1826 / 247 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

den Bauern schließlich herausgebracht. Als nun Prediger sich, nach deendigtem Gottesdienste, zum Maire begab, um Klage zu führen, wurde ihm eroͤffnet, es habe bereits ein Mensch bei dem Maite daruber Be— schwerde geführt, daß er im Orte, wo der protestanti— Gottesdienst gehalten werde, mißhandelt worden sey Auf den Grund dieser Beschwerde suspendirte der Maire die Versammlungen des protestantischen Cultus, und da der Präfekt sich dieser Maaßregel nicht widersetzte, sah sich das Lyoner Consistorium gensthigt, die Sache an das Ministerium des Innern zu bringen.

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London, 14. Oet. Wir haben nordamericanische Zeitungen bis zum 18. Sept. Der zu Neu- HYork er— scheinende Commercial Advertiser vom 12. Sept. ent— hält einen Artikel, worin England die Äbsicht zuge— schrieben wird, in den Besitz der Banda-Oriental (die Ursache des Streits zwischen Brasilien und Buenos, Ayres) zu gelangen, sie unter seinem Schutz zu neh— men und inzwischen die Republik Buenos-Ayres gegen Brasilien zu vertheidigen. Es ist unnoͤthig, sagt der Courier, einem so rohen Probestuͤck von politischer Spe— eulation förmlich zu widersprechen. :

Nordamerikanische Blatter erwahnen n. derholent— lich der durch Briefe gus Suüͤdameriea verbreiteten Ge— rüchte, daß Bolivar nach der Obergewalt uͤber ganz Suͤdamerika trachte; e bemerken jedoch dabei, daß es offenbar jetzt, wo Bolivar ner ganzen Autoritaͤt be— dürfe, um die Angelegenheiten in Columbien in Ord— nung zu bringen und den Aufstand des Generals Paez zu unterdruͤcken, es im Interesse des letztern und seiner Anhänger lage, den Libertador in der oͤffentlichen Mei— nung herabzu rtzen, indem man ihm gehaͤssig? Absichten beilege. if solche Weise sei das Geruͤcht entstanden, als habe Botivar die Empörung auf der Insel Chiloe ange— regt. In der That aber werde Niemand, der den bisher voni Bolivar genommenen Gang mit Aufmerksamkeit beob— achtet habe, ihm ehrsuͤchtige Absichten der gedachten Art zutrauen, und solchen von anonymen Briefschreibern verbreiteten Geruͤchten Glguben schenken. Im Uebrigen sei es am Schlusse des nordamerikanischen Freiheitskampfes dem verehrten Washington eben nicht besser gegangen; seine Tugenden haͤtten ihn nicht vor schaͤndlichen Ver, läumdungen seiner Feinde schuͤtzen koͤnnen und die Be— schuldigung, daß er nach der hoͤchsten Gewalt trachte, sei eine der geringsten Anschwärzungen gewesen, welche boshafte Demagogen sich gegen ihn erlaubt hätten. Der Courier äußert in Bezug auf die obengedachten Geruͤchte: „Wir wissen nicht, was daran Wahres sein mag; aber, nach seinem (Bolivars) oͤffentlichen Benehmen,

und nach einigen Umständen zu urtheilen, die durch seine Privatfreunde zu unserer Kenntniß gekommen sind, sind wir gewißlich nicht geneigt, ihm jene ehrsuͤchtigen Pläne beizumessen, deren man ihn jetzt beschuldigt. Wenig Männer, in aͤlterer und neuerer Zeit, welche be— rufen gewesen, die bedeutende Rolle zu spielen, welche ihnen zugefallen ist, haben mehr Mäßigung an den Tag gelegt, oder augenscheinlich mit redlicheren Absichten die Eingebungen eines reinen Patriotismus befolgt. So weit wir ihn nach seinen Handlungen zu beurtheilen“ vermögen, so hat er offenbar bei allen Gelegenheiten per— soͤnliche Ruͤcksichten entfernt, nur besorgt fuͤr den endli— chen Triumph der Sache, die in seinen Haͤnden und unter seiner Leitung nunmehr triumphirt hat. Zugleich wissen wir jedoch, wie sehr der meuschliche Charakter der Veränderung durch Umstände unterworfen ist, und wie wenig ein Mann sich wirklich selbst kennt, bis er in Lagen kömmt, die ihn auf die Probe stellen. Die unsinnigen Plane von Herrschaft aber, welche die Feinde Bolivar's ihm jetzt beilegen, wurden eine so unvernuͤnf tige Ehrsucht voraussetzen, daß wir sie bloß mit der

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der verdienten Nichtachtung behandeln, wenn wir unsern

gänzlichen Unglauben in ihrer Hinsicht ausdrücken.“ Belivar wurde gegen den 10. Sept. in Venezueh erwartet. .

Nach einem Privatbriefe aus Caraccas vom 2 August ist seit der Ankunft von Depeschen Bolivar an Paez in den Maßregeln des letztern eine entschieden Veränderung vorgegangen und es zeigt sich jetzt in den, selben durchgängig eine Tendenz zur Aussoͤhnung, natuͤrlich den Ränkemachern, welche ihn umgeben un aufgehetzt haben, sehr unlieb ist.

Ja Valparaiso wird eine Expedition ausgeruͤstet, um die Truppen, welche sich auf Chiloe empoͤtt haben, zur Unterwerfung zu bringen.

Zu Neu -Orleans ging am 17. Aug. die Rede, daf in Vera-Cruz ein Ausstand ausgebrochen sei, welche eine Trennung von der mexikanischen Regierung bhe— zwecke. .

Die Angelegenheiten der so berühmt gewesenen Pasco Peruanischen Bergbau- Actien-Gesellschaft zeigen sich, bei der jetzigen Untersuchung derselben, fast in ehen so schlimmem Zaͤstande, wie die der meisten anderen derartigen Gesellschaften.

Zustand des Handelsverkehrs noch in fortdauernder Bes⸗ serung und die arbeitenden Klassen erhalten immer mehr Beschaͤftigung.

Nach einer Meldung des Glasgow-Chroniele sol die (Cketzthin mitgetheilte Nachricht von der bevorste— henden Verheirathung Sir Walther Scott's auf dem

nigstens sehr vorzeitig sein.

In Liverpool hat man dieser Tage eine sehr seltsame und schauderhafte Entdeckung gemacht; sie betrifft einen En gros-Handel mit Leichen, namentlich zur Versorgung des Chirurgen-Collegiums in Ebinburgh mit jenem Gegem stande. Das Schiff Latona stand nämlich im Begtifft, von Liverpool nach Leith abzuse geln, als die an Bord befindlichen Personen einen durchdringenden und höͤchst widrigen Geruch bemerkten. schung ergab es sich, daß derselbe aus drei unter der

oͤffnung derselben fand man, daß dieselben mit Leichna⸗ men angefuͤllt waren, die theils noch ganz, theils aber verstuͤmmelt und saͤmmtlich in einem schauderhaften Zu stande der Faͤulniß sich befanden. Unverzuͤglich wurden

ser angestellt und sodann der Polizei davon Anzeige ge— macht. Diese veranlaßte alebald eine genaue weitere Untersuchung in der Behausung des Absenders und da fand man denn in einem verstẽckten Gewoͤlbe noch U Faͤsser, die ebenmaäßig mit zum Theil eingepoͤckelten Leichnamen angefuͤllt waren. Die Auzahl saͤmmtlicher solchergestalt aufgefundenen Leichen soll sich auf nicht weniger als 35 belaufen. Man kann sich denken, von welchen Empfindungen die Einwohner Liverpools und besonders diejenigen ergriffen sind, welche vor kurzem einen theuern Angehoͤrigen begraben haben und nun be— sorgen muͤssen, daß sein Leichnam sich auch unter den

von ruchlosen Gewinnsuͤchtigen ausgegraben Eine sehr strenge Untersuchung wird uͤbrigens ohnfehh— bar gegen die Schuldigen verhängt werden.

. Aus dem hier eingelaufenen Briefe des Dr. Ri— chardson erhellt, daß Capt. Franklyn die Lage der Gartht⸗

Muͤndung des Mackenzie, Flusses (von welcher Insel

Robben und weißen Wallfischen hatte und wohin auch

Escquimaurx kommen) aus astronomischen Beobachtun— gen unter 699 29 N. Br. und 1358 41 W. L. be⸗

stimmt hat.

Den neuesten Nachrichten aus Leeds zufolge, ist dei

Scherz eines bekannten Spaßmachers beruhen und wen

Bei desfall siger Nachfon

Schiffsladung befindlichen Fäͤssern herruͤhre und bei Ern

weitere Nachforschungen nach dem Absender dieser Faͤsn⸗

nigen befinden moge, welche zu dem obgedachten Zweck! worden.

Insel, 28 bis 30 Miles nach der See hinaus von der

aus er eine weite Aussicht in eisfreie See, voll von

Vom Main, 16. Oet. Die Leiche der edlen Köͤ— zin Friedrike ruht nunmehr in der großherzoglichen gin lien gruft zu Pforzheim. Am 10. Abends wurde hieselbe in feierlichem Zuge von Karlsruhe nach Pforz— heim geleitet. Der Zug, welcher Karlsruhe um 8 Uhr Pöends verlassen hatte, langte am folgenden Morgen gegen 2 Uhr in Pforzheim an, wo die ehrwuͤrdige Ichloßkirche mit wuͤrdevoller Pracht zum Empfang der Fen Ueberreste eingerichtet war und gegen 3 Uhr er— vlgte die feierliche Beisetzung an der Seite des voran⸗ segangenen Vaters der Hochseligen. Die Karlsruher tung giebt folgende biographische Notiz von der Verblichenen: . ; .

Die verewigte Koͤnigin, vierte Tochter des im J. hl verstorbenen durchlauchtigsten Erbprinzen Karl Eudwig, und der tiefgebeugten Frau Markgräfin Ama— se von Baden Känigl. Hoheit, wurde geboren am 12. Rim 1751. Am 4. October 1797 durch Prokura— non, und am 31. Oetober desselben Jahrs durch prie— sterliche Einsegnung dem ehemaligen König Gustav Höolph IV. von Schweden, Sohn Gustar II., ver— mihlt, und am 3. April 1800 auf dem Reichstag zu Narköping gekroͤnt, ward sie die gluͤckliche Mutter von fünf Kindern, als des Prinzen Gustav geb. 9. Nov. 9h; der Frau Markgraͤfinn Sophie, geb. 21. Mai öl; des Prinzen Karl, geb. 2. Dez. 1602 (der am 19. Sept. 1805 wieder starb); der Prinzessin Amalie, geboren 22. Februar 1805, und der Prinzessin Caäͤei— lie, geboren 22. Juni 1807. Der erste Schlag zesGeschicks betraf die Koͤnigl. Dulderin durch den Tod des geliebten Vaters, dem in Ihrer Nahe, am 16. Deebr. hl der gastliche Boden ein fruͤhzeitiges Ende bereitete. zwölf Jahre nach Ihrer Vermählung verließ die Koͤni— zin, in Folge der bekannten ungluͤcklichen Ereignisse, das Reich, Und lebte im Kreise Ihrer Familie, hochverehrt und geliebt, ein Muster jeder Tugenden, fuͤr die Aus—⸗ bilbhung der Kinder besorgt, und Ihnen in Allem das tdelte Vorbild gewaͤhrend. Im Jahre 1819 ward Ihrem Mutterherzen die Freude zu Theil, das haͤus— siche Glück der ältesten Tochter mit einem edlen Sohne Karl Friedrichs begruͤndet zu sehen, das Ihr die Wonne, blühende Enkel zu besitzen, gewaͤhrte.

Das Königl. Baierische Regierungsblatt, vom 11. d. enthaͤlt ein dem Akademiker und Oberstbergrath, Ritter Joseph v. Baader in Muͤnchen verliehenes Pri— vilegium auf 15 Jahre fuͤr einen neuerfundenen Me— Ichanismus, der zu einer sehr einfachen Dampfmaschine, ju einer Wassersaͤulenmaschine, zu einer Saug- und Druckpumpe ꝛc. anwendbar ist. 9

Ein junger, aus dem Großherzogthum Hessen ge— huͤrtiger Handwerker, der nach Brasilien ausgewandert war und so eben erst von da zuruͤckgekehrt ist, hat in Main vor der dasigen Behoͤrde eine abschrecken de Be— schreibung von dem Schicksale der Auswanderer gege— hen. Von den Versprechungen des brasilianischen Be— vollmächtigten, des bekannten Majors Schaͤffer, wird nichts gehalten, denn ob der Kaiser die Ueberfahrt sahlt, oder der Reisende, so ist sein Schickfal doch das— selbe, er wird, wenn er jung und unbeweibt ist, zum Soldatenstande gezwungen, fuͤr den entgegengesetzten Fal in Wildnisse verwiesen, wo er mit allem Mangel und tausend ungewohnten Plagen des heißen Klimas zu künpsen hat. Statt der Haͤuser erhalten die Fami⸗ lien schlechte Holzhuͤtten; deportirte Verbrecher wohnen hunter den gewohnlichen Verbrechern als freie Leute, und die Soldaten erhalten Pruͤgel wie die Negerskla⸗ hen. Ein Soldat erhielt einst 150 Stockpruͤgel auf den bloßen Rücken, so daß er wie todt niederstuͤrzte, eil er sich von der Festung Brewernel, in welcher an oh deutsche Soldaten wie Gefangene eingesperrt sind, entfernt hatte. Eine Liste von 300 Familien, die aus

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, einem Soldaten weggenom— 2 eh Werde Capitain Hanf gegeben, welcher ; gleich nach Europa abging. Guͤnstige Briefe,

welche man in Hessen von ausgewanderten Perfenen verbreitet, sind nach Aussage der vorgeblichen Brief stel⸗ ler erdichtet Die Lebensmittel in Brasilien sind theu— 2 als in Europa; eigentliches Brod kennt man im Inlande gar nicht. Das Versprechen: daß der Kaiser jedem Kolonisten ein halbes Jahr lang täglich 14 Kreu— zer zahlen wolle, wird auch nicht gehalten. Durch List, und durch das Mitleid eines französischen Marine-Of— siziers, entkam der junge Handwerker, nachdem er fast ein Jahr das traurige Schicksal erduldet hatte, nach Europa.

Madrid, 3. Oktbr. Vorgestern hat bei Gelegen heit des Jahrestages der Befreiung Sr. Mas. durch S— K. H. den Dauphin von Frankreich, im Pallast von Eskurial eine große Cour mit Handkuß stattgefunden. Hr. v. Brunetti, Kais. Oesterreichischer Botschafter an unserm Hofe, ist von seinem Souverain zuruͤckberu— fen worden, um, wie man sagt, das Portefeuille elnes Ministeriums zu erhalten. Man weiß noch nicht, wer der Nachfolger Sr. Exc. seyn wird.

Der General O'Donnell, Direktor des gesammten Artilleriewesens, hat vom Kriegsminister den Befehl erhalten, die Provinzen zu bereisen, und einen genauen Bericht uͤber die Vorräͤthe an Geschuͤtzen und Schießbe— darf zu erstatten. Er hat seine Reise nit der Provinz Valencia angefangen.

Aus Portugal schreibt man, daß die Gemeindewah— len sehr ruhig vor sich gegangen sind, und daß nunmehr zu Wahlen der Deputirten durch die Abgeordneten der Gemeinden geschritten werden wird.

Turkei. Die Etoile meldet Folgend aus Con— stantinopel vom 11 September. Am 8. d. M. sind eine Anzahl Kanonen hier angekommen. Ein neuer Ferman befiehlt, daß die abgebrannten Stadtviertel von Stein wieder aufgebaut werden sollen. Die Softas oder Studenten hatten eine Deputation an den Mufti geschickt, um Wohnungen, Gelo, und Nahrungsmittel zu erlangen. Tages darauf begab sich der Groß-Vessir zum Mufti, und sagte ihm, S. H. beduͤrfe nicht einer Masse von 30,000 Sostas in Constantinopel; es sollten deren nur zehn fuͤr jede Moschee bleiben, und die uͤbri⸗ gen von Constantinopel fortgeschickt werden. Die

gen zu entwaffnen, welche, ohne wirklichen Dienst zu thun, zum Corps der Topchis gehoren. Bis jetzt ist es ihr nicht gelungen; aber selbst die Absicht, welche sie zu erkennen gegeben hat, hat Mißvergnuͤgen erregt.

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Königsberg, 12. Oetbr. Gestern Nachmittags wurde der nach longen Leiden in seinem l sten Jahre am 5. d. M. entschlafene zeitherige Kommandant der hiesigen Stadt, Herr Generak-Major v. Kurnatowsky, mit den seinem Range gebuͤhrenden militairischen Eh⸗ renbezeugungen, feierlich zur Ruhe bestattet. Saämmt⸗ liche Offiziere der hiesigen Garnison, so wie mehrere der hiesigen Civilautoritäten, folgten seiner Leiche, und viele, bereits laͤngst als Jnvalide versorgte Unteroffiziere

unter seiner Fuͤhrung im letzten denkwürdigen Kriege fochten, schlossen sich unaufgefordert diesem Leichenzuge an und weiheten dem allgemein geliebten Verstorbenen

dankbare Ruͤhrung an seiner Gruft. ö ö . 5. Oktbr. Nachdem es dem Königl.

lim Bezirk der Bergstraßt im Großherzogthum Hessen

Provinzial ⸗Schul / Collegio zu Breslau gelungen war,

Pforte hat durch indirekte Mittel versucht, alle dtejeni⸗

und Soldaten des 1. Infanterieregiments, welche einst

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