1826 / 270 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 17 Nov 1826 18:00:01 GMT) scan diff

. Empfang des k. k. Gubernialraths und General ⸗»Consuls

. Hrn. Joseph Acerbi von Castel Gofftedo zu Alexandrien: . „Hr. v. Acerbi ging am 19. 8. M. auf der hiesigen

Rhede vor Anker. Am Mergen des folgenden Tages hielt er, unter Begleitung einer großen Anzahl k. k. oͤsterreichischer Unterthanen und dem Donner des Ge— schuͤtzes von den Wallen der Forts, seinen feierlichen Einzug, und wurde vom Bord seines Schiffes an bis zum Ufer von einer Menge von Barken begleitet, de ren Andlick an eine venetianische Regatta erinnerte. Am Ufer harrten seiner vier reich aufgezäumte Pferde, die ihm ven dem Vice Koͤnig entgegen geendet worden waren, ferner die von allen in Aegypten reße renden

Vermischte Nachrichten.

. Unter den Erscheinungen, die die hoͤchste Beachtunz . und das ernsteste Nachdenken des Zeitbeobachters in An— . spruch nehmen, ist keine, die diese im hoͤhern Grade ver— . dient, als die jetzige Noth Englands mitten im Frieden, . im Swooße des Uederflusses und im Genusse eines un

ermeßlichen Reichthums. Wenn irgend etwas, so kann diese Erscheinung uns belehren, wohin eine einfeitige, alles ingere Gleichgewicht zerstoͤrende Richtung des Na⸗ . tionallebens fuͤhrt. Ein einsichtiger Beobachter hat in . den an die Stelle des Lit. Konversationsslatts getrete ; nen Lit. Unterhaltungsblattern uͤber diesen Gegenstand seine Ansicht folgendermaßen ausgesptochen:

„Es ist nicht abzuleugnen, daß die Gesetze uͤber den Kornhandel das Uebel verschlimmern, oder vielmehr, daß sie die Milderung desselben verhindern; aber man muß sich nicht einbilden, daß sie die erste und einzige Ursache desselben sind. Wenn die Leiden der Arbeiter allein davon abhaͤngen, so hatten sie schon seit Langem sich dagegen erheben muͤssen. Im verflossenen Jahre war das Getreide theurer als jetzt, und die englische In dustrie befand sich in einem glaͤnzenden Zustande des Gedeihens. Die politische Oekonomie giebt von dieser Thatsache eine ganz einfache Erklärung. Der Lohn der Ardeiter war, wie dies gewohnlich zu geschehen pftegt, nach dem mittlern Preise der Lebensmittel bestemmt worden. Darüber hatten nur die Fabrikherrn sich zu beschweren, denn sie bezahlten die Arbeit zu theuer, und ihr Vortheil wurde dadurch bedeutend vermindert.“

„Der Fehler liegt eben so wenig an den Maschi— nen. Ohne Zweifel schadet die Einfuͤhrung derselven = in der ersten Zeit der arbeitenden Klasse, und ein Theil des Kapitals, statt zue Ernährung der Menschen beizu tragen, wird auf die Einrichiüng und Erhaltung der Maschinen verwendet. Ader dieser Einfluß ist nur vor— üͤbergehend und im Allgemeinen wenig fuͤhlbar, weil die Vervollkommnungen nicht alle auf einmal und ploͤtz lich statt finden, und weil die Zeiten, in welchen neue Maschinen erfunden werden, die Epochen des industriel len Lebens sind, in denen die Kapitalien sehr sch nell

sich vermehren. Eben so wenig darf man den Webe—

stuͤhlen das Uebel zuschreiben, an welchem England ge— . genwärtig leidet. Im vorigen Jahre war die Graf schaft Lancaster wie heute mit Maschinen überdeckt, und noch fanden die Arbeiter uͤberall Beschäftigung. Der

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heerscht.

. 4 Consuln gesendeten Pferde, eine Ehrenwache und der J Dolmetsch. H v. Acerbi setzte sich nicht zu erde, 4 sondern legte den unge zhr eine italienische Meile *. . tragenden Weg nach dein Consulatsgebäuse, unter dem Geleite einer großen Volksmenge, zu Fuß zu ruͤck. Alle Fenster der Häuser, an welchen der Zug vorhei kam, . waren i Zuschaueru besetzt, M *innerte sich nicht 4 seit Men schengeden z. Alerxand eine imposdntere . Feierlichkeit gesehen zu haben.“

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Handel war in voller Kraft und Thätigkeit, unz fehlte nirgends an hinlaäͤnglicher Arbeit. Deshalb gon man auch weder Klagen, noch Drohungen, und ö Schrecken der Empörung waren dem Lande frems.“

„Die Ursache des gegewärtigen Elends ist all gemj ner und tieser, als man zu glauben pflegt. Sie han weder vom Zustande der Gesellschaft, noch von dem n dustriellen Organisationssystem Großbrittaniens ab.“

„Die Jadbustrie ist in England zu einem sehr ot hen Punkte der Vellkommenheit gelangt. Die en glist⸗ Gesellschaft ist durchaus zu einem einzigen Zwecke, a Leichtigkeit der Produktion, organisirt. Keine alte 6 wohnhert, kein sestgewurzeltes Vorurtheil hemmt n Schwung der Jndustrie. Im Ackerbau, wie im Me

turwesen und im Handel, wird das ganze Lim nur von einem einzigen Gesetze, der Erlangung g ne lichst größten Reichthums, der Anwendung der u Deoduktien geeignetsten und wohlfeilsten Mittel, i Das ist der Charakter der Zivilisation Gruß brittaniens, das ist der Tin der ihm den ersten Nin unter den industriellen Staaten anweiset.“

„Um mit groͤßerer Leichtigkeit hervorbringen koͤnnen, ist eine große Vertheilung der Arbeiten noh wendig, die sich fast ins Unendliche ausdehnt, so m die Verwendung großer Kapitalien, die die Kraͤfte on Natur dem Dienste der Menschen unterwerfen. M Vertheilung der Arbeiten und der Ueberfluß der Kay talien setzen große Manufakturen voraus. Deshalb s es auch eine nothwendige Wirkung der industrielln Vervollkommnung, die kleinen Fabriken zu unterdruͤchm er die Konkurrenz mit den großen nicht aushalten kön nen, und sie durch sehr große Werkstätten zu erfetzh in denen mehrere tausend Arbeiter einem Herrn gehep chen. Unterdrückung der kleinen unabhängigen Fabn kanten und Theilung der Manufakrturbevoͤlkerung zwei Klassen, auf der einen Seite eine kleine Zahl Un ternehmer mit großen Kapitalien, und auf der anden

eine unzählbare Menge besoldeter Arbeiter dahs fuͤhren die Fortscheitte des Manufaktuarwesens.“

„Derselbe Fall findet mit der Landwirthschaft stal Je mehr der Ackerdau sich entwickelt, um so mehr va drängt die groß Kultur die kleinere, und die Ausben tung konzentrirt sich. Es giebt immer mehr Tagloͤhnt immer weniger Pächter. Zu gleicher Zeit vermindzaf sich auch die ackerbautreibende Bevölkerung, und vervolltommnete Kultur bedarf nicht mehr so vieler h me. Daraus ergiebt sich, daß ein sehr großer M der Bevölkerung allein nur von den Manufakturen! ben kann. Die Gesetze in England haben die n tuͤrliche Bewegung der Dinge beschleunigt, und in Resultat der- Substitutionen hat darin bestanden, Vervolkommnung des Ackerbaues ebenfalls eine schnelt Bewegung zu geben, aber zugleich auch die Zahl! Glieder der Gesellschaft zu vermehren, die nur von rer Arbeit leben koͤnnen, und deren Geschick von al Launen des Handels abhängt.“

„Ein solcher Zustand kann nicht an betruͤbend und selbst erschrecklich sein. Er ist bettüͤbem weil es schmerzlich ist, mehrere tausend Menschen einzr so hoͤchst Ungewissen Lage zu sehen; er ist erschtg lich, weil er die ganze Gesellschaft durch beständige 61 rungen bedreht, die nothwendigerweise aus ihm ent hen muͤssen; denn Noth erkennt kein Gesetz, und! Hungertod ist uͤber alle Beschreibung fuͤrchterlich.“

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J. ders als hot

KR d nig liche S cha us pie ie. Donnerstag, 16. Nov. Im Schauspielhause: „M Galeeren selaven,“ oder: „Die Muͤhle von Saint deron,“ Melodrama in 3 Abtheilungen. Und: Eifersuͤchtigen auf dem Lande,“ kom. Ballet in? theitungen.

Gedruckt bei Feister und Eisersdorff.

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Berlin, Freitaz, den 17ten November 1826.

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Amtliche Nachrichten.

Kren iet de eg.

Angekommen. Der Kaiserl. Oesterreichische Ka— hinets Kurier Rettig, von Dresden.

Zeitungs-Nachrichten.

Ausland.

Paris, 10. Nov. S. M. haben durch eine Or— bonnanz verordnet, daß jeder Schiffspatron, der an ei nem Orte ladet, wo kein Hanbelsgericht ist, das Durch“ suchunge protokoll des Schiffes, welches dem Laden vor, angehn muß, bei dem Friedengrichter des Orts soll. vi⸗ sien lassen können, anstatt nach den bisherigen Vor, schriften das Visa eines Handelsgerichts erforderlich war, welches in Orten, wo ein solches nicht ist, großen zꝛitverlust nach sich zog.

Zu den gegenwartig erledigten zwei Stellen in der Akademie der Wissenschaften hatten sich zwei Personen gemeldet, nmlich der Dr. Pariset und der Abt « Guillon. betzt'rer hatte auch schon die uͤblichen Besuche gemacht, als er von dem Erzbischof von Paris die dringende Aufforderung erhielt, der Candidatur zu entsagen, wel, ches auch geschehen ist.

Gestern sind der berüchtigte Ouvrard und einige seiner Genossen vor dem Zuchtpolizeigericht erschienen. Hie sind angklagt, sich, zur Zeit der spanischen Liefe— kungen, des Verfuchs zur Bestechung oͤffentlicher Beam ten schuldig gemacht zu haben. Es ist mit dem Zeu— genvethör angefangen worden, die Sache aber noch nicht beendigt.

Briefe aus Madrid vom 31. Oktober bestaͤtigen die früheren Nachrichten uber den Gesundheitszustand des Koͤnigs von Spanien, welcher aͤußerst befriedi— gend ist.

Das Journal von Havre, der Phare, enthalt ei— nen Brief aus Montevideo vom 19. August, folgenden Inhalts: „Der Handel ist hier in einer sehr unange— sehmen Lage. Wahrend Buenos ⸗-Ayres noch immer von der brasilischen Eskader strenge blockirt ist, schließen die Patrioten ihrerseits unsere Stadt so enge ein, daß durchaus nichts hereinkemmt; darum werden auch die Haute und andere inländische Waaren von Tage zu Tage seltener, und dadurch kommen wir in die gröͤßte Verlegenheit, wegen unserer Rimessen nach Europa, man sucht die Tratten auf London mit der aͤußer— sten Begierde. Die franzoͤsischen Handelsleute be— klagen sich, daß sie hier keines Schutzes genießen. An—

X.

kommende fran: Schiffe werden sogleich in Be— schlag und die Mannschaft in Verhaft genommen. Man hat weit mehr Achtung fuͤr die Rechte der Engländer und der Amerikaner; ihre Consuln machen so lange ihre Schritte und Einwendungen, und bezeigen dabei so vielen Etfer, daß die Schiffe ihrer Nation beinahe immer losgegeben werden; dagegen fuͤhrt man die fran— zoͤsischen nach Rio Janeiro, und die Eigenthuͤmer wis⸗ sen nicht einmal, an wen sie sich dagegen wenden sollen.“

Die Schaätzgraäͤbereien alter und neuer Zeit haben in den meisten Fällen vor den Gerichten geendigt, im— mer aber sind die Schatzgräber um ihr Geld und um thre Muͤhe betrogen worden. Dennech finden sich noch immer Leute, welche abergläubig genug sind, um sich dazu herzugeben. Vorgestern noch bot die Sitzung des Zuchtpolizeigerichts den Parisern ein ähnliches Beispiel. Ein Zigeuner hatte nämlich einem ehrlichen Burger, Herrn Boucls, unter dem Versprechen, ihm za einem, in seinem Gaxten verborgenen Schoatze von 45000 Fr. zu verhelfen, erst 500 und dann 300 Fr. ab gelockt. Da der Zigeuner aber noch mehr haben wollte, so riß end— lich Herrn Bouels die Geduld, und er machte die Sache anhängig. Die Beschreibung aller Schwargkuͤnsteleien, welche mit dem Kläger und seiner Frau vorgenommen worden waren, belustigten nicht wenig die Zuhörer.

Fuͤnfprocentige Rente 100 Fr. 99 Fr. 90 C. Dreiprocent. 71 Fr. 80 C.

London, 7. Nov. Am Sonnabend begab sich der Staats Secretair Canniug zu Sr. Maj. dem Koͤnig nach Wind sor; Sonntags Nachmittag wurden ihm da— hin Depeschen aus dem auswärtigen Amte zugesandt. Hr. Canning verließ am selbigen Tage Windsor wie— der, und begab sich nach Combewomcd zum Grafen von Liverpool.

Der spanische und der hannoversche Gesandte hat— ten vorgestern, ersterer auch gestern, Geschäfte im aus— wärtigen Amte.

Vom Grafen von Liverpool trafen aus Combewood gestern Depeschen im auswärtigen Amte ein, und der erst am selbigen Tage vom Schlosse Melville bei Edin— burg hier eingetroffene Viscount Melville hatte Ge— schaͤfte daselbst. . ;

Sir Astley Cooper hat, auf ausdrücklichen Wunsch Sr. Maj, dem Herzog von York mehrere Besuche ab— gestattet. Bei dem ersten waren Se. Maj. selbst gegen— waͤrtig.

Der Ate November, als der Landungstag des Königs Wilhelm von Oranien, wurde, wie immer von der Bank als ein Festtag gefeiert.

Der Courier theilt aus der Pariser Quotidienne die Nachricht mit, daß die franzoͤsische Regierung dem Hrn. Canning das große Band der Ehrenlegion ange— boten, er aber dasselbe abgelehnt habe.

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