarius beim

. und Stadtgericht zu Groß- Oschersleben bestell: wotden.

Abgerei st. Se. Exe. der General, Lieutenant und, kommandirende General des V. Armeekorps, v. Rz, der, nach Posen.

Se. Exe. der General Lieutenant General⸗ Stabes der Armee, Freiherr v. Muͤffling, nach Hannover. .

Durchgereist. Der Kaiserl. sussische Feldjäger Alexandrow, als Kourier, und ;

der Königl. Tranzoͤsische Kabinets Kourier Teisset von Paris nach St. Petersburg.

und Chef des

Zeitungs-⸗Nachrichten. Ausland.

Paris, 26. Sept. Gestern hat Hr. v. Villele dem Hrn. Canning ein großes Diner gegeben, welchem das diplomatische Corps und die Minister beigewohnt haben.

Borgestern ist in der Kaiserl. Russischen Botschafts⸗ Kapelle zur Feier der Krönung Sr. Maj. des Kaisers 1 Tedeum gesungen worden. Die mei

en in Paris anwesenden R ieser Fei 1 senden Russen haben dieser Feier, Ein Franzose, welcher sich wegen Finanz⸗Angelegen—⸗ heiten gegenwärtig in Madrid befindet, ist, wie man agt, beauftragt, eine wichtige Unterhandlung mit der Spanischen Regierung zu eroͤffnen. Es kommt näm— lich verlichert die Etoile, darauf an, die Abtretung der el Minstka füͤr den Maltheserorden auszuwirken. le Ritter dieses Ordens wollen sich dagegen verbin en, die Kuͤsten Spaniens vor den Angriffen der Bar— Lresken zu schuͤtzen; und die seit 1796 von der Spa⸗ sischn Regierung bezogenen Einkuͤnste der Ordensgu—

Familie Greßmeister des

en 3ten October 1826.

im Genuß drrselben zu an Mitglied der Koͤniglichen Ordens sein. Dies sind im die Grundlagen der beahsichtigten UUeper⸗

die Spanische Regierung soga⸗ 3 Außerdem sollte

Wesentlichen einkunft.

Es hat sich vordem Assicengericht des Dept. der Manche ein merkwärdiger Fall ereignet. Eine Frau Fulliot war nämlich der Theilnabme an einem Haus⸗ diehstahl beschuldigt, und deshalb vor Gericht gestellt, als sie plötzlich von einer halben Lähmung betroffen wurde, die ihr die Sorache benahm. Ihr Vertheidiger trug darauf an, die Sache aufzuschieben, bis die Be— klagte wieder hergestellt waͤre; indem sie so leidend sei, daß sie nur mit Haͤlfe von zwei Personen nach dem Gerichtshofe habe gebracht werden konnen, und ein An— klägter doch seiner ganzen Geisteskraft bedürfe, um ei— ne Criminaldebatte auszuhalten; und die Beklagte we— gen ihrer Kraukheit weder ihrem Vertheidiger noch dem Ge⸗ richte die noͤthige Auskunft zu geben im Stande sei. Der Arzt des Gefaͤnguisses bescheinigte, daß die Angeklagte vor das Gericht gebracht werden konne. Ein zweiter, von Amts wegen gerufener Arzt bescheinigte, daß die Beklagte an ei— ner Lähmung leide, welche besonders die Organen des Gehirns angreife. Ver Gerichtshof schritt aber dessen ungeachtet in der Sache fort; die Frau Ful⸗ liot sprach kein einziges Wort, und wurde verurtheilt. Tages darauf empfing sie die letzte Oelung, und am darauf folgenden Tage war sie todt! Nun fragt es sich, wie die Familie im Stande sei, das Rechtsmittel gegen dies Urtheil einzulegen?

Fuͤnforocentige Rente 97 Fr. 95 C. Dreiprorent. 65 Fr. 95 C. 8

London, 23. Sept. Der Lord-Oberkommissair der Jonischen Inseln, Sir Frederik Adam, welcher sich auf Urlaub einige Zeit hier aufgehaltsn hatte, wird naͤchster Tage nach Corfu zurückkehren.

Nach der Dublin REvening Fost wird Lord Wel—

lesley die Wurde eines Vier Konigs von Irland nieder— legen, uns den Herzog von Rutland zum Nachfolger erhalten; auch behauptet dasselbe Blatt, die Engl. Mi— nister wurden im nächten Parlamente auf eine Absentee- tax fur alle außerhalb Irland lebenden Grundeigenthuͤ— mer in Antrag bringen, deren Ergebniß zur Unterstuͤt— zung der nothrürstigen Armen Irlands verwendet wer— den soll. Lord Bathurst hat in einem jetzt bekannt geworde— nen Schreiben an den Statthalter von Demarara ge— äußert, das Parlament sei von der Nothwendigkeit durchdrungen, die Sklaven zu befreien, sobald es sich mit der Wahlfahrt des Sklaven selbst, mit der Sicher— heit der Colonien und mit einer billlgen und gerechten Betücksichtigung der Interessen des Privat-Eigenthums vereinbaren lasse.

ler auf er Y ĩ e 1 6 8 NG 6 .* guf der Halbinsel nicht wiede zuruͤckzufordern, und