1826 / 276 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 24 Nov 1826 18:00:01 GMT) scan diff

„Mehrere, in kurzer Zeit hinter einander, in ver— schiedenen Quartieren der Stadt ausgebrochene Feuers. bruͤnste, deren eine am 11., den im Eski, Serai (alten Serail) neu erbauten, beinahe vollendeten Feuerthurm“), verzehrte, und wobei man die Gewißheit erlangte, daß der Brand angelegt gewesen, hatten, in Verbindung mit einer sichtbaren Gahrung, die sich seit der Verord- nung in Betreff der taglichen Abgabe von 5, 10 und 16 Para von saͤmmtlichen Kaufbuden in der Stadt, durch lauten Tadel jener Maaßregel, und wiederholte Zäsammenrottungen geaͤußert hatte, die Aufmerksamkeit der Regierung rege gemac,. wech: in der Stille die erforderlichen Maaßregeln anerdnete, um jeden Ausbruch gleich im Keime zu ersticken. Als daher die Mißvergnuͤg— ten, wie man glaubt, durch ehemalige Janitscharen, deren Mehrere Besitzer solcher Buben sind, aufgereitzt, es wagten, sic m 18. d. M. der Ein sammlung jener Steuer mit G t zu widersetzen, und sich auch noch am folgenden Tage in gleicher Absicht, in dem Quar— tiere von Tachta⸗Kalaa zusammen zu rotten, wurde der Aufstand an beiden Tagen durch das Einschreiten der bewaffneten Macht, ohne bedeutenden Widerstand, un— terdruͤckt, die Haupt-Anstifter der Meuterei ergriffen, und theils hingerichtet, theils aus der Stadt verwiesen.“

den von Ibrahim Pascha erwarteten Truppen. Ver kungen in Morea, ist Ursache, daß dieser Feldherr . sen Armee durch Gefechte und Krankheiten im len dieses Sommers auf 5 bis 6000 Mann zu samm schmolzen sein soll, nichts Entscheiden des zu un tern men im Stande ist. Nichtsdestoweniger durchzieht mit diesen schwachen Mitteln, ohne bedeutenden V stand zu sinden, den Peloponnes von einem Ende ö. andern. Nach einem kurzen Aufenthalte in Tripelsh wohin er am 16. Sept., von seiner letzten Erpedilln nach Maina, zurückgekehrt war, setzte er sich neuerdingt in Marsch, und uͤberzog mit seinen Truppen di— frag baren Kantone Arcadiens, Karitene, und Kalayrs hauptsaͤchlich in der Absicht, um bei der bevorstehen en Ernte d3 tuͤrkischen Weitzens, der daselbst in groß Menge gebaut wird, diesen einsammeln, und nach polizza schaffen zu lassen.“

„Die Griechen scheinen ihre vorzügliche Aufmen, samkeit auf die kritische Lage der Citadelle von Aihen zu richten. Oberst Fabvier, Karaiskaki und anden griechische Anfuͤhrer, juchen neuerdings Truppen in der dortigen Gegend zu sammeln, um einen abermaligen Versuch zum Entsatze jener Festung zu unternehmen, deren Fall Reschid Pascha in den Stand setzen wurd

Allgemeine

preußische Staats -Zeitung.

M XV5ö.

Berlin, Freizag, den 24sten November 1826.

dem Morgen entdeckt man neue Unthaten dieser Art, welche während der Nacht ausgefuhrt worden sind. Die Diebe scheinen es namentlich auf die Fiakers und Ka—

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

„Die neuen Truppen haben bei dieser Gelegenheit dem Sultan die unzweideutigsten Beweise von Treue und Anhaͤnglichkeit gegeben. Die Zahl derselben, welche

mit dem Belagerungsheere uͤber den Isthmus, nic

zu bieten.“

Morea aufzubrechen, und Ibrahim Pascha die Hanz

Im Bezirk der Köoͤnigl. Regierung

brioletfuͤhrer abgesehen zu haben; sie fallen dieselben Abends an, wenn sie nach ihren entlegenen Staͤllen fah⸗ ren und nehmen ihnen das am Tage verdiente Geld

u Coblen ist die erledigte katholische Parrey zu Sayn, m Kreise Coblenz, dem bisherigen Pfarrer Hoffmann u Fischbach, Kreises Altenkirchen, übertragen worden;

zu Aachen ist der bisherige Huͤlfcpfarrer Joh. Jos. Thelen, als Huͤlfspfarrer in Hastenrath, Kreis Duͤ⸗ ren, so wie der bisherige Huͤlfspfarrer Joh. Theodor Esser, in gleicher Eigen schaft in Gereonsweiler, Kreis Illich, ernannt.

ab. Vorgestern zog sich aber ein Fiakerkutscher auf eine geschickte Weise aus der Verlegenheit. Ploͤtzlich von drei Leuten, die seinen Pferden in die Zuͤgel fallen, festgehalten, ruft er ihnen zu, er sei ein armer Teufel, in seinem Wagen saäßen aber vier Herren, bei denen gewiß ein guter Fang zu machen sei. Mit diesen Wor— ten wendet er sich seinem leeren Wagen zu, und sagt;z Meine Herren, hier sind Leute, die Geld haben wollen; wenn Sie ihnen jeder 5 Fr. geben.... Die Diebe warteten aber das Ende dieser Anrede nicht ab, und suchten, in der Besorgniß, es mit so viel Menschen nicht aufnehmen zu konnen, das Weite. . Die neaerdings hier erschienenen statistischen Be— merkungen uͤber Paris und das SeineDepartement, welche auf Befehl des Praͤfekten, Grafen Chabrol, ent— worfen worden sind, enthalten interessante Angaben. Neben der gewohnlichen Aufzählung der ungeheueren Massen, die jährlich in der Hauptstadt verzehrt werden (3. B. 79, 000 Ochsen, 380,000 Hammel ꝛc.), fin det sich ein auch in philosophischer Beziehung wichtiges Ver⸗ zeichniß der Kranken in Irrenhause, der Salpetriere und von Bicetre. Es ergiebt sich hieraus unter andern, daß die Mehrzahl der wahnsinnigen Frauen solche sind, deren Thätigkeit auf Befriedigung des Luxus gerichtet ist, und die also Neigung dazu erhalten, wahrend diese oft unbefriedigt bleibt. In der Salpetriere sind nur Frauen; von den 2641, die wahrend 6 Jahren dort vorhanden gewesen sind, waren 755 Naͤhter innen, 463 Dienstmäbchen, 104 Stickerinnen und 116 Hausirhaäͤnd⸗ lerinnen; nur 18 hatten aus Liebe den Verstand ver— loren. Waͤhrend des nämlichen Zeitraumes waren in Bicetre 1763 wahnsinnige Maͤnner gewesen; davon waren es 76 aus Liebe, 134 aus Ehrgeiz und 78 in Folge der politischen Ereignisse geworden. Von der Gefammtzahl waren 388 Arbeiter, die mit Anfertigung von Luxussachen , . gewesen sind, 98 Kuͤnstler, uns nur 5 Grundeigenthuͤmer. U

Fuͤnfprocentige Rente 99 Fr. 90 C. Dreiprocent. 71 Fr. 30 C. ;

Lon don 11. Novbr. Man glaubt allgemein, daß die Minister gesonnen sind, die Vertagung des Parla⸗ ments bis in die erste Woche des Februgrs vorzuschla— gen, sobald, nach eröffneter Session, die Mitglieder ver— eidigt, der Sprecher des Unterhau ses erwählt und die Indemnitaͤts-Bill fuͤr die Minister passirt sein wird. Der Morning Herald tadelt diesen Verzug sehr und sagt, man wisse zwar, daß die Minister uͤber die

sich täglich vermehrt, soll in der Hauptstadt und in den Provinzen sich bereits auf 45, 000 Mann belaufen.“

„Mehrere bisher im Kanale des Bosporos zu mi⸗ litrischen Uebungen verwendete Kanonierschaluppen und andere Fahrzeuge sind in diesen Tagen, mit Artilleri sten und andern Truppen bemannt, nach den Darda“ nellen abgegangen, um die Besatzungen der dortigen Schloͤsser zu verstaͤrken und die Flolte des Kapudan⸗ Hascha, der sortwaͤhrend zwischen den In seln Myrilene und Samos keeuzt, mit Kanoniere und Munition zu ver sehen.“

„Ven Veränderungen in den Staats-Aemtern ver dient bloß die Ernennung des bisherigen Nischandschi (Staatssecretäͤrs fuͤr den Namenszug des Sultans) Atta Efendi zum Defterdar von Rumelien bemerkt zu werden. Der dekannte Hußnt-Bei, der diese Stelle bisher bekleidete, wird naͤchstens aus dem Lager des Seraskiers, Reschid Pascha, hier erwartet.“

„Die Pestseuche ist fortwährend im Abnehmen; nur das griechische Spital hat nech in den letzten 14 Tagen eine bedeutende Anzahl Kranke aufgenommen, von wel, chen vier und zwanzig gestorben sind.“

Ein Schreiben aus Smyrna vom 18 September meldet: „Die ägyptische Flotte lag, den letzten Nach- richten aus Alexandrien zufolge, noch immer im dorti⸗· gen Hafen vor Anker; man glaubte aber, daß sie bin⸗ nen wenigen Tagen ihre Fahrt nach Morea antreten werde. Die Abtheilung der tuͤrkischen Flotte, welche unter Commando des Kapudana- Beg, bestimmt ist, in Gemeinschaft mit der ägyptischen zu operiren, befindet Ich im Hafen von Moton; ihre Starke bettaͤgt zwei Linienschiffe, 8 Fregatten und 14 große Briggs; zwei dieser Fregatten kreuzen in den dortigen Gewaͤssern.“

„Die verzögerte Ankunft der aͤgyptischen Flotte mit

Der Kapndan-Pascha kreuzt fortwährend zwischen den Insein Mytilene und Samos, und wechselt von Zeit zu Zeit einige Kanonenschuͤsse mit der griechischen Escadre. Seit den letzten Demonstrationen dtesez y mirals gegen Samos, sind die Vertheidigungs / Anstalten auf dieser Insel bedeutend vermehrt worden, und h Partei, die nichts von Unterwerfung hoͤren wollte, hat das Uebergewicht erhalten. Der beruͤchtigte Logothen steht fortwährens an der Spitze; unter ihm command ren die Eapitäaͤne Stamati und E jana.“

Nachrichten aus Jassy zufolge war der Kiaja⸗ Beg des ersten Pforten-Commissars Hadi Efendi, der selbe, welcher die in Ackermann unterzeichnete Conven tion nach Konstantinopel uͤberbracht hatte am . No vember Abends aus dieser Hauptstadt zuruck mit der großherrlichen Ratification in Jassy eingetroffen, und hatte fich am folgenden Morgen, von dem dortigen Die van Efendi begleitet, nach der russischen Quarantaine am Pruth begeben, wo ein anderer Abgeordneter der Psforten⸗Commissaͤre wartete, um die Depeschen zu uͤber, nehmen, und ohne Verzug nach Ackermann zu ͤberbein gen. Der Kiaja Beg war am Abend desselben Tagel wieder nach Jassy zuruͤckgekehrt, um dort die Ruͤckkeht der Pforten Commissaͤre, die in acht bis zehn Tagen en folgen soll, zu erwarten. .

Abgereist. Se. Exec. der Koͤnigl. Hannoͤversche General Lieutenant, außerordentliche Gesandte und be⸗ polmächtigte Minister am hie sigen Hofe, Freiherr von Dornberg, nach Hannover.

Zeitungs-Nachrichten.

Ausland.

Paris, 17. November. Vorgestern hat der Konig

im Ministerrath, welcher bis halb zwei Uhr dauerte, ptaͤstdirt; unmittelbar darauf prästdirte S. M. einem Kabinetsrathe, zu welchem, außer den wirklichen Staats— ninistern, die Staatsminister: Marschall Herzog von Ragusa, Vicomte von Martignac, Marschall Marquis bon Lauriston und Marquis von Pastoret, und die Staatsraͤthe: Ritter Allent und Vicomte von Caux be. rufen worden waren. ; S. M. haben eine Ordonnanz erlassen, wonach die verantworlichen Beamten der offentlichen Schuld in ih⸗ rem der Ober⸗Rechenkammer zu erstattenden jahrlichen Be— richte, welcher demnaͤchst den Kammern vorgelegt wird, auch alle neue Einschreibungen in das große Buch, desglei— chen die Eigenthumsveränderungen in den schen vor— handenen Renten aufzeichnen sollen. Die Regierung soll die ihr von der Handels Kam,

mer in Lyon vorgelegte Bitte, eine Ausfuhrspraͤmie von 5 pCt. auf allen von Lyoner Fabrik herruͤhren den Waa⸗ ren zu gewähren aus dem Grunde abgelehnt haben, daß die gegenwärtige Bedrängniß der Fabriken sic nicht auf Lyon beschraͤnke, und andere Städte in gleichem Magße treffe; diese also 6 die ,, , . An⸗

ruch zu machen berechtigt sein wuͤrden. ;

s Pic . nehmen die Diebstaͤhle und Naͤube⸗ reien in der Hauptstadt nicht ab, und beinahe an je—

—— Königliche Schauspiele.

Donnerstag, 23. Nov. Im Opernhause: „Die Bene fiz⸗Vorstellung,“ Posse in 1 Akt und in 56 Aust zuͤgen. Hierauf: „Die Sternenfee,“ Große komisch Zauber Pantomime in 2 Abtheilungen, von Lewin.

Berichtigung.

In Nummer 263 dieser Zeitung, im Artikel Lon— don, 17. Oktober, betreffend die Niederlegung der zum 1bten Tilgungs, Termine der englischen Anleihe vom Jahre 1813 eingeloͤseten Partial Obligationen, ist unter Lit. D., anstatt No. 22,963 zu lesen: No. 22,936.

) Bekanntlich wurde nach den Ereignissen im Juni d. J., welche die Abschaffung des Janitscharen,Corp' zur Folge hatten, üm jede Erinnerung an dieses Corps zu - vertil⸗ gen, auch das sogenannte Janghin⸗Koͤschk, oder der Feuer⸗ thurm auf dem ehemaligen Hotel des Janitscharen⸗Aga, abgetragen und der Bau eines neuen solchen Thurmes im alten Serail angeordnet.

Gedruckt bei Feister und Eisersdorff. Redacteur John.